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Flo Mega: Das ist wie beim Angeln

Seit rund 16 Jahren bastelt der Bremer an seinem Sound, versucht es kreuz und quer durch Deutschland und hat plötzlich die Vision für seinen großen Hit. Ganz so pathetisch war es nicht, aber sein Erfolg für Bremen mit „Zurück“ beim BuViSoCo (Bundesvision Song Contest) kam hart erarbeitet aber doch über Nacht. Bis in den Dezember hinein musste er sich dafür auf immer größer werdenden Bühnen abrackern, nach kurzer Pause geht es ab März wieder weiter: 

Am Donnerstag, 8. März ist er mit seinen Ruffcats in der Kulturetage, eine Woche später am Freitag, 16. März 2012 im Pumpwerk!

 

Bist Du noch Bremer oder – Deinen Musikern folgend – Berliner?

Nee, Bremer, ganz klar. Aber das hindert mich ja nicht daran, Berliner Musiker zu haben. Macht nicht immer Sinn, da anzufangen, wo man herkommt.

 

Offensichtlich: Deine Anfänge waren in Bremen – als HipHopper.

Anfangs wusste ich ja gar nicht, dass eine Welt gibt drum herum gibt, das sieht man ja erst, wenn älter man wird.

 

Und letzten Endes haben Dir die Berliner auf die Erfolgsspur geholfen.

Absolut ja, ohne die hätt ich’s nicht geschafft. Ich meine, ich hab etwas gehortet, über viele Jahr experimentiert und die Essenz hab ich mitgebracht, aber um das zu perfektionieren, brauchst du professionelle Hilfe. Ich bin ja Dilettant.

 

Wie lange hattest Du es denn schon versucht, damit Erfolg zu haben?
Eigentlich erst, seit ich den Ernst des Lebens erkannt habe; nach den ersten Tiefschlägen, die mir gezeigt haben, oh das tut ja weh, an denen ich erkannt habe, dass man eben nicht alles haben kann. Ich bin eigentlich ziemlich erst spät aufgewacht, so mit 27. Irgendwann reicht es nicht, da muss man auch mal was zu Ende bringen.

 

Und plötzlich liebt Dich die Nation! Was verändert sich da in einem drin?

Weiß ich nicht, ob die mich plötzlich liebt. Die haben mal kurz aufgehorcht und mich gewählt, weil die irgendwas gehört haben, was denen gefehlt hat. Auch wieder so eine Essenz, die ich gehortet habe. Aber momentan ist auch Loch. Seit Weihnachten ist die Tour vorbei, wie es weiter geht, wird sich erst zeigen müssen. Aber bislang hat sich noch nicht so viel geändert. Ich hab auch gar keinen Bock, mich anders zu fühlen deswegen. Ich mach halt meinen Job – und irgendwann mach ich die Tür zu und koch´ mir was. Ich hatte befürchtet, dass sich was verändert, aber bislang ist das nicht so. Im Gegenteil, ich hab eher noch mehr das Leben und das Miteinander zu schätzen gelernt. Klar gibt es Ängste, das muss ich schon zugeben. Denn wenn man so polarisiert – auf der Bühne; privat bin ich eben ich – dann wollen plötzlich ganz viele Leute ganz viel wissen und haben von einem und das powert mich auf der Bühne total aus. Das sind schon Sachen, die sind schon unheimlich…

 

…damit muss man ja auch erstmal klarkommen.

Das stimmt, ja, aber abseits der Bühne hält sich das noch in Grenzen. Und wichtig ist letzten Endes, dass man mit sich selbst zufrieden ist. Entsprechend entspannt kann ich auf diese Menschen zugehen. Aber ich weiß, dass dieser Moment beim BuViSoCo  einmalig gewesen sein kann, ich werde hart arbeiten müssen, um daraus weiter was zu machen. Und ich glaube, es gibt da auch noch ein paar Levels… aber eigentlich will ich darüber gar nicht nachdenken, weil ich nicht in diesen Kategorien lebe.

 

Wie konzentriert man sich auch auf ein neues Album?

Ja, so wie immer. Ich sag ja, ich bin Dilettant. Ich nehm Sachen in die Hand und probier, wie weit ich damit komme. Momentan lerne ich gerade Saxofon. Und wenn es klappt, nehm ich was damit auf, was der Bläsersatz dann übernimmt. Ich bin zwar die Mitte, ich produzier die Ideen, ich habe angefangen, ein paar erste Skizzen aufzunehmen und die anderen kucken, was sie damit machen.

 

Inwieweit ist diese Soul-Sache anders als Deine Vergangenheit im HipHop?

