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Deacon Blue: Ricky Ross

 Interview 2016

Helden der 80er, nächster Teil. Unvergessen sind Hits wie „Dignity“, „Loaded“, „When the World knows your name“ oder „Real Gone Kid“. Nun sind die Schotten Deacon Blue zurück. Mit einem Album, das an die Glanztage der frühen Jahre anknüpft, dürften sie sich alten Fans in gute Erinnerung bringen – so diese denn davon erfahren. Denn dass das mit Präsenz zusammenhängt, wissen sie längst. Aber manchmal ist das alles gar nicht so einfach. Sänger und Songwriter Ricky Ross nimmt jedenfalls die Gelegenheit gerne wahr, uns Rede und Antwort zu stehen.

 

Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album, es ist grandios!

Oh vielen Dank, ich denke, es greift vieles auf, was wir in der Vergangenheit sehr erfolgreich gemacht haben. Dass du sagst, dass uns das auch im positiven Sinn gelungen ist, freut uns umso mehr.

 

Es ist mir ja etwas peinlich, aber ich muss ja ehrlich gestehen, dass ich euch aus dem Blick verloren habe, seit ihr euch damals getrennt habt…

Das muss dir nicht peinlich sein, da ging es dir nur so wie den meisten Menschen außerhalb Großbritanniens. Wir haben dort nämlich nicht viel gemacht.

 

Warum habt ihr dann eure Rückkehr so geheimgehalten?

Oh, (lacht), das war keine bewusste Entscheidung, wir haben uns lediglich auf GB konzentriert, weil die Platte hier veröffentlicht wurde und uns von hier Angebote vorlagen. Und wir mussten erst einmal hier beweisen, dass wir zurück sind und aktiv und startklar. Erst bei diesem Album haben wir gesagt, dass wir jetzt gerne das Ausland angehen würden. Mal sehen, wie die Reaktionen sind. Die deutsche Plattenfirma ist jedenfalls ein erster Schritt, und ich hoffe, dass wir jetzt ein bisschen Boden wieder gut machen können.

 

Das heißt auch, live spielen?
Wir würde sehr gerne wieder hier spielen, wir haben ein paar sehr schöne Erinnerungen an die Konzerte, die wir in der Vergangenheit hier gespielt haben.

 

„Believers“ ist bereits das dritte neue Album und das Presseinfo spricht von einer Trilogie – was steckt dahinter?

Es gibt keine Idee dahinter, was die drei Alben nur verbindet, ist die Tatsache, dass wir alle drei im selben Studio und mit demselben Team aufgenommen haben. Das war früher nicht so. die ersten Alben, die wir gemacht haben – 1987, 1989 und 1991 – waren alle sehr unterschiedlich, weil sie auch unter sehr verschiedenen Bedingungen entstanden. Die neuen drei Alben reflektieren die Band, wie sie heute ist.

 

Inklusive zweier Besetzungswechsel.

Genau, Graeme, unser ursprünglicher Gitarrist starb an Krebs und erst als Gregor Philp neu dazukam, entstand eine ganz neue Energie in der Band. Wir haben mit ihm live gespielt und es drängt sich geradezu auf, dass wir ein Album aufnehmen. Auch meine Kreativität kam zurück, es fühlte sich endlich wieder gut an. Und Ewen war mit anderen Leuten beschäftigt, deswegen war er ncht mehr dabei, als wir wieder zusammenkamen.

 

Sind die Alben denn direkt hintereinander entstanden?

Nein, jede für sich, aber das Team war immer das gleiche. Jedes Album hatte seinen eig*enen Schwerpunkt. „The Hipsters“ war ein Album über eine Band – ein bisschen über uns als Band. „A New House“ drehte sich viel um Schottland, auf dem neuen Album drehen sich viele Texte darum, dass es einen Grund für die Sachen gibt, die wir machen. Entscheidungen, die wir fällen, Jobs, die wir machen, Politik, die wir wählen, haben mit einem Glauben zu tun. Nicht unbedingt einem religiösen oder politischen Glauben, eher einen Instinkt, einem Vertrauen. Und wenn man diesem Instinkt folgt, dann ergibt Leben einen Sinn. Das war auch das Problem mit den Flüchtlingen. Wenn man offen dafür ist und sich sagt, wir nutzen die Chance, die sich durch diese Menschen für uns alle ergibt, dann können daraus viele schöne neue Dinge entstehen. Aber wenn man daran nicht glaubt, dann schließen sich Türen im Voraus.

 

Und musikalisch? Wenn du sagst, das erste war über die Band, das zweite über Schottland – hat sich das auch musikalisch widergespiegelt?

Ich bin mir nicht sicher. Nicht direkt. Es ist eine musikalische Entwicklung erkennbar auf den drei Alben, aber ich bin auch noch etwas zu dicht dran am letzten, um das objektiv beurteilen zu können. Wir haben alle unser Bestes gegeben, wir haben es einfach gehalten, organisch, wir waren alle im selben Raum zusammen und das hört man den Alben an.

 

Du hast es schon angedeutet, ich finde, das Album klingt sehr nach euren frühen Alben – und ich bin froh darüber. Es gab Alben zwischendurch, bei denen ihr das verloren hattet.

Das ist gut möglich. Einer der Gründe ist, dass wir immer davor weglaufen wollten, was wir gerade gemacht haben. Mit den neuen Alben haben wir uns eher gesagt, lass uns machen, was wir am besten können, also ist der Kommentar sehr wahr.

