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Feine Sahne
Fischfilet
„Sturm und Dreck“
heißt ihr immer noch aktuelles Album, das sie seit Anfang 2018 in
Vollbeschäftigung versetzt hat, Tourneen, Festivals und sogar eine
Dokumentation in Spielfilmlänge („Wildes Herz“) inklusive (wobei die streng genommen
schon 2017 entstanden ist). Die Punk-Band um Sänger Jan „Monchi“ Gorkow hat
sich in den letzten 12 Jahren durch Clubs jeder Größe gespielt. Anfangs in
ihrer Heimat Mecklenburg Vorpommern, anschließend in der ganzen Republik. Dabei
sahen sie sich früh mit politisch Andersgesinnten – genauer: Nazis! – im
Publikum konfrontiert, weswegen sie schnell ihre klare antifaschistische
Haltung offengelegt haben. Die dadurch entstandenen Probleme, wie eine
einstündige Unterbrechung beim Konzert im JuZ Chemnitz wegen einer
Bombendrohung, kann sie in ihrer Einstellung da nur bestärken. Daneben kümmern
sich Feine Sahne Fischfilet auch gerne um abgelegenere Gegenden der Republik,
z.B. mit ihrem eigenen Festival in Jamen, dem Heimatort von Sänger „Monchi“, um
der alltäglichen Tristesse etwas entgegen zu setzen. Vor ihrem Konzert am
Samstag, 14. Dezember in der Weser-Ems-Halle sprachen wir mit Monchi.
Von Timo Reuter und Ralf Koch. November 2019
Ihr seit schon ne ganze
Weile auf Tour. Wie lange geht das, bevor die Luft raus ist?
Monchi: Naja, wir haben ja auch Pausen dazwischen. Aber wenn du
jetzt den ganzen Festivalsommer viel gespielt hast, dazu noch unserer eigenes
Festival („Wasted in Jamen“) dann freust du dich auch über ein bisschen mehr
Ruhe. Trotzdem: Nach 3, 4 Wochen Ruhe denkt man auch schon mal „Boah, jetzt
kann es aber auch schon wieder losgehen!“ und man bekommt auch wieder richtig
Bock auf die Tour. Es ist nicht so, dass man sich denkt, „Ach Mensch, es könnt
auch noch länger Pause sein“, sondern freut sich, dass man jetzt wieder in den
Proberaum geht und das Set für die Tour macht. Und schlussendlich gibt es ja
auch viele Städte und Locations in denen wir noch nie waren, und ich freue sich
da einfach extrem drauf. Heute steht die nächste Show an, wieder ausverkauft,
wir mussten Konzerte hochverlegen, das ist für uns schon sehr geil und es fühlt
sich an wie ein Rausch.
Und wisst ihr auch
schon, wie es nach dieser Tour weitergeht?
Monchi: Wir waren gefühlt die letzten zwei Jahre fast
durchgehend auf Tour, klar werden wir es da nach der Tour auch erstmal etwas
ruhiger machen, Familie, Freunde, Ostsee auf jeden Fall und dann aber auch mal
wieder in dem Proberaum zusammen. Wir waren ewig nicht mehr zusammen, um auch
mal an neuer Musik zu arbeiten. Und da freuen wir uns einfach drauf. Aber
genauso schön ist es auch einfach mal wieder Zuhause zu sein bei Freunden und
der Family.
Du hast euer eigenes
Festival ja schon angesprochen, daneben spielt ihr große Hallen und Festivals,
aber ihr geht auch da, wo es für euch auch mal unbequem werden kann, so wie in
Chemnitz. Wünscht ihr euch solche Aktionen auch mehr von anderen Bands oder gar
Politikern?
Monchi: Ich würde mir nie herausnehmen anderen Bands zu
sagen, was sie machen sollen. Und wenn man sich unsere „Noch nicht komplett im Arsch“-Tour
zur Landtagswahl in Mecklenburg Vorpommern anguckt, dann waren da ja auch eine Menge
andere Künstler dabei. Aber wir kennen ja auch gar nicht von allen Bands die
Meinung. Deshalb konzentrieren wir uns lieber auf uns selbst und machen unser
eigenes Ding. Es ist auch einfach total geil, wenn du an einem Tag beim
Highfield Festival als Headliner vor 20.000 Leuten spielst und einen Tag später
in einem Jugendclub in Neuruppin, Brandenburg, auf einem Konzert, das einen Tag
vorher angekündigt wurde und auf dem wir dann sogar 2x spielen mussten, weil so
viele Leute da waren. Das sind einfach geile Sachen, die Spaß machen. Und es
ist für uns als Band einfach ein riesen Glück entscheiden zu können, dass wir auch
mal in kleinen Läden spielen. Von Politikern hingegen würde ich mir klar
wünschen, dass sie nicht nur zu irgendwelchen Wahlkämpfen in der ländlichen
Region auftauchen, sondern auch fernab vom Wahlkampf präsent sind.
