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Curtis Stigers Interview

2002

"I wonder why" oder "All that matters" waren seine beiden großen Hits Anfang der Neunziger, die sich auch heute noch größter Beliebtheit erfreuen. Sein zweites Album "Time was" erschien 1995, war weit weniger erfolgreich, und der beste Grund für ihn, seiner Karriere eine neue Richtung zu geben. Just erschien sein zweites Jazz-Album "Secret Heart": eine tolle Sammlung von eigenen Stücken und Cover-Versionen alter und neuer "Standards", die mithilfe großartiger Musiker zu einem echten Highlight unter den Jazz-Releases geworden ist. Wir sprachen mit dem sympathischen Sänger, der gerade von seiner Tour im Vorprogramm von Broadway-Entertainer Barry Manilow zurückgekehrt ist.

 

Du kommst gerade von Deiner England-Tour, wie war´s?

Ich bin mehr als zufrieden! Ich meine, mit der Musik, die ich heute mache, für Barry Manilow zu supporten scheint auf den ersten Blick etwas seltsam, aber im Endeffekt war es super. Ich denke, ich konnte viele neue Fans gewinnen, bzw. sie zu meiner neuen Musik konvertieren.

"Secret Heart " ist Dein zweites Jazz-Album - wo siehst Du den Unterschied zu Deinem ersten?

Das erste Album ist schon ein paar Jahre her, und es war für mich der erste Schritt ins Jazz Lager seit vielen Jahren. Und auch wenn ich im Nachhinein das Album nicht schlecht finde, ich denke, ich bin als Jazz-Sänger gewachsen. Beide Alben haben das selbe Konzept, was ich versuche zu tun, ist eigene Songs mit sowohl alten als auch neuen Standards zu mischen. Ich denke, das neue Album "swingt" besser.

Warum ist es eigentlich im Jazz - genauso wie im Blues - so üblich, so viele Songs zu covern? Gibt es alle großen Songs schon? Ich meine, auf Deinen Pop-Alben hast Du die Songs selber geschrieben.

Hmm, gute Frage. Ich liebe es, Standards zu singen. Es gibt so viele tolle Songs, die ich so gerne mal aufnehmen möchte, und im Prinzip sind diese Songs der Grund dafür, warum ich mich vom Jazz so angezogen fühle. So habe ich die Möglichkeit, diese Songs zu singen. Gleichzeitig denke ich, bin ich noch nicht gut genug, um ein ganzes Album mit solchen Klasse-Songs selber zu schreiben. Ich habe für "Secret Heart" einige tolle Co-Writer gefunden, aber die haben auch wieder zu wenig Zeit, um mehr mit mir zu machen. Mir fehlt also noch der richtige Partner, um ein komplettes Album zu komponieren, und meine eigenen Fähigkeiten, diese Art von Songs zu schreiben, wachsen erst noch. Es ist etwas ganz anderes, als einen Pop-Song zu schreiben.

Und was ist mit Deinen Saxofon-Parts, für die man Dich in Deinen Pop-Songs kannte. Auf dem neuen Album gibt es gerade zwei Songs mit Saxofon.

Als Saxofonist bin ich eher im Blues verwurzelt, das lässt sich im Pop oder Rock wunderbar einbauen, aber im Jazz ist das etwas limitierter. Da passt es meiner Meinung nach nicht, in einem Uptempo-BeBop das Sax einzusetzen. Da spiele ich lieber mit meiner Stimme, z.B. mit Scap-Gesang. Als Sänger kann ich wesentlich mehr machen. Live spiele ich etwas mehr Sax, aber auch da ist das eher in den Balladen oder in den Blues-Stücken.

Was war der Grund für Dich, ins Jazz-Lager zu wechseln, was ist falsch gelaufen mit Deiner Karriere als Pop-Künstler?

Es gab viele Dinge die richtig, aber auch viele die falsch waren. Ich bin nicht weggelaufen vom Pop, es hat mich nur zum Jazz gezogen. Ich wollte schon lange Jazz spielen und ich fühlte, dass es Zeit für mich war, diesem Wunsch zu folgen. Vielleicht liege ich falsch, aber ich denke, es gab auch nicht viele, die darauf gewartet haben, dass ich ein neues Pop-Album

veröffentliche.