HipHop ist sehr passiv. Du fängst an, schraubst einen Beat und setzt Dich dann hin und schreibst witzige Sachen dazu auf. Kann gut werden, ich hab da auch immer noch meine Ohren, aber letztendlich war das für mich ne andere Zeit.

 

Eine Jugendsünde? Bist Du mit dem Soul erwachsen geworden – oder hast Du einfach gesehen, dass Du mit HipHop nicht viel weiter kommst?

Ich kann das gar nicht erklären. Ich hab irgendwann angefangen, rumzuschreien, ich war schon n tougher Typ – aber Soul ist auch ganz schön tough, das hab ich jetzt gesehen. Die Texte sind umgangssprachlich, ich schreib ganz einfach, keine große komplizierte Lyrik – und das verbindet mich wohl auch noch mit meiner HipHop-Vergangenheit.

 

Ehrlich gesagt hört man das durchaus auf dem Album.

Auch heute noch schreibe ich oft im HipHop-Schema und setz die Sachen dann in Gesang um. Und beim Soul kommt es manchmal auch nur auf einen guten Schrei an.

 

Gab es schon mal Diskussionen wegen eines „Explicit Lyrics“ Aufklebers?

Ist’s so schlimm? Ach nee, da hab ich mir gar keine Gedanken drüber gemacht. Die Kids schnallen das ja ohnehin nicht so unbedingt. Aber das war schon ein Übergangsalbum, ich denke ich werde da auf dem nächsten Album mehr drauf achten.

 

Aha! Hat sich also schon was verändert…

Klar. Auch wenn ich das nicht so in Worte fassen kann – aber das macht nichts, Transparenz ist Gift für Kreativität! Man sucht ja nach Lösungen in der Kunst und versucht, andere daran teilhaben zu lassen. Darum erklären sich Sachen oft von selbst, wenn man zu viel analysiert, tötet man viel zu viel ab. Unsere Gesellschaft ist oft zu analytisch.

 

Kam eigentlich erst die Idee zum Soul oder erst die Musiker dafür?

Nee, erst die Idee. Ich hab herumexperimentiert und dann hat ne Freundin  das gehört. Und irgendwann war ich in Berlin und mein jetziger Drummer kommt auf mich zu, weil er was davon gehört hat und weil er meint, das wäre genau, was man machen wollte. Also trifft man sich im Proberaum und jammt – und merkt dann, dass es klappt, und allen ist klar, dass man am selben Punkt ist, also nichts wie raus hier und es richtig machen.

 

Wie groß ist der Anteil der Band am Sound?

Ganz groß. Irgendwann kann ich da gar nicht mehr mitreden, das ist ne andere Liga. Die machen das handwerklich. Ich kreiere, die wissen, was man damit machen kann.

 

„Zurück“ ist ja nun „Dein Song“ – wie viel steckst Du da drin? Zurück von wo?
Zu 100%! Ich war zu der Zeit, in der ich das geschrieben habe, sehr niedergeschlagen, weil ich eine Frau verloren hatte, und der hab ich den Song geschrieben. Und dann war der Song plötzlich da, und da war schon klar, dass das ‘n gutes Ding wird. So ist das bei mir. Das kann innerhalb von ner Viertelstunde alles umdrehen, entweder ist es da, oder nicht. Das ist wie beim Angeln.

 

Beim Angeln?! Na denn: Petri Heil! So ein Ding wünscht man sich ja gerne wieder, oder?

Ja, Petri Dank!, sehr gerne.

 

Wobei der Erfolg des Songs ja v.a. auch durch die Performance kam – ich meine dieser Break in der Mitte des Songs hat’s ja letztendlich gerissen. Bis dahin war’s ne normale Max Mutzke-Nummer.

Ja, absolut, ich weiß. Aber das ist ja, was Deutschland checken muss, dass man n bisschen mehr Feuer unterm Arsch haben muss. Nicht immer nur Elektro-Parties! Das was ich da am Ende gebracht hab ist eben Stomper. Das ist relativ unbekanntes Terrain in Deutschland, obwohl es relativ alt ist. Aber deutscher Soul ist eher sehr verkopft…

 

Gibt es eine deutsche Soul-Tradition?
Ja, dieses Edo Zanki Ding. Ich mach Shouting – und das ist dann ganz schnell Rock in Deutschland.

 

Gibt es schon zeitliche Zukunftspläne?

Ja, es wird wohl 2013 werden, bis etwas Neues erscheint, viel schneller wird es wahrscheinlich nicht klappen. Aber ich hab auch Lust, den Leuten auch vorher schon immer mal was Neues zukommen zu lassen – auf dem Weg zum neuen Album über’s Internet. Das ist eigentlich eher mein Plan, da nicht ganz so geheimnisvoll und wichtigtuerisch damit umzugehen. Man macht so viel… also halt(et) die Augen und Ohren offen!