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Alan Parson

Interview 2003 

Ein Interview mit einem weiteren kreativen Kopf hinter dem Alan Parsons Project, Eric Woolfson, gibt es hier!

Und hier ein weiteres Kapitel aus der Reihe „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Alan Parson arbeitete in den Abbey Road Studios, als die Beatles ihre Aufnahmen dort tätigten, wurde infiziert vom Musikvirus und hat bis heute Zig Alben großer Künstler produziert und aufgenommen – Pink Floyd, Barcly James Harvest, Paul McCartney, Al Stewart, John Miles, Yes... 1976 brachte ihn der Songwriter/Manager Eric Woolfsson darauf, auch selbst Musik zu machen, gemeinsam gründeten sie das Alan Parsons Project... der Rest ist Geschichte. Seit sich ihre Wege in den 90ern trennten, verzichtet Alan Parson auf den „Projekt“-Zusatz und macht als Solokünstler von sich Reden – u.a. seit dem auch als Livekünstler. Sein neues Album, „A Valid Path“ führt ihn in leicht neue – elektronischere – Gefilde. Ich sprach mit dem Briten, der nach seiner letzten Veröffentlichung vor 5 Jahren nach Kalifornien umgezogen ist.

 

War der Umzug der Grund für die verhältnismäßig lange Pause?

Es war einer der Gründe, ja. Oder auch nur eine weitere Ausrede (lacht).

 

Und hatte das auch einen Effekt darauf, wie das Album geworden ist?

Hmm, ja ich denke schon. Ich habe viel mit amerikanischen Künstlern gearbeitet in den letzten Jahren – obwohl sich das im Endeffekt auf dem Album gar nicht so zu sehen ist, fällt mir gerade auf.

 

Es gibt einen neuen Ansatz für dieses Album, was hat Dich dazu gebracht?

Es war der Versuch, etwas neues auszuprobieren. Ich habe 12 Alben in mehr oder weniger dem selben Stil gemacht, und ich hatte das Gefühl, dass das nicht mehr unbedingt etwas war, worauf das Publikum gewartet hat. Mein Musikgeschmack hatte sich geändert, meine Einflüsse sind andere, es schien Sinn zu machen, etwas mehr in die elektronischere Richtung zu gehen.

 

Du warst schon immer bekannt als Pionier der Popmusik – war das „Pop“-Feld abgeerntet?

Das würde ich gar nicht mal sagen, aber ich habe einfach kein für mich schlüssiges Konzept gefunden, wie ich meinen Sound in eine weitere, erfolgreiche Richtung führen könnte. Und ich wollte etwas neues. Und mir haben viele gesagt, dass die heutige elektronische Musik sowieso durch meine Vergangenheit beeinflusst ist.

 

Das war eine meiner Fragen – hast du nicht eigentlich schon immer elektronische Musik gemacht?

Das ist alles eine Frage der Definition, was auch wieder nicht ganz einfach ist. Klar, einige meiner instrumentellen Sachen sind durchaus Elektronik gewesen.

 

Trotzdem sagst Du, dies ist ein neuer Ansatz?

Ja, auf dem neuen Album geht es viel mehr um Computer – auch wenn es einige prominente Gastmusiker auf dem Album gibt, wie z.B. David Gilmour an der Gitarre. Aber das meiste ist reine Computermusik. Und das interessante ist, dass man sowohl den Einfluss der anderen, modernen Künstler hören kann, als auch den Einfluss meiner Vergangenheit. Ich denke, man kann immer noch hören, dass es ein Alan Parsons Album ist.

 

Und die Gastmusiker sind ja immerhin eine Konstante in deiner Arbeit.

Ja, seit ich das „Projekt“ beendet habe, hatte ich Gastmusiker auf meinen Alben. Mein Motto war immer „hab einen Sänger nie öfter als zwei Mal auf einem Album“. Die durften dann höchstens auf einem anderen Album wieder ran (lacht).

 

Also wie bist Du dieses Album angegangen?

Nun, zunächst hab ich hier in Amerika ein neues Studio aufgebaut, habe mich um ein Label gekümmert, hab erst einmal die Voraussetzungen für ein neues Album geschaffen – inklusive das Finden neuer Leute. Und nebenbei hab ich immer wieder live gespielt – ich kann meine Füße gar nicht still halten. Und auf die Arbeit am Album bezogen: Elektronische Musik entsteht ja etwas anders, es würde schon ein Genie brauchen, um vorher zu wissen, wie die Musik hinterher aussieht – es hängt viel davon ab, wie der Computer mit Deiner Kreativität interagiert.

 

Wirklich? Ich hätte jetzt genau das Gegenteil behauptet – ich meine „organische“ Musik entsteht durch´s ´jammen´, elektronische doch wohl eher nicht, oder?

