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Interview The Hooters:  Eric Bazilian

2007

Seien wir ehrlich: Ihre große Zeit war in den Achtzigern. Mit einem Riesenstapel Hits, Hits, Hits – v.a. auf ihren ersten zwei Alben verteilt. Die beiden nächsten Alben fielen etwas ab – und dann ging die Karriere plötzlich in eine ganz andere Richtung: Die erfolgreichsten Songs, die das kreative Duo Rob Hyman und Eric Bazilian schrieben, waren auf Alben anderer Bands und Künstler - Amanda Marshall, Patty Smyth, Jon Bon Jovi, Journey, Zucchero, The Calling, Robbie Williams, Ricky Martin oder die Scorpions – man wundert sich manchmal, wer alles seine Songs nicht selber schreibt. Seit 2003 sind die Hooters wieder live aktiv, und 14 Jahre nach ihrem letzten gibt es jetzt auch endlich wieder ein neues Album: Time Stand Still! Daneben sind sie auch im November wieder live in Deutschland. Eric Bazilian im Zeitpunkt-Gespräch mit Ralf Koch über Rohrkrepierer, Sound-Varianten und U2-Geheimnisse.

 

 

Das erste Studioalbum seit 1993, wie fühlt es sich an?

Es wurde Zeit. Ich war etwas nervös, ob es dieses Mal hinhauen würde. Es war ja nicht das erste Mal, dass wir’s probiert hatten. Der erste Versuch war 1995 – das wurde letztendlich das „Largo“ Album, und wir haben es 2003 erneut probiert, aber wir konnten irgendwie keine Songs fertig stellen. Es war komisch, wir haben so viele Songs für andere geschrieben, aber zwischen uns klappte es nicht.

 

Weil Ihr dachtet, es müsste sich wie der Hooters-Sound anhören?

Ja, auch. Aber wir konnten uns auch einfach nicht mehr sehen. Wir hatten 15 Jahre nichts anderes gemacht als Die Hooters, und wir mussten uns trennen. Es war gar keine offizielle Trennung, eigentlich hatten wir sogar gerade einen neuen Plattendeal, aber wir kriegten eben keine Songs mehr auf die Reihe. Und dann hatten Rob (Hyman) und Rick Chertoff (Produzent) die Idee zu diesem „Largo“ Album, was meiner Ansicht nach gute Musik war, aber ich konnte mit der Idee an sich nichts anfangen. Sie wollten verschiedene Sänger und auch weitere Musiker darauf haben, aber dann wäre es für mich kein Hooters Album mehr gewesen. Das war ein Scheideweg. Dazu kam, dass ich meine Songwriter-Karriere für andere Künstler gestartet hatte, und das auch ganz gut anlief, also wollten wir eine Pausen machen – 2, 3 Jahre. Aber Leben ist das, was passiert, während Du andere Pläne machst. Aus 3 wurden 4 Jahre und 5 Jahre und 8 Jahre bevor wir wieder auf Tournee gegangen sind.

 

Am 21.11.2001 habt ihr dann das erste Mal wieder zusammen gespielt beim Jubiläum der Radiostation WMMR, einem euer frühen Fürsprecher. Das war aber noch nicht ganz der Start, oder?

Nein, unsere erste Tour war 2003 in Deutschland – was für uns eine Art zweite Heimat geworden ist. Wir haben fast nur bei Euch gespielt plus ein paar Gigs in Schweden und der Schweiz. Naja, und zu der Zeit hatten wir auch ein Album machen wollen, aber irgendwie waren Rob und ich auch eingespannt in einem anderen Album für Joan Osborne – was tragischerweise nie veröffentlicht wurde, dann gab es noch ein anderes Album mit einem anderen Künstler – das auch noch nicht veröffentlicht wurde… das Musikbusiness kann schon seltsam sein. Naja, vor 2006 sind wir jedenfalls nicht mal dazu gekommen in den Staaten live zu spielen. Und das war dann ein Riesenerfolg – so dass wir uns gesagt haben, nun lasst uns endlich ein neues Album machen. Alle hatten uns bedrängt, der Promoter in Deutschland, die Fans weltweit fragten, also schickte ich meine Familie nach Schweden, ich setzte mich mit Rob zusammen, wir schauten, was wir schon mal hätten, und dann fingen wir an, zusammen Songs zu schreiben.

