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Fleetwood Mac : It`s Mick Fleetwood

 

Interview 2008

 

Fleetwood Mac? Gibt es die überhaupt noch? Vor über vierzig Jahren gründete Mick Fleetwood Mac, an der Seite eines vorübergehenden Bandkollegen feiert er nun das 40. Bandjubiläum: The Mick Fleetwood Blues Band feat. Rick Vito, das ganze mit einem (Blues-) Live-Album und einer anstehenden Live-Tournee. Klingt zunächst mal seltsam und erinnert an einen abgehalfterten Rockstar, der noch einmal seine Tantiemen aufbessern möchte. Aber das hat Mick Fleetwood nun absolut gar nicht nötig! Und wenn man dann auch noch seine Band hört – und zudem noch hört, was er über sie sagt, und vor allem was er auch an Plänen mit Fleetwood Mac verrät, wird schnell klar, dass hier ein passionierter Musiker sich zurück meldet und noch lange nicht reif ist für’s Altenteil! Das hat er in seinem Wohnsitz in Mali auf Hawaii ohnehin frei Haus, und zuviel davon zu früh kann ja auch echt anstrengend sein… so erscheint es unserem Mitarbeiter Ralf Koch:

 

Hey, hier ist Mali, hier ist der ewige Sommer, wo sitzt Du?

In der Nähe von Bremen – wo Du spielen wirst. Kennst Du Bremen?

Wir waren ein paar Mal da mit Fleetwood Mac, aber ich kann glaube ich nicht sagen, dass ich wirklich eine Beziehung dazu hätte. Ich weiß auch nicht, wann wir das letzte Mal da waren.

 

Nun, es wäre auf jeden Fall schon eine Weile her… so aktiv wart Ihr ja in den letzten Jahren nicht. Und nun kommst Du auch erst einmal mit einem Album mit der Mick Fleetwood Blues Band - was ist für Dich der Ansatz mit Rick Vito?

Dieses Album ist offensichtlich sehr anders, es erforscht meine musikalische Vergangenheit, sprich die frühe F.M. Zeit. Und wir hatten eine Menge Spaß; ich bin sehr zufrieden mit der Interpretation des F-M. Erbes, Rick Vito und die Band, wir sind ein tolles Team. Rick und ich kommen beide aus der Blues-Ecke, also ist das alles sehr natürlich für uns. Und dieses Gefühl, einfach zurück auf die Bühne zu gehen, und zu spielen – Rick war ja ohnehin nie wirklich weg. Ich meine, ich war auch nie weit weg, aber Tatsache ist, dass Fleetwood Mac sich immer weiter von dem entfernt hatten, was sie mal waren. Also war dieses Blues-Projekt eine Chance für mich, dahin zu kehren. Und wir haben eine Menge vor mit dieser Band, Rick und ich. Je älter ich werde, desto wichtiger scheint es mir selbst zu werden, live zu spielen. Also ist dies eine tolle Möglichkeit für mich, dies auf eine sehr natürliche Art und Weise zu machen.

 

Ehrlich gesagt, dachte ich immer dass Peter Green die treibende Kraft hinter der Blues-Seite von F.M. war…

…Oh ja, absolut…

…und nun kommst Du mit einem Blues-Album!

Ich hoffe, es ist eine gute Überraschung. Ich habe F.M. mit Peter Green 1967 gegründet, und ein Riesenteil meiner musikalischen Vergangenheit war Blues. Das ist meine wirkliche Liebe, und auch in den letzten Jahren habe ich immer wieder mit verschiedenen Leuten hier in Amerika gearbeitet auf Blues-Festival etc. Und diese Band ist wirklich eine spannende Sache für Rick und mich und wir freuen uns darauf, nach Europa zu kommen.

 

Dies ist also Deine neue musikalische Heimat?

Nun, mit Fleetwood Mac arbeiten wir ja nicht so viel, aber wenn wir zurückkommen, haben wir das Glück, eine tolle Fangemeinde zu haben, auch wenn wir nur alle paar Jahre mal spielen. Und wenn ich das sagen darf: Wir werden nächstes Jahr zurückkommen auf eine Welttournee mit Stevie Nicks, Lindsay Buckingham, John und mir.

 

Oh, das ist schön zu hören. Und ich wollte gerade fortfahren mit der Feststellung, dass Du, nachdem Du seit über 40 Jahren Musiker bist, Dir also sagst, es ist an der Zeit, wirklich das zu machen, wozu Du wirklich Lust hast – mit der Mick Fleetwood Blues Band.

Yeah. Dies ist meine Heimat. Dieses Album ist, wo ich her komme, dies ist mein Stil, Schlagzeug zu spielen. Ich meine, wir haben viele verschiedene Sachen gemacht, aber die Rhythmusfraktion von F.M. war immer relativ straight und simpel, und das kommt in meinem Fall davon, dass ich von Haus aus ein Blueser bin.

 

Du sagtest, je älter Du wirst, desto wichtiger wird es Dir, live zu spielen. Deswegen auch  „nur“ ein Live-Album und kein neues Studioalbum?