Nein, jammen wohl nicht, aber es ist das Gehirn des Komponisten, das mit dem Gehirn der Maschine arbeitet...

 

...das Gehirn einer Maschine?!

Ja, eine Maschine hat seine eigene Art, zu interpretieren, was Du hinein gibst. Und manchmal kommt der Computer auch mit einer Überraschung – und das sind die besten Momente in Rockmusik – das ist wenn das Unerwartete passiert.

 

Nun, ich würde das allerdings nicht von einem Computer erwarten...

Computer überraschen mich immer wieder! Aber ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass sie mich dominieren.. (lacht).

 

Was hat Dich bewogen, Deine Klassiker „Mammagamma“ und „The Raven“ noch einmal neu aufzunehmen?

Es gab 2 Gründe: Wir dachten, es wäre eine gute Idee, zu demonstrieren, wie die neue Richtung sich auf alte Stücke auswirkt. Außerdem wollte die Plattenfirma gerne diese Art von Verbindung. Und schließlich war es Jeremy, mein Sohn, der sehr heiß darauf war, an diesen beiden Stücken zu arbeiten.

 

„The Raven“ war übrigens auch der erste – und bis zu diesem Album letzte – Versuch, Deine eigene Stimme mit einzubringen! Da war ja nur als „Stimme“, auf „A Valid Path“ hören wir Dich sogar – erfolgreich! -  als Sänger!

Auf diese Frage habe ich immer geantwortet ´warum fragst Du Steven Spielberg nicht, warum er nicht schauspielert´. Erst auf diesem neuen Album konnte ich mir vorstellen es noch einmal zu probieren, da ich für „We play the Game“ auch den Text geschrieben hatte. Vielleicht war es immer Unsicherheit. Aber seit ich meine Band hier in Amerika habe, hatte ich angefangen, zu singen, also wird es in Zukunft vielleicht öfter vorkommen.

 

Du hast sehr spät – vor etwa 10 Jahren – erst angefangen, live zu spielen, nun planst Du auch wieder Daten in Europa. Wie kombinierst Du diesen neuen Sound mit Deinen alten Sachen?

Es wird eine interessante Erfahrung werden, aber wie gesagt, wir haben es hier in Amerika bereits ausprobiert. Wir haben eine richtige Band, und kombinieren das mit ein paar elektronischen Spielereien. Aber ich bin selber gespannt, wie das Publikum reagieren wird. Auf jeden Fall wird es etwas sein, was man als „neu & kreativ“ laufen lassen kann, anstatt eines „Tribut an die Vergangenheit“. Und ich bin froh, sagen zu können, dass ich zumindest versucht habe, modern zu klingen.

 

Du hattest auf Deinen Alben oft einen „roten Faden“ – gibt es einen solchen auch auf dem neuen Album?

Es gab einen, aber ich habe ihn fallen lassen. Ich startete mit dem Thema „die großen entdecker“ – Columbus, Da Gama, etc. „Chomolungma“ ist im Prinzip der letzte Überrest davon – das ist tibetanisch für Mount Everest. Nein, „Valid Path“ war meine Antwort auf meinen Computer, der mir immer gesagt hat „you´re taking an invalid path“ (lacht).

 

Wenn Du zurückblickt – auf welche(s) Album bist Du am meisten stolz?

„Tales of Mystery And Imagination“, es war mein erstes ´Baby´ - und ich denke, es wird immer diesen Platz einnehmen. Aber ich kann schon behaupten, dass ich mich wohl fühle, mit dem was ich so in der Vergangenheit gemacht habe, es gibt wenig, was ich nicht so mag. Und das war ja nun schon eine ganze Menge.

 

Seit Deinen Anfängen in den 60ern ist ja auch schon eine Weile vergangen...

Ja, die ersten beginnen bereits die Nase zu rümpfen. Ich bin jetzt 55, ich weiß nicht, ob ich das noch mit 60 machen werde. Dann vielleicht eher wieder nur von der Mischpult-Seite für andere.

 

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem „Engineer“ und einem Produzenten eines Albums?

Der Produzent verdient mehr Geld!

 

Denn immerhin wirst Du sowohl bei den Beatles als auch bei Pink Floyd als „Engineer“ geführt...

Für „Abbey Road“ sage ich immer, mein Job war es, guten Tee zu machen. Ich war ein Junior und erst seit gut einem Jahr in den Abbey Road Studios. Das erste Mal, das ich wirklich zu Einsatz kam, war für die „Let it Be“ Aufnahmen – die ja später waren, auch wenn das Album zuerst veröffentlicht wurde. Mein Job war es, alles ordnungsgemäß aufzunehmen. Viele Toningenieure werden irgendwann Produzenten - so wie ich. Der Produzent hat generell mehr Einfluss auf ein Album. Wenn ich „Dark Side of the Moon“ produziert hätte, würde ich jetzt auch in Hubschraubern fliegen. Trotzdem würde ich sagen, dass ich als Engineer einen Einfluss hatte auf den Sound der Alben!