Wie in alten Tagen also… fühlte es sich auch genauso an?

Es fühlte sich sogar noch besser an. Wir waren einfach erwachsener geworden. Früher hatten wir eine Idee, irgendjemand begann etwas dazu zu singen und wir spannen etwas drumherum. Und wir haben viele Sachen verfasst, von denen ich wünschte, wir hätten es nicht gemacht. Ich habe mal einen Satz von Bono über die selbe Sache gelesen. Er sagte, auf die frühen U2 Songs bezogen, er hätte das Gefühl, sie wären nicht fertig. Sie hätten nicht die Geschichte erzählt, die sie erzählen sollten. Und auf dem neuen Album, denke ich, erzählt jeder Song eine eigene Geschichte.

 

Musikalisch sagt der Albumtitel schon alles, oder?

Ich denke, ja. Aber es ist witzig, jeder sagt etwas anders. Es gibt durchaus die Meinung, dass es sich nicht unbedingt „gleich“ anhört wie früher. Für mich hört es sich wie die Hooters an, aber es gibt viele neue Instrumente, wie z.B. die schwedische Mandola (eine große Mandoline), die wir zum ersten Mal benutzt haben.

 

Nun, es gab auch verschiedene „frühe Hooters“ Sounds. Die ersten beiden Alben (Nervous Night ´85, One Way Home ´87) waren der klassische Sound, auf den beiden weiteren Alben (Zig Zag `89, Out of Body ´93) hattet Ihr Euch ja schon selbst zu einem gewissen Grad davon entfernt. Das neue Album ist so eine Mischung aus allem, würde ich sagen.

Was das Beste wäre, was uns passieren könnte. Vielen Dank! Ich meine, wir haben ja keine große Kontrolle über das Endergebnis, man kann nur das machen, was aus einem heraus kommt.

 

Was hatte sich denn zu Zig Zag Zeiten bei Euch geändert? Warum klangen die weiteren Alben anders? Wolltet Ihr Euren Sound verändern?

Das war lustig. Mein Plan war, ein härteres, rockigeres Album zu machen. Das Endergebnis war das komplette Gegenteil. Um ehrlich zu sein, ich mag Zig Zag von allen Hooters-Alben am wenigsten. Es war mir zu seicht. Ich bin ein E-Gitarrist, alles andere, was ich mache ist nur ein Ersatz für ein Gitarrensolo. Aber „500 Miles“ war ein Hit für uns z.B. in Schweden.

 

Aber der Sound hatte sich nicht so sehr geändert für Out of Body, oder?

Er war schon etwas härter, aber an dem Album waren einfach zu viele Köche beteiligt – A&R-weise. Wir waren etwas ängstlich geworden und hatten textlich auch den Ball aus den Augen verloren.

 

Das Überraschendste am neuen Album ist das Cover von „Boys of Summer“ – immerhin seid Ihr v.a. als Songwriter bekannt…

Nun, es war auch nicht das erste Cover, das wir aufgenommen haben. Aber die Geschichte dazu war folgende. Bob und ich wurden 2005 gefragt für ein Benfizkonzert einen Song aus den 80ern zu covern, von dem wir wünschten, wir hätte ihn geschrieben. Und so kamen wir auf Don Henley. Naja, und für die Platten haben wir es noch einmal etwas überarbeitet.

 

Ich habe Euch vor ein paar Jahren in Hamburg gesehen – da habt ihr die Songs ziemlich orginalgetreu gespielt – ist das anders heute?

Nicht so sehr wie ich es gerne hätte. It’s tricky. Wenn Leute zu Konzerten kommen, wollen sie „ihre“ Songs hören. Also gibt es Sachen, die darf man nicht ändern. Ich würde nicht z.B. „All You Zombies“ kaputtmachen wollen. Aber es gibt durchaus Passagen und Songs, die man noch härter ran nehmen könnte…. Aber da ist Rob komplett anderer Meinung als ich, und wir hatten auch schon viele Diskussionen darüber. U2 haben z.B. eine gute Mischung daraus, sie ändern die Arrangements und klingen trotzdem wie U2. Wenn sie „Pride“ spielen, ist es „Pride“. Aber auch unsere Live-Arrangements sind durchaus anders. Wir können unseren Studio-Sound eh nicht duplizieren, dann bräuchten wir drei Leute mehr auf der Bühne – oder wie im Fall U2 – drei Leute unter der Bühne.

