Und
schon wieder ein neuer Name aus Griechenland, der es unbedingt wert
ist, vorgestellt zu werden. Das Debütalbum von Cyanna Mercury
bewegt sich in den Rock-Gefilden zwischen Retro, Stoner, Doom,
Alternative, Psychedelic und erinnert an so manche Namen, die hier
zuhause sind. Wenn ich mich auf einen festlegen müsste, dann
würde ich den Jungs die Magie und Chemie der frühen The Tea
Party zuschreiben, der Band um den kanadischen Jeff Martin, die mit
ihrem Album „Tryptych“ ja für einiges Aufsehen sorgen
konnten (die aber dann leider mehr und mehr in der Versenkung
verschwanden).
Die Griechen machen manches ähnlich, bringen aber zusätzlich
Elemente von den Doors, Led Zeppelin, The Cult, Danzig, Pearl Jam und
auch Radiohead mit rein, was „Archetypes“ extrem
abwechslungsreich und unterhaltsam macht. Ein grandioses Album!
Hier werden Alternative / Grunge Acts wie Alice in Chains,
Soundgarden und Faith No More genauso ins Spiel gebracht wie die
Kanadier Rush – was schon mal eine mindestens abenteuerliche
Mischung verspricht. Natasha Tsirou am Mikro ist das nächste
Abenteuer, denn ihre Blues-getränkte Stimme ist nicht nur
grandios, sondern bringt auch eine ganz eigene Stimmfarbe in diese
Mischung, die das Album in eine Retro-Rock Richtung lenkt, die an
Kollegen wie Blues Pills erinnert. Da aber die restlichen Zutaten
eigenwillig genug sind, muss man diesen Vergleich nicht weiter
ausdehnen. Stattdessen bringen The Mighty N auf ihrem zweiten Album
(nach „Songs for the X Generation” 2013) noch ein paar
Gastsänger aufs Parkett, die für zusätzliche Abwechslung
sorgen.
Abenteuerlich, abwechslungsreich, spannend. Sehr gut!
Ein
neuer Name für ein Bandprojekt um einen Musiker, der vor knapp
drei Jahren schon einmal für Furore gesorgt hat. Adam Warne
erschien im Januar 2014 unter dem Pseudonym Synaesthesia und einem
selbstbetitelten Debüt, das die besten Namen britischen Progs
vereinen konnte - Frost*, Jadis, IQ oder It Bites waren Bands, mit
denen das Album durchaus mithalten konnte. Jetzt kommt die
Auflösung der Frage, warum von ihnen nichts weiter zu vernehmen
war. An der Seite eines neuen Teams erscheint Sänger und
Keyboarder Adam Warne mit Joey Frevola und Sam Higgins (Gitarren),
Peter Episcopo (Bass) und Robin Johnson (Drums) als Kyros.
Kyros haben einen etwas moderneren Ansatz, bringen v.a. auf CD1 ihres
Debüts verstärkt Alternative Rock und Electronic Elemente mit
rein, steigern sich aber im Verlauf ihres Albums auch immer zum fetten
Prog-Act, der von den o.g. Namen immer wieder Elemente mit rein bringt,
aber insgesamt einen sehr eigenständigen Eindruck
hinterlässt. Deswegen sollte man sich diesen Namen merken!
Es gibt wenige Musiker, die so wenig verändern müssen von
Album zu Album, einfach, weil sie schon immer so viele verschiedene
Sachen gemacht haben. Und so gibt es auch auf dem neuen Neal Morse
Album wenig, das er noch nie gemacht hätte – trotzdem kann
es vollauf begeistern, denn er mischt die Zutaten immer wieder komplett
neu.
Zwei CDs, die alles beinhalten, was wir an Progressive Rock der Marke
Morse lieben – zarte Akustikeinlagen, fette Bombastteile,
überraschende Wechsel, grandiose Soli und atemberaubende
Vokalarrangements, sowohl was die Solostimme, als auch die
mehrstimmigen Passagen betrifft. Neal vorne, Mike Portnoy am Schlagzeug
hinten und dazwischen eine Musikertruppe, die alle Hürden und
Minen spielerisch meistert. Immer wieder wechselt die Stimmung, kommen
„Prog“-Elemente mit rein, ohne dass es zu komplex werden
würde. Kurz: Ein Meisterwerk!
Ihre
22 Londoner Shows 2014 waren eine Sensation – nicht nur weil es
die ersten Konzerte seit 35 Jahren waren – und binnen Minuten
ausverkauft! Drei CDs öffnen die Shows nun endlich für den
Rest der Welt.
Die drei CDs geben die drei Konzertteile wieder und sind alles andere
als ein Best-of, als vielmehr eine Auswahl von Albumteilen, die sich
für eine multimediale Show mit Rockperformance, Tänzern,
Puppen, Schatten- und Maskenspielen auf großer Konzeptbühne
mit 3D-Animationen und einem Illusionisten am besten eigneten. Die
Suite "The Ninth Wave" vom "Hounds Of Love" Album bildet CD 2, CD3
beinhaltet die gesamte "A Sky Of Honey"-Suite vom "Aerial"-Album,
erweitert durch einen ganz neuen („Tawny Moon“), gesungen
von ihrem damals 16jährigen Sohn Albert McIntosh. Dazu kommen die
Hits von „Hounds of Love“ sowie ein paar weitere Songs
– aber letztlich ist man ohnehin schlicht überwältigt
von dem Ereignis, von dem bombastischen Sound und den großartigen
Arrangements der fantastischen Musiker und allem voran von der
kraftvollen Stimme Kate Bushs – ohne Overdubs und
nachträgliche Verbesserungen ein echtes Erlebnis – auch ohne
begleitende Bilder. Ob sie die als DVD auch noch veröffentlichen
wird?
Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich den Bandnamen nicht mag? Vor allem, weil er einfach nicht zur filigranen, ausgefeilten Musik der Briten passt – der aber schlicht im Nachnamen ihres Masterminds begründet ist. Drei Jahre hat es gedauert, bis Bandleader Luke Machin den Nachfolger zu seinem Debüt „Rubidium“ fertiggestellt hat. Er hatte ohnehin nichts übereilen wollen, hatte aber zudem noch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die eine frühere Veröffentlichung unmöglich machten. Eine Zeit, die dem Album alles andere als geschadet hat, wie er selbst sagt. Denn nur so konnten die Songs reifen, erneut überarbeitet werden und zu dem werden, was sie jetzt sind. Das Ergebnis ist ein wahrlich ausgewogenes und v.a. eigenständiges Album zeitgemäßen Progressive Rocks – mit Referenzen an die Klassiker genauso wie modernen Sounds und Arrangements. Ohne direkte Vergleiche anführen zu können, sei hier auf seine einst genannten Einflüsse verwiesen –Porcupine Tree, Demians, It Bites, genauso wie Pain of Salvation und Opeth, allesamt Namens und Bands, deren Fans auch hier bestens bedient werden. Einen Besetzungswechsel hat es übrigens gegeben: Keyboarderin und Duettpartnerin Georgia Lewis spielt mittlerweile in ihrer eigenen Band. Ihr Ersatz heißt Marie-Eve de Gaultier – und macht ihre Sache keinen Deut schlechter, übernimmt auch Soloparts und trägt damit weiter zur Abwechslung dieses Albums bei. Extrem gelungen!
Nun nicht nachlässig werden, Gregor! Auf den neuen Lorbeeren
lässt es sich ausruhen, aber man sollte nicht bequem werden. Meyle
beginnt sein neues Album überraschend seicht, Streicher veredeln
hier und da Songs und Stimmung. Das ist alles nicht neu oder besonders
originell, glücklicherweise kriegt er aber die Kurve noch und
bringt ein paar Überraschungen und Gäste mit rein. In
„So weit, so gut“ ist es Xavier Naidoo, in „Real Time
Friends“ singt er auf Englisch – mit Duettpartner Charlie
Winston, dem ein oder anderen vielleicht 2006 im Vorprogramm der
Peter Gabriel auf Europatournee begegnet. Letzten Endes ein gutes Album
– was etwas weniger ist, als was wir in den letzten Jahren von
ihm bekommen haben.
David Judson Clemmons ist zurück im Schoße seiner Band! Acht Jahre nach ihrem letzten Album ist „Generation Vulture“ ein großartiges Statement zwischen Alternative, Grunge und Retro-Rock, zwischen Bush, Amplifier und Led Zeppelin. Dabei erinnert v.a. die Stimme von Namensgeber Jud immer wieder an Gavin Rossdale (Bush, Institute), während die Musiker seiner Band immer wieder zwischen schnellen und langsameren Passagen pendeln. Sie verwenden Effekte ohne Computer, haben ihr Album in Berlin analog mit dem Equipment des berühmten Vielklang Studios aufgenommen, auf dem sie auch ihre ersten drei Alben bereits aufgenommen haben. Some things just never change. Und mit Highlights, wie dem achtminütigen „Humanity the lie“ kann man einfach nur froh sein, dass sie wieder da sind.
Es dürfte einige geben, denen das letzte Archive-Album einen Schritt zu weit in Richtung Electronica gegangen ist, und denen auch sonst zu viele der Band-typischen Charakteristika fehlen, insbesondere die Hypnose-Fähigkeit und die Kunst, große Songs zu schreiben. Die Experimentierfreude des Darius Keeler in allen Ehren, aber auch andere Künstler machen große Musik. So wie (Archive-Sänger) Dave Penn und Mike Bird. Deren letztes Album „In the Company of Imaginary Friends“ hatte bereits gegenüber dem fast zeitgleich veröffentlichten Archive-Album „Restriction“ qualitätstechnisch die Nase vorn, auch die beiden Nachfolger erscheinen zeitnah. Und während Archive eben neue Wege versuchen zu gehen, halten BirdPenn die klassische Archive-Fahne hoch. Zwar sind auch hier gewisse Electro-Tendenzen erkennbar, aber immer wieder können die Songs überzeugen, oft auch erst im weiteren Verlauf und durch zahlreiche Wiederholungen in letztendlich typischer Archive-Manier. Höhepunkt sind zweifellos das gut 12-minütige „The Solution…“ sowie das rockige „Trust“, aber wenn man sich erst einmal warmgehört hat, sind es nur noch wenige Momente, in denen sich Archive-Fans nicht wiederfinden dürften (ich empfehle, am Anfang Track 2+3 einfach zu skippen). Bleibt schlussendlich abzuwarten, wie das Archive-Album generell aufgenommen wird, bzw. wie sehr Keeler sich darum schert. Aber solange es mit BirdPenn eine Alternative gibt, ist nicht alles verloren.
