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Asia 2003:  John Payne & Geoffrey Downes

Sie waren eine der größten AOR-Bands der Achtziger, der Erfolg mit ihrem gleichnamigen Debüt (und den darauf enthaltenen Single-Hits, wie u.a. "Heat of the Moment") gehört immer noch zu den gerne zitierten Referenzen im Rock-Business. Von der Originalbesetzung ist mittlerweile nur noch Geoff Downes übrig geblieben, aber mit John Payne hat er seit 11 Jahren nicht nur einen kongenialen Partner und Sänger, auch das Songwriting gehört immer noch zum besten im Melodic-Rock.

Ihr letztes Alben "Aura" ist zwar nicht mehr ganz neu, aber Konkurs-Probleme der Plattenfirma ließen es lange auf Eis liegen. Nun wird es endlich wiederveröffentlicht.

 

Das letzte Mal, als wir sprachen, wart Ihr so optimistisch, was den neuen Plattendeal betraf, und dann das - was war los?

Geoff Downes: Recognition hat Konkurs angemeldet, und "Aura" ist mit in die Konkursmasse eingegangen, so waren wir in der unglaublichen Situation, dass wir nichts mit dem Album machen konnten. Aber es wird jetzt wiederveröffentlicht.

Was ist schief gelaufen mit Recognition?

Geoff Downes: Sie haben sich ein bisschen verkalkuliert. Ich denke, wir haben noch ganz gut verkauft, aber sie hatten noch ein paar andere Pferde im Stall, die nicht so gut gelaufen sind.

Wie lange gab es "Aura" überhaupt?

Geoff Downes: Ungefähr ein Jahr. So lange lief es ganz gut, aber...

Ist das nicht frustrierend?

Geoff Downes: Kann man sagen.

Aber mit dem nächsten Album wird alles wieder besser?

Geoff Downes: Ich hoffe es, nein: ich denke, ja! Ich glaube, wir werden ein bisschen besser aufpassen müssen, mit wem wir zusammen arbeiten. Es ist so viel Arbeit, ein Album fertig zu stellen, da ist es eine Schande, wenn solche Sachen dazwischen kommen, an denen man selbst schuldlos ist.

Zum "Aura"-Album: Ihr habt jede Menge bekannter Namen auf dem Plattencover stehen - Steve Howe, Ian Crighton (Saga), Tony Levin (King Crimson, Peter Gabriel), Simon Phillips (Toto) - sind das alles nur Studiomusiker? Ist Asia eigentlich nur noch ein Duo?

John Payne: Ja und nein. Wir haben mittlerweile endlich eine Tourband, die ziemlich stabil scheint und mit der wir wohl auch das nächste Album aufnehmen werden. Andererseits waren Asia eigentlich vom Konzept her schon immer ein Duo. Anfangs mit Steve Howe und Carl Palmer, das Songwriting wurde allerdings hauptsächlich von John Wetton und Geoff Downes gemacht. Und das ist eigentlich ähnlich der Situation, die wir heute haben, wir schrieben die Songs und haben dann die Musiker rein gebracht, von denen wir meinten, dass sie die Songs besonders gut umsetzen können. Ich glaube, fast jede Band hat so einen oder zwei Songwriter. Wenn auch nicht ganz so viele Umbesetzungen. Aber wir sind wohl sehr schwierige Leute was die Zusammenarbeit betrifft... (lacht)

Wie würdet Ihr das Album beschreiben, was hat sich geändert?

John Payne: Ich denke, es ist weniger progressiv, als manche vielleicht erwartet haben könnten. Ich glaube, Asia wurde oft fälschlicherweise ins Progressivrock-Lager eingeordnet. Ich sehe uns eher in der kommerzielleren Rock-Richtung à la Journey-/Foreigner. Das erste Asia-Album, Songs wie "Heat of the Moment", das waren ja fast Pop-Songs, danach hat sich das Format etwas geändert, die Band hat wesentlich ausgefeiltere Stücke komponiert, fast wie eine rockigere Steely Dan Version.

Geoffrey Downes: Asia waren nie eine Progressivrock Band, wir waren immer mehr songorientiert. Aber es gibt immer ein, zwei Songs, die man da einordnen könnte, wie z.B. „Free“, auf dem "Aura"-Album.

Allerdings hattet Ihr auch progressivere Alben...

Geoffrey Downes:...ja, „Aqua“ und „Aria“ gingen mehr in die Richtung. Mit „Arena“ haben wir uns dann wieder umorientiert, weil wir dachten, das würde uns besser liegen. "Aura" fokussiert eher einzelne Musikerleistungen als einen „Wall of Sound“.

Das heißt, die Änderung zurück davon habt Ihr bewusst vorgenommen?

John Payne: Das letzte Album, "Arena" hat das schon eingeleitet. Wir haben verschiedene Einflüsse mit hinzu genommen, wie z.B. Latin-Einflüsse im Titelsong. Aber es wurde nicht besonders gut im Radio aufgenommen.

Siehst Du noch eine Chance für Asia, im Radio gespielt zu werden?

John Payne: Wer weiß, ich glaube, wir müssen uns ein bisschen moderner anziehen, und anfangen zu tanzen. Eine etwas ältere Boygroup (lacht). Nein, ich glaube, in Amerika genauso wie in England, ich weiß nicht wie es in Deutschland ist, aber hier wird es langsam wieder besser, die Radiostationen öffnen sich wieder etwas mehr. Diese Boygroup-Welle flacht ja längst wieder ab. Und die 20-40-jährigen sind ein sehr wichtiger Markt. Viele Sender fangen wieder an, nachts Rocksendungen einzuführen.

Das Material der CD ist ja wieder durchweg verdammt gut geraten, hattet Ihr viele Stücke zur Auswahl?

