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Dan Reed Network

Interview 2014

Mit ihrem Sound zwischen Rock und Funk gehörten sie zu den Wegebereitern für viele Bands. Mit Hits wie „Get to you“ und „Ritual“ machten sie sich kurzzeitig einen Namen, sie gingen auf Tournee mit Bon Jovi und den Stones, aber der große Durchbruch bleib aus. Ihre späteren Alben waren musikalisch wertvoller, aber kommerziell blieben sie ein Geheimtipp. Rund 20 Jahre war es still um die Band, jetzt sind sie wieder da. Mit einer „Anthology“ auf 2 CDs, im Original-Line-Up und mit einer Deutschland-Tour: Am Freitag, 6. Juni sind sie im Bremer Aladin! Ralf Koch sprach mit Sänger und Mastermind Dan.

 

Als ich Deinen Namen gelesen hatte, musste ich gleich an das Konzert in Oldenburg, Winter 1989 denken, als ihr im Vorprogramm von Bon Jovi unterwegs wart: Ich erinnere mich, dass dein Haar Feuer fing! Kurze Zeit später sah ich, dass Du Glatze trägst – gab es da einen Zusammenhang?
Nein, mein Haar hat mehrmals gebrannt – aber das war nicht der Grund, warum ich es abrasiert habe. Das war, als wir mit den Stones unterwegs waren, zwischendurch hab ich sie mal wieder ein wenig länger getragen, aber eigentlich fand ich‘s besser rasiert.

 

Erinnerst Du Dich noch an den Vorfall? Es war so unglaublich, weil, ehrlich gesagt, eigentlich bestandst Du damals nur aus Haaren…
Ja, tu ich. Und eigentlich war v.a. Zweiteres der Hauptgrund dafür, dass ich sie abgenommen habe. Ich hatte nämlich keine Lust, immer nur über die Haare definiert zu werden. Ich sagte mir, wenn die keine anderen Komplimente finden, als über meine Haare, dann brauche ich auch gar nicht weiterzumachen. Natürlich ist Style ein Argument, wenn man einen Plattenvertrag haben will, aber trotzdem galt immer der Musik meine Priorität!

 

Trotzdem war die Unterbrechung verdammt lang!

Ja, von 1995 bis ca. 2009. Ich habe es genossen, zuhause zu sein. Ich hatte einen Hund, ich habe Theater gespielt, ich hab einen Film geschrieben und produziert, aber ich habe diese Unmittelbarkeit vermisst. So ein Film dauert zwei Jahre. Einen Song schreibst Du an einem Tag und kannst ihn abends schon auf der Bühne ausprobieren… Dann hatte ich einen Club für fünf Jahre bis 2004, dann bin ich für ein halbes Jahr nach Indien gezogen, drei Jahre nach Jerusalem, und nachdem ich dort ein Studio gebaut hatte, habe ich wieder angefangen zu komponieren und Musik zu machen, aber ich stellte fest, dass das in Europa doch wesentlich einfacher ist, deshalb bin ich zurückgekommen. That’s it!

Wow, das ist eine lange Reise. Sie erklärt, warum wir deinen Namen so lange nicht gehört haben.

Ich bin dann zunächst angefangen, solo Musik zu machen, hab ein paar Alben gemacht und Sylvester 2012 haben wir es einfach nochmal mit der alten Band probiert. Und es war sofort wie ein Nachhausekommen und wir haben uns alle gefragt, was passiert sei. 2013 machten wir dann 5 Shows und dieses Jahr wollen wir wieder richtig loslegen. Früher oder später soll es dann auch ein neues Album.

 

Es ist die komplette alte Band – was haben die anderen die ganze Zeit gemacht?

Die waren ähnlich beschäftigt wie ich. Brion James schrieb ein paar Top 10 Hits für ein paar RnB Künstler und zog dann nach Honduras. Melvin Brannon, unser Bassist, spielte mit Steve Salas, Booker T und solchen Leuten und Dan Pred hat sich auf Videoproduktionen spezialisiert, u.a. Werbung, und reist damit durch die ganze Welt. Und Blake Sakamoto ist Musiklehrer und Konzertpromoter in Oregon, ist also auch dem Musikbusiness treu geblieben.