Von Depression keine Spur, geschweige denn von Ehrwürde vor dem legendären Ort: Der „Godfather of Punk“ wirbelt immer noch über die Bühne wie in besten Tagen, steht am Ende des 2. Stückes bereits ohne Oberteil da und erfreut sich und sein Publikum mit reihenweise Hits. An der Seite seines neuen Partner-in-crime Josh Homme, der ihm schon bei seinem letzten Studioalbum zur Seite stand, merkt man ihm seine knapp 70 Jahre nun wirklich nicht an. Der Telegraph schrieb über dieses Konzert: „Ich habe schon extrem viele Konzerte gesehen, aber das war definitiv das beste, das ich je erlebt habe.” Auch der NME beschrieb den Abend als “eines der erinnerungswürdigsten Konzerte des Jahres … es fühlte sich an wie der Auftritt seines Lebens”. Als Set in Ton und Bild als DVD, Blu-ray, DVD+2CD.
Ein
Musical, das Ende 2015 in New York Premiere feierte, komplett mit
Bowie-Musik bestückt ist, an dessen Entstehung Bowie bis zuletzt
selbst beteiligt war und dessen Premiere am 7.12.2015 sein letzter
öffentlicher Auftritt war. Das hat angesichts der weiteren
Entwicklung schon etwas extrem Nostalgisches. So punktgenau hat sich
wohl kaum jemand so ein Denkmal gesetzt. Das Musical
„Lazarus“ wurde von Bowie und dem irischen Dramatiker Enda
Walsh geschrieben und ist ein Sequel von Bowies Film aus den 70ern,
„The Man Who Fell to Earth“. Die Produktion lief bis zum
20.1.2016, drei Tage länger als geplant. Als die Musiker und die
Besetzung für die Aufnahmen dieses Albums am 11. Januar im Studio
eintrafen, um mit den Aufnahmen zu beginnen, erfuhren sie von David
Bowies Tod am Abend zuvor. Die emotionale Stimmung dieses Tages ist nun
auf dem Album festgehalten.
Sänger Michael C. Hall hat eine Stimme, die der Bowies sehr nah
ist – man denkt immer wieder, dass es das Original ist, das man
hört. Nur die Versionen sind oft komplett anders, und das ist das
Spannenden an diesem Album. „This is not America“ oder
„Heroes“ als traumhaft melancholische Versionen, andere
Arrangements sind typisch Musical, hier und da wird’s auch etwas
schräg – aber das gehört wohl dazu. Genauso
erwähnenswert wie Hall ist seine Duettpartnerin – und oft
auch Solosängerin – Sophia Anna Caruso. Toll!
Neben den Cast-Interpretationen von Songs quer durch das Schaffen
Bowies enthält das Album auch die drei letzten (und bislang
unveröffentlichten) Aufnahmen Bowies: „No Plan”,
„Killing A Little Time” und „When I Met You”-
sowohl in Cast-Aufnahmen als auch von Bowie selbst auf CD2 –
eingespielt von Donny McCaslin und seinem Quartett eingespielt, der
gleichen Band, die auch auf dem ★-Album (s.u., KW 2) zu hören ist.
Am 8.11.2016 feiert „Lazarus“ Premiere im Londoner Kings Cross Theatre!
Es bleibt ungeklärt, wer die (musikalisch) coolere Sau ist – Caleb Followill oder Robbie Williams. Letztendlich bleibt es (musikalische) Geschmackssache des Betrachters; beide ziehen jedenfalls ihr Ding durch, ungeachtet der Erwartungshaltung ihrer Fans oder der Medien. Bevor Robbie soweit ist, hat Caleb schon mal vorgelegt – und die Kings of Leon Fans dürfen aufatmen: Neben den wohl persönlichsten Texten ihrer Karriere haben die 4 Followills hier neben ein paar Smash Hits wieder einen ganzen Stapel großartiger Songs und Melodien für die Ewigkeit ins Spiel gebracht. Die erste Single „Waste a Moment“ erinnert in ihrer Art stark an ihre bislang erfolgreichste Single „Sex on Fire“, das folgende „Reverend“ ist gleich der nächste Anwärter für einen neuen Klassiker, zwischendurch wird es mal bluesiger, mal humorvoller, zwischendurch immer wieder auch ganz ruhig, bis im finalen Titelsong die Feuerzeuge (und bitte keine Handytaschenlampen!) wieder herhalten müssen. Das dürfte ihr Schiff wieder eine Weile auf Kurs halten – ohne groß neue Häfen anlaufen zu müssen.
Auch eher selten: Nach dem akustischen Vorgänger ist dies schon das zweite Album in diesem Jahr unter eigenem Namen. Deutlich bandsound-orientierter und abwechslungsreicher kommen auch erst hier seine Stärken richtig zur Geltung. Und während er sich im April noch bei Pink Floyds „High Hopes“ bedienen musste, um ein Ausrufezeichen zu setzen, schafft er es hier auch ohne fremde Schützenhilfe. Das titelstiftende „Home“ kann da mit seinen 8 Minuten schon nahtlos anknüpfen, aber auch „Never should have“ oder die eingängige erste Single „Amen to that“ sind grandiose Songs, die so typisch Wilson sind, wie sie allesamt, zumindest aber 7/10tel „best choice“ darstellen. Abwechslungsreiche Arrangements, die sein ganzes Spektrum zwischen kräftigem Rock, schwebenden Pink Floyd-Momenten und ganz ruhigen Teilen präsentieren – das beste Soloalbum seit seinem Debüt „Change“!
Wer beim Namen dieser Band an Quadrophenia denkt, liegt schon mal reichlich daneben. Die Griechen machen Psychedelic Retro Rock, genauso wie Post-Rock für Einsteiger – irgendwo zwischen Amplifier und Sabbath, bzw. Mogwai und Mono. Aber wem bei zweiteren Bands der Gesang fehlt, darf hier loslegen, denn 1000mods haben mit Sänger/Bassist jemand, der seine Sache sehr gut macht – lediglich die Texte sind hin und wieder etwas einfallslos. Was dazu führt, dass es ok ist, wenn er da ist, aber auch gut ist, wenn er vorbei ist und die Band richtig loslegt beim Soundstapeln. „Repeated Exposure to…“ ist das dritte Album der Heavyrocker, mit dem sie sich jüngst gemeinsam mit Monkey3 live vorgestellt haben. Aber auch in der Vergangenheit waren sie schon sehr passend mit Bands wie den Black Keys oder Karma To Burn unterwegs, bzw. auf Festivals wie dem Desertfest, Up in Smoke oder Lake on Fire. Wer auf Bands wie die bislang genannten steht, sollte 1000mods antesten. Fettes Album!
Wer solch herrlichen Melodien kreiert, kann nur ein wundervoller Mensch sein, oder? Leider sind wir hier nicht beim Gutmensch-Award 2016, sondern wir schauen auf die Musik. Jene zauberhafte Kombination aus Melodie und Harmonie, Hookline und Kreativität. Aber halt: Hookline? Ja, genau, diese kleinen Haken, die sich festbeißen, an denen man sich entlang hangeln kann durch den Song und das Album und seine irrwitzigen Wendungen. Nur leider sind diese Hooks auf FEAR Mangelware. Nun gibt es bei den Marillion der 00er-Jahre auch keine irrwitzigen Wendungen und Breaks, dass man ins Schleudern geraten könnte – daran hat sich auch 2016 nichts geändert. Auch FEAR ist eine eher ruhig-melancholische Songsammlung mit gelegentlichen Ausflügen ins Rock-Geschehen. Trotzdem fehlen die Hooks, an denen man sich festhalten möchte,, an die man sich erinnern möchte, wenn die 68 Minuten vorbei sind. Aber auch nach mehrmaligem Hören bleiben sie nicht, bzw. sind nicht identifizierbar. Deswegen ist FEAR zwar wunderschön und sorgt immer wieder für wohlige Schauer – aber ein Meisterwerk braucht mehr!
Der britische Musiker hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Kreativköpfe von der Insel entwickelt. Nach seinen Erfolgen mit The Porcupine Tree und seiner Stellung als Techniker und Remixer für diverse große Bands waren es v.a. seine letzten Studioalben als Solokünstler, die Kritiker und Fans zu wahren Begeisterungsstürmen hingerissen haben. Ausverkaufte Tourneen waren der langverdiente Lohn für seine Arbeit. Trotzdem galt Wilson als Künstler der „Progressive Rock“-Szene immer auch als (musikalisch) begrenzt zugänglich, seine Arbeit war für viele zu komplex und zu abgehoben. Progrock halt. Dass es ihm trotz aller Vertracktheit und technischer Finessen im Kern immer um den guten Song und die gute Hookline ging, hatte er immer wieder bewiesen und war Kennern seiner Musik auch nie verborgen geblieben. Auf „Transience“ konzentriert er sich jetzt auf die eingängigen Songs seiner Solo-Karriere aus der Zeit von 2002-2015. Eingängig, simpel und trotzdem brillant mitreißend verdeutlichen sie den Schlüssel zu seinem Erfolg – und könnten dabei vor allem denjenigen den Zugang vereinfachen, denen die Taktwechselfrequenz auf seinen normalen Alben einen Tick zu hoch war. Die Hamburger Progrocker Sylvan hatten ihr „Presets“ Album 2007 scherzhaft ihr „Frauenalbum“ genannt, weil es die zugänglichere Seite der Band in der Vordergrund hob, einen ähnlichen Ansatz könnte man auch „Transience“ bescheinigen. Wenn er so weitermacht, schafft er es noch in die Stadien, die seine frühen Vorbilder Pink Floyd dann auch irgendwann bespielten!
