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Great White

 Interview 2007

Das war schon eine positive Überraschung, dass die Jungs sich wieder unter altem Namen zusammen gefunden haben, um die Geschichte Great White noch ein bisschen weiter zu schreiben. Noch freudiger die ganze Sache, als unter dem Titel „Back To The Rhythm“ (sic!) ein richtig gutes Album zusammen gestellt wurde, das alle alte Fans begeistern dürfte. Richtig abgerundet hat unser Gesprächspartner Michael Lardie (git) die Sache aber erst, als er die Hintergründe und v.a. die weiteren Aussichten schilderte. 

 

 

Der Albumtitel sagt schon alles, oder

Weißt Du, wenn man so lange etwas mit seinen Freunden zusammen macht, kommt irgendwann der Punkt, an dem man einfach mal etwas anderes machen möchte – Soloprojekte, Auszeit, was auch immer. Und wieder eine Zeit später kommst Du an den Punkt, wo Du Dir sagst, hey, ich vermisse diese Leute. Vermisse mit ihnen Musik zu schreiben, mit ihnen live aufzutreten – und deshalb freuen wir uns alle tierisch auf die Konzerte, die wir machen!

 

Würdest du dies Album als die Fortsetzung von „You Can't Get There From Here“ (´99) bezeichnen?

Im Prinzip war es sogar so, dass wir damals nach diesem Album sogar noch eins machen wollten, aber dann gab es so viele Änderungen in den Plattenfirma, dass wir diese Pläne aufgegeben haben. Und drei Songs aus den Aufnahmesessions haben wir jetzt sogar wieder mit aufgenommen. Gleichzeitig ist jede Aufnahme natürlich ein Spiegel der Zeit, in der sie entstanden ist. Und wir haben eine Menge erlebt – u.a. es die Tragödie von Mark (Kendall; g) und Jack (Russell; v) in Rhode Island (siehe Fußnote) – es gab also eine Menge Sachen, aus denen wir schöpfen konnten.

 

Musikalisch war ich ehrlich gesagt positiv überrascht über den Rock-Faktor… nach den relativ ruhigen Sachen in den Neunzigern war das ja nicht unbedingt vorauszusetzen….

Ich weiß nicht, ich denke, man entwickelt sich einfach weiter. Ich weiß, dass wir vor 12, 15 Jahren an nichts anders als die Band gedacht haben – so sehr, dass wir schon fast zu dicht dran waren. Man kann über das neue Album auf jeden Fall sagen, dass es ein bisschen von Allem für Jeden gibt – Rock wie in den alten Tagen, Balladen, wie sie ja im Prinzip genauso typisch immer waren, und alles dazwischen.

Ich meine, ich weiß, dass wir ruhigere Sachen in den Neunzigern hatten, aber wir haben uns immer gesagt, dass wir uns nicht wiederholen möchten, dass wir neue Sachen ausprobieren wollten. Und deshalb hatte auch ein Album wie „Sail Away“ (’94)  seine Berechtigung.

 

War das damals auch ein Versuch, kommerziell erfolgreich zu sein?

Nein, würde ich nicht sagen. Das war einfach, wo wir zu der Zeit waren. Und schon „Let It Rock“ (’96) hatte wesentlich mehr Biss wieder.

 

Erzähl, wie ihr wieder zusammen gekommen seid! Wessen Idee war es?

Es lag in der Luft über mehrere Jahre. Wir standen eigentlich immer in Kontakt. Und 2005 war Jack an einem Punkt, an dem er eine Auszeit brauchte, er ging in die Rehab und musste für sich ein paar Dinge richtig stellen, und als er wieder raus kam, rief er mich an und sagte, wir sollten mal wieder drüber nachdenken. Die Pause war lang genug gewesen und die Zeit war richtig. Und 2006 haben wir uns bei Jacks Geburtstag getroffen. Und während wir anfangs noch dachten ’wow, ich kann nicht glauben, dass wir alle im selben Raum sind’, hätten wir nach 5 Minuten quasi einfach weitermachen können, wo wir aufgehört hatten. Es gab keine Feindseligkeiten, der Vibe war da, wir waren alle froh, uns wieder zu sehen, und von da an war es klar, dass wir wieder eine Platte machen würden. Und seit Mai spielen wir auch wieder regelmäßig Konzerte.