John Payne: Oh ja, wir haben so viele Songs geschrieben. Auch mit so vielen verschiedenen Leuten, mit Adrian Smith von Iron Maiden, Steve Overland (?) von FM, Gerry Granger (Co-Writer von Rod Stewart)...

Wie groß war der Einfluss Eures Produzenten, Simon Hanhart? Ihr hattet ja schon vorher mit ihm gearbeitet, allerdings nicht auf den letzten beiden Alben.

John Payne: Nein, die haben wir selber produziert. Simon hat eine Menge neuer Ideen und Energie hineingebracht, hat uns auch zeitmäßig etwas mehr gefordert. Es ist immer besser, wenn man einen Außenstehenden hat, der einem ein bisschen von dem Stress abnimmt, den man bei einer Albumproduktion immer hat. Das war alles etwas, was wir für "Aura" brauchten. Das nächste Album, das wir jetzt in Angriff genommen haben, werden wir wieder selber produzieren, unser eigenes Ding machen. Wir werden wohl auch mehr mit unserer Live-Band arbeiten, als mit so vielen Gast-Musikern.

Ihr schreibt also derzeit am neuen Album - gibt´s schon Tendenzen?

Geoff Downes: Ich glaube, wir werden etwas härter mit dem neuen Album - die letzten beiden Alben waren ja etwas seichter. Es hängt auch immer von den Musikern ab, die Du hast. Auf "Aura" hatten wir fantastische Musiker, von daher sind die Songs gut, aber man muss ja nicht jedes Mal das selbe machen.

Was habt Ihr für Ziele mit dem neuen Album?

Geoff Downes: Das wichtigste ist für uns, dass die Fans es mögen und wir auf Tour gehen können. Der große Knall wird wohl nicht mehr kommen... (lacht)

Hmm, das war eine meiner Frage, von denen ich nicht ganz sicher war, ob ich sie stellen sollte... ich frage mich wie es ist, den Abstieg seiner Band vom Superstar-Status zu einem Namen von vielen mitzuerleben.

Geoff Downes: Es macht es nicht gerade einfacher. Ich meine, so lange die kleinen Clubs voll sind, macht es genauso viel Spaß wie auf einer großen Bühne, aber wenn nicht einmal die gut besucht sind, kann das schon an Deiner Seele nagen, wenn man bedenkt, wie die Band angefangen hat. Aber ich sage mir immer, wir hatten Glück, dass wir so groß anfangen konnten, den wenigsten Bands passiert das. Und nun zahlen wir unsere Schulden nachträglich, scheint mir. Aber das wichtigste ist, dass wir weiter machen können, dass wir immer noch Platten verkaufen können und es die Band weiter gibt. Die Musik-Szene verändert sich nun einmal.

John Payne: Ja, Asia war eine Supergroup. Das Debüt hat sich ja in Amerika rund 6 Millionen Mal verkauft. Aber das war für die Band auch eine Belastung. Viele mögen auch diese Bezeichnung nicht, einfach weil es Druck ausübt. Schon das zweite Album verkaufte sich „nur“ 2 Millionen Mal (in Amerika). Die Plattenfirma war enttäuscht, ich meine, das ist doch eine paradoxe Situation. Und deshalb ist dieser Status ein Mühlstein genauso wie es ein Vorteil ist.

 

Bevor das neue Album erscheint, wird es auch noch ein neues Live-Album geben!

Geoff Downes: Ja, ich hoffe, wir schaffen es, das auch bis Anfang Februar in die Läden zu bringen. Wir haben eine Show in New Jersey im letzten Oktober aufgenommen und gefilmt, und es wird parallel als Doppel-CD und DVD bei Classic Rock Productions veröffentlicht. Es ist endlich ein richtig gutes, repräsentatives Live-Album. Wir sind so viel getourt mit "Aura", da hielten wir es für eine gute Idee, ein Album zu veröffentlichen, dass die Karriere von Asia zusammen bringt. Ein Album, das etwas anders ist.

Was heißt anders?

Geoff Downes: Nun, die Tatsache, dass wir ein einzelnes, komplettes Konzert genommen haben. Die bisherigen Sachen waren entweder irgendwelche Zusammenschnitte oder schlechte Bootlegs. Wir haben und viel Mühe gegeben mit dem Mixen, und ich finde, einige Sachen klingen besser als die Originale.

Aber es die originale Show?

Geoff Downes: Ja, keine Overdubs, falls Du das meinst. Und es ist trotzdem gut, ich denke, wir waren ziemlich gut drauf!

 

Abschließend noch eine Frage: Es gab vor einiger Zeit Pläne für eine Asia-Reunion in Originalbesetzung. Geoff, kannst Du noch einmal zusammenfassen, was passiert ist?

Geoffrey Downes: Es war die Idee von John Wetton und Carl Palmer, und sie wollten mich und Steve Howe dazu überreden. Aber Steve (H) hatte keine Lust und ich wäre nur interessiert gewesen, wenn wir das mit der aktuellen Version von Asia, also mit John, kombiniert hätten. Das wäre sicherlich ein interessantes Konzept gewesen. John (W) und Carl wollten aber von einer Zusammenarbeit mit John nichts wissen, also habe ich mich da schnell wieder heraus- und zurückgezogen. Allerdings war das nicht der einzige Grund. Die ganze Geschichte war völlig unausgegoren, völlig unorganisiert. Und dann wurde da ganz schnell etwas in den Medien bekannt gegeben, was überhaupt nicht besprochen war, also das war wirklich ein Schuss in den Ofen. Außerdem wollte ich mit John ein neues Album schreiben, also haben wir recht schnell gesagt, lasst es uns vergessen.