 

Ach… ist das so?

Hmm, Du hast es nicht von mir, ok? Aber wenn da Gitarrenriffs kommen, die keiner bedient, oder ein Chorsample, das keiner gestartet hat, ist das schon seltsam, oder? Der Härtefall war ja Bruce Springsteen, der eine Solotour durch die Staaten gemacht hat – und einen Keyboarder hinter der Bühne hatte! So etwas will ich nicht. Nein, wir sind eigentlich ganz gerne spontan

 

Wenn Rob Dich lässt…

Oh, wir machen das. Und wir haben auch Sachen wie „One of Us“ oder „Time after Time“ im Set, wo ich die zweite Strophe auf deutsch singe! Wir kamen auf die Idee vom Erdmöbel-Album, die haben das dafür übersetzt, und das klingt gut. Diese Übersetzung war unsere Vorlage.

 

Apropos Vorlage – wenn Euch keine neuen Songs eingefallen sind – ihr hättet ja auch ein Album mit Songs machen können, die ihr für andere geschrieben habt, oder?

Ja, eines Tages könnte man das mal machen, aber für dieses „Comeback“ schien es uns nicht sehr angebracht… Unser Manager hätte das gerne gehabt. Aber das Ding ist, wenn es ein Hooters Album ist, müssen die Songs auch nach den Hooters klingen. Da können wir nicht „Old Before I Die“ (Robbie Williams) oder Amanda Marshall Songs machen. Naja, „Believe in You“ vielleicht….

 

Du hast auch 2 Soloalben gemacht – würdest Du die komplett anders nennen als den Hooters Sound?

Was heißt schon komplett… aber sie sind schon anders. Für das erste – ich habe ungefähr fünf Jahre dafür gesammelt und daran gearbeitet – wollte ich einfach nur sehen, wie weit ich gehen könnte. Wie hart ich singen könnte, wie gut ich spielen könnte und wie gut meine Songs würden. Und ich war etwas enttäuscht, dass keine Plattenfirma daran Interesse hatte. Das zweite Album war das komplette Gegenteil, das hab ich in sechs Tagen hier in Schweden geschrieben.

 

Und die waren nie als Hooters Alben geplant?

Nein. Ich meine, den einen oder anderen Song von „The Optimist“ (dem ersten Album) hab ich immer mal eingebracht, aber es kam dann ja nie zu einem Album. Der Song „Until You Dare“ ist schließlich auf dem neuen Album gelandet. Und ein weiterer Song vom neuen Album, „Morning Buzz“ wäre fast auf dem „Largo“-Album gelandet.

 

An „Largo“ warst Du im Endeffekt gar nicht beteiligt?

Musikalisch schon – aber es ist das erste Album, auf dem ich spiele, ohne dass ich einen einzigen Ton davon geschrieben hätte. Sie arbeiten gerade an einem Musical über die Story – auf das ich sehr gespannt bin, weil ich dann vielleicht das Konzept verstehe. Ich meine, ich weiß ungefähr, worum es geht, aber ich hab den Text nie ganz verstanden.

 

Du erwähntest bereits, dass Rick Chertoff daran beteiligt war – wie groß war sein Input?

Er war unser Produzent und Freund. Er ist großartig darin, Songs zu nehmen und auf ein anderes Level zu hieven. Aber das neue Album haben wir trotzdem ohne ihn geschrieben.

 

Nun, ein neuer Hit wäre schon eine Hilfe, um wieder zurück ins Geschäft zu kommen…

Entweder das, oder aber live spielen und immer wieder live spielen. Das wird vielleicht etwas anstrengender, aber es wird auch klappen.

 

Es klappt jetzt schon wieder seit knapp 4 Jahren – wird es dieses Mal halten?

Ich hoffe es, ehrlich. Und das ist es mir auch wert, meine anderen Projekte etwas zurückzuschrauben.

 

Ich hab noch eine Frage: In Eurem Info stand, dass Ihr durch Live Aid so bekannt geworden seid… auf der 4-DVD Box seid Ihr nicht mal drauf!

Hammer, oder? Frag mal Bob Geldorf! Das Kuriose daran ist, dass zu der Zeit, als die Box veröffentlicht wurde, wir sogar zusammen auf Tour waren mit ihm. Frag mich also nicht, warum er uns vergessen hat. Vielleicht war er sauer, dass er für uns nur Support war…