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GPS: ASIA-Sänger John Payne nun ohne ASIA unterwegs

Interview 2006

Hat Geoff Downes jetzt John Payne ausgebootet oder umgekehrt? Payne prophezeit den neuen Asia jedenfalls keine große Zukunft – und präsentiert an der Seite der alten Restband eine grandiose Fortsetzung seines Schaffens. Als derjenige, der Asia über die Jahre musikalisch vorangetrieben hat, war es klar, dass er auch ohne Downes mit etwas neuem kommen würde. Mit Gitarrist Guthrie Govan und Drummer Jay Schellen baut er dabei auf die Unterstützung des alten Asia-Teams – plus Beard-Keyboarder Ryo Okumoto als exzellenten Downes-Ersatz. Womit klar ist, dass trotz des erklärten Ziels, den Sound etwas moderner und härter zu gestalten, sich jeder Asia-Fan auf eine exzellente Sammlung zehn neuer melodischer, opulenter Rock-Kracher freuen darf. Und alle anderen dieser neuen Asia-Variante vielleicht wieder eine Chance geben sollten. Ralf Koch sprach mit John Payne

 

Schön, dass Du so schnell wieder da bist – ging ganz schön schnell mit GPS, oder?

Zurück aus der Asche J! Ja, wir waren alle überrascht, dass Geoff abgehauen ist. Wir waren eigentlich gerade angefangen, unser neues Album "Architect of Time" aufzunehmen, und Geoff war da und am nächsten Tag war er weg. Und seit dem hab ich nichts mehr von ihm gehört.

 

Es gab keinen Kontakt mehr?

Nein, einmal war er noch da, um noch ein paar Sachen abzuholen, und einmal hab ich eine E-Mail erhalten, that´s it.

 

Unglaublich! Ihr schient so ein gutes Team zu sein.

Ja, wir waren gute Freunde. Es war ein Schock für uns alle.

 

Gab es irgendwelche Anzeichen?

Ja, ich hatte im Januar Gerüchte im Internet gelesen, und habe ihn gefragt, aber er sagte, nein, es würde nichts passieren. Und plötzlich sagte er, er wäre gefragt worden, die Original-Band zusammen zu trommeln, und er war sich nicht ganz sicher, ob er das machen sollte. Ich sagte ihm, das wäre das Ende für diese Band. Über all diese Jahre hatten wir immer wieder das Problem, dass die Leute nach John Wetton fragten. Es hat 15 Jahre gedauert, zu erklären, dass ich der neue Sänger bin. Letztes Jahr haben wir 120 Gigs gespielt, und mit InsideOut hatten wir endlich ein Label gefunden, das an uns glaubt, und mit dem wir wieder vernünftig arbeiten konnten, weil es an uns glaubte. Und das alles lässt er im Stich für etwas, was wohl kaum mehr werden wird, als eine Reunion Tour.

 

Denkst Du?

Ich glaube nicht, dass es viel mehr wird. Steve wird zu Yes zurückgehen und sie werden die Gründe erkennen, warum sie sich aufgelöst hatten. Die haben doch alle gesagt, sie könnten nicht mehr miteinander arbeiten. Das ganze ist 25 Jahre her, und es haben sich eine Menge Dinge geändert. Natürlich ist das die Originalband, aber ich glaube, die "neuen Asia" hatten auch eine Menge zu bieten. Ich hätte mir sogar eine "Anniversary-Tour" zusammen vorstellen können, aber das wollte John Wetton nicht.

 

Ist Geoff eine so schwierige Person?

Absolut, ich kenne ihn wohl besser als jeder andere nach 15, 16 Jahren. Und ich wusste, dass so etwas passieren könnte, als die beiden anfingen an ICON zu arbeiten. Sie machten ein Album, das nicht sehr erfolgreich war, spielten eine spärlich besuchte Tour und wussten ganz genau, dass wenn sie die alte Band zusammen kriegen würden, das alles anders werden würde.

 

Du sagtest, Ihr hattet gerade an einem neuen Album gearbeitet? Das heißt, dass die GPS-Songs…

Einige davon waren geplante Asia Songs. Ich hatte ca. 60 Songs geschrieben, aus denen wir die besten 14 ausgewählt hatten, die wir aufnehmen wollten. Einige davon, v.a. "Architect of Time", an dem Geoff mitgeschrieben hatte, waren aber so sehr Asia, dass ich sie nicht für GPS verwenden wollte. Und wenn Geoff sie eingespielt hätte, hätten sie sicherlich etwas anders geklungen, als jetzt mit Ryo. Geoff hat einen sehr orchestralen Ansatz und liebt es, Spuren zu schichten, Ryo ist mehr ein Soloist und bleibt bei einer Spur, und ich denke, das passt besser zu GPS. Man hört vier Spieler anstatt einen Wall of Sound. Natürlich klingt das nach Asia, allein schon weil Guthrie und ich dabei sind. Aber es ist ein härterer Ansatz – mehr proggy!

 

Mit fantastischen, ausgedehnten Instrumentalpassagen!

Ja, wir sind das Album – gemeinsam mit Michael James – etwas anders angegangen. Weniger Schleifen, sondern ein direkterer, modernener Sound.

 

Ich war etwas überrascht, dass Deine Stimme etwas rauer klingt – was dazu sehr gut passt.