Also einfach den
Menschen auch zeigen, dass sie für die Bevölkerung da sind?
Monchi: Naja, wenn wir zum Beispiel unser Dorffest, unser
eigenes Festival veranstalten, dann ist das nichts anderes, als das, was wir
uns als Jugendliche gewünscht hätten. Bei uns gab es nicht einmal einen
Jugendclub oder ähnliches und wir hätten uns schon damals einfach gewünscht,
dass es irgendwas in der Art gegeben hätte. Und wer so weit ab vom Schuss
wohnt, wo dann auch der Bus nur 1x die Woche fährt, klar fühlt man sich dann
auch irgendwie abgehängt.
Sind diese kleineren Konzerte
in den „Outskirts“ auch nochmal eine
andere, besondere Stimmung?
Monchi: Ganz unterschiedlich. Manchmal sind wir natürlich
mehr angespannt, aber manchmal ist es auch viel freier. Wir sind dann ja auch
viel näher an den Leuten dran, haben auch nach den Konzerten Kontakt zu den Menschen,
und das ist natürlich dann auch geil. Aber klar, gibt es auch mal Momente, wo
man weiß nicht was kommt, so wie letztes Jahr im Chemnitz. Dort gab es für
unser Konzert eine Bombendrohung und alle Leute mussten raus aus der Location
auf die Straße. Dann denkt man dann schon ´okay, hoffentlich passiert hier
niemandem etwas´. Letztendlich haben wir dann doch gespielt und es war eines
der geilsten Konzerte. Und das sind dann auch die Leute und Orte, für die wir
dann auch gerne mal ein Solikonzert spielen und gerne dort hinfahren.
Es gab kürzlich nach
einem eurer Konzerte in Berlin etwas Aufregung wegen angeblicher Verstöße gegen
die Auflagen des Veranstalter und des Bezirksamtes Spandau. Losgetreten wurde
dies durch eine Anfrage der örtlichen AfD. Ihr singt in einem eurer Lieder
„Wenn wir sehen, dass ihr kotzt, geht es uns gut!“. Nerven solche ständigen
Anschuldigungen oder kann man da noch drüber lachen?
Monchi: Klar, wenn irgendwelche AfD’ler wegen uns kotzen,
dann ist das für uns erstmal etwas Positives! Wenn diese Leute uns scheiße
finden, dann haben wir was richtig gemacht. Dass in diesem Fall dann aber
irgendwelche anderen Politiker über das AfD Stöckchen springen ist dann nicht
mehr so witzig. Auch, dass teilweise Kommunalpolitiker mit der AfD zusammen
arbeiten. Und ich denke, dass wird sich in nächster Zeit noch verschlimmern, und
es werden noch viele andere Bands und Künstler Erfahrungen damit machen, denn
die Leute versuchen immer einen Schritt weiter zu gehen und Kunst irgendwie
einzuschränken. Da ist es halt wichtig, mit Freunden und der eigenen Familie
einen guten Background zu haben und sich nicht einschüchtern zu lassen. In
Berlin war noch die Besonderheit, dass der Veranstalter ein guter Freund von
uns ist und deshalb haben wir uns da auch nochmal klar positioniert.
Also ist euer Background
euer sichererer Rückhalt?
Monchi: Jo! Also, ich denke, es gibt nichts Wichtigeres als
einen coolen Freundes- und Familienkreis!
Noch eine letzte
Frage: Wo ihr spielt, gehst Du gerne schwimmen - bei jedem Wind und Wetter. In
Oldenburg wird es dann ein Sprung in die Hunte, oder willst du die Nähe zur
Nordsee nutzen?
Monchi: Gute Frage, mein Ziel ist es eigentlich auf der Tour
überall in irgendwelche Seen oder so zu springen. Wenn du da einen guten Tipp
hast, dann kannst du mir den gerne sagen.