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 Fish

 Interview 2004. Weitere Interviews mit Fish hier.

„Field of Crows“ – so der Name des neuen Albums des großen Schotten -
ein neuer Klassiker in seiner Diskographie! Derzeit tourt er durch die Republik, um es live vorzustellen – Ich sprach mit dem charismatischen Sänger.

 

Die Tour findet statt, bevor die CD offiziell veröffentlicht wird?

Zumindest bevor sie über den Vertrieb in die Läden kommt. Offiziell veröffentlicht wurde sie am 1.12. auf meiner Homepage. Für Künstler mit meinen Verkaufszahlen macht es Sinn, diesen Weg zu gehen, denn so verdiene ich eben nicht nur €2,- an einem Album. Ich meine, ich habe die Kosten, ich produziere die Alben komplett in Eigenregie, warum sollte also die Plattenfirma daran über die Maßen verdienen? Und ich habe viele Fans, also trete ich auf diesem Weg – über die Homepage und die Tour - zuerst direkt an sie.

 

Ich glaube, dass ich mich auch nicht zu weit aus dem Fenster hänge, wenn ich sage dass dieses Album wirklich ein echter neuer Klassiker ist!

Danke, das ist genau wie ich es sehe. Und das ist ein weiterer Grund, warum wir so viele Gigs in Deutschland spielen. Ich denke, dies ist wirklich ein Album für die Fans, und natürlich wollen wir, dass so viele Leute wie möglich von dem Album erfahren!

 

Neu auf diesem Album ist Deine Songwriting Partner Bruce Watson!

Er hat schon auf dem Vigil-Album gespielt, aber seit dem habe ich ihn lange Zeit aus den Augen verloren. Er war Gitarrist bei Big Country. John Wesley hatte dieses mal kein Interesse daran, wieder so viel Zeit in Europa zu verbringen – zum Schreiben des Albums und für die anschließende Tournee.

 

Ein echter neuer Klassiker auf dem neuen Album ist „The Lost plot“ mit seinem Thema, das mich stark an „Quadrophenia“ von the Who erinnert...

Nun, ich war schon immer ein großer The Who Fan, und jetzt die Zusammenarbeit mit Bruce, der ja als britischer Gitarrist gar nicht anders kann, als von The Who beeinflusst zu sein... ich glaube, man kann mehrere Who-Referenzen auf dem Album hören. 

 

Und das übergreifende Thema ist „die Gefahren zu hoch zu fliegen“?

Ja, gar nicht schlecht. Das Album ist wie ein Lebensweg, und das Ende schließt an den Anfang an – oder umgekehrt. Es ist ein Alben über Reisen, die man macht, weil man etwas sucht – und am Ende findet man heraus dass der beste Platz der ist, den man verlassen hatte. Ein Thema, das viele von uns durchleben.

 

Also ein Album über Deine letzten 3 Jahre oder über Deine Karriere als Musiker?

Hmm, da liegst Du nicht so falsch. Ich habe in meinem Leben viele Entscheidungen getroffen, die sich im nachhinein als falsch heraus gestellt haben. Aber ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, es sind sehr persönliche Texte. Ich habe mich während des Schreibens ein bisschen gehen lassen, und war hinterher selber erstaunt, wie intim sie sind. Da ist sehr viel meines Lebens in den letzten drei Jahren in einer sehr selbstkritischen Art und Weise drin.

 

Wann hast Du Dich entschieden, dieses Thema für das Album zu nehmen?

Das Konzept kristallisierte sich während der Arbeiten am Album heraus. Ich hatte erst ein anderes Konzept vor Augen – irgend etwas über einen Serienmörder oder so, aber dann fragte ich mich, ob es nicht etwas anmaßend oder arrogant wäre, so ein Thema in 60, 70 Minuten abzuhandeln.

Und irgendwann hatte ich dieses Bild von der Krähe. Das erste Stück „The Field“ ist das Erbe, das verlassen wurde von der Hauptperson, um in die Welt zu ziehen. Und den Traum, der im Feld begraben war, nimmt er mit, bis er am Ende zum Feld zurück kehrt. Und der Schock ist, dass er selbst der Tote ist, der irgendwo am Rande eines fremden, trostlosen Feldes begraben ist. Das ganze Album ist ein großes Puzzle, man kann sehr viele Ebenen darin entdecken. Aber man muss es ja nicht. Man kann es auch einfach als straightes Rockalbum nehmen.

 

Musikalisch setzt Field of Crows den Weg des letzten Albums fort, d.h. schöne, oftmals uptempo Rocksongs anstelle zu viele Balladen. Rockst Du lieber? Oder versuchst Du so, dem ewigen „Progressive Rock Label“ zu entkommen?