Oh, es wird auch noch ein Album geben. Auf diesem ersten Album gibt es ja auch schon ein paar Studio-Cuts. Aber wir dachten uns, diese Situation, die man hier hört, ist so sehr, was wir derzeit repräsentieren; wir haben diese Band zusammen gestellt, um zu spielen!; deshalb machte es für uns am meisten Sinne, unser erstes Album ein Live-Album zu machen. Aber es gibt Ideen, es gibt auch schon Songs, aber wir wissen noch nicht, wann wir etwas aufnehmen wollen.

 

D.h., auch wenn Du gerade eine neue F.M. Tournee angekündigt hast, das nächste Studioalbum, das wir von Dir hören werden, wird eher ein Blues Album mit Rick sein, als ein neues Album mit F.M.?

Hmm, gute Frage, wahrscheinlich ist das so. Die Welttournee wird im März `09 starten, mit ca. 20-30 Daten in Europa, aber wir werden kein neues Album veröffentlichen – was die erste Tour sein wird ohne neues Album! Also wird es einen schönen Querschnitt durch unsere Karriere geben

 

Also eher die Genesis-like Reunion-Tour, freier als je zuvor.

Oh ja, das wird sehr frei, das stimmt. Das ist eine ganz neue Erfahrung für uns, ohne neues Album zu touren. Und in den Pausen, die dabei in den nächsten anderthalb Jahren entstehen, werde ich mit Rick zusammen kommen, live spielen, ein paar Sachen aufnehmen. Wir haben es nicht so eilig.

 

Rick lebt in Hawaii, Du tourst mit ihm, arbeitest mit ihm – aber für F.M. war das keine Option mehr?

Rick kam zu F.M. als Lindsay die Band verlassen hatte, also wurde es sehr schwer, als Lindsay – als ehemaliges quasi-Gründungsmitglied – 10 Jahre später zurückkam. Glücklicherweise hatte sich Rick zu der Zeit eh schon entschieden, seinen Weg weiter zu gehen, also war F.M. für ihn nie mehr als eine Zwischenstation. Aber ich habe Rick so kennen gelernt, wir sind immer in Kontakt geblieben und es war immer sehr leicht für mich, mit ihm zu arbeiten.

 

Du sagst, Deine Liebe gilt dem Blues – wie konnte es dann jemals dazu kommen, dass F.M. so Pop wurden?

Es war die Reise, die wir nahmen. Unsere Anfänge waren Blues. Hör Dir die frühen F.M. mit Peter Green an, dann kamen weitere Leute dazu, und unser erstes Album war eigentlich nur Jam-Material, und es war schon Wahnsinn, dass dieses Album überhaupt erfolgreich war. Dann kamen die Harmonien durch die drei Gitarren hinein, Peter driftete ins klassische ab und die Band wuchs immer weiter. Und als diese ganzen Line-Up-Wechsel kamen, kamen neue Einflüsse in die Band. Christine McVie schrieb Songs, die anders waren, auch wenn auch sie eigentlich aus der Blues-Ecke kam. Und ich glaube, die Tatsache, dass F.M. aus der Blues-Ecke kam, bewahrte die Band davor, zu zuckersüß in der Pop-Ecke zu landen und hatte eher eine seltsame Mischung aus Pop mit echter Glaubwürdigkeit und Hingabe und auch einer gewissen Dunkelheit. Und so entwickelte es sich weiter mit Stevie Nicks und mit „Rhiannon“ und „Dreams“ und „Go your own way“ usw. Und das alles entwickelte sich sehr natürlich. Und wenn Du Dir Songs wie „Tusk“ oder „Don’t Stop“ anhörst, das ist eigentlich gar kein Pop, das ist schon schräg. „Don’t Stop“ ist eingängig, aber das ist ein Blues-Shuffle.

 

Ok, das war ja auch noch früher. Der Höhepunkt war dann „Tango in the Night“, oder?

Ja, das stimmt, das war schon weit draußen, aber danach kamen ja auch schon wieder anspruchsvollere Alben. Und „Tango“ war extrem erfolgreich in Europa!

 

Nur, was ich sagen wollte, mit den Blues-Wurzeln und mit dem, was Du gerade sagtest, ist es eben überraschend, dass es mit „Tango“ überhaupt so weit kommen konnte…

Nun, F.M. war schon immer eine seltsame Band. Und es passierte immer mit den Leuten, die in die band kamen. Es gab auch nie irgendwelche Regeln. Wir haben nie versucht, jemanden zu ersetzen, sondern sind einfach weiter gegangen. Die Musik änderte sich immer mit den Leuten, aber für uns war das immer ein organischer Prozess. Und wir haben überlebt, die Fans konnten uns offensichtlich folgen. F.M. wurde zu F.M., als Stevie und Lindsay dazu kamen. Danach wurden wir wirklich erfolgreich, „Rumours“ war eins der erfolgreichsten Alben überhaupt und der Rest ist Geschichte. Aber was auch immer passiert ist, John McVie und ich, waren immer da. Also egal, wie sehr sich die Band geändert hat, die Rhythmusfraktion war immer die gleiche. Und das hat auch immer einen roten Faden beibehalten, der das ganze hat funktionieren lassen – auch für die Hörer.