 

Siehst Du Dich also eher als Produzent oder als Toningeieur.

Ich ziehe es vor, als Produzent gesehen zu werden – die werden in der Regel als kreativer angesehen...

 

Etwas anders: Auf Deiner Homepage habe ich etwas von den Reunion-Plänen gelesen – die ja nun nicht erfüllt wurden.

... (Zögert). Sie haben den fundamentalen Fehler gemacht, eine Tour zu buchen, ohne mich zu fragen. ... (Pause) Um ehrlich zu sein, möchte ich gar nicht darüber sprechen. Was ich sagen kann ist, dass es Promoter in Europa gab, die nicht mit mir arbeiten wollten, weil sie dachten, dass es meine Schuld war, dass es nicht dazu gekommen ist. 

 

Wäre Eric Woolfsson involviert gewesen?

Er war auch nicht gefragt worden!

 

Eine andere Frage, über die ich mich gerade mit einem anderen Musiker unterhalten habe – ist es möglich als Künstler dieser Tage unpolitisch zu sein?

Absolut! Ich bin ein perfektes Beispiel dafür. Und es ist darüber hinaus sogar noch möglich, Songs zu schreiben, die nicht von Beziehungen handeln!, was wohl noch außergewöhnlicher ist.

 

Ist Musik nicht die richtige Plattform dafür?

Es ist die perfekte Plattform für alle, die Statements abgeben wollen, ich hatte bloß nie das Verlangen danach. Ich möchte meine Höre lieber nachdenken lassen, und versuche mit meinen Songs und Texten Bilder zu projizieren. Früher war das textlich vor allem Eric´s Job.

 

Wovon handelt dann „We play the Game“

Absolut gar nichts, es sind nur Wörter. Manches könnte in die Richtung „die Vergeblichkeit von Kriegen“ gehen, was dann schon wieder vage politisch wäre, aber ich zeige nicht mit dem Finger auf irgend jemanden.

 

Hast Du David Gilmour getroffen? Oder habt Ihr euch MP3s hin und her geschickt?

Oh, wir würden nie mit MP3s arbeiten, aber es stimmt, wir haben uns lediglich CDs hin und her geschickt.

 

Ich meine, Mike Rutherford zieht es ja mittlerweile schon vor, elektronische Musik zu machen, Du wirst elektronisch – ich fragte mich schon, ob das nächste Pink Floyd Album – so es denn noch eins geben würde – auch so klingen würde...

Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass es noch ein weiteres Pink Floyd Album geben wird. Ich glaube, David ist am Ende dieser Straße... David liebt es immer noch, zu spielen, aber offensichtlich dann doch lieber als Gastmusiker auf Alben wie meinem. Übrigens: dieses Interview erscheint in deutsch, oder?

 

Ja, wieso, willst Du eine Kopie?

Nun, ich... (lacht)... ich sammle alles mögliche, was so geschrieben wird.

 

Was heißt, es bedeutet Dir etwas, was über Dich geschrieben wird?

Ja, ich bin sehr sensibel, aber ich glaube, das ist nicht so außergewöhnlich, oder?

 

Nun, Geoff Tate von Queensryche behauptet das Gegenteil. Aber wer weiß, wo die Wahrheit da genau liegt.

Nun, es liegt in der Natur des Menschen, nichts schlechtes über sich hören und lesen zu wollen, glaube ich. Aber ich will wissen, was man über meine Arbeit schreibt. Und wenn ich das Gefühl habe, dass dies das schlimmste ist, was ich je gemacht habe, dann würde ich meine Richtung auch wieder ändern.

 

Wirklich?!

Ja, vielleicht mache ich dann Country (lacht).

 

Ist dieses Album auf ein neuer Abschnitt Deiner Karriere?

Klar. Ich verkaufe Millionen und brauche nie wieder zu arbeiten (lacht). Nein, es würde mich sehr befriedigen, wenn dieses Album nicht untergehen würde, denn ich habe die letzten zwei Jahre hart daran gearbeitet. Aber wie gesagt, wenn das nicht passiert, werde ich sehen müssen, wie es weiter geht. Vielleicht konzentriere ich mich mehr auf meine Live-Shows. Vielleicht sehe ich endlich ein, dass es lediglich meien Vergangenheit ist, die mich populär macht, und ich konzentriere mich darauf. Oder ich mache ein Orchester Album.

 

Das klingt, als wenn Du Angst vor dieser Vorstellung hättest?

Nein, Angst nicht, aber das ist die Realität. Das sehen wir immer in den Live-Shows. Da rufen die alten Songs immer die euphorischsten Reaktionen hervor. Aber das ist auch wiederum normal. Es ist Teil jedes Menschen, erst einmal kritisch auf Veränderungen zu reagieren.