Ralf-Koch.de§ Doors Down Setlist Bremen

Rock-, Pop- und Szene-News und mehr....

  • Startseite
  • Friebo
  • Radio Jade
  • Oldenburg 1
  • Neue CDs
  • Interviews
  • Zur Person
  • Links





 

Emerson, Lake & Palmer

 Interview 2005 

Das Auftreten von Keith Emerson (key), Greg Lake (voc, b), Carl Palmer (dr), kurz Emerson Lake & Palmer / ELP setzte schon immer Maßstäbe: Riesige Leinwände, Feuerwerk, fliegende Untertassen, Laserstrahlen, Blitz und Donner zählten zur Hightech-Show. Von 1970 bis 1979 hielten sie die Musikwelt mit immer neuen Innovationen außer Atem, dann trennte sich die Band. Nach verschiedenen Solo-Exkursionen und Wiederbelebungsversuchen kam es schließlich 1992 zu einer Reunion in Originalbesetzung. Seit dem 1994er  "In The Hot Seat" ist es allerdings wieder still geworden um das Trio. 35 Jahre nach ihrer Gründung erscheint nun mit „Beyond The Beginning“ eine Doppel-DVD die neben einer Live Show die Geschichte der Band mit viel Liebe und Details aufarbeitet. Zusätzlich dazu stand mir Keyboarder Keith Emerson Rede und Antwort.

 

Ist dies die ultimative ELP-DVD?

Bis heute, ja. Oder ich denke, es ist zumindest ein guter Anfang! Man muss bedenken, dass wir von 35 Jahren Geschichte sprechen, da sammelt sich schon eine Menge an, was man ja in seiner Ausführlichkeit gar nicht auf eine einzige Veröffentlichung packen könnte. Aber ich glaube, dass es auf dieser DVD sehr viel sehenswertes gibt – Proberaumaufnahmen, Raritäten, Behind-The-Scenes-Material. Ich habe eine Menge Aufnahmen beigesteuert, Carl ebenso.

 

Es ist ja eigentlich überraschend, dass auch damals schon so viel mitgeschnitten wurde. Ich meine, heute ist es normal, dass alles für eine mögliche Veröffentlichung archiviert wird, aber für die 70er ist es schon erstaunlich, dass es so viel Rares gibt.

Ja, und wir sind froh, dass wir für so vieles eine Erlaubnis bekommen haben. Gerade die Aufnahmen vom „Isles of Wight“ Festival, also jenes Happenings, welches oft als unserer erster richtiger Auftritt gesehen wird (es gab lediglich einen kleinen Club-Gig vor diesem Auftritt vor 600,000 Zuschauern!), sind eine echte Rarität. Niemand schien uns wirklich auf der Liste zu haben, und so haben das nicht einmal eine Handvoll Kameras aufgenommen. Die waren, glaube ich, alle davon ausgegangen, dass es uns nicht lange geben würde. Und um ehrlich zu sein, auch von uns hatte keiner eine Vorstellung, was aus uns einmal werden könnte.

 

Wie viele Stunden Material musstet Ihr also kucken, um die Sachen für die Doppel-DVD zusammen zu bekommen?

Um ehrlich zu sein, ich musste gar nicht viel kucken. Ich habe mein Material eingereicht, und der Regisseur hat das und all die anderen Sachen zusammen geschnitten. Es kamen dann immer wieder Rückfragen, Skizzen, Abläufe und sie fragten uns, was wir davon halten würden. Aber bis heute habe ich die fertige DVD noch nicht gesehen!

 

Uh, dann habe ich Dir das ja sogar schon voraus... Neben all den Interview-, Backstage-, TV- und ähnlich raren Aufnahmen gibt es ein Live-Konzert: Das vom Auftritt beim „California Jam Festival“ 1974. Warum dieses?

Nun, wir hatten im Prinzip gar keine so große Auswahl. Wir wollten ein authentisches Konzert aus der damaligen Zeit, und diese Show vor 300,000 Zuschauern, die zudem noch nie veröffentlicht wurde, war ein wirkliches Erlebnis! Aber wir waren froh über jede Aufnahme, die wir überhaupt in die Hände bekommen konnten. Wir hatten schon früher mal versucht, an einzelne Sachen zu kommen, u.a. auch „Isle of Wight“ oder „California Jam“, aber es scheiterte meist an der Kooperation.

Ich erinnere mich, dass ich für eine Fernsehshow einmal angefragt hatte, ob ich Aufnahmen von meinem „Spinning Keyboard“ der California Jam“ Show bekommen könnte, und sie wollten $1000 pro Minute! Es war also wirklich eine Meisterleistung des Teams, das diese DVD zusammen gestellt hat. 

 

Das macht dieses Package ja noch wertvoller!

Ja, es gibt Sachen darauf, die nicht nur die Band überrascht haben. Wir haben oft telefoniert, und uns erzählt, was sie schon wieder neues aufgetrieben haben.