 

Das klingt, als könnte es jetzt v.a. schwierig werden, die Jungs für die Band zusammen zu kriegen…

Yep, wir müssen ein paar Zeitpläne koordinieren.

 

Das wird also kein Fulltime-Projekt?
Nein, ich hab ja auch noch meine anderen Sachen. Das wird mehr ein Spaßprojekt für uns, weil wir es einfach vermisst haben, zusammen zu spielen.

 

Eure Musik war ja durchaus sehr 80s-lastig – ist das noch zeitgemäß? Und wie würde neues Material sich anhören?
Das ist, was wir gerade diskutieren. Ich meine, sogar in meinen Solosachen gab es immer dieses Funk-Element, deswegen denke ich dass es diese Kombination aus Funk und Rock-Riffs immer sein wird. Aber es könnte z.B. ein stärkeres Rock-Gewicht geben, es könnte allgemein etwas heavier werden. Wir wollen jedenfalls keinesfalls die 80er zurück auf die Bühne bringen – weder optisch noch musikalisch.

 

Ihr kommt aus den USA, jetzt wohnst Du in Europa – wo ist euer Hauptmarkt?
Wir haben mehr Platten in den USA verkauft, aber es ist wesentlich leichter in Europa, zu touren. In den USA sind die Wege so extrem weit, es ist sehr teuer von einer Stadt zur nächsten zu reisen. Deswegen ist unser Erfolg hier – v.a. in Schweden und England – sehr viel konzentrierter. In Deutschland haben wir lange nichts gemacht, deswegen wird es sehr spannend für uns, wie es läuft.

 

Es gibt jetzt erst einmal die Anthology…

Ja, wir hatten zunächst ein Live-Album überlegt, aber dann fanden wir es sinnvoll, eine bunte Mischung zusammenzustellen. Ein Best-of ist ja normalerweise auf Hits und Singles fokussiert, in einer Anthology geht es eher um die Songs, die wir ausgesucht haben und von denen wir uns gewünscht hätten, dass sie erfolgreicher geworden wären. Deswegen gibt es die Hits in Live-Versionen, ein paar alternative Versionen und jede Menge Songs, die uns wichtig sind. Und so können die Leute hören, wie wir nach all dieser Zeit klingen.

 

Was war denn überhaupt Euer Ansatz damals?
Ich war mit Musik von Bon Jovi und ACDC beschäftigt genauso wie Prince, Earth Wind & Fire, die Doobie Brothers und Aerosmith oder sogar die Beatles hatten auch schon immer sowohl Rock als auch Soul und Funk in ihrer Musik und das hatte mich immer fasziniert. Später kamen Faith No More, die Chili Peppers, Mother Finest. Was bei uns immer etwas anders war, waren die Texte, die waren eher optimistisch, fröhlich. Das Licht am Ende des Tunnels (lacht). Und ich mochte schon immer den Pop-Ansatz. Und all das haben wir geschafft, in unserer Musik einzubringen.

 

Auf der CD gibt es noch ein Cover von Pink Floyd!
Ja, ich war immer Fan ihrer Musik. Ich wollte ausprobieren, wie es wäre, diesen Song mit einem wirklich schweren Groove auszustatten. Der Song hat einen tollen Text, und das war für mich immer ein Argument für gute Musik. So wie bei Midnight Oil, ich liebte ihr „Beds are burning“ schon wegen der Aussage. Und „Money“ ist auch so ein Song für mich.

 

„Living with a stranger“ ist nur Klavier und deine Stimme – spielst Du auch selber?

Ja, ich komponiere viel auf Piano, Keyboard und Gitarre. Früher habe ich auf der Bühne meist nur gesungen, bzw. immer nur gespielt, wenn ein Klavier verfügbar war. Aber wenn ich solo auftrete, mache ich alles. Mit Network wird es aber wohl darauf hinauslaufen, dass ich wieder nur singe, schon allein, um nicht ganz so viel Equipment herumschleppen zu müssen. Es ist auch einfacher, mit dem Publikum zu kommunizieren, wenn man nur der Frontmann ist. Früher ging es mir v.a. ums Entertainment, heute versuche ich, eine Verbindung herzustellen und die Bedeutung der Texte klarzumachen.