 

Du würdest also sagen, dass F.M. nie seine charakteristische Seite verlassen hat?

Nimm ein Album wie „Tusk“, da sind wirklich wunderschöne, manchmal dunkle, aber auch manch ganz schön verrückte Passage drauf, aber man konnte immer hören, dass hier die F.M. Rhythmussektion spielt. Gut, „Tango“ ist ein sehr anderes Album, musikalisch hat es auch neue Seiten für mich, aber John und ich waren auf jedem Album und, ja, ich glaube es gibt auf jedem Album Elemente, an denen man uns immer wieder erkennt.

 

Als ich mich auf dieses Interview vorbereitet habe, habe ich u.a. die DVD „The Mick Fleetwood Story“ gesehen, da kann man ja eine Menge interessanter und spannender sachen sehen. Ziemlich unterhaltsam waren auch die Passagen mit den Frauengeschichten – Deine Frau hatte eine Affaire mit einem aus der Band, Du hattest eine Affaire mit Stevie Nicks und hast aber letzten Endes ihre Freundin geheiratet… Deine Töchter müssen manch harte Zeit durchgemacht haben. Gibt es Sachen, die Du bereust?

Es gibt keinen Zweifel, wenn man jung ist, ist man sehr leicht sehr selbstsüchtig. Alles dreht sich nur ums Spielen und Aufnehmen, man wird erfolgreich, das Leben ist wirklich verrückt, da ist man schnell auch egoistisch. Da fragt man sich nicht, ob man eine treuer, verantwortungsvoller Familienvater ist. Nein, war ich nicht, weil mein Leben mich von zuhause weggeführt. Da stand kein Plan dahinter, aber es gab einfach Sachen, die mir damals wichtiger waren, als meine Familie – und das war die Band. Und das bereue ich nicht, aber heute weiß ich, dass es wichtig ist, auch zuhause zu sein. Und heute nehme ich mir die Zeit, aber heute bin ich ja auch alt und weise.

Du könntest mich leicht dazu bringen, zu sagen, dass es Sachen gibt, die ich bereue, und das betrifft natürlich in erster Linie meine Kinder und was ich alles verpasst habe, aber es war so, wie es war, ich kann auch heute noch nachvollziehen, warum ich es damals so gehandhabt habe.

 

Es ist also eher so, dass Du heute siehst, was Du verpasst hast?

Ganz bestimmt, und das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich noch einmal Vater geworden bin. Ich meine, da gab es Sachen, wenn meine Kinder mit meiner Frau auf Tournee nachgekommen sind, und wir drei Wochen mit dem Kombi durch die Kanadische Kälte gefahren sind, das war schon hart.

 

Nun, Deine Zwillinge sind jetzt sechseinhalb, sie sind also aus dem Gröbsten raus. Trotzdem… ich bin zwanzig Jahre jünger als du und wir hatten echt eine harte Zeit, als sie klein waren – ist das nicht noch härter, wenn man älter ist?

Nun, zunächst habe ich eine Frau, die eine unglaublich gute Mutter ist, also hatte ich vielleicht keine ganz so schwere Zeit. Aber Zwillinge… es gibt einen Vor und einen Nachteil. Natürlich war es eine Herausforderung, noch einmal Vater zu werden, aber ich liebe Kinder. Gut, Zwillinge waren noch eine größere Herausforderung. Wenn sie jung sind, sind sie eine Handvoll, und die Leute sagen, och, es ist ja nur ein weiteres Kind. Das stimmt nicht, es ist, als wenn man FÜNF Kinder hat! Aber: Jetzt, wo sie älter sind, gibt es nichts schöneres. Sie spielen zusammen, sie haben einen Partner, der sie wirklich versteht. Da gibt es eine „eingebaute“ Hilfe, diese beiden haben wirklich sie selbe Geschichte, sie sind zusammen auf die Welt gekommen, sie schlafen zusammen,…

 

Werden sie mit auf Tour kommen?

Ja, zum Teil.

Du wiederholst also schon mal DEN Teil…

Nun, mittlerweile sind wir in der bequemen Situation, dass wir ruhiger touren können, dass wir Kindermädchen mitnehmen können, einen Lehrer, das wird also nicht ganz so anstrengend werden wie früher.

 

Jede Menge Pläne – die Tour mit Rick, ein neues Album, eine Riesentournee mit F.M., ich bin überrascht. Wie lange kannst Du das so weiter machen?

Frag das mal BB King! Es ist in unserem Blut! Dies ist, was wir machen und wir lieben es. Und in dieser Blues Band ist es wirklich die optimale Möglichkeit, wieder rein zu kommen, und ich möchte auch die Fans wieder treffen, vor allem in Europa, wo sie noch viel loyaler sind, als hier in Amerika. Und Du kannst dir vorstellen, wie wichtig dieses Feedback für einen Musiker ist.

 

Und was wir auf dem Live-Album hören, wird ungefähr, was wir auf der Tournee erwarten können?

Ja. Natürlich wird es noch andere Lieder geben, und auch noch weitere Klassiker, aber es ist die Band und der Stil, ja.