Nun, darüber könnte man streiten...

Nein, es war ein logischer Schritt für mich, denn ich bin als Jazz-Sänger aufgewachsen. Die erste Band, in der ich gesungen habe, war ein Jazz-Trio. Ich meine, ich schreibe auch immer noch Pop Songs, spiele immer noch Gitarre und könnte mir auch immer noch vorstellen, mal wieder etwas anders als Jazz zu machen. Ich limitiere mich jetzt nicht auf Jazz-Musik, ich bin mehr als nur der eine Musiker, sei es Jazz oder was auch immer. Und ich genieße es, mehr als das zu sein.

Also könnte das nächste Album auch wieder ein Pop-Album sein?

Es könnte, aber momentan würde ich mich nicht darauf festnageln lassen. Im Moment bin ich gerade dabei, meine Jazz-Karriere aufzubauen, und ich genieße fantastische Zeiten als Jazz-Musiker, und ich denke, daran werde ich noch ein wenig fest halten.

Wenn Du als Jazz-Musiker angefangen bist, wie kamst Du überhaupt zum Pop?

Ich habe immer viele verschiedene Sachen gemacht. Ich war in einer Band, die meine Songs in Rock-, Pop- und Show-Clubs gespielt hat, und ich war auf der Suche nach einem Plattendeal. Und da spielte ich diesen Gig in einem Uptown-Restaurant in Westside-New York, wie spielten als Jazz-Trio, Charlie Parker, Hendrix, Al Green, Steely Dan, alles durcheinander im Jazz-Trio-Setting, und das war zu der Zeit eine Band in der ich mich absolut wohl gefühlt habe. Und dann wurde ich entdeckt. Nur die Verträge, die mir angeboten wurden, wollten mich als Songwriter und Pop-Künstler, und ich hatte entsprechende Songs, also willigte ich ein. Und ich hatte eine tolle Zeit; Hitsingles, Touren in der ganzen Welt, ich habe viele meiner Helden getroffen, und außerdem erlaubt diese Zeit es mir jetzt wieder das zu machen, was ich machen möchte.

Das zweite Album war bereits weit weniger erfolgreich als das erste...

Die Pause zwischen den beiden Alben war sehr lang, 4 Jahre, z.T. aufgrund eines sehr langen Streits mit dem Präsidenten meiner Plattenfirma über die meine eigene künstlerische Freiheit. Er sah mich als R´n´B-Sänger, ich wollte mein Ding durch ziehen. Ich sah mich irgendwo zwischen Al Green und John Hiatt, er wollte einen männlichen Whitney Houston. Im Endeffekt denke, ich sind einige meiner besten Songs auf dem zweiten Album, so wie "Keep me from cold", aber es gab auch vier Songs, die ich nicht selber geschrieben habe und die ich auch nicht so sehr mochte. Es war also ein Kompromiss-Album. Und wie Du sagst, es war nicht sehr erfolgreich, also hat die ganze Streiterei nichts gebracht. Sie wollten trotzdem noch ein weiteres Album, aber dann machte ich ein Jazz-Album, und sie wussten nicht, was sie damit anfangen sollten, also ließen sie mich gehen.

Du sagtest, Du hast einige Deiner Helden getroffen - zum Beispiel?

Ich habe im Vorprogramm von Elton John und Eric Clapton gespielt, zwei Leute, die ich immer sehr verehrt habe, ich habe mit Bonnie Raitt und Al Green gearbeitet, Prince, Joe Cocker, Rod Stewart und viele tolle Studio-Musiker, das war schon Wahnsinn.

Welche Musik hörst Du privat?

Vieles verschiedene. Jazz, altes und neues, Country - Steve Earle, Lucinda Williams, gute Pop-Musik - Paul Brady, Sheryl Crow, Bob Dylan, ich höre alles; von Ben Webster bis Bob Dylan. Und ich denke, diese Offenheit erlaubt mir selbst auch, so kreativ zu sein.

Ist es ein Unterschied für Dich, Pop oder Jazz zu singen?

