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Was für einen Unterschied eine Ballade machen kann!

Foreigner

Mit Hits wie „Cold as Ice“ (bereits vom ersten Album 1977), „Juke Box Hero“ oder „Urgent“ waren sie die Helden der Siebziger und Achtziger. Gegründet 1976 in New York u.a. von den Briten Ian McDonald und Mick Jones sowie US-Sänger Lou Gramm legten sie einen Kickstart hin, der sie bis heute mit ihrem melodischen Hardrock weltweit über 50 Millionen Platten verkaufen ließ. Ende der Achtziger trennten sich die Wege von Lou Gramm und Mick Jones, erst 1995 gab es noch einmal ein gemeinsames Album. Seit 2005 sind Foreigner zurück auf der Bildfläche – und vor allem auf den Bühnen – nun mit u.a. Sänger Kelly Hansen und Schlagzeuger Jason Bonham (Sohn des legendären Led Zeppelin Schlagzeugers John Bonham) sowie Jeff Pilson am Bass. Ein großes Line-Up, das in der Tat Großes in der Lage ist, auf die Bühne zu bringen. Das kann man auf ihrem aktuellen DVD/CD Set „Alive & Rockin’“ sehen und hören. Ich sprach mit Gründungsmitglied Mick Jones.

(November 2007)

 

Ihr seid in Südafrika gerade?

Ja, wir spielen vier Konzerte hier. Es ist sehr interessant. Und in ein paar Wochen spielen wir in Helsinki – also vom südlichsten bis zum nördlichsten Punkt, so extrem kann touren sein (lacht).

 

Es ist eine Weile her, dass Ihr so weit herumgekommen seid, oder?

Ja, nicht in den letzten gut zehn Jahren zumindest.

 

Es war ja etwas ruhiger um die Band geworden…

Ja, vor allem in den späten Neunzigern war es nicht ganz leicht für uns.

 

Aber da seid ihr nicht die einzigen, die mit diesen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Gerade die Bands, die in den Achtzigern so erfolgreich waren, hatten in den Neunzigern Probleme.

Es war einerseits der Musikgeschmack ein anderer war, aber auch andererseits die Tatsache, dass Foreigner nicht so recht vorangekommen ist damals. Das hing u.a. mit den Problemen zwischen Lou und mir zusammen, und die Luft war einfach raus. Als Lou dann vor ca. sechs Jahren die Sache beendet hat, war es Zeit, getrennte Wege zu gehen. Ich nahm mir erst mal eine Auszeit, habe mein Leben wieder zurechtgerückt, habe mir Zeit genommen, meine Kinder wieder kennen zu lernen und ich hatte keine Eile, wieder da raus zu müssen. Erst nach ein paar Jahren merkte ich, dass mir irgendwas fehlt. Die Sache, die ich mein ganzes Leben lang gemacht hatte, das Reisen, die Weite und v.a. das Auftreten und der Spaß, den wir da heben. Das ist der Sinne meines Lebens!

 

Und wie kam Dir die Idee für ein solches All Star-Line up?

Hmm, es mag so klingen, aber es war gar nicht so geplant. Es war eigentlich so, dass Jason Bonham gerne etwas mit mir machen wollte. Ich kenne ihn, seit er ein Kind ist und er war ein Fan meiner Musik – und sein Enthusiasmus war der Motor für das alles hier. Wie gesagt, eigentlich wollten wir nur zusammen Musik machen, und dann kam es, dass wir auch ein paar Foreigner Songs spielten. Dann lud er Jeff Pilson (Bass) ein, mitzumachen, und es klang fantastisch. Also kuckten wir uns an – und sagten uns, dass wir es probieren sollten. Also fragten wir unsere alten Mitstreiter, Tom Gimbel (Saxofon, Gitarre) und Jeff Jacobs (Keyboard) und nachdem wir über ein halbes Jahr nach einer geeigneten Stimme gesucht hatten, fanden wir Kelly Hansen. Und der war genau, was uns fehlte, er ist ein toller Frontmann mit einer starken Präsenz auf der Bühne. Nichts gegen Lou, er war ein toller Sänger, aber er war kein richtiger Frontmann. Und Kelly ist genau, was wir jetzt brauchen.