Er
ist wieder da! Bei Männern seines Alters kann man sich da ja nicht
mehr ganz so sicher sein – zumal das letzte Album nicht gerade an
alte Erfolge anknüpfen konnte – und er auf der letzten
großen Tournee, auf der man ihn erleben konnte, auch nicht gerade
die beste Figur abgab. Aber hier ist er wieder, konnte für die
zehn neuen Songs sogar seinen alten Songwriting-Partner Jim Steinman
mit ins Boot holen – was auf den bislang drei
veröffentlichten CDs, auf das durchgehend der Fall war, meistens
für die besten Ergebnisse gesorgt hat. Und wie man Meat so kennt
– und im Bestfall persönlich kennengelernt hat (gerne noch einmal nachzulesen HIER)
sind übermäßig dramatische Veränderungen nicht
seine Sache. Sollte man denken. Bis man den Opener des neuen Albums
hört.
“My mind is just not what it was“ singt er wiederholt in
„Who needs the Young“ und begibt sich auf
Musical-ähnliche Pfade zwischen Blues, Vaudeville, Swing und Pop.
Sollte er sich nun doch plötzlich einmal von einer ganz anderen
Seite zeigen wollen? Aber schon das folgende „Going All the
Way“ schlägt wieder bekanntere Töne an, erreicht mit
11:28 Minuten auch wieder epische Längen, bleibt musikalisch aber
auch dem Musical-Stil treu. Letztendlich dauert es bis Song 4
“Loving You is a Dirty Job (but someones gotta do it)”,
dass er auf 6 Minuten Länge die übliche
Breitseit-Bombast-Ballade raushaut – und ehrlich gesagt das erste
Highlight. Durchaus gelungen ist auch das Sisters of Mercy-Cover
„More“ – obwohl das im Original fast Meat
Loaf-ähnlicher war, als in dieser neuen Version.
Erwähnenswert ist auch noch „Skull of your Country“,
in dem seine Duettpartnerin Stacy Michelle frech die komplette
„Turn around“-Hookline von Bonnie Tylers „Total
Eclipse Of The Heart“ klaut. Zum Abschluss wird Meat noch einmal
frech, knallt einen schönen Blues-Musical-Swinger raus und
verabschiedet sich damit genauso ungewöhnlich wie er angefangen
hat.
Was bleibt? Ein teils ungewöhnliches, oft überraschendes,
überwiegend leider eher durchschnittliches Album, dem man die
Kollaboration mit Steinman nur selten anhört, und von dem man
hofft, dass das noch nicht alles ist, was der große Mann uns
aufgetischt haben will.
Bruce Soord erzählt gerne Geschichten. Und er liebt die große musikalische Geste. In den 90ern noch mit seinem Progressivrock Formation Vulgar Unicorn, zeitlebens sträflich unterbewertet und unbeachtet, in der Folge dann unter neuer Flagge als Ananasdieb. Mit einem deutlich zugänglicherem Format zwischen Rock, Pop und Kunst, deutlich songorientierter und weniger komplex, aber nicht viel weniger anspruchsvoll. Damit platziert er sich in deutlicher Nähe zu Steven Wilson, bzw. seinen Porcupine Tree – ehrlich gesagt weckt ja schon der Bandname Assoziationen, weshalb das also vielleicht gar nicht so ungewollt ist – aber auch Namen wie Gazpacho oder Anathema sind mögliche Referenzen. Bei enormer kreativer Produktivität wurde Soord mit jedem Album professioneller, „Your Wilderness“ ist bereits sein 11. Studioalbum. Ein Großteil der Songs beginnt melodisch-melancholisch (auch eine Parallele zu Steve Wilson) und entwickelt im weiteren Verlauf seine spannungsreiche Dramatik und Eigenheiten – mit plötzlich hereinbrechenden Gitarren, die vereinzelt auch mal härter angeschlagen werden dürfen, manchmal bleibt es aber auch einfach nur guter handmade Pop. Für den gemeinen Pop-Fan zu anspruchsvoll und unberechenbar, dem Prog-Fan vielleict nicht komplex genug setzt sich Soord ein wenig zwischen die Stühle – wer zu seiner Kunst aber einmal Zugang gefunden hat, dürfte seinem Ansatz schnell erliegen.
Wem
Hardcore zu heftig ist, Thirty Seconds To Mars aber eigentlich zu sehr
Mainstream geworden ist, bei wem die Gitarren gerne mal etwas lauter
scheppern dürfen, der Gesang aber nicht zu häufig in den
Screamobereich abdriften darf, der sollte dieses Album hören! Das
britische Trio um Sänger Mark Holly zelebriert Musik immer auf der
Grenze zwischen Indie-Rock und Post-HC, immer mit der nötigen
Prise Drama, Verzweiflung und Leidenschaft. Holley begann bereits mit 6
Jahren erste Songs auf seinem Fisher Price Tape Recorder aufzunehmen
– inspiriert durch die Plattensammlung seines Vaters: Neil Young,
Hendrix, Oasis. Für ihr Debut Album konnten die Black Foxxes
Produzent Adrian Bushby gewinnen, der schon mit Bands wie den Foo
Fighters, Muse oder The Rapture zusammen arbeitete.
Die Verzweiflung ist übrigens echt in Hollys Songs, der mit der
Krankheit Morbus Chron leben muss. “There’s been so many
times when I’ve wanted to quit, but something inside me says,
‘No, this is exactly what you need to do.’ I think this is
the only thing I’m good at. Every time I perform, I have this
feeling, like, ‘This is right’, no matter the negative
thoughts I have beforehand. I’m an anxious mess, and then I walk
out and play, and everything is alright.”
Kult oder Komiker? An Rio Reiser scheiden sich durchaus Geister. Es
gibt genügend, die ihn als Popkünstler abtun – was er
sicherlich auch ist. Aber bei Rio Reiser gibt es gar kein entweder
oder, kein (nur) schwarz oder weiß. Rio ist – oder besser:
war immer beides. Aber seine Musik ist es immer noch. Und vieles ist
immer noch zeitlos; gut!
Dass er darüber hinaus eine Unmenge an Verehrern hat, liegt nicht
zuletzt an seiner Vergangenheit mit Ton, Steine, Scherben, gewiss auch
an seiner Kompromisslosigkeit, aber v.a. an seiner Fähigkeit, gute
Songs zu schreiben. 20 davon gibt es jetzt auf einer liebevoll
gemeinsam mit seinem Bruder Gert Möbius gestalteten
Best-of-Compilation (inkl. zwei Songs von TSS) anlässlich seines
20. Todestages am 20. August.
In der 2CD Premium Edition kommen dann ein paar seiner Verehrer zu
Wort. Hier gibt es vier neue Cover-Versionen von u.a. Johannes Oerding
und Namika, v.a. aber einer grandios augenzwinkernd updated Version von
Gregor Meyle. Dazu noch vier weitere Cover-Versionen der vergangenen
Jahre (cool: Fettes Brot) und zur Krönung eine neu arrangierte
2016er Version seines Songs „Wann?“. Keine Ahnung, wie das
zustande gekommen ist, ich hatte zunächst Jan Plewka
heraushören wollen, von dem es eigentlich unglaublich ist, dass er
NICHT auf diesem Album vertreten ist, denn wenn es einen Rio II. gibt,
dann ja wohl den Selig-Sänger, der jahrelang mit der Rio Show
durchs Land gereist ist. „Wann wird übrigens auch als Single
veröffentlicht, verdeutlicht der Song doch, wie zeitlos Rio
Reisers Texte sind. Toll!
Es ist schon erstaunlich. Auf den ersten Blick machen die Schweden Blues Rock. Diese Einordnung hält aber auch nur einem sehr kurzen Blick stand. Denn abgesehen davon, dass das Quartett seit ihrem selbstbenannten Debütalbum 2014 zur Gallionsfigur der RetroRockWelle gemacht wurden, gibt es ein paar Tatsachen, die sie nicht zufällig in diese Rolle gedrängt hat. Dass das Metal-Label Nuclear Blast sie als einzige Blues Rock Band unter Vertrag an sich gerissen hat, ist kaum allein durch die gelegentlichen Hardrock-Ausflüge zu erklären. Dass sie als eine der besten Live-Bands gezählt werden, liegt nicht allein an ihrer attraktiven Frontfrau, die mit unermüdlicher Energie über die Bühne fegt. Ihre Songs bieten mehr. Obwohl alle zehn neuen Songs unter fünf Minuten bleiben, haben sie immer wieder Retro-/Jam-Elemente versteckt, die ihren Songs das gewisse Etwas mitgeben. Gleichsam professionell wie frisch und frech bedienen sie sich der nötigen Utensilien, ohne sie zum Selbstzweck zu missbrauchen. Und natürlich ist es nicht zuletzt die Stimme von Elin Larsson, die diesem Sound alles mitgibt, was er braucht. Ich fürchte, von sowas wird Inga Rumpf mittlerweile nur noch träumen können.
Drei Leute, ein Sound wie der eines kompletten Orchesters und ein Drama, das Pink Floyd zu höchsten Ehren gereichen würde. Eigentlich kaum zu glauben, dass die drei hier mit Gitarre, Drums und Bass auskommen, um diese Klangfülle zu erreichen und obendrein Bands von Floyd über Peter Gabriel bis Tears For Fears zu ihren Einflüssen zählen. Gut, auf der anderen Seite kommen Led Zeppelin, Beatles und Soundgarden hinzu, aber damit ist ihr Sound auch schon ganz gut umschrieben. Auf der Basis von 70s-Rock basteln sie ungeheuer intensive, abwechslungsreiche Songs, die sich gerne steigern und in dramatische Höhen schrauben oder wahlweise von elegischen Gitarrensoli begleitet werden, genauso wie, kneif mich, das sind doch Keyboardflächen, oder nicht? Sehr genial, sehr spannend, sehr mitreißend und immer wieder aufs Neue überraschend. Ich habe keine Ahnung, warum mir dieses Trio aus Kentucky bislang verborgen geblieben ist (obwohl ich schwören könnte, diesen Namens schon mal auf meiner Liste gehabt zu haben), aber ihr drittes Werk nach Lost And Gone Forever (2011) und Heretics (2014) macht definitiv Lust auf mehr. Schön, dass man da gleich nachlegen kann!
