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Dweezil Zappa

Interview 2010

Der Sohn einer Legende zu sein, kann Segen aber auch Fluch sein. Lange Zeit hat es den heute Vierzigjährigen nicht gekümmert, aus welchem Stall er kam. Zwar veröffentlichte er bereits mit 17 sein erstes Album, aber Dweezil Zappa war auch Schauspieler, Synchronsprecher und Moderator, während er parallel weitere fünf Platten herausbrachte. 2006, knapp drei Jahre nach dem Tod seines Vaters, hatte er dann die Idee für das „Zappa plays Zappa“-Konzept, mit dem er auf Tournee ging, teilweise mit Original-Begleitmusikern seines Vaters, was dem Ganzen noch mehr Authentizität verlieh. Aus diesem immer noch laufenden „Unternehmen“ resultiert auch das aktuelle Album „Return of the Son of…“, über das ich mit ihm sprach.

 

Der Albumtitel ist etwas kurios – inwieweit basiert Deine Musikerkarriere auf der Berühmtheit Deines Vaters?

Ich denke gar nicht in solchen Begriffen. Der Albumtitel bezieht sich auf das „Shut Up ’N Play Yer Guitar“ Album, darauf gibt es den Titelsong und einen anderen, der heißt „The Return of Shut Up ’N Play Yer Guitar“ – eine Parodie auf diese Science Fiction Filme, in denen irgendwann ein Sequel gedreht wird namens „The Return of the Son of…“ – und diese Art von Ironie zieht sich durch das gesamte Schaffen von Frank Zappa, und deshalb habe ich es hier aufgegriffen. Insider werden den Witz verstehen, aber ich sehe den Grund, warum man das auch anders verstehen könnte. Aber ich sorge mich nicht darum, was meine Karriere sein könnte, oder ob es eine Karriere ist. Ich habe Lust diese Musik zu spielen und deshalb mache ich das jetzt.

 

Du hattest ja schon durchaus einen eigenen Namen im Musikbusiness, trotzdem hast Du Dich entschieden, Dich auf die Musik Deines Vaters zu konzentrieren – als Parallelwelt oder als neuen Abschnitt Deines Lebens?

Nun, wie gesagt, ich habe da nicht so drüber nachgedacht. Ich möchte das jetzt machen, und dabei geht es mir nicht darum, ob ich meine eigenen Namen irgendwie bekannt machen möchte. Ich habe das Gefühl, dass der Name Frank Zappa nicht mehr den Stellenwert hat, den er verdient, deshalb möchte ich seine Musik wieder mehr in Umlauf bringen. Ist doch so, dass die Unter-40-jährigen heute kaum noch etwas mit dem Namen anfangen können… Frank who? Und die paar Sachen, die evtl. noch bekannt sind, sind eben auch kaum repräsentativ für die rund 80 Alben, die Frank gemacht hat. Ich möchte versuchen, zu verdeutlichen, was seine Musik so einzigartig gemacht hat und wie sehr er seiner Zeit voraus war. Franks Musik war absolut zeitlos, ja fast modern, und es gibt nichts wie Franks Musik – und wird es auch nie wieder geben.

 

Wonach hast Du also die Songs ausgewählt?

Die Herausforderung ist, eine Balance herzustellen aus Material, das seine Bandbreite abdeckt. Es gibt wirklich unglaubliche Instrumentalsachen, die technisch zum anspruchsvollsten gehören, was man spielen kann, dann gibt es eher Song-orientierte Stücke, die Klassiker, die auch Frank in verschiedenen Arrangements gespielt hat. Wir möchten, dass die Musik für sich selbst spricht, in dieser Band geht es nicht um Egoprobleme der einzelnen, wir wollen nur die Möglichkeit geben, diese Songs noch einmal live zu erleben. Und wir stellen uns nur hinter die Songs – wie klassische Musiker, die eine Beethoven Symphonie aufführen, da würde ja auch keiner drauf kommen, einen Rapper einzuladen, der dann „yeah, yeah, it’s Beethoven in tha house“ dazwischen rappt.

 

Es war also nie Eure Intention, den Songs eine eigene Note hinzuzufügen?

Nein, absolut unnnötig in meinen Augen! Im Prinzip bekommt man die Songs so, wie sie auf Platte sind. Der Unterschied ist bloß: Franks Musik ist so aufgebaut, dass es Teile gibt, die absolut fest und vorgegeben sind. Dazwischen gibt es aber auch Parts, die offen für Improvisation sind. Und diese Improvisation ist dann unser Input, der Rest ist aus dem Buch und so, wie Frank es wollte. Wir hatten nicht vor, einen Parallelkatalog zu veröffentlichen und zu sagen, dies sind meine Versionen seiner Songs.

 

Kannst Du sagen, dass Du Franks Musik immer voll verstanden hast?

Oh ja, ich bin mit ihm aufgewachsen.

 

Und Ihr habt über seine Songs gesprochen?

Klar. Sicher. Es gibt viel, was direkt mit seinen technischen Fähigkeiten zusammen hängt – die ich auch gar nicht habe. Was es natürlich schwer macht, ihm gerecht zu werden. Aber wir alle in der Band versuchen, uns entsprechend zu erweitern und auszuhelfen, damit der Song am Ende so klingt, wie er gedacht war. Aber Frank war ein Unikat. Er wurde Komponist als er zwölf war, da ging er in die Bibliothek und las sich an, wie man komponiert.

