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Cut:   Neu-Genesis Sänger Ray Wilson macht auch solo eine gute Figur!

 Interview zur Album VÖ im März 1999. Gut 2 Monate später habe ich die Band in Bremen getroffen :-) - hier nachzulesen

Was soll man von Ray Wilson solo erwarten – war Stiltskin „seine Band?“ Wieviel ist er von Genesis beeinflußt worden? Wenn man CUT hört, möchte man sagen: Genügend! Oder mit seinen Worten: „für „Nicht-Prog-Puristen“ ist „Millionairhead“ ein fantastisches Rock-Album geworden, dass richtig ´rollt´, aber schon allein durch die Stimme so stark an Genesis erinnert, dass es wenig Argumente geben dürfte, diese CD nicht zur Kaufpflicht zu erklären!“ Alle weiteren Einzelheiten erhielt er im Gespräch mit Ray und seinem Bruder Steve Wilson.

 

Wo liegt der Unterschied zwischen Stiltskin und Cut?

Ray: Es ist nicht so viel... es sind andere Band-Mitglieder offensichtlich, aber der Hauptunterschied ist der Gebrauch von Keyboards und der Produktion der CD, und das ist etwas, was durch den Einfluss vom Genesis-Sound der 70er auf mich so gekommen ist, v.a. die analogen Keyboard-Sounds. Ich meine, die meisten Songs stammen aus der Zeit, bevor ich zu Genesis gekommen bin, aber ihr Sound hat im Endeffekt die Produktion sehr beeinflußt.

 

Seit wann lagen die Songs bei dir herum?

Ray: Nun, der älteste wurde Ende 1994 geschrieben, außerdem hat Steve ein paar geschrieben, und der neueste ist „Ghost“ vom November 1997, kurz bevor wir mit Genesis auf Tour gegangen sind.

 

Hast du Favoriten auf dem Album?

Ray: Ich mag „Gypsy“, ein sehr interessantes Stück Musik, „Shoot the Moon“ ist auch sehr toll – aber es gibt keinen Song, den ich nicht mag. Ich hatte ca. 22 Songs, und davon habe ich mir die besten ausgewählt, deshalb meine ich, ist keine Ausschuss auf dem Album.

 

Erzählt mir ein bißchen über die Texte...

Ray: Nehmen wir z.B. „Another Day“: als ich in der Schule war, war ich in einer Punk-Band „Cheap Dialogue“, und der Bassist, Ian Fairgrieve, er war 13 und ein total cooler Typ, beliebt, angesehen, und eines Tages hat er sich erschossen. Das war ein ziemlich schockierender Tag – und schrieb diesen Song für ihn. Ich habe mir vorgestellt, was durch seinen Kopf ging, dass er so etwas tat. „To see another day“ ist also sein Gedanke, dass er ein neues Leben sehen will.

„Millionairhead“ ist über den Gitarristen von Stiltskin. Er war ein Millionär, und er benahm sich auch so. Der absolute Idiot. Also nahm ich die amerikanische Phrase „Airhead“, die für jemanden steht, der nichts als Luft im Kopf hat, und verband das mit Millionair – was seinem Geisteszustand also sehr nahe kommt.

„Gypsy“ wurde inspiriert durch das U2-Video zu „All I want is you“ genauso wie durch Jeff Buckley´s Album „Grace“, ein großartiges Album, und dieser Song hätte sehr gut darauf gepasst – und mit seiner Stimme dazu, das würde absolut passen – also ist dieser Song irgendwie für ihn. Es ist eine fiktive Geschichte über einen Blinden, der sich in eine „Gypsy“ (Zigeunerin) verliebt. Er kann sie nur hören, fühlen und riechen, aber es belastet ihn sehr, dass er sie nicht sehen kann. „Shoot the Moon“ ist von dir, Steve.

Steve: Ich lag am Fenster, als ich eine schwere Zeit mit meiner Freundin hatte, und konnte irgendwie nicht mit ihr darüber reden. Ich war so verzweifelt, dass ich dachte, ich würde am liebsten den Mond abschießen – ein wundervoller Titel für einen Song. Naja, und der Song ist eben über dieses Problem, nicht mit seinem Partner kommunizieren zu können.

Ray: Wie du siehst, jeder Song erzählt eine andere Geschichte.

 

Wer sind die Musiker auf dem Album?

Ray: Nun, im Prinzip stehen wir wieder zusammen in der Formation, die wir bei „Guaranteed Pure“ hatten – also der Band, die wir damals in Edinborough gegründet hatten. Nur der Drummer ist neu, Nir Z kennst Ihr ja. Ich war begeistert von seinen Genesis-Shows und fragte ihn, ob er neben seiner Session-Tätigkeit nicht auch eine feste Band haben wollte, und er stieg bei uns ein – was sehr aufregend für mich ist.

By the way, hast du Nick D´Virgilio mal getroffen?

Nur einmal ganz kurz, ich glaube er spielt bei „Spock´s Beard“ oder so...

 

Die selben Musiker wie zu „Guaranteed Pure“ Zeiten – also sind Cut eine Fortsetzung dieser Band?

Steve: Ja, absolut. Wir hatten die Band 1990 gegründet, um unsere Ideen zu verwirklichen, und mußten es 1994 aufgrund finanzieller Probleme unterbrechen, aber im Prinzip gab es die Band immer.