Das ist schwer in Worte zu fassen. Ich bin sehr Gefühls-orientiert. Das wichtigste für mich als Sänger ist es, wenn ich nicht gerade Scap singe, die Geschichte des Songs authentisch rüber zu bringen. Ob es da wirklich einen Unterschied macht, ob es Pop oder Jazz ist, weiß ich gar nicht.

Gibt es den Unterschied überhaupt? Ein Song wie "It´s so hard living without you" könnte ja auch fast auf Deinem Pop-Album gewesen sein.

Ja, das stimmt. Ich meine, das ist einer dieser neueren Standards von Randy Newman, und ich habe versucht, ihn so leichtfüßig wie möglich zu singen. Als Pop-Song hätte ich ihn vielleicht etwas lauter gesungen, aber Du hast wohl Recht. Einer meiner All-Time Heroes ist Frank Sinatra, und er war ein Pop-Sänger genauso wie ein Jazz-Sänger, genauso wie Chet Baker oder Tony Bennet. Sie haben Pop-Songs genommen und sie zu ihren Songs gemacht -waren das Pop-Songs oder Jazz-Songs? Solche Klassifizierungen sind eh oft unzulänglich.

Frank Sinatra ist einer Deiner Liblingssänger? Etwas überraschend für mich...

Du kannst viele Pop- oder Rock oder Jazz-Sänger und Musiker fragen, sie alle wurden beeinflusst von der Art, wie Frank Sinatra sang. Vielleicht sind die Europäer ein bisschen zu cool für Sinatra, aber der Mann war der beste Interpret für Pop-Muisk, den wir im letzten Jahrhundert hatten. Er hat einen Song präsentiert, das war einmalig.

Auf Deinem Album hast Du eine ganze Reihe von hochkarätigen Musikern, sind die auch dabei, wenn Du auf Tournee gehst?

Nein, da kann ich nicht mit halten - John Clayton und Jeff Hamilton waren zuletzt mit Diana Krall für 6 Monate auf Tour, das kann ich mir gar nicht leisten.

Aber nächste Woche spiele ich mit ihnen in L.A., weil sie da wohnen, aber wenn ich auf Tour bin, spiele ich mit anderen Musikern. In England waren es englische Musiker, in den Staaten ist es eine New Yorker Band.

Ist das nicht etwas schwierig?

Eigentlich ist es sogar sehr inspirierend. Beim Pop wäre das etwas schwieriger, aber im Jazz sprechen alle Musiker die selbe Sprache, und es wird viel improvisiert - du das ist das, was mich am meisten reizt am Jazz.

Spielst Du immer noch alte Songs?

Ja, viele Leute kennen mich noch als Pop-Musiker, und damit habe ich keine Probleme. Und ich habe auch keine Lust, diese Leute zu verprellen - es sind meine Songs, und ich liebe sie. Also baue ich meist einen Part ein, in dem ich diese Songs spiele. Ich meine, manche kann man auch als Jazz-Arrangement spielen, aber manche performe ich dann als Akustik-Set in Songwriter-Manier. Und die Leute lieben das. Und wenn sie diese Leute hören, sind sie viel eher bereit, auch das andere Material anzunehmen. Und für mich ist es das, was ich immer gewesen bin: zwei Persönlichkeiten.

Ja, ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute etwas verstört kucken könnten, wenn sie zu einem Curtis Stigers Konzert kommen, und nur Jazz hören...

Ich denke, es ist mein gutes Recht, mich weiter zu entwickeln, aber ich weiß genau, dass diese Fans mir geholfen haben, meine Rechnungen zu bezahlen. Und auf diese Weise kann ich sagen, ´hey, Ihr habt das gemocht, was ist hiermit?´ Und sie scheinen es anzunehmen. Keiner geht unglücklich nach Hause. Und ich habe die Chance, die Leute zu unterhalten.

Nun, das ist eh Deine größte Stärke - auf der Bühne zu stehen und eine begeisternde Live-Show abzuliefern, das kann ich selbst bezeugen!

Danke, das ist was ich am liebsten mache.

Gibt es Pläne für Deutschland?

Ja, ich hoffe, dass wir etwas für Europa organisieren können!