Mit
ihren letzten drei Alben, „Puzzle“, „Only
Revolutions“ und „Opposites“ kletterten sie immer
weiter nach oben in der Gunst der Hörer, Fans wie Kritiker und
entsprechend auch in den Verkaufscharts. Zeit, sich neue Ziele zu
setzen und neue Wege auszuprobieren - beginnend mit der Wahl des
Produzenten (Rich Costey, u.a. Esperanza Spalding, Mew, Fiona Apple).
Das Ergebnis ist ein Album, das deutlich poppiger und ruhiger ist, aber
auch experimenteller. Alte Prog-Rock-Anleihen sind passé, und
Alternative Rock-Hymnen ebenfalls eher spärlich gesät, Ob
sich das Radio Songs wie „Re-arrange“,
„Flammable“ oder „Small Wishes“ vornimmt,
bleibt abzuwarten. Alte Fans dürften sich eher über die
Rocker vom Format von „Wolves of Winter“, "Herex" und
„Howl“ freuen, während sich bei „Friends and
Enimies“ beide Seiten am ehesten nahe kommen könnten.
Der ganz große Wurf ist es nicht – aber der Willen
zur Veränderung ist offensichtlich. Und einfach weitermachen wie
bislang wäre nicht unbedingt die beste Idee gewesen. Von daher
könnte der Erfolg dieses Albums sich zunächst aus ihren
bisherigen erfolgen, also der Größe ihres Namens rekrutieren
– und dann v.a. ein langfristiger werden.
Drei Alben haben die Kanadier bereits veröffentlicht, für das vorliegende waren sie 2015 bereits für den Juno Award “Rock Album des Jahres” nominiert. Nun wollen sie damit auch in Europa angreifen. Und mit einer sehr spannenden Mischung aus Prog, Shoegaze und Post-Punk kann das durchaus gelingen – zumal sie in der Lage sind, sich auch kurz zu fassen und ihre Songs knackig aufs Wesentliche zu reduzieren. Das zeigen die vier „Radio Edit“ Versionen am Ende dieses knapp 80minütigen 16-Song-Werkes, in denen sie beweisen, dass der Kern ihrer Songs extrem eingängig und hitverdächtig sind. In den Originalversionen dieser, v.a. aber in den meisten der anderen Songs des Albums lassen sie sich gerne mehr Zeit, spielen mit elektronischen und / oder psychedelischen Elementen, bauen Samples mit ein oder steigern sich gerne in dramatische Rock-Höhen – manchmal fast etwas zu dramatisch. Aber gerade diese Abwechslung macht dieses Album so wertvoll für Fans zwischen Radiohead und Thirty Seconds To Mars. Der Namenszusatz „Tokyo Sessions“ entstammt übrigens der Tatsache, dass das Album aufgenommen wurde unter den Eindrücken eines Konzertes in Tokyo, bei dem sie die Stücke in der Grundversion zum ersten Mal komplett auf die Bühne brachten – als Theaterstück mit orchestralen Elementen und einer zweistündigen Filmprojektion. Die Neuauflage enthält nun zudem vier komplett neue Songs.
Dass ihr Weg sie so langsam, aber dafür immerhin stetig vom Insider-Tipp zum Chart-Thema geführt hat, dürfte in erster Linie an ihrer Vergangenheit im christlichen Rock zu tun haben. Anders ist es kaum zu erklären, dass ihr Pop/Rock zwischen Coldplay, Matchbox Twenty und Maroon 5 – mit vergleichbarem Hitpotential – nicht im kommerziellen Radio stattfindet. Seit 1997 arbeiten sie sich unermüdlich und in konstanter Besetzung durch die Wilderungen des Business, anfangs mit einem kleinen Label im Rücken, und bauten kontinuierlich an ihrer Fanbase. Nach ein paar Jahren wurden auch die Majors auf sie aufmerksam, seit ihrem 2003er „The Beautiful Letdown“ finden ihre Alben auch in den US Charts statt, ihre letzten 3 Alben haben es alle in die Top 10 geschafft. "Where The Light Shines Through" ist das zehnte Album der Band, mit dem die Kalifornier nach mehr als 5 Millionen verkaufter Alben zum Indielabel zurückkehren. Mal sehen, inwieweit das beobachtbare Auswirkungen hat. In Deutschland wird sich nicht viel ändern können… hier bleibt nur zu hoffen, dass ihre bislang gewonnenen Fans von ihren Neuveröffentlichungen erfahren.
Ich muss gestehen, dass ich die Jungs um Ray Alder gar nicht mehr so auf dem Schirm hatte - was einerseits an meinem gesunkenen Interesse an ProgMetal-Acts lag, andererseits an ihren letzten Alben, die sich mit Highlights in Grenzen hielten. Auch ihre Experimente mit elektronischen Elementen machten die Sachen nicht eben interessanter. Umso erfreulicher die Sounds ihres neuen Werkes! Ganz vereinzelt gibt es gewisse elektronische Spielereien, aber insgesamt sind sie zum ausgefeilten Sound ihrer Meisterwerke der späten 90er zurückgekehrt. Darüber hinaus beeindrucken die Songs immer wieder mit überzeugenden Melodien und Tonfolgen, überraschenden Breaks und technischer Klasse. Das beginnt mit dem spannenden Opener „From The Rooftops“ und dem knackigen „Seven Stars“ bis zum 10-minütigen (Fast-Titelstück) „The Ghost of Home“. Das abschließende Titelstück ist indes der einzig ungewöhnliche und unrepräsentative Song des Albums – aber als Ausklang lassen wir das mal durchgehen. Für alte Fates Warning- und sowieso Genre-Fans ist dieses Album ein Grund zur Freude!
Denkt man bei seiner ersten Single "Diamond Drink" noch an einen Pop-Künstler mit Prince-Erb-Ambitionen, enthüllt er auf seinem Album u.a. seine Rockseite – was seine Erbansprüche nicht eben schmälert! Bei uns noch ein relativ unbeschriebenes Blatt, sind die Holländer mit ihrem Frontmann Sven "Hammond" Figee – wie auch der Albumtitel andeutet – schon ein wenig länger und erfolgreicher unterwegs. Allerdings ist das ein für holländische Acts sehr typisches Phänomen, dass sie es verdammt schwer haben, bei uns Gehör zu finden. Dass die Organisatoren des Watt En Schlick Festivals sie offensichtlich schon wieder längst für sich entdeckt haben, spricht für sie – und verspricht einen weiteren spannenden Auftritt am Freitag, 29.7. in Dangast. Schließlich wildern die Fünf in diversen Genres, wie man u.a. im Auftritten wie beim North Sea Jazz Festival sehen kann, wo sie eins ihrer letzten Alben aufgenommen haben.
Ich muss zugeben, ich bin eigentlich gar kein Hackett-Fan. Seine Meriten in der Genesis-Biografie sind unbestritten.
Ihn zu treffen in Hamburg 2004 war nicht zuletzt deshalb eine
große Ehre. Aber umgeblasen hatten mich seine Alben nie. Seine
Retrospektiv-Tourneen und Live-Alben waren große Klasse, aber das
war mehr der
„einer-der-Originalmitglieder-macht-nochmal-eine-Genesis-Tournee“-Ansatz,
der den Fan freut, der von Coverbands nicht (mehr) so viel hält.
Das ist, womit auch Ray Wilson seine Konzerte aufpeppt. Sei ihnen
zugestanden, ist legitim und ja auch schön. Aber nicht
spektakulär.
Hacketts letztes Studioalbum „Wolflight“? Schon nicht
schlecht… aber nur in Teilen mein Ding. Schon wieder ein
Live-Album drangehängt? Puh! Das nimmt ja schon Ausmaße an.
Und dann das! Dieses Album ist der Hammer! Nicht weil er einmal mehr
Genesis-Songs präsentiert – und zwar solche, die sonst eher
nicht auf Setlists stehen. Das ist ein toller Bonus, kommt aber –
auf CD 2 – zu einem Zeitpunkt, als man längst im Bann seiner
Songs steht. CD 1 besteht aus einem atemberaubenden Mix aus seinen
Solostücken, die den erwähnten Genesis-Songs kaum nachstehen
und einen unglaublich spannenden Abwechslungsreichtum parat hält.
Neue und alte kreuz und quer, akustische Intermesszos, an frühe
Genesis angelehnte Instrumentalpassagen, „Icarus Ascending“
und „Ace of Wands“ jazziger in Sting-Manier und immer
wieder herrlich elegische Gitarrensoli, ein Feuerwerk an Spielkunst und
Songs. Da darf man – nach 158 Minuten! – sein Publikum auch
fragen: „Are you happy?“. Ja! Bin ich! Solltet ihr euch
auch machen!
Die erfolgsverwöhnten Kalifornier lassen auch auf ihrem neuen Album nichts anbrennen. In ihrer unvergleichlichen Art feuern sie einen neuen Stapel Hits aus der Hüfte, der ihren Superstar-Status weiter ausbauen dürfte. Eine genial einzigartige Mischung aus Rock, Pop und Funk, die mit größter Lässigkeit und völlig unprätentiös vorgetragen wird. Angeführt vom Titelstück warten „Dark Necessities“, „Goodbye Angels“, „Detroit“ oder „This Ticonderoga“ nur darauf, ihren Triumphzug antreten zu dürfen. Dass die vier zwischendurch und zum Ende hin fast ein wenig zu weichgespült daherkommen, und das etwas knackigere „This Ticonderoga“ offensichtlich schon das Kernigste ist, was sie den Fans zumuten wollen, muss man hinnehmen. Sei es den fehlenden Hitsingles der letzten Alben geschuldet oder ihrem Alter, letzten Endes beinhaltet dieses Album genau den Sound, den man von ihnen hören will und mit den erwähnten Songs Hits für mindestens die nächste 18 Monate. Brauchts mehr?
