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Guano Apes

 Interview Juni 2014

Sie sind wieder da! Schon das 2011er-Album „Bel Air“ war eine Sensation nach ihrer zwischenzeitlichen Auszeit, jetzt zementieren sie ihren Status als Größe in der deutschen Bandlandschaft mit einer neuen Sammlung zukünftiger Apes-Klassiker. Ohne sich komplett von den Wurzeln zu lösen, haben sie ihren Sound dabei weiter modernisiert und angepasst. Und während Sängerin Sandra Nasic sich mit X-Faktor-Newcomern auseinandersetzt, erläutert Bassist Stefan Ude die heutige Bandsituation.

Live gibt’s die Guano Apes zu sehen u.a. am 20.7. auf dem Deichbrand Festival in Cuxhaven und am 16.8. beim Serengeti Festival in Stukenbrok

 

Schön von euch zu hören! Umso mehr, als man meinen könnte, dass es etwas ruhiger um die Band geworden ist, oder?

Ja, Sandra ist ja u.a. mit X-Faktor eine ganze Menge im Fernsehen unterwegs. Aber man muss es ja auch nicht übertreiben, alle drei Jahre ne Platte ist doch vollkommen ausreichend.

 

Bezieht sich darauf auch der Albumtitel?
Klar. Genauso wie darauf, dass man sich einfach mal wieder darauf besinnen sollte, zwischendurch mal den Stecker zu ziehen, das Kleine, die Details zu beachten. Was sich auch auf das Album bezieht, denn auch da gibt es mehr Feinheiten, vertracktere Arrangements, dafür muss man sich dann auch mal etwas Zeit nehmen.

 

Oder hängt die Pause auch einfach damit zusammen, dass ihr alle nicht nur die Band macht?

Ja, aber das haben  wir ja noch nie. Ich für meinen Teil hatte immer schon auch was anderes – als Architekt und Bauleiter – und bin damit auch genauso zufrieden wie mit der Musik. Ich setz mich ganz gerne mit Handwerkern den ganzen Tag auseinander. Und Dennis und Henning eigentlich auch.

 

Henning hat ja schon immer viel mit jungen Bands gearbeitet – war das persönliches Interesse oder moralische Verpflichtung?

Nö, der hat da Bock drauf. Er macht das ja teilweise auch ehrenamtlich, investiert da viel Zeit und er bringt sich und sein Wissen da einfach auch in Bereichen ein, in denen sich viele Bands einfach gar nicht auskennen und auf die auch gar keiner richtig Bock hat – was Verträge und Gelder angeht. Also meins ist das nicht!

 

Das heißt, seit eurem letzten Album Bel-Air: Womit wart ihr konkret beschäftigt?

Naja, eigentlich stricken wir auch schon eine ganze Weile dran. Ich hab gerade mal geschaut, die ersten Demos sind 2011 entstanden, das sind dann auch knappe drei Jahre. Klar haben wir nicht durchgehend daran gearbeitet, aber zwischendurch war Sandra auch ein halbes Jahr für X-Faktor gebraucht, ich hab in der Zeit zwei Häuser gebaut… ich find das nicht dramatisch, ich mache ungern nur eine Sache zurzeit.

 

Und wenn das Album jetzt erscheint, wie viel Zeit habt ihr dafür – für Promo und Auftritte etc.?
Das ist fest eingeplant, weil wir dann ja auch wollen, dass die Leute das mitkriegen. Dazu kommen noch die Aktivitäten im Ausland, das ist schon Arbeit. Im Sommer kommen dann ein paar Festivals – weniger als erhofft, weil wir leider etwas zu spät dran waren – und im Herbst kommt dann unsere Tournee durch Deutschland und Europa. Und zwischendurch sind wir mit P.O.D und Korn auf so ner Wacken-Traumschiff-Kreuzfahrt, das wird auch spannend!

 

Zum neuen Album: Ihr habt ein neues Produzententeam!

Ja, wir brauchen immer jemand, der unsere Meinungen einnordet, sonst tun wir uns immer etwas schwer. Und wir fanden die Personen ganz spannend. Philipp "Philsen" Hoppen hatten wir schon beim Mix des dritten Albums kennengelernt und Kurt Ebelhäuser ist auch ein großes musikalisches Talent, der hat uns auch nochmal ein großes Stück weitergebracht.

 

Hat sich das musikalisch ausgewirkt? Inwieweit können die an den Schrauben drehen?

Whoaaahh…. die haben ja auch ne Vision, wie Guano Apes 2014 klingen kann. Und dann versucht man eine gemeinsame Linie zu finden, teilweise hat der Philsen auch einfach mal die Gitarre in die Hand genommen und mitgemischt. Ob uns das jetzt groß beeinflusst hat oder nicht – es hat einfach einen anderen Input gebracht.

 

Wie fertig waren denn die Songs, als sie dazu kamen?
Unterschiedlich, teilweise fertig, teilweise rudimentär, teilweise haben wir sogar noch Songs zusammen geschrieben. Wir haben uns im Frühjahr 2013 das erste Mal getroffen, dann kam die Vorproduktion, bei der dann die Songs wirklich entstehen und im Studio geht’s dann relativ schnell.