Das sind nicht unbedingt Dinge, über die ich mir Gedanken mache. Ich mache ein neues Album.  Und da kümmern mich weder potentielle Hitsingles noch ein vielleicht abschreckendes ProgRock Album. Es hängt von der Stimmung ab, in der man ist.

 

Du hattest experimentellere Sounds in der Vergangenheit, bist Du damit durch?

Ich hatte nie vor, ein zweites „Plague of Ghosts“ zu schreiben. Aber es gibt neue Sounds. Ich hatte noch nie so viel Flügelhörner wie auf diesem Album. Und es gibt eine Blues- und Soul-Seite auf diesem Album, die es so noch nie gab. Aber letztendlich ist es ein Fish-Album!

 

Das letzte mal haben wir uns vor dem „Enschede-Jubiläums-Wochenende“ unterhalten. Wie war´s rückblickend betrachtet?

Ein tolles Wochenende! Es hat so viel Spaß gemacht, die alten Sachen mit der neuen Band auszuprobieren. Und ich denke, die „Fools Company“ DVD belegt das ganz gut. Allein „Misplaced Childhood“ wieder zu entdecken, war die ganze Reise wert. Und es hat mich auf die Idee gebracht, das Album für sein 25jähriges Jubiläum im nächsten Jahr noch einmal als große, mehr Theater-Produktion auf die Bühne zu bringen.

Es werden ein paar Jahre vergehen, bevor es ein neues Album von mir geben wird, und die aktuelle Tournee wird die letzte große, organisierte Tour dieser Art sein!

 

Wirklich?!

Ich werde zu alt! Tourneen sind so ein unglaublicher Energie-, Kosten- und Zeitaufwand, irgendwann muss ich anfangen, die Gewichtung anders zu legen. Ich fühle mich ja schon als fliegender Händler, der seine Waren anpreisen muss.

Aber es ist einfach eine Tatsache, dass eine Tour, gerade in Deutschland, einfach sehr teuer ist, so dass mir gar nichts anderes übrig bleibt. Nur das ist falsch! Ich habe meinen Namen auf den Plakaten, aber das deutsche Finanzamt verdient mehr an einem Gig als ich.

Ich werde niemals aufhören, live zu spielen, und es wird auch weitere Alben und auch weitere, kürzere Tourneen geben, aber die zeitliche Einteilung wird sich

Ich meine: Du sprichst hier mit jemandem, der wegen zwei unrentabler Tourneen sein Haus verloren hat! Das vergessen viele. Die Sunsets on Empire Tour hat mich in der Beziehung in ein tiefes Loch gerissen. Mit jeder neuen Tour gehe ich ein neues, großes Risiko ein. Und wirklich gewinnen kann man mit einer Tour auch nicht mehr. So sieht´s aus!

 

Gibt es schon genauere Pläne, was Filme angeht?

Nicht konkret, bislang musste ich meinen Agenten ja immer vertrösten, weil ich nie Zeit habe. Ich habe zumindest „The Jacket“, die neue George Clooney Produktion gerade abgedreht, und es war toll. Eine großartige, neue Erfahrung für mich. Der momentane Plan ist, dass ich nach den Sommer Open Airs für ca. 1 Jahr filmen werde. Dann kommen die „Misplaced Childhood“ Produktionen, und dann vielleicht ein neues Album.

 

Du hast einige der größten Love-Songs geschrieben, hast aber selber in der Liebe nicht gerade immer Glück gehabt. Wie ist es, Lieder zu singen, die über „Verflossene“ geschrieben wurden?

Ein bisschen wie alte Fotos betrachten. Aber um ehrlich zu sein, viele Songs lassen sich auch auf neue Frauen beziehen (lacht).

 

Trotzdem gibt es ja persönliche Erinnerungen für Dich.

Ja, aber nimm z.B. „Clichés“, ein Song, den ich über meine Frau geschrieben habe, während sie gerade in eine Affäre schlitterte. Also hatte der Song immer einen seltsamen Beigeschmack für mich. Und gleichzeitig ist er so universell, dass er auch für meine jetzige Freundin gilt. „Kayleigh“ war auch nie über eine bestimmte Frau, sondern über Frauen aus einer bestimmten Phase meines Lebens.

 

Eine generelle Frage: Ist das neueste Album immer das beste?

Es ist das aktuellste, und darum fühlt es sich so an. Natürlich hofft man, dass man sich immer weiter verbessert, was nicht immer möglich ist, aber man hat immer in bestimmten Bereichen neue Elemente, kleine Änderungen, und die sind natürlich am aufregendsten. Aber es gute Gründe, anzunehmen, dass das neue Album wirklich mein bestes ist. Aber andererseits sind wir noch zu dicht dran, um das objektiv beurteilen zu können.