 

Diese Einstellung ist aber ja auch sehr typisch – als Künstler will man sich doch immer weiterentwickeln und etwas anders machen. Aber Saga sind ein gutes Beispiel dafür – sie haben diverse Experimente gemacht, aber als sie sich schlussendlich dafür entschieden haben, das zu machen, was sie am besten können, wurden ihre Alben auch wieder richtig gut.

Manchmal kann man gar nicht anders, manchmal klappt das auch gar nicht einfach so, das Gute zu wiederholen. Aber viele Songs des „Raintown“ Albums sind beispielsweise am Klavier entstanden – und ich habe genau das wieder vermehrt gemacht. Das hat auch etwas mit Selbstbewusstsein zu tun.

 

In den 80ern hattet ihr großen Erfolg – u.a. mit „Dignity“ – war das europaweit, oder doch eher begrenzt auf GB?
Wir hatten sporadischen Erfolg. In Spanien waren wir mit „Real Gone Kid“ auf Nummer 1, wir hatten einen Hit in Australien und Südafrika, „Dignity“ war in den USA erfolgreich, aber wir waren nie genügend unterwegs, um das auszubauen.

 

Warum nicht?

Es war eine Mischung aus der Priorität, dass wir uns immer v.a. auf GB konzentrieren wollten in dem Sinne, dass wir festhalten wollten an dem, was wir hatten, und der Tatsache, dass es aus dem Ausland auch nie die entsprechende Unterstützung erfahren haben. Wir waren als Sextett auch eine sehr teure Band. Dann hatten wir auch Pech mit Krankheiten, die uns dazwischenkamen, als wir gerade auf Tour waren oder wollten. Aber wenn wir irgendwo waren, hatten wir immer gute Shows. Wahrscheinlich ist es sogar so, dass wir umso härter gearbeitet haben, je weniger Leute da waren.

 

Ich kann ich an Euer „Homecoming Concert“ auf dem Video “The Big Picture” erinnern – was für ein Spektakel! Die Clubs in Deutschland waren etwas kleiner…

Ja, in der Tat. Aber die Konzerte haben trotzdem Spaß gemacht. Die erste Show, die wir in Deutschland gespielt haben, war in Hamburg. Was für ein Gig!

 

Da seid ihr nicht die erste ausländische Band, die ihr erstes deutsches Konzert in Hamburg hatten!

Nein, das stimmt wohl. Ich liebe diese Stadt, ich würde sehr gerne zurückkommen. Und außerdem bin ich großer Beatles Fan!

 

Was passierte damals, als ihr euch getrennt habt?

Das ist sehr einfach: wir waren dabei, das vierte Album zu machen und suchten nach einem Produzenten. Wir hatten seit 7, 8 Jahren so viel Zeit miteinander verbracht und wollten etwas Neues machen, aber wir wussten nicht wie. Wir wussten nicht mehr, ob das, was wir zuletzt gemacht haben, wirklich das war, was wir als Band repräsentieren wollten, hatten aber auch keine Idee, was wir sonst machen sollten. Also haben wirs sein gelassen. Rückblickend war das gar nicht so schlecht, wie sich das jetzt anhört. Heute können wir ganz anders mit unserer Kreativität umgehen, uns viel besser einbringen. Wenn wir damals weitergemacht hätten, hätten wir uns begonnen, umzubringen.

 

Hätte man etwas anders machen können – oder sollen?

Bestimmt, man hätte eine kleine Auszeit nehmen können, hätte andere Leute kontaktieren können.

 

Damals war das aber auch anders. Heute nimmt man mal zwischendurch ein Soloalbum auf oder startet ein Nebenprojekt mit anderen Leuten – 1994 war das nicht so. Da hatte man eine Band oder eben nicht.

Genau so ist es. Ich musste die Band verlassen, um meine Solopläne zu verwirklichen.

 

Deacon Blue war immer sehr eng als Band, oder? Ist das heute anders?

Es ist ganz wichtig eine Band zu sein. Die Freude für mich, einen Song zu schreiben, ist es, zu wissen, wer es spielen wird und wie er klingen könnte, welche Palette wir zu Verfügung haben. Tausche eine Person und es kann ganz anders werden.

 

Was sind eure Ziele heute?

Wir wollen Alben machen, an die wir glauben und wenn wir eine Show machen, kann sich jeder sicher sein, dass dieser eine Abend der bestmögliche für diese Nacht sein wird. Die Songs, die auf dem neuen Album sind, sind genau die Songs, die dort hingehören und jede Nacht gestalten wir so, dass sie sich anfühlt, dass man dagewesen sein muss. Das war immer unsere Philosophie: Der Platz, an dem du heute Abend bist, ist der wichtigste der Welt. Ganz egal, wo du gestern warst oder morgen oder in drei Wochen.

 

Tolle Einstellung! Die beste, die ein Künstler haben kann!

Ich glaube, der Künstler, bei dem man sich dessen auch sicher sein kann, ist Bruce Springsteen. Ich habe meinen Kindern immer gesagt, kuckt ihn euch an. Er schafft es in jeder Show, einem genau dieses Gefühl zu geben – die Energie, die Wärme, die Bedeutung. Schön darüber zu sprechen übrigens… ich hoffe, wir schaffen das auch jede Nacht!

 

Ich glaube, ich werde mal drauf achten müssen, ob andere Künstler das auch so sehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man sich das nach jedem Konzert so sagen kann… ein Grund mehr, dass ihr kommen solltet!

Der Plan ist, dass ich erst einmal für ein paar Soloshows komme, um den Namen wieder in Umlauf zu bringen, und dann hoffentlich eine kleine Tour folgt. Wir werden sehen!

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