 

Und wann kommt ihr nach Europa?

Momentan sprechen wir über die Möglichkeit Oktober / November. Im Prinzip waren wir als Band seit 1999 nicht mehr in Europa.. also wird es dringend Zeit!

 

Du erwähntest Feindseligkeiten – was waren die Gründe für den Split?

Feindseligkeiten waren es nicht! Es liegt einfach in der Natur eines kreativen Künstlers, etwas Neues ausprobieren zu wollen. Jack wollte ein Soloalbum machen, Jack wollte ein Blues-Album machen, also warum sollten wir nicht einfach mal eine Pause machen. Wir hatten ja alle unsere kleinen Projekten nebenher – Sean (McNabb, b) mit u.a. Dokken, Audie (Desbrow, dr) als Session-Drummer, ich habe 4 Jahre mit Night Ranger gearbeitet und Jack und Mark sind zusammen unterwegs gewesen.

 

Zuerst unter dem Namen Jack Russel (solo).

Ja, so fing er an, und irgendwann rief er an und fragte, ob er mit seiner Band nicht auch ein paar größere Shows spielen könnte unter dem Namen Great White, die Solo-Sache hätte nicht so richtig geklappt…

 

Was ja schon etwas seltsam war für die anderen Bandmitglieder, oder?

Ja, das stimmt, und ich bin froh, dass ich sie nie live gesehen habe, weil mir das dann doch viel zu seltsam gewesen wäre.

 

Das könnte ja z.B. ein Grund für Feindseligkeiten sein, oder?

Könnte so sein, aber wir sprechen hier über eine Gruppe von Freunden, die sich seit fast zwanzig Jahren kennen und lieben – also das war schon eher eine Familienangelegenheit.

 

Andere Bands schaffen es, über so etwas Kriege zu führen…

Nein, nein, wir haben nur gesehen, dass sie in einer Situation waren, in der sie etwas Unterstützung gebrauchen konnten. Ich war beschäftigt mir Night Ranger, also warum nicht?

 

Jacks Solokarriere war also nicht so recht erfolgreich…

Jack hatte schon 1996 ein Album gemacht – „Shelter Me“ – und das war sehr viel Great White-verwandter. Sein zweites Album „For You“ war relativ poppig – und das ist sehr schwierig für jemanden, der als Blues-Rock-Sänger bekannt ist. Aber Jack wollte dieses Album gerne machen, er war sehr froh, dass er es gemacht hatte, er hatte ein paar tolle Musiker auf dem Album, und das war, was gut an dieser Sache war. Wenn dann jemand diese Platte kauft und gut findet, dann ist das nur ein Bonus. Er kann ja nicht eine bestimmte Platte machen, nur weil man es so von ihm erwartet.

 

Das bringt mich auf Deine Aussage, dass Euer neues Album „etwas für jeden“ bereithalten sollte – ist nicht auch dieses Album in erster Linie für Euch selbst?

Ja, man versucht im Idealfall immer, ein Album zu machen, mit dem man voll zufrieden ist. Gleichzeitig sind wir aber auch durchaus in einem Geschäft tätig, in dem es vorteilhaft ist, Platten zu verkaufen. Wir sind in der glückliche Lage, viele Fans zu haben.

 

Das war also durchaus ein Gesichtspunkt, den ihr bedacht habt, als ihr das Album geschrieben habt?

Der wichtigste Gesichtspunkt war, dass wir etwas machen wollten, was unsere komplette Karriere und verschiedenen Stationen abdeckt. Ich meine, unser Musikgeschmack ist sehr weit gefächert – von Billy Joel bis Suicidal Tendencies – und alles dazwischen. Da st es nicht ganz so einfach, einen gemeinsamen Nenner zu finden.