Da ist er wieder! Acht Jahre nach dem zweiten Album – Jem Godfreys zwischenzeitliche Ankündigung der Einstellung aller Aktivitäten unter diesem Namen inklusive – gibt es nun doch eine Fortsetzung. Und die greift auf, was der Mastermind hinter diesem Namen auf den ersten beiden Alben begonnen hat. Mithilfe seiner namhaften Mitstreiter John Mitchell (u.a. It Bites), Nathan King (Level 42) und Craig Blundell (Steven Wilson) ist dieses Album ein Feuerwerk an Ideen, Inspirationen und Innovationen. Eine spannende Mischung aus modernem Rock, elektronischen Ausflügen und diversen 70s-Prog-Elementen, die sich selten einem direkten Namen zuordnen lassen und deswegen im Endergebnis auch nicht nach irgendeiner anderen Band klingen. Was die Sache schon äußerst interessant macht. Die Abwechslung der solistischen Einlagen, der musikalischen Schwerpunkte und sogar der Sänger (mal Godfrey, mal John Mitchell) machen dieses Album zu einer extrem kurzweiligen Achterbahnfahrt, die man nur weiterempfehlen möchte. Dass sich darüber hinaus noch manches mehr zu diesem Album sagen ließe – wie der Gastauftritt von Joe Satriani, der Vorstellung des neuen Chapman Railboards oder der 32-minütigen „Sunlight“-Suite – sei hier nur am Rande erwähnt und ist ob der Qualität der Songs aber auch nur nebensächlich. Hört‘s euch an!
Es
dürfte an der Stimme liegen, dass man beim Hören dieses
Albums v.a. an Stiltskin denkt. Diese raue, von schottischem Westwind
und Whiskey gegerbte Stimme, so die romantisierte Vorstellung, die eben
nicht das typische, auf rau getunte, aber doch standardisierte US
Alternative Rock Timbre aufweist, bei der die Töne durch eine
Röhre fliegen, die es schon aus mechanischen Gründen
unmöglich macht, einen Ton zweimal auf identische Weise zu singen.
Perfekt.
Offensichtlich geht es auch ohne die Highlands, denn Thrice kommen aus
Orange County, behaupten sich seit über 15 Jahren in der
Alternative/Modern Rock Welt, haben mehr als eine Million Einheiten
ihrer bislang 8 Studioalben absetzen können, tourten u.a. mit den
Deftones, Coheed & Cambria und Rise Against und haben ihre eigene
Mischung gefunden zwischen Melodik, Melancholie, Power und
Crunch. Nie zu hart, nie zu emotionslos, nie zu gleich. Natürlich
gibt es neben Stiltskin noch Namen, die hier relevant sind. Biffy
Clyro, Brian Fallons Gaslight Anthem, Kings of Leon, Foo Fighters,
z.B.. Und natürlich schlagen Thrice auch mit ihrem neuen Album in
genau diese Kerbe – mit feinen Songs, gesunder Abwechslung und
eben toller, wie auch immer gegerbter Stimme. Zumindest Whiskey wird es
auch dort geben.
Im US-orentierten Alternative Rock geht es nicht darum, das Rad neu zu eridfnden, nicht einmal ein entscheidendes Stück weiterzudrehen. Es geht um die richtige Mischung aus Crunch und Ballade, die richtige Balance aus Melodie und Kante. Die haben die Südafrikaner auch auf ihrem 6. Studioalbum wieder perfekt getroffen – und damit Genreprimus 3 Doors Down einmal mehr den Rang abgelaufen. Der zwingende Hit mag nicht unbedingt gleich auszumachen sein, was der Erweiterung ihres Bekanntheitsgrades weiter im Wege stehen dürfte, aber alle Songs sind auf durchgehend hohem Niveau, so dass ein Kauf für anhaltenden Hörgenuss sorgen sollte. Zumal es die europäische Version dieser Veröffentlichung auf satte 20 (!) Songs bringt! Im eigenen Land sind sie die erfolgreichste und verkaufsstärkste Rockband, alle ihre Alben erreichten mehrfach Gold- und Platinstatus, Nummer-1 Hits und Radiorotationen sollten ihnen darüber hinaus an Superstarstatus genügen. Hierzulande dürfen wir uns über Auftritte in Clubs freuen, anstatt sie aus der Ferne in Stadien beobachten zu müssen.
Der Cambridge-Fünfer hat ein kleines Luxusproblem. Die Jungs haben eine so unwiderstehlich begeisternde Mischung gefunden, emotionalen Rock mit jeder Menge Drive und Verve in Kurzhymnen zu verpacken, die jeden Song zu einem Meisterwerk macht, dass es schwer ist, davon überhaupt wieder abzurücken. Das machte bereits ihr 2014er „The Days War“ zu einem Glanzstück zum Niederknien und das lässt auch das Dutzend ihres neuen Werkes in hellstem Licht erstrahlen. Das Besondere dabei ist, dass sie es schaffen, den Hymnencharakter nicht wie sonst meist üblich, durch langsame Rhythmen oder bombastische Chöre zu erzielen, sondern durch die bloße Kombination scheppernder Drums, fließendem Bass und schrammelnden Gitarren mit ihrem Sänger David Jakes auf einem Hochenergielevel, an das sich andere „Hymnenbands“ lieber gar nicht heranwagen. In „Radar“ rocken sie heftiger, als Pearl Jam es auf ihren letzten Alben überhaupt vermochten. Die Frage ist nur, wie sie es jetzt schaffen, mehr Abwechslung in ihren Sound zu bringen – und ihrem Sänger auch ein wenig Erholung zu gönnen. Im Opener „Wait in the Car“ zeigen sie, wieviel Spannung sie auch mit verhaltenen Tönen erzeugen können und in „Tank Wave“ und zumindest anfangs auch im abschließenden „Jaws of hell“ bringen sie genau dieses Pfund wieder auf die Waage. Das auszubauen wird nötig werden, um sich dauerhaft, d.h. auf weiteren Alben, interessant halten zu können. Für dieses Zweitwerk traut man sich ein Mehr an Kritik gar nicht zu. Vergesst U2, macht Platz neben Kings of Leon und The Frames: Mit ihrem zweiten Album haben LTB bewiesen, dass sie zu den ganz Großen gehören!
Man könnte fast sagen, dieses Album passt bestens zum aktuellen Retro-Trend – wenn es nicht so konträr dem Grundgedanken für dieses Album wäre. Denn anstatt irgendetwas zu machen, was erfolgsversprechend, geschweige denn trendy sein könnte, wie zum Beispiel ein weiteres Mal mit einem Dutzend erfolgreicher Sänger zu kollaborieren und einen Stapel Hits abzuliefern (wogegen sicherlich auch niemand ernsthaft etwas einzuwenden gehabt hätte), hat er sich einfach mal 45 Jahre zurückgebeamt. Seine alte Band zusammengetrommelt und im Original-Line-Up einen adäquaten Nachfolger zum ´71er „III“-Album rausgehauen. Mehr wollte er gar nicht, das macht schon der Titel klar. Und trifft damit voll ins Schwarze. Denn das Ergebnis sind 16 neue Tracks, denen man die Wohlfühl-Stimmung, in der sie entstanden sind, anhört. Darüber hinaus ist dieses Album soundtechnisch brillant – und damit natürlich alles andere als retro: So hätte ein vor 45 Jahren erschienenes Album „IV“ niemals klingen können! Nebenbei bemerkt hätte ein Song wie „Forgiveness“ auch locker vom letzten Journey-Album stammen können – ein typisches Beispiel dafür, wie sehr Neal Schon den Sound dieser Formation mitbestimmt.
Das Eclipsed Magazin diskutiert hinsichtlich des neuen Haken Albums das Anrecht auf den Thron des Prog-Metals – nur ich fürchte, dass dieser Thron ihnen zu eng ist! Natürlich ist das Prog – und mit den harten Gitarren auch ProgMetal, aber ihre immer wieder überraschenden eingebauten Momente der Stille machen sie zu einem spannungsgeladenen Gesamtpaket, das weit über dieses eine Genre hinausgeht. Abwechslungsreich, majestätisch, kraftvoll – und sogar in den ruhigen Songs mit einer euphorisierenden Energie, die einen dieses Album immer und immer hören lässt und auf dem sich auch immer wieder Neues entdecken lässt. Und mit ihrem Abwechslungsreichtum platzieren sie sich stilsicher und uneinordenbar zwischen Pop und Prog, zwischen dredg, Enchant und Dream Theater. Da wird die Diskussion um einen Thron eher unwichtig. Nennen wir es einfach ein weiteres Meisterwerk der Briten.
Die Münsteraner setzen ihren Weg konsistent fort. Nachdem sie sich als PostRock-Instrumemtalband präsentierten, die auf jedem ihrer ersten drei Alben einen Gastsänger für je einen Song einlud, holten sie sich für „The Flood Inside“ 2013 mit Martin „Marsen“ Fischer einen Mann an Bord, der den Posten für mehrere Songs übernahm und damit dem Ganzen eine deutlich gesangsorientiertere Ausrichtung gab. Mehr als ein Gasteinsatz war es indes nicht, denn auch für ihr fünftes Album gibt es am Mikro einen Besetzungswechsel. Mit dem Norweger Petter Carlsen übernimmt dabei ein Mann den Job, der sich zwar bereits solo einen Namen machen konnte, der aber erst hier alles aus sich rauszuholen scheint. Mit seinem Europa-Debüt „Clocks don’t count“ (2012) hatte er ein tolles Album zwischen Singer/Songwriter und Art-Rock veröffentlicht, mit dem er sich eine Menge Freunde machen konnte. Auf „Trips“ kann er allerdings gerade die rockige Seite seiner Stimme in beeindruckender Weise ausleben. Vier Songs sind es, die er veredelt. Vier Songs, die numerisch knapp die Hälfte des Albums ausmachen, inhaltlich aber die besonderen Impulse setzen. Vom hart rockenden „Reconnect“ bis zum epischen „Plans“ markieren diese Ausrufezeichen schon die Bandbreite der Band, mit instrumentalen Meisterwerken wie „Momentum“ und dem abschließenden Longtrack „Flux“ zeigt die Band gleichzeitig, wie sehr ihre Stärken in diesem Bereich liegen. Ein weiteres, tolles Album, das beides schafft, sowohl den längst in die Bedeutungslosigkeit taumelnden, ehemaligen Stars des Postrock, Mogwai, im Vorbeiziehen freundlich zuzuwinken, als auch die Fans des (nichtinstrumentalen) New Artrocks ein breites Grinsen auf die Lippen zu zaubern.