 

Eingangs schien es noch so zu klingen, dass dies nur der Auftakt zum riesigen ELP-Archiv sein würde, die letzten Schilderungen lassen allerdings eher vermuten, dass es nicht viele weitere Veröffentlichungen geben wird, oder?

Möglichkeiten gibt es genug. Die Frage ist nur, wie lange man die selbe Kuh melken will. Da könnte man die Sache doch auch vorantreiben, indem man alle drei Mitglieder mit ihren Instrumenten in einen Raum stellen würde und eine Reunion feiern ließe. Es gibt alle möglichen Sachen. Das hinge davon ab, wie die einzelnen Mitglieder darüber denken würden – und ich wage nicht einmal daran zu denken, mir vorzustellen, was dabei herauskommen könnte. Mit oder ohne unsere Hilfe, Material gäbe es auf jeden Fall genug.

 

Wann hat sich die band überhaupt wirklich getrennt – 1979, 1997, oder eigentlich gar nicht?

Nun, es wird immer eine Frage bleiben, ob wir gerade miteinander reden und arbeiten, oder nicht. ELP wird immer Teil unseres Lebens sein, wird immer Teil der Musikgeschichte sein. Und ob wir noch einmal zusammen kommen wollen, oder weiter getrennte Wege gehen, kann niemand so genau vorhersagen. Ich kann nicht für Carl oder Greg sprechen.

 

Ihr hattet in den 70ern einige sehr aufwändige Tourneen gespielt, die Euren finanziellen Rahmen mehr als gesprengt haben. Waren denn finanzielle Gründe Auslöser für Euren Split?

Wenn es um Geld gegangen wäre, wären wir zusammen geblieben! Tourneen sind odch der einzige Weg, Geld zu verdienen. Nein, Tatsache war, dass wir nichts mehr zu sagen hatten damals. Entweder man schafft es, sich weiter gegenseitig zu motivieren und anzuspornen, oder eben nicht. Ich habe es auch geschafft, mit meinen Solosachen und meinen Filmkompositionen sehr aktiv zu bleiben, Carl hat mit seinen Projekten und seinen Drum-Clinics von sich reden gemacht, und Greg wird sicherlich auch etwas gemacht haben.

 

Das klingt nicht nach der engsten Männerfreundschaft...

Nein, war es nie und wird es nie sein. Wenn wir zusammen gekommen sind, ging es eigentlich immer nur um Musik. Man muss deswegen ja nicht immer zusammen ausgehen.

 

Als Du 1970 mit Greg zusammen kamst – hattet Ihr gleich eine Idee, in welche Richtung das gehen könnte?

Nun, ich kam von The Nice und wusste, dass Greg bestimmt keine Nice-Neuauflage akzeptieren würde, Greg kam von King Crimson und ich wollte keine Fortsetzung davon. Aber es war auch nicht unwahrscheinlich, dass unser Sound irgendwo dazwischen liegen würde. Allerdings hat das erst alles wirklich eine Form angenommen, als Carl dazu kam. Vor diesem Zeitpunkt hatten wir weder angefangen zu spielen, noch Gedanken über unsere Musik verschwendet. Wir fanden die Konstellation gut, und sagten uns, lasst uns eine Band machen. Und wir hatten einen Plattervertrag, bevor wir eine Note fertig hatten.

 

Ihr standet also von Anfang an unter Druck?

Als Druck haben wir das nie betrachtet. Abgesehen davon, dass wir alle gewohnt waren, professionell zu arbeiten, war auch klar, dass wir als Band Geld brauchten – für Instrumente, zum Aufnahmen etc. und wir waren froh, dass uns dieser Plattenvertrag diese Möglichkeiten eröffnet hat?

 

Und wenn ich Dich richtig verstanden habe, hältst Du es durchaus für möglich, dass diese Geschichte noch nicht zu Ende ist?

Nun, ich sage immer, ich liebe es, Musik zu machen, du ich liebe es, mit anderen zusammen zu spielen. Es wäre das gleiche, wenn ich Dich bitten würde, morgen eine Rede zu halten. Du würdest zunächst fragen, was Du sagen solltest. Und wenn es um Musik ginge, würdest Du wahrscheinlich ein bisschen Material zusammen suchen heute Abend und könntest morgen eine Rede halten. Wenn mich also jemand fragt, ob wir als ELP etwas machen wollten, wäre eine meiner ersten Fragen, was denn von uns erwartet würde. Außerdem würden auch andere Rahmenbedingungen eine Rolle spielen. Aber es geht mir in erster Linie um Musik. Wenn ich mit Leuten zusammen arbeiten kann, die mich inspirieren, dann mache ich das gerne. So einfach kann das sein. Und so einfach könnte das mit ELP sein. Aber irgendwie ist es das dann doch nie...