 

Frank Zappa hat unglaublich viele Platten veröffentlicht – hast Du sie alle?

Ja, klar.

 

Für Dich hat Musik nicht immer eine Hauptrolle gespielt – Du hast geschauspielert, moderiert, und unregelmäßig Platten veröffentlicht. Ist das heute anders?

Jein, eine Karriere als Musiker hatte nie absolute Priorität. Aber jetzt wo wir dieses Projekt machen, verwenden wir sehr viel Zeit darauf – ganz einfach, weil es so unheimlich viel Material gibt. Wir machen das jetzt seit 5 Jahren – und es können auch locker mindestens fünf weitere Jahre werden – wenn uns das Publikum noch wird. Gleichzeitig kann ich mir auch gut vorstellen, mal wieder ein paar eigene Songs zu veröffentlichen. Als ich Gitarre spielen gelernt habe, war ich natürlich von Frank beeinflusst, aber ich wusste auch immer, dass ich niemals so komplex werden würde. Ich war da schon eher angezogen von Rockgitarristen – Eddie Van Halen, Jimmy Page usw., das war mein Trainingsprogramm. .Und ich liebe immer noch Rockmusik.

 

Was man an der Songauswahl hört. Du sagst auf Deine Homepage selber, dass Du dich v.a. für die Gitarrensoli entschieden hast – eine Seite, die Frank v.a. live ausgelebt hat, oder?

Das interessante ist, dass er Platten immer auf verschiedene Artengemacht hat. Viele davon sind mit großen Anteilen von Liveauftritten erstellt – z.B. was die Gitarrensoli angeht. Und für mich ist diese Verbindung wichtig. In keinem anderen Moment fühle ich mich so nah, wie in diesen Solopassagen.

 

Du hast schon erwähnt – die Shows laufen seit 5 Jahren und könnten auch locker 5 weitere andauern. Inwieweit hat sich das Konzept sowie das Set verändert?

Ich hab keine genaue Zahl im Kopf, aber insgesamt haben wir mittlerweile ca. 130 Songs eingeprobt. Es kommen jedes Mal neue dazu, wenn wir wieder auf Tour gehen. Und es gibt viele, die uns mehrmals auf einer Tournee sehen, deswegen haben wir immer eine große Variabilität in den Sets. Ich würde sagen, wir wählen jeweils aus einem Pool von rund 35 bis 50 Songs aus. Das reicht schon, mehr kann man gar nicht komplett drauf haben, dafür reicht unser Budget nicht. Frank ging früher für rund zwei Monate in die Proben, wir haben heute ein bis zwei Wochen!

 

Ihr müsst also etwas schneller lernen…

Man hört nie auf. Nach der Tour ist vor der Tour sozusagen – da müssen eine Menge Hausaufgaben gemacht werden.

 

Eure Shows haben auch ein besonderes visuelles Element…

Nicht immer – ich denke Du meinst die Videoeinspielungen. Es gibt Aufnahmen von Frank, die Frank spielend und singend zeigen und wir sind dann dazu die Backingband. Das sind immer ganz besondere Momente, weil die Zuschauer die Möglichkeit haben, Frank live spielen zu sehen. Aber es ist sehr aufwändig, und wir wollen das auch nicht übertreiben deswegen machen wir das nicht bei jeder Show. So viele Songs haben wir dafür auch nicht.

 

Das steigert ja auch den Tribute-Effekt, oder?

Ja, absolut – und wir haben jedes Mal Leute im Publikum, die dabei anfangen zu weinen. Das ist sehr bewegend. Dann sehen die Leute, was sie verpasst haben – und sie werden nie näher dran sein.

 

Bei so vielen Platten, die Frank veröffentlicht hat – hatte er auch noch andere Hobbys?

Nichts, was ihn annähernd so beschäftigt oder interessiert hätte. Bei uns zuhause hat sich eigentlich irgendwie alles immer um Musik gedreht (lacht).

 

Was mich wieder zurück zu Dir bringt – was sind Deine aktuellen weiteren Pläne?

Wie gesagt, ich könnte mir vorstellen, ein neues Album zu schreiben. Daneben würde ich auch gerne die Soundtrack-Arbeit vertiefen. Und dann haben wir neulich eine Musikschule gehalten – ich und der Rest der Band, wir waren eingeladen, um unsere Musik und unsere Fertigkeiten weiterzugeben, ein Viertagesworkshop, der sehr intensiv und sehr spannend war. So etwas würde ich gerne noch mal machen – in den USA wie auch im Rest der Welt. Wir hatten erwartet, ein paar lokal Interessierte zu treffen, aber die Leute kamen aus der ganzen Welt angereist – fünf Leute aus Australien, sechs oder sieben aus Europa – von 70 Teilnehmern insgesamt.

 

Aber momentan steht erst einmal touren auf dem Plan?

Ja, unsere Sommertour ist fast zu Ende, aber wir kommen im Herbst zurück. Und im Dezember wäre Franks 70. Geburtstag gewesen, da wird es also noch ein paar Special Events geben, die wir machen.