 

Ich kenne ihn von seiner alten Band Hurricane – aber da gab es bis auf ein paar Ähnlichkeiten keinen so deutlichen Hinweis, dass er ein so perfekter Lou Gramm-Ersatz sein könnte…

Nun, Tom kannte ihn, wir schickten ihm ein paar Songs und ich merkte sofort, dass er es sein könnte. Er hatte keine Probleme, die Songs wie Lou zu singen, also haben wir ein bisschen daran gearbeitet.

 

Er ist unglaublich. Er hat im Prinzip alles, was die Songs brauchen und bringt darüber hinaus noch ein bisschen eigenen Stil mit rein.

Ja, das ist genau meine Sichtweise. Ich bin aber auch ein Spezialist darin, Stimmen zu entwickeln. Inklusive Lou Gramm. Wenn Du seine Stimme vor Foreigner hören würdest, würdest Du ihn nicht erkennen.

 

Das heißt, Du hast auch Kelly geformt?

Nein, ich musste ihn nicht formen, aber ich habe mit ihm am Gesangstil gearbeitet. Ich bin der Stimm-Guru (lacht). Ich bin sehr stolz darauf, wie Foreigner jetzt klingen, und wenn das nicht so wäre, hätte es auch keinen Sinn gemacht, diese Band wieder aufleben zu lassen.

 

Wie sehr sind das jetzt Foreigner – im Gegensatz zu Mick Jones & Friends?

Ich denke, dass dies das enthusiastischste Foreigner Line-Up ist, das es je gab! Sie sind stolz, in der Band zu sein, und sie brennen darauf, zu spielen. Und wir alle können es gar nicht abwarten, einen Neustart anzugehen und im nächsten Jahr neues Material aufzunehmen.

 

Einen echten Neustart – oder die Fortführung der Band in neuer Frische? Also die Europe-Variante oder eher die Great White-Variante?

Oh, ich hoffe doch, dass wir schaffen, ein paar neue Elemente mit rein zu bringen. Gleichzeitig muss sich das Ganze natürlich noch wie Foreigner anhören… wir werden also kein Queens of the Stone Age Album machen. Aber was immer wir machen, es soll eine gewisse Relevanz besitzen. Und dafür haben wir eben die besten personellen Voraussetzungen.

 

Kelly kam vor zwei Jahren in die Band – seit dem seid Ihr erst einmal auf Best-of Tour?

Ja, mein Plan war, dass wir den Namen erst einmal wieder verbreiten, dass wir so viele Shows und Festivals spielen, wie möglich, und zeigen, wer diese Band jetzt ist und was wir können.

 

Was uns zur aktuellen DVD/CD-Veröffentlichung bringt – zwei Shows, die gar nicht mal so unterschiedliche Setlists haben, die aber komplett anders sind, oder?

Ja, die Aufnahme vom Bang Your Head-Festival stand unter anderen Vorzeichen. Wir mussten uns vor einem Heavy Metal-Publikum beweisen – vor uns und nach uns spielten nur Typen mit schwarzen Lederklamotten und Ketten und langen Haaren – das war schon eine Herausforderung! Deshalb haben wir auch keine Balladen gespielt. Und diese Show hat mir bewiesen, dass wir durchaus vielfältig sind. Ich meine, ich habe immer gesagt, dass wir in erster Linie eine Rockband sind!

 

Ja, und wenn man dann die Show aus Las Vegas im vergleich dazu hört, kann man nur feststellen: Was für einen Unterschied eine Ballade machen kann! Es ist eine komplett andere Show, oder?