Australian Rock 2016! In den 80ern mal ein absolutes Markenzeichen, war es in den letzten Jahren weniger spektakulär um die VÖ von australischen Rockbands. Mit Dead Letter Circus könnte sich das mal wieder ändern – auch wenn ihr deutscher Vertrieb da vielleicht noch nicht die ganz große Nummer ist. „Aesthesis” ist ihr drittes Werk, in ihrer Heimat sind sie längst Superstars. Sie mischen Rock, der hin und wieder gerne auch mal kerniger sein darf, mit Pop-verwandten Hooks und Refrains, irgendwo zwischen World Trade- und INXS-Art/Pop/Rock und Prime Circle-Alternative Rock haben sie einige Hymnen auf ihrem Album versammelt. V.a. der Gesang erinnert wiederholt an die Billy Sherwood-Kompositionskunst, womit auch eine gewisse Nähe zu den 90125-Yes besteht. Cool.
Lange? Lange ist gar kein Ausdruck. 17 Jahre seit ihrem viel
gepriesenen Debütalbum „Precarious Balance“, das
allerorten positiv aufgenommen wurde,
der Band einige Fans einbrachte und mit dem sie u.a. mit Saga auf
Tournee gingen. Es gab sogar noch ein Nachfolgealbum, aber das ging
„in einem Business-Debakel unter“, so die Band. „Ein
Schicksal, das die Band mit so manch anderer teilt und das zum totalen
Erliegen aller Live-und Studioaktivitäten führte“, wie
sie selber feststellen. Ganz schön hart. Die jetzt
zurückliegende Pause wird umso länger, wenn man erfährt,
dass der Großteil der auf dem neuen Album vorliegenden Songs
bereits zu genau dieser Zeit entstand! Aber es ist nie zu spät
für gute Musik.
Melodischer Rock mit einigen progressiv-vertrackten
Versatzstücken, vom bombastischen Rocksong bis zur reduzierten
Piano-Ballade, mal mehr, mal weniger virtuose Instrumentalpassagen der
verschiedensten Art – an Abwechslung mangelt es hier nicht.
„Storytelling Rock“ nennen sie es selbst und legen sich gar
nicht unbedingt auf das Progressive Rock Genre fest, wohl wissend, dass
sie trotzdem einiges damit verbindet. Markenzeichen der Band ist immer
noch die tolle Stimme von Sänger Scott Balaban, die mal an Vanden
Pas, mal an Gary Savoie, von den kanadischen Mystery erinnert (zu denen
man auch eine musikalische Parallele ziehen könnte. In
„where when and why“ klingt er auch wie Steve Hogarth. Ein
tolles Album, zweifelsohne, und es wäre sehr schade gewesen, wenn
es auf irgendwelchen Demotapes verstaubt und verschwunden wäre.
Welcome back!
Eine coole Mischung aus eingängigem Indie-Rock und modernem Psychedelic-Rock präsentieren dieses Kopenhagener Quartett hier. Anfangs hält man sich mit zweiterem noch stark zurück, zockt erst einmal ein paar Rock-Statements runter, die ein bisschen an Amplifier erinnern. Dieser Eindruck verstärkt sich dann im weiteren Verlauf, wenn erst „Black Unicorn“ und dann das das sechseinhalbminütige "Submssion" aufhorchen lassen. Spätestens mit dem Titelstück "Annimale" drehen sie aber völlig am Rad: Das ist Amplifier at its best (wobei ich hier gar nicht den Vorwurf des Plagiats oder Kopierens machen möchte, die Briten kommen mir hier nur am schnellsten in den Sinn – im positiven Zusammenhang). Eine sehr eingängige Variante haben sie dann im folgenden Highlight "It's Time to Leave": Moderner, melancholischer Psychedelic-Rock mit Ohrwurm-Charakter. Das muss man erst mal zusammenkriegen! Dramatisches Finale ist schließlich "Dancing on the Ashes" - well done! So erscheint sogar eine 7-Track CD mit 36 Minuten als vollwertiges Album.
Ihre Plattenfirma möchte sie gerne als Classic Rock Band verkaufen und in den besten Momenten möchte man dem gar nichts entgegensetzen. Im Opener, zum Beispiel, machen sie alles richtig: Ganz langsamer Aufbau und ganz starke Steigerung zum Psychedelic Rock Monster, für das sie sich achteinhalb Minuten Zeit lassen. Leider folgen danach mehrere kürzere Songs, die weit davon entfernt sind, dem Opener das Wasser reichen zu können. Nette kleine Songs zwischen Rock und Pop, mal mit Sängerin, mal mit Sänger, ohne besonderen Wiedererkennungs- oder anderen Wert. "You can dream" lässt zwischendurch mal ein paar Qualitäten aufblitzen, aber erst Song 8 "The Chain" lässt sich wieder die Zeit (knapp 9 Minuten), die es braucht, um eine Komposition stilvoll zelebrieren zu können. Was dann auch im 9minütigen Finale noch einmal wiederholt wird, herrlich-elegisches Gitarrensolo inklusive. Sie können's also. Da frage ich mich doch, was und wen sie mit den Songs dazwischen erreichen wollen. Da geht noch was…
Hatten wir schon einmal eine Band aus Grönland? Kann mich nicht erinnern. Aber mit den Small Time Giants wird es dringend Zeit dafür! Ihr Album „Stethoscope” ist eine grandiose Mischung aus Rock und Pop, aus Atmosphäre und Melancholie. Die Songs glänzen mit catchy Hooklines und steigern sich immer wieder zu kleinen Hymnen, so dass man zunächst noch an eine gemäßigte Rockband-Variante denkt, die sich nicht zuletzt durch die Stimme von Miki Jensen irgendwo zwischen Placebo und den US Atmo-Rockern Angels & Airwaves platziert. Im weiteren Verlauf schaltet die Band aber auch gerne einen Gang zurück, glänzt mit tollen leisen Tönen und eingebauten Samples, womit ihre geografische Nähe zu Island und damit zu Bands wie Sigur Ros zum Tragen zu kommen scheint. Das Album erschien bereits 2014 (nach einer ersten EP 2012), aber nachdem die Band den Wettbewerb für den offiziellen Song für die Arktischen Winterspiele in Grönland 2016 gewonnen hat ("We Are the Arctic"), wagen sie mit der Wiederveröffentlichung den Schritt in den Rest der Welt. Wie es Angels & Airwaves, das Seitenprojekt von blink-182 Gitarristen und Sänger Tom DeLonge auf den Kokowäh-Soundtrack geschafft haben, kann man sich den Melancholy-Pop-Rock bestens (und das ist keineswegs negativ gemeint!) auf einem der nächsten Till-Schweiger-Soundtrack vorstellen. Tolles Album!
Es ist immer wieder erstaunlich, welch unterschiedliche Formen ein und dieselbe Grundidee annehmen kann. Die Mischung aus (Alternative-)Rockgitarren, anspruchsvollen Rhythmen und eingängigen Hooklines (oder kurz: Prog und Pop) ist wahrlich kein Geheimtipp mehr, seit dredg, Biffy Clyro oder The Intersphere sie auf den Weg gebracht und ihre eigenen Ver- & Visionen davon perfektioniert haben. Auch dieses dänische Sechserpack hat sich dieser Stilistik verschrieben, die schon allein durch die Kombination aus den drei Zutaten allerlei Abwechslung verspricht und immer wieder in unterschiedlicher Dosierung ausgebracht werden kann. „We Are The Sound“ hieß ihr selbstbewusstes 2011er Debütalbum, das sie durch über 50 Konzerte in sieben Ländern scheuchte, Skandinaviens größtes Musikmagazin GAFFA kürte den Nachfolger „Breathe:See:Move“ zum besten Hardrock-Album 2012 – gefolgt von Chartsplatzierungen, Japan-Releases und ausdauernden Welttourneen. Mit ihrem neuen selbstbetitelten Werk räumen die Jungs aus Kopenhagen laut Plattenfirma mit ihrer Vergangenheit auf. Soll wohl heißen, dass es mit dem Sound ihrer ersten beiden Alben nur noch am Rande zu tun hat – was erklären würde, warum ich/wir diese Band nicht schon früher auf dem Schirm hatte(n). Wie auch immer: Dieses Album ist ein heißer Tipp für alle Freunde o.g. Bands, beinhaltet tolle Songs und Hooklines, eine Menge Energie und genug Anspruch, um dem geneigten Rock-Fan zu verzücken. Tolles Album! Ob sich ein Rückblick auf frühere Werke anbietet, kann im zweiten Schritt jeder für sich entscheiden.
So spannend ich Tribute-Konzepte eine Zeit lang fand, zu Genesis-Cover-Shows gereist bin, die umso mehr Sinn machten, je aussichtsloser die Gelegenheit auf das Original wurde, so sehr war ich irgendwann immer mehr der Meinung, dass es sich hier doch nur um eine Theater-Aufführung handelt, die nur sehr bedingt durch „eigenes“ Leben gefüllt werden konnte. Da kommt der Versuch, das Ganze in ganz neuen Arrangements auszuprobieren – in Versionen, die nicht einmal das Original selber versucht hat – gerade Recht. Oder? Ich meine – Pink Floyd, die Könige flächiger Keyboardsounds, instrumentaler Epen und gänsehauterzeugender Gitarrensoli in „Akustik“? Da bin ich ja eigentlich zu sehr Rockfan, um da mitzugehen. Aber einen Versuch ist es wert – und ich rate Euch, diesen Versuch auch zu wagen. Diese DVD ist hammer! Unglaublich abwechslungsreich und ganz, ganz große Klasse! Die Art, wie die Arrangements aufs Akustische runterbrochen sind, ist wirklich mitunter sensationell. Keyboards lassen sich natürlich spielend durch Streicher ersetzen – oder aber, wie im Intro zu „Shine on“ durch singende Weingläser! Nur eine von vielen tollen Einfällen, wie man die Sounds der Originale durch Handarbeit ersetzen kann. Die will man hier gar nicht weiter verraten, es ist eine Freude, die Bayern dabei zu beobachten. Nur so viel sei vorweggenommen, auch das große „Comfortably Numb“-Solo macht sich auf der Akustischen super. Eine bestens aufgelegte Band leitet durch den Abend und durch alle großen wie kleinen Hits. So sehr in der Regel die Originalversionen gefordert werden: Wirklich spannend, weil innovativ ist diese Variante. Glückwunsch dazu!
