Ralf-Koch.de§ Doors Down Setlist Bremen

Rock-, Pop- und Szene-News und mehr....

  • Startseite
  • Friebo
  • Radio Jade
  • Oldenburg 1
  • Neue CDs
  • Interviews
  • Zur Person
  • Links





 

Funktioniert im Blues Club wie auf einer Festival Bühne: Dave Kincaid`s The Brandos

Interview Mai 2018. Ein älteres Interview mit den Brandos findest du hier!

Ribs & Blues Festival : https://www.ribsenblues.nl/

 

Raalte. Nur rund zwei Stunden südlich, ein paar Längengrade dann nach links: 50 km von der deutschen Grenze entfernt findet das größte (Gratis-) Bluesfestival der Niederlande statt. Auch die 22. Auflage an diesem Pfingstwochenende (20. – 21. Mai) glänzt wieder mit internationaler Besetzung. Nach dem kostenpflichtigen ersten Tag am Samstag, 19. Mai mit Mothers Finest, Status Quo und Earth Wind & Fire startet der Sonntag mit den Briten The Brew und endet mit den Brandos – mit 11 weiteren Bands dazwischen. Und auch der Montag sorgt mit u.a. Ten Years After und sieben weiteren Acts für eine Menge Kurzweil.

 

The Brandos, die zuletzt auf „Los Brandos“ ihren Sound mit spanischen Elementen erweitert haben, sind gerade dabei, ihren Backkatalog wiederzuveröffentlichen; Bandchef Dave Kincaid gab uns dazu ein paar aktuelle Einblicke.

 

 

Warum gab es Probleme mit der Verfügbarkeit eurer alten Alben

Unser Vertrag mit SPV lief Ende der 90er aus und sie hatten den gesamten Backkatalog. Damals passierten bei uns ohnehin ein paar persönliche Dinge und wir waren eine Weile nicht sehr aktiv was das Musikmachen und Touren betraf. Nun haben wir ein paar Alben bei Blue Rose Records draußen und wir sind wieder da. Also machte es für uns Sinn, die alten Alben auch wieder zugänglich zu machen.

Alle?

Ja, ich glaube schon.

Hätte man die Chance nicht gleich nutzen könne, ein paar Dinge zu ändern oder hinzuzufügen?

Ich weiß, dass das eine übliche Marketingpraxis ist, aber wir hatten nicht das Gefühl, dass das nötig gewesen wäre. Diese Alben sind ein Zeitdokument der Band zu ihrer Zeit – warum also etwas ändern? Ich bin sehr froh, dass sie wiederveröffentlicht werden, besonders für die neuen Fans. Allerdings geht es mir in erster Linie um neue Musik und die Zukunft der Band. Wir haben gerade zwei neue Videos auf unserer YouTubeSeite veröffentlicht. Du siehst, wir tun also unser bestes, die Band ins 21. Jahrhundert zu bringen.

Du erwähntest gerade die Unterbrechung… das waren fast 10 Jahre Pause!

Ja, das Leben ist uns in die Quere gekommen. Ich habe einen jungen Sohn jetzt und jeder kann dir erzählen, dass das alles ändert. Und es gab noch ein paar andere Dinge die uns dazwischen gekommen sind und mich davon abgehalten haben, weiterzukommen. Aber wir sind zurück und das war ein weiter Weg!

Ihr habt eine große Fanbasis in Deutschland – von einem Durchbruch kann man allerdings kaum sprechen. Was fehlte? 

Die offensichtliche Antwort ist: Ein Hit! Das Glück der Iren war diesbezüglich leider nicht mit uns. Aber glücklicherweise ist es möglich, auch ohne das in diesem Business zu überleben – und wir können machen, was wir machen. Gibt es etwas Besseres?

In den USA seid ihr nicht so erfolgreich, oder?

Leider nein. Nur unser erstes Album wurde hier veröffentlicht und ich könnte dir eine lange Geschichte erzählen darüber, wie schrecklich das Musikbusiness sein kann – nicht nur für uns; für viele Künstler. Andererseits ist das erste Album damals ganz gut angekommen und es gibt eine Menge Leute, die sich an uns erinnern. Und jetzt in Zeiten des Internet, werden unsere anderen Alben hier auch erhältlich sein.

Grundlage dafür ist jawohl das Touren – und das plant ihr ja schon fleißig!

Yep, dieses Jahr wird eine Menge los sein. Wir haben das Ribs & Blues Festival in Raalte, am 20. Mai – das wird nur eine Show, aber eine Menge Spaß. Und die Tour beginnt dann Mitte September mit Skandinavien, Deutschland, Holland und Belgien.

Euer letztes Album überraschte mit spanischen Elementen – wie kam es dazu?

Es ist Teil dessen, was ich immer versucht habe: Der Versuch, die Dinge interessant zu halten für mich und die Fans. Ich habe in Mexiko gelebt, als ich jung war und ich spreche die Sprache immer noch ganz gut. Ich habe gute Freunde dort und sie haben mich seit Jahren gefragt, warum ich nicht mal etwas in Spanisch schreibe. Also dachte ich, warum nicht? Der Sound einer Sprache kann eine ganz eigene Stimmung und Atmosphäre erzeugen und ich fand das eine interessante Wendung. Im Booklet sind die Texte ja dann ins Englische übersetzt.

Außerdem war das Album sehr poetisch – was auch neu war. 

Du bist nicht der erste, der das sagt und ich freue mich darüber! Es war keine bewusste Entscheidung… ich glaube, es gibt Momente im Leben, an denen sich Änderungen bemerkbar machen. Vielleicht wird man durch mehr Lebenserfahrung philosophischer, vielleiht auch poetischer.

Ihr werdet oft in eine Ecke zwischen R.E.M., Blues und Southern Rock gesteckt – passt das oder waren die neuen Elemente auf dem neuen Album auch der Versuch, davon wegzukommen?

Diese Southern Rock Verbindung habe ich nie nachvollziehen können. Bands wie Lynyrd Skynyrd und so waren nie so meins. Bei dieser Beschreibung hat mir immer die britische Komponente gefehlt. Einmal habe ich die Beschreibung “Creedence meets The Who” gelesen, das fand ich am passendsten. Diese Americana Sache ist da, ja, aber für mich waren auch Pete Townshend und The Who immer ein sehr großer Einfluss.

Letztes Jahr wart ihr schon mit eurem neuen Album hier – mit großem Erfolg!

Ich bin so glücklich, dass uns das europäische Publikum so herzlich aufnimmt und uns offensichtlich niemals zu vergessen oder zu verlassen scheint. Hier in den Staaten wird man schon nach 6 Wochen vergessen.

Und werdet ihr im Herbst schon wieder neues Material haben?

Kein neues Album, die Tour dreht sich dann mehr um die Wiederveröffentlichungen. Aber ich hoffe, zumindest ein paar neue Songs zum Ausprobieren zu haben.

Wir sprachen schon über das Blues Festival in Holland – inwieweit passt ihr auf ein Blues Festival?

Nun, ehrlich gesagt habe ich nicht das Gefühl, dass viele der Bands reine Bluesbands sind. Aber ganz abgesehen davon: Natürlich hat der Blues einen großen Einfluss auf mein Gitarrenspiel – sowohl direkt als auch indirekt. Ich bin aufgewachsen mit den großen Rock und Blues Helden, Jimi Page, John Fogerty, Carlos Santana, Jimi Hendrix, die waren alle im Blues zuhause und haben ihren Rock in die Welt hinaus getragen. Und das ist, wie ich meine Musik verstehe – und das funktioniert im Blues Club wie auf einer Festival Bühne.