Ja. Ich glaube aber auch, dass wir eine sehr breite Gruppe von Menschen ansprechen. Ich sehe, dass wir eine Menge junger Leute bei unseren Konzerten haben – woher die auch immer auf uns gekommen sind, ihre Eltern, ihre Geschwister oder Freunde. Ich denke, wir wurden zu sehr in diese Balladen-Ecke gedrängt. Wie auch immer das passieren konnte. Wir hatten immer schon einen tollen Sänger, tolle Songs – und man muss immer noch sehen, dass der Anteil an Balladen immer noch gering ist.

 

Man könnte die o.g. Überschrift ja im Prinzip auf Eure gesamte Karriere anwenden, oder? Haben die Balladen nicht einen Unterschied für die gesamte Band bedeutet?

Ich denke, es war vor allem „I want to know what love is“, der uns dieses Bild in der Welt gegeben hat. Dieser Song ist für so viele Menschen einfach mehr als nur ein Song, es ist eine Hymne. Ist es auch immer noch – man kann immer noch Leute im Publikum sehen, die weinen bei diesem Song. Ich meine, ich bin stolz auf diesen Song und ich glaube auch nicht, dass er diese Band wirklich verändert hat. Es war aber auch Lou Gramm, der dieser Seite immer viel zu viel Gewicht gegeben hat, wenn Du ich fragst. Als Gründungsmitglied war das nicht unbedingt sehr konstruktiv – und im Endeffekt war das auch ein Grund für die Probleme, die Lou und ich hatten.

 

Was würdest Du denn sagen, wie hat sich die Band über die Jahre in Deinen Augen verändert?

Nun, wir haben uns von Anfang an an veränderte Bedingungen gewöhnen müssen. Die Tatsache, dass das Debüt bereits so erfolgreich war, hat uns da mitten rein geworfen. Wir hatten gedacht, dass wir die Band mit den Jahren ganz nach oben bringen könnten – dass das schon gleich mit dem ersten Album so abgehen würde, konnte ja keiner ahnen. Und deswegen haben wir uns immer schon an die von außen gegebenen Umstände anpassen müssen. Schon das zweite Album war eine Herausforderung. Aber wir haben sie gemeistert. Und natürlich gab es Experimente, aber wir mussten sie alle in der Öffentlichkeit machen, das war schon prekär. Ich höre sehr viel Musik, mein Geschmack ist sehr vielfältig. Und mein oberstes Ziel war immer, nicht zu klingen, wie eine andere Band. Das war meine Herausforderung.

 

Nun, das wart Ihr von Anfang an – immerhin war Foreigner im Prinzip die erste „AOR“-Band dieser Art.

Ja, das stimmt, Es gab Fleetwood Mac, Boston und vielleicht die Eagles. Aber im Endeffekt waren die auch komplett anders.

 

Ihr kamt aus Bands wie King Crimson, Peter Frampton oder Spooky Tooth – was war Euer Masterplan für Foreigner?

Wir wollten Musik machen und Spaß haben. Man kann schwer planen, was dabei herauskommt, wenn sich Musiker zusammen finden. Ian Mc Donald war ein sehr innovativer Musiker, dass er von King Crimson kam, war für mich dabei nicht ausschlaggebend. Ich wollte gerne mit ihm zusammen arbeiten. Je unterschiedlicher die Hintergründe der einzelnen Musiker sind, desto interessanter kann es werden, was dabei herauskommt.

 

Kurze Frage noch nach Lou – wie geht es ihm?

Es geht ihm soweit gut, aber wir haben keinen sehr guten Kontakt mehr. Er ist gesundheitlich immer noch sehr angeschlagen.

 

Und es sind immer noch die Nachwehen des Hirntumors, wegen dessen er schon in den Neunzigern behandelt werden musste?

Ja, es hat mit den Folgen davon zu tun. Ich habe wirklich versucht, ihm zu helfen mit seiner Genesung, aber er hat seine eigene Vorstellung davon, was es eben schwer für mich macht, an ihn ranzukommen.