 

Du hast bereits erwähnt, drei Songs hatten ihr noch „übrig“ – wie ging es weiter?

Die anderen 9, 10 Songs haben wir von Dezember ´06 und Februar geschrieben, und das war schon sehr spannend. Der größte Unterschied zu damals war, dass wir nicht mehr alle in der selben Stadt wohnen, also haben wir uns MP3s hin und her geschickt, und Jack hat sich die Songs in seinem Auto angehört und Texte dazu geschrieben, oder er hatte eine Melodie, hat mir die am Telefon vorgesungen und ich hab die Musik daraus gemacht. Wir waren in den zweieinhalb Monaten eigentlich nur zweimal zusammen, aber wir waren die ganze Zeit über kreativ gearbeitet. Und auch bei der Vorproduktion haben wir vieles noch über MP3s geklärt – mach dies noch etwas härter, usw.

Erst, als wir dann aufgenommen haben, haben wir uns ein Studio in L.A. gemietet und haben das ganze innerhalb von 25 Tagen aufgenommen.

 

Habt Ihr je eine Modernisierung angedacht – vergleichbar mit den klasse neuen Alben von Europe?

Nicht für diese Band. Great White waren für mich immer eine Blues-orientierte Rock’n’Roll-Band, und so sollte es in meinen Augen auch immer sein. Und da hätten wir schon einige etwas verstört, wenn wir unseren Fans da etwas komplett anderes angeboten hätten. Ich habe Europe noch nicht wieder gehört, aber ich weiß wohl, dass die Scorpions ein paar komische Experimente gemacht haben. Ich meine, wenn man als Band so lange Musik macht, hat man ja auch eine gewisse Tradition… da muss man also schon aufpassen, in wie weit man sich verändert. Gleichzeitig kann ich auch nicht sagen, was wir beim nächsten Album machen werden.

 

Ein Track wie „Here goes my Head again“ ist ja schon fast modern, oder?

Ja, das witzige an diesem Song ist, dass er zwar einen modernes Feeling hat, aber wenn man die Wechsel und Chords ankuckt, dann gibt es da auch Retro-Strukturen, die an die Beatles erinnern.

 

Es gibt also schon Pläne für ein zweites Album? Ab jetzt zusammen für den Rest Eures Lebens?

Es gibt diese Pläne, ja. Wenn man uns noch hören möchte. Momentan gibt es für uns alle nichts Wichtigeres und wir haben alle unser Leben darauf eingestellt – und das für mindestens fünf Jahre! Also mindestens 1, 2 Alben – und wir wollen auch definitiv eine vernünftige DVD machen! Also hoffen wir mal das Beste.

 

Wo steht das neue Album für Dich?

Wir haben das Album komplett alleine gemacht, waren dabei sogar sehr schnell, wir hatten sehr viel Spaß im Studio und es war schön, dass wir alle zusammen waren dabei.

 

Was nicht ganz die Frage beantwortet…

Musikalisch steht dieses Album für mich auf einer Linie mit „Psycho City“, und das war immer mein Lieblingsalbum. Aber das ist nur meine Meinung…

 

 

 

Fußnote / Rhode Island:

Am 20. Februar 2003 brach bei einem Konzert in West Warwick, Rhode Island, ein Feuer aus. Die eingesetzte Pyrotechnik setzte die styroporverkleidete Decke des Clubs in Flammen und löste den Brand aus, der sich rasend schnell ausbreitete. Durch das Feuer, Rauchvergiftungen und eine einsetzende Massenpanik starben über 100 Zuschauer, sowie der Bandgitarrist Ty Longley. Bei der darauffolgenden Gerichtsverhandlung war die Band ebenfalls angeklagt, wurde aber in allen Punkten freigesprochen. Der Manager der Band, dem man die Verantwortung für die Lichtshow anlastete wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Great White rief nach dem Unglück den The Station Family Fund ins Leben und sammelte durch Veröffentlichungen und Konzerte Geld für die Hinterbliebenen der Opfer. (Quelle: de.wikipedia.org)