Was für ein wunderbares Album! Eignet sich ausgezeichnet für die Dauerrotation, weil es unheimlich viel zu entdecken, bzw. zu erschließen gibt. Southern Empire ist ein Quintett aus Australien, seine Mitglieder haben sich in verschiedenen Tribute-Bands und Shows verdingt, bis Sean Timms ein neues Team für seine Songideen brauchte. Australien, Timms, wer es nicht gleich auf dem Schirm hat: er war Hauptsongwriter, Keyboarder und Produzent bei Unitopia, die es ja bekanntlich nicht mehr gibt. Southern Empire setzen fort, was die angefangen haben, eine vielschichtige Mischung aus Prog und Melodic Rock, aus dem besten von Bands, wie Transatlantic und Saga, um jetzt mal zwei der (mit) am häufigsten assoziierten Bands zu nennen, genauso könnte man auch IQ und It Bites nennen, weil auch Southern Empire es schaffen, überbordene Spielfreude und Musikalität mit tollen Hooklines zu verbinden, die sich einfach festsetzen. Allein „How Long“ hat fast Hitpotential – ist aber für eine Single mit 11:28 etwas zu lang… Andere Passagen erinnern auch an Steven Wilson oder Karnivool, das Piano erinnert mich an die belgischen Now oder auch Supertramp, in Jazz-ähnlichen Passagen hört man Sting, aber um es einfach zu halten, bleiben wir einfach bei der australischen Variante von Transatlantic, denn das sind die, die mir einfallen, die das auch alles mal eben so können. Fünf Songs plus Intro gibt es, davon bringen es zwei auf 11+ und eins auf 28+ Minuten – und da kann schon mal eine Menge Tolles passieren! Wie mit der Musikalität bereits erwähnt, sind hier exzellente Musiker an Bord, auch Sänger Danny Lopresto ist grandios und variabel und kraftvoll – dieses Album ist ein Meilenstein! Vier der Songs sind auch auf der beiliegenden DVD enthalten, wo man den Musikern im Studio auf die Finger kucken kann – was sehr unterhaltsam ist beim Reviewschreiben… zumal die CD ja auf Dauerschleife im CD-Player nebenan festhängt. Und das (den?) Film-Sample in der Mitte des Longtracks gibt’s hier sogar im Original – für Filmfans ein netter Test, ob ihr den Film (er)kennt? Genial! Volle Punktzahl! Jahrescharts-Aspirant.
Auf den ersten Blick eher ungewohnte Klänge für diese Seite – aber es lohnt ein genaueres Hinsehen, bzw. Hinhören! Das holländische Trio kommt aus dem Blues-Rock Genre, ist maßgeblich beeinflusst von Led Zeppelin und Deep Purple und packt ein fettes Maß an Rock und Groove in ihren 12-Takt-Sound. So amtlich, dass es aller Ehren wert- und sehr packend ist. Zusätzlich rollen sie aber auch immer wieder den Psychedelic-Teppich aus, auf dem sie sich austoben und barfuß tanzend in schwindelnde Höhen spielen (ein rein hypothetisches Bild natürlich), womit sie einen ähnlichen Weg gehen, wie z.B. die Black Keys. Und dann wird’s richtig klasse. Besonders spannend bei den Brüdern Luka & Pablo van de Poel und ihrem Freund Robin Piso ist darüber hinaus die Tatsache, dass die drei nicht nur zwischen 20 und 24 Jahre alt sind, sondern seit 2008 auch bereits fünf Alben veröffentlicht haben. „Roux-Ga-Roux“ ist ihr sechstes und soll im März ausgiebig in Deutschland live vorgestellt werden: Am Mittwoch, 9. März sind sie im Tor 13 in Bremen. Diese Jungs sollte man auf dem Schirm haben!
Sie nach all den Jahren noch überraschend zu
können… – Auf zu neuen Herausforderungen! Dream
Theater versuchen sich – Vanden Plas – like – an
ihrem ersten Musical. Nicht nur ein Konzeptalbum, sondern im Prinzip
dem kompletten Soundtrack seiner (fiktiven?) Bühnenversion davon.
Astonishing: erstaunlich, überraschend, verwunderlich.
Ein sehr passender Titel für das neue Album. Ich war durchaus
immer eher für die melodische, bombastische Seite der Band - mehr
noch als für die harte! Lieber „Falling Into Infinity“
als „Train of Thought“. Lieber “Six
Degrees”-CD2 als CD1, keine Frage. Geschichten erzählen?
Grandios: „Black Clouds & Silver Linings“!
Konzeptalbum? Unerreicht: „Metropolis Pt2“. Das neue Album
aber verliert sich ein wenig in einem Musical-Style, setzt immer neue
Bombast-Höhepunkte – schon in Song 12 (von 20) auf CD1
wähnt man sich erstmals im Grande Finale – natürlich
weit gefehlt. Es kommt noch öfter – und noch dramatischer.
Sogar ihre Plattenfirma ordnet sie schon nur noch dem
„Progressive Hardrock“ zu – und in der Tat
könnte manch Metal-Fan so seine Probleme mit dem neuen Werk haben;
zumindest aber das harte Übergewicht vermissen.
Das gesagt muss dieses Album zweifelsohne zum Ambitioniertesten
gezählt werden, das die New Yorker auf die Beine gestellt haben
– und da gab es derlei ja Einiges in den letzten 30 Jahren. Eine
Story, für die John Petrucci verantwortlich zeichnet und für
die er sich komplett hineinbegeben hat in die Vision einer
post-apokalyptische Zukunft, die von einer
mittelalterlich-feudalistischen Oberschicht beherrscht wird. Eine Zeit,
in der sich das geknechtete Volk nach dem einen Auserwählten
sehnt, der sich erheben und das Imperium des Maschinenlärms und
der Illusionen bezwingen wird. Eine Fantasy-Saga zwischen „The
Hunger Games“, „Game Of Thrones“ und „Die
Klapperschlange“. Ein Album, für das sie einmal mehr mit
Chor und Orchester zusammengearbeitet haben, beides unter der Leitung
des kanadischen Star-Dirigenten David Campbell (Adele, Timberlake,
Linkin Park, Beyonce; 450 Goldene und Platin-Schallplatten), gemischt
von Richard Chycki (Rush, Aerosmith, Jagger). 35 Songs in mehr als zwei
Stunden, die durch alles streifen, was den Dream Theater-Kosmos
aus(ge)macht hat, und natürlich gibt es die übliche
Vollbedienung an Abwechslung, Soli und Grandezza. Und natürlich
fahren Petrucci und Rudess alle Sounds auf, die der geneigte Fan von
der Band erwartet. Diese, aber auch einige weitere darüber hinaus.
So dass man sich hin und wieder eben doch „astonished“ die
Augen reibt ob der Sounds und des Pathos auf dem Album. Hier und da
vielleicht etwas over-the-top. Aber insgesamt schon auch klasse!
Der alte Mann und das Mehr:
Zunächst im November geplant, gibt es nun endlich die ersten
Veröffentlichungen der Re-Issue-Reihe „Take A Look At Me
Now“, in der alle acht Soloalben in erweiterten und remasterten
Editionen veröffentlicht werden. Los geht’s zumindest
semi-chronologisch mit dem 1981 Debütalbum „Face
Value“ sowie dem 1993er „Both Sides“, erweitert mit
v.a. Live-Versionen sowie ein paar Demos. Von Collins selbst kuratiert,
geht es ihm darum, zu zeigen, wie sich die Songs über die Jahre
hinweg weiterentwickelt haben. Weshalb oft auch Live-Aufnahmen von sehr
viel späteren Tourneen verwendet wurde.
Aber
der Reihe nach. Das Debüt zu hören, ist immer wieder eine
Freude – erst recht in diesem glasklaren, voluminösen Sound:
Grandios! Den gab es 1981 so noch nicht! Überraschungen dann auf
CD2: Zunächst beginnt Collins mit einer Live-Version des
Genesis-Songs „Misunderstanding“! Der Collin-eskeste
Genesis-Song anyway, von daher passt es schon. Wie auch „Please
don`t ask“ ursprünglich aus der Face Value-Session stammend,
sind beide Songs plus „Against All Odds“ als Instrumental
am Ende auch als Demos enthalten, alles Songs, die es aus verschiedenen
Gründen nicht auf’s Album geschafft (siehe Liner-Notes, wenn
ihr gute Augen habt…).
„Ich bin immer sehr stolz auf meine Demos gewesen und habe sie
oft als B-Seiten auch veröffentlicht. Aber bis auf wenige
Ausnahmen habe ich es vermieden, sie in diese Reihe mit
aufzunehmen“, sagt Collins im Presse-info. „Stattdessen
habe ich mein Augenmerk darauf gelegt, wie schön sich all diese
Songs entwickelten, wenn sie auf der Bühne gespielt wurden, statt
zu zeigen, woher sie kamen.“ Die Zusammenstellung dieser
Live-Songs ist subjektiv und erhebt sicherlich keinen Anspruch auf
Vollständigkeit an `most outstanding versions´, trotzdem ist
eine fantastische Monsterversion von „In the Air Tonight“
natürlich Pflichtsache.
„Face Value“: Ein Meilenstein um ein paar echte Perlen ergänzt: Superb!