Ich glaube, die 120 Gigs im letzten Jahr haben meine Stimme geformt. Endlich. Nein, schon vor Asia war ich in einer Band namens Passion, wo ich auch schon sehr heavy gesungen habe, aber Asia  waren immer mehr AOR im Sound, und dazu passte das nicht so. Außerdem wollte ich auch absichtlich etwas weg von dem alten Sound.

 

Wie bist Du auf Ryo gekommen?

Ich suchte nach einem Keyboarder und fragte Jim von InsideOut/USA, und er schlug ihn vor, bzw. empfahl ihn eindringlich. Ich kannte Spock´s Beard, weil sie auf unserem Label waren, aber ich hatte sie noch nie gehört. Also hörte ich mir die Platten an und war begeistert. Ich hatte keine Ahnung, wie gut die sind! Er sollte dann zu einer Session rüberkommen, und mein Plan war, dass in den drei Tagen, die er Zeit hatte, wir an einem Song arbeiten könnten… nun er hat das ganze Album in der Zeit eingespielt! Die meisten Sachen sind "First Takes".

 

Und er wird zur Verfügung stehen für Konzerte?

Er ist ein Mitglied von GPS – genauso wie er in Spock´s Beard ist. Spock´s sind nicht so live-aktiv, ich plane ca. 100 Gigs im Jahr, also müsste das schon irgendwie klappen. Wenn nicht, dann müssen wir uns was überlegen.

 

Du sagtest, Du hättest 60 Songs für Asia geschrieben – warst Du schon immer der Haupt-Songwriter?

Ja, im Prinzip schon. Die meisten Songs von "Aria" bis "Silent Nation" sind auf meiner alten Akustikgitarre geschrieben worden. Meine Theorie ist, dass wenn ein Song auf der Akustischen funktioniert, dann kann er auch später als ganzes bestehen. Meistens haben wir dann auf dieser Basis die Asia Songs entwickelt. Aber der Löwen-Anteil kam schon immer von mir.

 

Was erklärt, warum GPS nicht so komplett anders klingen. Ist das erste Album das, was Deine Vorstellung von GPS ist, oder ist das erstmal ein erster Schritt dahin?

Es wird immer den Asia Einfluss geben. Trotzdem liebe ich diese härtere Richtung. Asia hatten immer dieses Problem, mit ihrem Sound zwischen AOR, Rock und Prog zu stehen – irgendwie passten sie nirgendwo so richtig rein. Und es haben sich oft genug die Türen geschlossen, weil die Leute ihre eigene Meinung vom Asia Sound hatten – "this boring old Pop-Rock sound". Ich glaube, Asias Fehler waren Songs wie "Don´t Cry".

 

Obwohl es poppigere Songs wie diese auch auf späteren Alben noch gab, oder?

Ich habe auch nichts gegen diese kommerzielle Ausrichtung, ich liebe auch Toto, und möchte auch gerne diese Radiokompatibilität mit GPS erhalten, trotzdem würde ich es gerne etwas härter, kantiger gestalten.

 

Man könnte GPS auch mit Magnum vergleichen!

Ja, das hab ich schon mal gehört. Ich kenne die Jungs von Magnum gut, besonders Tony.

 

Und dann noch Texte wie ""Heaven can wait" oder "New Jerusalem"…

Sind sehr spirituell, oder? Ich habe ne ganze Weile daran geschrieben, ich mag den Text. Die Bedeutung von "New Jerusalem" ist, neben seiner religiösen Bedeutung, die Idee von Utopia, "a better land". Schon seit "Aura" hatte ich Interesse an spirituellen Texten. Obwohl ich gerne vage bleibe und Raum für persönliche Interpretationen lasse.

 

Ist GPS deine persönliche Fortführung von Asia oder eher eine komplett neue Band?

Ich sehe das lieber als etwas komplett neues. Sonst hättte ich den namen Asia beibehalten – und ich hätte das machen können…

 

… oh, das alte Barclay James Harvest Ding…

…genau, wo man nie weiß, wer eigentlich auf der Bühne steht. Aber immerhin haben wir drei Mitglieder des alten Line-Ups. Aber es ist sehr erfrischend, von diesem Gewand loszukommen. Es gab immer die Klagen, ´oh, ihr könnt leider nicht hier spielen, weil ihr nicht die Original-Band seid´, das nach 15 Jahren! Oder die Fragen ´oh, Du bist der Sänger von Asia. Warum habt Ihr seit 1985 kein neues Album veröffentlicht?´ Haben wir: 10 Stück! Aber nicht über Geffen und wir sind auch nicht mehr in den 80ern. Die Kids sind anders heute. Als ich jung war, war Musik alles. Heute gibt es TV, Computer, DVD, Internet, Gameboy. Wir alle wissen, dass das hart genug wird mit GPS. Es gibt so wenig Möglichkeiten, einen neuen Namen in diesem Genre bekannt zu machen. Das bedeutet, keine "x" Menschen, die automatisch aufmerksam werden, weil ein großer Name dahinter steckt – sowohl bei neuen Platten als bei Konzerten. Aber das ist, was ich machen möchte, und so lange ich die Möglichkeit dazu habe, und so lange ich Unterstützung von InsideOut habe, wird es GPS geben.