 

Dann hat’s aber ja doch etwas länger gedauert…

Ja, wir sind faule Säcke und lahm und wir diskutieren gerne und zerreden dabei auch viel wahrscheinlich könnten wir auch drei Platten machen in der Zeit – aber so ist das halt bei uns.

 

Kannst Du die musikalische Entwicklung beschreiben?
Also jedenfalls hat die neue Platte hat wirklich anspruchsvolle Arrangements, wie wir sie in der Form noch nicht hatten. Also wir hatten schon komplizierte Sachen, aber dies ist jetzt wirklich anspruchsvoll, z.B. was die Akkordfolgen betrifft, das ist schon spannend, aber man nimmt es nicht so wahr, weil Sandra wirklich schöne Melodien draufgesungen hat, die wie ein roter Faden da durch leiten. Deswegen wird es nicht so schwer.

 

Generell musikalisch – hat sich da seit Bel Air oder auch insgesamt was verändert?
Ja, na klar sind die Gitarren etwas mehr in den Hintergrund gegangen. Ich glaube, dieses krachig-aggressive ist nicht mehr so da, einfach weil wir ja auch älter geworden sind. Dieses Aggressive würd uns ja niemand mehr so richtig abnehmen, das muss man ja auch selber spüren. Da versuchen wir das lieber mit tollen Arrangements und interessanten Beats, so dass es immer noch Rock ist, aber eben interessanter.

 

Aber ihr spielt die alten Sachen ja noch…
Ja, klar, aber neu schreiben ist was anderes. Da würd ja jeder denken, das haben sie ja vor 20 Jahren schon gemacht.

 

D.h., die Rocker auf dem neuen Album sind die obligatorischen Referenzen?
Das kann man so sehen, aber das sind auch immer noch die etwas cooleren Sachen, die uns immer noch Spaß machen. Die anderen Sachen haben jedenfalls länger gedauert bei Schreiben, daran haben wir ne ganze Weile dran gestrickt.

 

Ich muss nochmal ein bisschen zurück in der Zeit: Ihr habt ja als Band das typische Schicksal erlitten – zu lange, zu eng – wie kann man das als junge Band eigentlich vermeiden?
Tatsächlich kann man das nur vermeiden, wenn man immer alles anspricht. Unser großes Problem war Kommunikationsstillstand. Wir haben einfach weitergemacht und zu viele Sachen runtergeschluckt – und daran gehen Beziehungen kaputt! Das ist in einer Band nicht anders als in der Ehe, da darf man sich nicht wundern, wenn es zum Supergau kommt.

 

Und als ihr wieder zusammen gekommen seid, hab ihr erstmal Gruppentherapie gemacht?

Joa, so ein bisschen. Ich hab mich ja zunächst mit Sandra getroffen. Wir hatten uns immer gut verstanden, hatten da aber auch 4, 5 Jahre Funkstille gehabt. Und dann haben wir uns angelacht und wussten gar nicht mehr was los war und warum wir so lange nichts voneinander gehört hatten. Und dann haben wir so ein paar heiße Sachen auch besprochen, aber dann wars auch gut.

 

Und dadurch ist es jetzt auch leichter?

Ja, wir sind gewachsen, und können Dinge, die einem auf der Seele liegen, jetzt auch einfach mal zur Sprache bringen.

 

Andererseits ist das jetzt auch leichter, weil ihr weniger im Rampenlicht steht, oder?

Naja, Sandra ist ja schon sehr präsent – mehr noch als damals eigentlich – und wir als Band standen ja immer mehr im Hintergrund.

 

Ihr hattet zwischendurch andere Projekte – I/O und Tamoto – was ist damit?
Nichts. D.h. wir haben auch lange nicht drüber gesprochen… Tamoto gibt es nicht mehr und I/O wird es wohl auch eher nicht mehr geben, weil Charles jetzt Dozent an ner Musikhochschule ist. Da hat er auch weniger Zeit – und so ne sichere Sache war diese Band ja auch nie. Da kriegt man auch mal von der Ehefrau eins mit der Bratpfanne verpasst, was denn dieser Scheiß soll…

 

Der Stress, den ihr damals hattet, hatte der auch mit nichterfüllten Erwartungshaltungen zu tun? Ich meine, das Debüt ging so durch die Decke, dass alles danach nur noch schlechter werden konnte, oder?
Aber auch das reichte noch. Alle haben Goldstatus und haben sich gut verkauft. Ist doch klar, dass das erste Album immer über allem stehen wird und da nichts heranreichen kann Nö, damit hatte das gar nichts zu tun. Wir haben uns einfach nicht mehr verstanden, das war wie Kindergarten und man hat sich den ganzen Tag nur noch angepampt, bis wir uns gefragt haben `warum tut man sich das an?´.

 

Aber im Endeffekt habt ihr auch nichts zu bereuen?
Nein, alles super. Ich glaube, die Pause hat uns ganz gut getan (lacht).