„Both Sides“ ist das „leise“ Soloalbum, das er
komplett allein eingespielt hat. Was etwas schade ist, denn es hat
einige Songhighlights in petto. Mit
gelöster Handbremse hätte „We fly so close“ z.B.
durchaus ein „In the Air Tonight“-Kracher werden
können, auch „Survivors“ wäre mit mehr Drive
bestimmt ein echtes Highlight. So bleiben am Ende nur das
Titelstück und „We wait and we wonder“ die beiden
Reißer des Albums – und auch die hätten mit
Unterstützung weiterer Musiker durchaus noch spannender arrangiert
werden können. was die Songs nicht schlecht machen soll –
sie sind nur in der Gesamtheit ungewöhnlich kraftlos. Zudem ist es
angesichts seiner eigenen Vorgabe für dieses Rerelease (s.o.) fast
ein wenig erstaunlich, dass auch die Live-Versionen dsbzgl. keine
großen Veränderungen mit sich bringen. Aber auch nur fast,
denn die zugehörigen Alben-Tourneen bringen bei Collins
erfahrungsgemäß selten große Veränderungen
– und viele weitere Gelegenheiten, geschweige denn Tourneen gab
es für diese Songs nicht. Das hatte Collins offensichtlich auch so
gesehen – und keine einzige Show professionell mitgeschnitten!
Entsprechend sind die Live-Songs auch in
verhältnismäßig erschreckend schlechter
Tonqualität! Dafür die der Demos und Non-Album-Tracks umso
besser. Nummerisch ausgeglichen muss hier jeder für sich den
Mehrwert abschätzen. Fest steht, dass der Sound der Original-Alben
insgesamt erheblich aufgewertet werden konnte.
Alle Alben der Serie werden von Nick Davis gemastert
(Grammy-Nominierung für sein Box-Set Genesis
‚1970-1975‘!); die weiteren sechs Alben werden in den
folgenden Monaten erscheinen. Die neuen Cover ließ sich Collins
in genau jenen Posen neu fotografieren, die damals die Originalcover
schmückten. Nette Idee!
Überbleibsel?! Unfassbar, dass man solche Songs, wie den 9minütigen Opener „My Book of Regrets“, komponieren und sich trotzdem danach noch entspannt zurückhalten kann, anstatt mit einem Luftsprung sofort die Welt daran teilhaben lassen zu wollen. So wäre es wahrscheinlich anderen gegangen. Für Steven Wilson ist diese Songqualität nichts Ungewöhnliches. Also wägt er in Ruhe ab, ob die Songs gerade in den aktuellen Songzyklus passen – in diesem Fall seine beiden letzten Alben – wogegen für einen Außenstehenden jetzt erstmal nichts gesprochen hätte… – und wartet. Eine EP zur Tour bietet zwei Vorteile: Man hat etwas Neues zu bieten und eine EP ist ein bestens geeignetes Medium zur Pausenüberbrückung. Niemand erwartet einen stilistischen Quantensprung, jeder freut sich über neues Hörmaterial. Die hier enthaltenen Songs sind sowohl thematisch als auch qualitativ genauso hochwertig wie seine letzten beiden Alben, wobei herausstechend v.a. der genannte Opener ist. Die beiden folgenden Songs sind eher ruhigerer Natur, es folgen noch zwei Instrumentalstücke („Sunday Rain sets in“ mit nettem Twist und „Vermillioncore“, das nochmal die Prog-Trumpfkarte zieht). Abgerundet wird die 37-Minuten EP mit einer superben Live-Version des Porcupine Tree-Songs „Don’t hate me“ – mit wunderbar verändertem Instrumentalteil und mit Ninet Tayeb als toller Duett-Partnerin! Hörenswert. Für eine Veröffentlichung spricht übrigens auch noch, dass sie wunderbar in die veröffentlichungsarme Zeit passt - wunderbar zu seiner Tournee sowieso. (Hannover 21.1.: Mein Konzert des Jahres 2016.. aber weitere Ausführungen dazu würden an dieser Stelle zu weit führen...)
Sein ...Trail of Dead-Bandkollege Autry Fulbright bekniete ihn seit Jahren, ein Soloalbum in Angriff zu nehmen, nun wissen wir warum! Dieser Mann steckt voller musikalischer Ideen – zwei Dutzend davon hat er jetzt auf diesem Album zusammengefasst. Zwei Dutzend?! 24 Songs in 56 Minuten?! Ja, das geht. Ohne abzubrechen, auszublenden, nur anzudeuten oder zu skizzieren. 24 ganze Songs, von denen die meisten so klasse sind und ausgefeilt sind, dass man kaum eine Fortsetzung wünscht. Gut, in einer Bandsituation hätten sich bestimmt andere eingebracht, hätten eine zweite Strophe gewünscht, eine Bridge gebastelt und ein paar Soli eingestreut. Keely nicht. Nicht immer jedenfalls. Manche Songs sind eben nach 74, 77, 84 oder 98 Sekunden zuende. Und haben alles gesagt. Naja, “Marcel was here” ist 0:34, instrumental und wird ausgeblendet, das ist aber eher die Ausnahme. Die längsten Stücke kommen auch auf über drei oder sogar knapp 4 Minuten, genau die Hälfte hat die 2 vorne stehen. Nun bin ich niemand, der nicht auch eine 70-Minuten-Transatlantic-Komposition genießen könnte (obwohl das strenggenommen ja auch mehr als ein Song… aber das ist ja jetzt egal). Aber das hier ist richtig spannend! Und wohl das erste Album mit so vielen kurzen Songs, dem ich das Gütezeichen A aufkleben würde. Hammer. Ein Album, dass sich durch diese Song- und Ideenfülle extrem von den …Trail of Dead-Alben abhebt, musikalisch aber dann doch nicht so viel anders ist. Manch Rock-Kracher erinnert stark an sie („Inside the Cave“, „Hills of K-Town“, „Drive back to Phnom Penh“ oder „Out on the Road“ man sieht übrigens schon an den Songtiteln, dass viele Songideen eine Art Reisetagebuch sind; Keely hat’s übrigens nach Kambodscha verschlagen), andere sind wiederum ruhigerer („Looking for Anchors“, „Before the swim“) oder Pop-affinerer Natur („Warm Insurrection“, „Engines..“, „Row Away“ oder „Spotlight on the Victor“). Abwechslungsreich, ausgefeilt, musikalisch reich bestückt. Aufgenommen von Keely im Alleingang! Großes Kompliment! Ganz großes Kino! Nun muss ich den Frontmann, der auf der Bühne nicht nur gerne zwischendurch ans Schlagzeug wechselt, sondern auch irgendwann seine 6 Seiten nur noch shreddet, während er mit der anderen Hand das Mikro festhält, in das er schreit, so laut er kann, der also keine Angst hat, sich so unmusikalisch zu geben wie ein Berliner Hinterhof-Punk, doch noch einmal mit anderen Augen sehen. Man lernt nie aus.
Der
rockige Auftakt mit „Falling“ und „Shaking“
könnte original von den Foo Fighters kommen (wobei die es
auch noch härter können). Danach wird’s
melodischer und abwechslungsreicher – und (noch!) spannender.
„Mirrors” ist frisch, jung und voller Elan. Auf ihrem
Debütalbum verbreiten die Saarländer denselben Drive und
dieselbe Euphorie wie The Intersphere. Und wie die Mannheimer bewegt
sich ihre Musik an der Schnittstelle aus Indie, Alternative und
Progrock, ist vielleicht tendenziell etwas weniger komplex und
vertrackt und bedient sich auch hier und da anderer Zutaten. Was schon
mal sehr gut ist, denn auf diese Weise umgehen sie jegliche
Kopie-Vorwürfe, dürften aber doch dieselbe Zielgruppe
ansprechen (Stücke, wie „Not Gone“ könnte im
Prinzip auch von The Intersphere stammen).
Sein letztes Album „The Next Day“ war eine Enttäuschung. Aus dem Nichts gekommen, weil er das Ende seiner 10-jährigen
Veröffentlichungspause in aller Heimlichkeit vorbereitet hatte,
verschwand es nicht grundlos ziemlich schnell wieder genau da. Das neue
Werk kommt nicht überraschend – und schafft es trotzdem zu
überraschen. Das beginnt schon mit dem knapp 10minütigen
Titelsong, der das Album eröffnet. Experimentell zwischen
Electronic und Avantgarde ist es Can und Van der Graaf Generators
näher als seinem eigenen Werk der letzten 20 Jahre. Etwas zu lang
geraten, aber zumindest spannend. Genauso wie der
Drum’n’Bass-Jazz in „Sue“. Grooviger wird es
zwischendurch in „Tis A Pity She Was A Whore“ (schöner
Titel!), „klassischer“ dagegen, weil typischer
Bowieesk in Songs wie „Lazarus“ und „Dollar
Days“.
Auch 2016 muss man konstatieren, dass er kein großer Sänger
ist, aber er hat eine Stimme, der man gerne zuhört – und die
manch Schrägheit ausbügelt; ein perfekter Kontrast.
„Mit 66 Jahren…“ – dieser Udo Jürgens
Querverweis musste kommen, denn er beendete seine Pause vor 3 Jahren
mit der Single „Where Are We Now“ genau zu jenem Geburtstag
– kann eine Karriere auch noch einmal eine neue Wendung machen.
Aber erst mit ★ wird der Versuch seines letzten Albums auch erst
deutlicher. Die Sperrigkeit ist gewollt und Konzept, war beim letzten
Mal einfach nur noch nicht so ausgegoren, und deswegen zu undeutlich.
Aber wie er im abschließenden Song seines neuen Albums –
und nebenbei bemerkt der ziemlich sicheren kommenden Hitsingle
– „I can`t give everything away“ deutlich
macht: so interessant er sich in seiner neuen Schaffensphase machen
möchte, ohne seine Vergangenheit wäre er nicht da, wo er
jetzt steht. Anyway: HappyBirthday, Mr. Bowie! (verfasst zur VÖ am 8.1.2016 - also zwei Tage VOR seinem Tod...)
Kein Highlight, aber eins der ersten Alben 2016 - und dafür schon mal ein schöner Anfang. Ein sehr schönes Pop-Album: Handmade, romantisch, schwelgerisch. Mal flotter, mal verträumter.Für Freunde von Lloyd Cole, The Bible, Counting Crows & Co.