Ray: 1993 hatten wir unser Debüt produziert, alles in Eigenregie, d.h. eigentlich haben wir alles selbst gemacht – von der Gig-Organisation bis zum Poster aufhängen – und es kostete mich sehr viel, das Album zu promoten und zu veröffentlichen, bis ich 25,000 Pfund Schulden hatte, und mein Haus auf dem Spiel stand. Also haben wir aufgehört, und ich habe bei Stiltskin vorgesungen, was meine Probleme mit etwas Glück ziemlich schnell beseitigte. Nach Stiltskin habe ich die Jungs wieder zusammengeholt. Allerdings änderte sich die Musik durch den Einfluss von Stiltskin, also habe ich die Band umbenannt in Cut.

 

Was hast du dazu gesagt, als Ray die Band verlassen hatte?

Steve: Nun, aufgrund der Probleme damals, war es klar, dass es so kommen mußte. Größere Probleme hatte ich, als er bei Genesis eingestiegen ist. Ich meine, wir waren an einem Punkt, wo ich dachte, diesmal läuft´s besser, aber man kann es seinem Bruder natürlich nicht übelnehmen, bei Genesis einzusteigen. Im nachhinein, denke ich nun, hat die Musik auch dadurch noch profitiert.

 

Ihr sagt, Cut ist eine Band mit 5 Mitgliedern – die meisten Songs sind aber von Ray...

Steve: Wir hatten alle in bißchen Probleme zu erkennen, in welche Richtung Ray mit der Band gehen wollte, und wie er die Songs produzieren wollte, weswegen wir auch Probleme damit hatten, dementsprechende Songs zu schreiben. Aber ich denke, auf dem nächsten Album wird das viel mehr ein Band-Prozeß werden – wovon die Musik nur profitieren kann.

Also wird es weitere Alben geben?

Steve: Natürlich. Wenn man ein Album schreibt, hofft man immer, dass es sich genügend verkaufen wird, um ein weiteres machen zu können. Ich glaube, wir alle sehen Cut als eine Karriere für die nächsten 10-15 Jahre, so wie Genesis, die haben 30 Jahre...  „Millionairhead“ ist der Beginn für etwas ähnliches!

 

Cut on Tour – was können wir erwarten? Nur das neue Album?

Ray: Nein, ich denke, wir werden irgendeinen Genesis-Song spielen, „I know what I like“ oder so, den wir mal ein bißchen aufmischen werden (keine Ahnung was Tony davon halten wird...), außerdem auch ein bißchen Stiltskin.

 

Wessen Idee war der Support für die Scorpions?

Ray: Ich glaube, es kam von der Plattenfirma. Wir glauben, dass es eine große Chance ist, vor einem großen Rock-Publikum zu spielen, auch wenn die Musik der Scorpions  es ein wenig anders ist, als unsere, aber es ist ein Rock-Publikum. Wir kennen die Scorpions aus unserer Jugend, und ich glaube es wird lustig werden!

 

Wo liegen deine musikalische Wurzeln?

Ray: Rock-Bands der 70er – Thin Lizzy, Pink Floyd, Genesis und sehr viel David Bowie. Er war es, der mich zum Singen gebracht hat. Heute höre ich Bands wie Radiohead, Live, Jeff Buckley oder die Eels.

 

Also ist „Space Oddity“ dein Tribut an David Bowie.

Ja, weil ich es so wollte. Ich glaube nicht, dass man eine bessere Version als das Original machen kann, aber wir haben eine ganz gute Version hingekriegt.

 

Bei Cut spielst Du Gitarre – warum nicht auch bei Genesis?

Ray: Weil wir Anthony haben – und er ist ein besserer Gitarrist für Genesis als ich. Ich kenne meine Songs, und ich spiele sehr gerne, aber vom musikalischen Standpunkt meine ich, dass bei Genesis jemand spielen sollte, der einen Stil hat wie Anthony oder Daryl Stuermer.  Außerdem finde ich es auch gut, nichts um meinen Hals zu haben – und ich glaube, Genesis brauchen diese Art Frontmann. Cut ist mehr eine Rockband, eine andere Herangehensweise – und so habe ich eigentlich zwei verschiedene Identitäten.

 

Ich wollte gerade fragen, wo der Unterschied für dich liegt zwischen den beiden Bands.

Ray: Es ist ein großer! Genesis bedeutet eine große Bühnenproduktion, eine bombastische Lightshow. Cut, das ist mehr Rock´n´Roll, mehr „back to the basics“, das sind wir live auf der Bühne und die Musik spricht für sich selbst.

 

Noch einmal zu Genesis: was waren auf der letzten Tour Deine persönlichen Highlights, was die größten Enttäuschungen?

Ray: Ich glaube dass Highlight war bei den „Rock am Ring“/“Rock im Park“-Gigs – diese riesigen Stadien, diese Menschenmassen – das war schon ein Erlebnis. Aber es gab viele tolle Konzerte auf der Europatournee – in Dortmund zum Beispiel. Das schlimmste für mich war, als die US-Tour gecancelt wurde. Das hat mich schon ziemlich zurückgeworfen.

Was heißt zurückgeworfen?

Ray: Nun, es war das erste Mal, dass ich Zweifel bekam, ob ich der richtige Mann für Genesis war, ob es an mir lag, dass die Tour ausfiel. Zu dieser Zeit schrieb ich auch „Ghost“, also in einer Situation, in der ich mich fragte, was mache ich hier eigentlich. Mache ich das richtige? Aber als dann die Konzerte losgingen, wurde ich schnell wieder aufgebaut durch die Reaktionen des Publikums.

 

Wann geht’s weiter mit Genesis?

Ray: Nun, realistisch würde ich sagen, wir gehen Ende des Jahres ins Studio, also gibt’s nächstes Jahr ein neues Album.

„Ihr geht ins Studio“ heißt „ihr drei?“

Ray: Ja. Wir werden uns treffen, ein bißchen Musik schreiben und sehen, was passiert. Mal sehen was passiert...