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ECHO and the BUNNYMEN

Interview 2005

Sie gehörten zur „zweiten Welle“ der Liverpooler Bands in den späten 70ern, reihten sich mit ihrem rebellischen Sound in die Post-Punk Welle dieser Zeit und standen lange Zeit neben Bands wie den Simple Minds oder the Call an vorderster Front. Ende der Achtziger ging Sänger Ian McCulloch eigener Wege, nachdem er sich mit Gründungsmitglied Will Sergeant überworfen hatte und begann, Soloalben zu veröffentlichen. Sergeant und Co brachten 1990 noch eine weitere Platte heraus, bevor sie das Projekt Bunnymen auf Eis legten. Schon fünf Jahre später hatte die Zeit die Wunden geheilt und sah Sergeant und McCulloch wieder vereint auf der Bühne. Ende letzten Monats erschien ihr neuestes Album „Siberia“, das wir zum Anlass nahmen, mit Gitarrist Will Sergeant über Aktuelles und Vergangenes zu reden.

 

 

Nach all den Besetzungswechseln der letzten Jahr(zehnt)e - seid Ihr beiden mehr oder weniger Echo & The Bunnymen?

Ja, so hat es sich in den letzten Jahren entwickelt.

 

Und wie konstant sind die Mitmusiker in der Band?

Wir versuchen immer, die Leute so lange wie möglich zu halten – klappt aber nicht bei allen. Unser Bassist hat uns gerade verlassen, da gab´s also schon wieder eine Änderung. Er hat zumindest das Album noch mit aufgenommen. Und ansonsten haben wir ja noch einen Live-Gitarristen, weil Ian auf der Bühne nicht so gerne Gitarre spielt. Da konzentriert er sich lieber auf den Gesang und seine Rolle als Frontmann. Und raucht.

 

Auf der Bühne?

Ja. Passt nicht so richtig, oder? Naja, sein Problem!

 

Wir müssen mal kurz auf Eure mittlere Vergangenheit zu sprechen kommen – nach dem Ende der „Phase I“ hattet Ihr ja zunächst einen anderen Sänger....

Ja, passte auch nicht so richtig, oder? Und ich weiß auch wirklich nicht, ob es an den Songs auf Reverberation lag, oder an Noel (Burke, Anm. der Red.), dass wir damit nicht wirklich landen konnten. Hey, wir waren jung – und ein bisschen dumm!

 

Und dann hattet Ihr die Sache umbenannt

Ja, wir dachten, wir müssten einen Schlussstrich ziehen. Für Electrafixion kam ich wieder mit Ian zusammen, aber für eine etwas härtere Version der Bunnymen. Nur nachdem wir immer wieder die Bunnymen Songs im Set hatten, war es klar, dass wir uns auch gleich wieder Echo & The Bunnymen nennen könnten. Wir waren gefangen im Bunneymen-Netz (lacht).

 

Evergreen '97, What are you gonna do with your life und Flowers waren die Alben seit dem – mit denen Ihr allerdings hierzulande nicht wirklich zünden konntet, oder?

Wir waren nie damit groß auf Tour bei Euch! Aber dieses Mal wird ja alles anders (lacht). Wir haben ja schon das CD-Cover in Berlin gemacht... was allerdings daran lag, dass Joe Dilworth, den wir als Fotografen sehr schätzen, da lebt. Also flogen wir rüber und hatten eine sehr nette Zeit. Naja, jedenfalls sind dieses Mal ja auch Konzertdaten in Deutschland geplant.

 

„Flowers“ ist mittlerweile auch schon wieder 4 Jahre alt, was habt Ihr in der Zwischenzeit gemacht? Man fing ja bereits wieder an, sich Gedanken zu machen....

Ian hat ein Soloalbum gemacht, ich hatte das Soloprojekt „Glide“ – die Zeit ist nur so dahin geflogen. Nein, es war nicht so, dass wir uns aufgelöst hätten, oder so. Aber es hat einfach auch Spaß gemacht, etwas nebenher zu machen.

 

Bis Euch ein-, bzw. aufgefallen ist, dass Ihr im Bunneymen-Netz gefangen seid...

You got it! Nein, wir haben schon immer mal Ideen ausgetauscht, waren immer in Kontakt, aber dann waren wir einfach zu sehr in unseren Dingen eingespannt, als dass wir eher ein Album hätten machen können.

 

Nun, mittlerweile ist „Siberia“ ja fertig! Würdest Du sagen, dass sich etwas geändert hat?

Um ehrlich zu sein, ich finde, wir können machen, was wir wollen, wir klingen immer wie Echo & The Bunnymen. Egal, ob wir härtere, düsterere Sachen machen, oder Akustik-Songs – oder auch alles andere dazwischen. Und ich denke, dieses Spektrum deckt auch das neue Album ab. Wir haben uns selbst nie limitiert auf einen bestimmten Stil. Unsere Plattensammlung – und die Palette an Stilen, die wir selbst mögen ist zu groß dafür! Und nur so bleibt es auch interessant. Wir sind ja nicht Marilyn Manson (lacht). Da klingt doch alles nach dem selben Müll!

 

Er ist also nicht unbedingt ein Einfluss für Euch?

Doch, sicherlich. Wir wissen, dass wir uns von ihm fernhalten müssen! (Lacht) Aber wenn Du fragst, ob sich was geändert hat – vielleicht ist das neue Album nicht ganz so „trippig“, wie das letzte. Das letzte war ein wenig psychedelisch. Aber für das neue Album hatten wir auch zum ersten mal wieder einen Produzenten – im Gegensatz zu den letzten drei Alben. Hugh Jones kannte uns noch von unseren frühesten Alben. Er hat die ersten beiden als Toningenieur begleitet. Und es war sehr entspannend, mit jemandem zu arbeiten, der uns so gut kennt.

 

Zeilen wie „I need to dream how I used to dream“ oder „Time is right for me now“ – sind das autobiografische Züge an dem Album? Bezieht sich das auf Eure Situation als Band oder auch nur auf Ian alleine?

Oh, absolut. Das ganze Album ist autobiografisch für Ian. Die Texte haben immer damit zu tun, was los ist in seinem Leben. Aber ich könnte Dir jetzt keine genaue Ursachen-Effekt-Bezüge geben, sprich worauf sich die Texte jetzt speziell beziehen. Aber ich denke, dass die eher mit seinem eigenen Leben zu tun haben, z.B. dass er gerade durch eine schwere Zeit mit der Trennung von seiner Frau gegangen ist. Ich habe mich nie so eindringlich mit Ian über seine Texte unterhalten. Ich mag eher seine Kombination aus Worten und wie sie eine ganz bestimmte Farbe entwickeln.

 

Hat sich etwas geändert an Deiner Einstellung, bzw. dem Grund, warum Du Musik machst im Gegensatz zu Euren Anfangstagen?

Früher dachten wir, wir hätten eine Mission. Wir wollten jeden umblasen mit unseren Songs. Heute ist das etwas anders, würde ich sagen, etwas „gemäßigter“. Es geht eher darum, etwas am Leben zu erhalten. Ich meine, die Songs werden für mich eh erst real, wenn wir sie live spielen. Und auch nach 500 Mal, liebe ich es noch „Killing Moon“ zu spielen. Das ist, als wenn man an der Klippe steht – man kann weitergehen, und runterfallen, oder man kann stehen bleiben, und sicher sein. Beim Livespielen kann man sich auch nach 500 Malen noch verspielen – das hält es spannend.

 

Das heißt, wenn Ihr neue Alben aufnehmt, springt Ihr von keiner Klippe mehr?

(Lacht) Nun, ich liebe es, Platten aufzunehmen. Das ist dann wieder der kreative Prozess. Nein, ich glaube, so wollte ich das nicht gemeint haben. Für mich ist diese Band eine „Win-Win-Situation“, es gibt da für mich kein Verlieren, oder wirkliche Nachteile.

 

Ralf Koch