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IQ

 

Interview 1997, geführt für das O1 + SRM (Sophisticated Rock Magazine, Duisburg)

 

Für die „Progressive Rock Hour“ im OK Oldenburg  (heute Oeins) hatte ich ein Interview mit Keyboarder Martin Orford zum neuen Album-Meilenstein „Subterranea“ (GEP/SPV 1997), dessen wichtigsten Dinge ich Euch nicht vorenthalten möchte...

 

Das Album war ja bereits angekündigt für April ´97, was IQ - das kennt man ja - natürlich nicht geschafft haben. Es mußte also verschoben werden, woraufhin sich die 5 erneut verstärkt zusammengesetzt haben, um das Konzept neu zu überdenken. Es sollte das große Ding werden, das war von vornherein klar gewesen, aber bis zum April war erst Material für 1 Album ungefähr zusammen. Peter Nicholls ging erneut jede Menge alter, schon teilweise viel früher einmal verworfener, irgendwo aufgenommener Ideen auf allen möglichen Tapes und DATs durch, kam damit ins Studio, und die Jungs fingen noch mal ganz neu an, zu komponieren. Im Endeffekt sind fast komplett neue Sachen aufgenommen worden, oft aber eben inspiriert durch das Hören früherer Bits.

Außerdem hatte man sich mittlerweile überlegt, daß man, wenn man schon eine richtige Show aus der neuen Sache machen wollte, man auch gleich eine richtig lange daraus machen könnte, mit der man auf Tournee gehen könnte, und die man als separate Aufführung präsentieren könnte. Peter Nicholls und auch die anderen Jungs von IQ hatten schon immer, d.h. seit den Anfangstagen der Band,  den Wunsch gehabt, etwas zu inszenieren, eine ganze Show auf die Bühne zu bringen, und ich denke mit diesem Ergebnis können alle mehr als zufrieden sein. IQ werden es schwer haben, die Steigerungen ihrer letzten Alben weiterzumachen, aber das haben auch einige nach dem letzten Album „Ever“ gesagt.... (Nichts ist unmöglich  --- IQ)

 

Vorweg fragte ich natürlich nach der Story, und ob er mir diese etwas klarer machen könnte, denn ich hatte versucht, die Texte mitzulesen & etwas zu erfahren, aber das ist bei IQ sehr schwierig...

M.O.: „Die Story ist eine Art moderne Kasper-Hauser-Geschichte. Die Hauptperson war (aus welchen Gründen auch immer, aber das ist eher unwichtig) für viele Jahre eingesperrt und von der Außenwelt völlig isoliert gehalten worden.

Der Beginn des Albums ist dann, wie diese Person in die Welt freigelassen wird und er all diese neuen Eindrücken begegnet; wie er damit zurechtkommen muß, und was für Abenteuer er bestehen muß.

Er kriegt dann mit, daß er Teil eines Experiments ist, bei dem er beobachtet wird, wie er auf all diese neuen Eindrücke reagiert. Er ist sehr erschrocken über diese Entdeckung und fängt an, die Verantwortlichen zu suchen. Er findet den Hauptverantwortlichen genauso wie weitere Personen, die auch Teil des Experiments sind. Sie versuchen zusammen, dagegen zu rebellieren, aber die (nennen wir sie) „Verantwortlichen“ sind schneller, locken sie in ein Gebäude, setzen es in Brand, und alle kommen um - alle bis auf unsere Hauptperson.

Zum Ende des Albums erkennt er aber, daß diese Welt viel zu hektisch für ihn ist, und er geht freiwillig zurück in die Gefangenschaft.“

SRM: Er weiß also anfangs nichts von dem Experiment?

M.O.: „Nein, weiß er nicht. Im Verlauf von Disc 1 lernt er mehr und mehr von dem Experiment kennen. Im Stück „Infernal Chorus“ gelingt es ihm, einen seiner Verfolger zu stellen. Und während er versucht, Informationen zu bekommen, tötet er ihn.  Auf Disc 2 versucht er dann, seine Verfolger zu kriegen und etwas gegen den Verlauf des Experiments zu machen.

So weit so gut, wer aber versucht, diese Story zu verfolgen, hat wie gesagt, so seine Probleme. Das sei Absicht, meint Orford; das sei IQ´s Art, Texte zu schreiben. IQ hätten nie sehr konkrete Texte gehabt, alles ist eher abstrakt gehalten - und wie Martin Orford mir gestehen mußte - da nicht er, sondern Sänger Peter Nicholls für die Texte verantwortlich ist (und schon immer war) habe er oft selber nicht genau gewußt, worüber die einzelnen Texte waren - wenn sie überhaupt über irgend etwas waren - aber das stört Martin nicht. Das sei eben Peter´s Art zu schreiben.“

Trotzdem ist es mir gelungen, doch noch eine etwas genauere Schilderung der Abläufe aus Martin Orford herauszukitzeln, eine Art Leitfaden durch die einzelnen Stücke, mit dem in der Hand immer noch genug Raum für Interpretationen der Texte gegeben ist...

M.O.: „Über „Infernal Chorus“ habe ich ja schon etwas gesagt. „Sleepless Incidental“ handelt davon, wie er alleine in der Stadt ist, und mit Obdachlosen haust und ihn das alles in ziemlichem Durcheinander hinterläßt.

In „Failsafe“ wird er von einer seltsamen, religiösen Gruppe aufgenommen, die meinen, ihn leicht für sich gewinnen zu können, weil er so ahnungslos und weltfremd ist. Indem er dieser Gruppe widerspricht, was das erste Mal für ihn ist, zu rebellieren, findet er auch zu  ersten mal zu sich selbst und fängt an Fuß zu fassen.

Im Anschluß daran trifft er jemanden, eine Frau, die ihm zum ersten Mal einen Namen gibt („Speak my Name“), vielleicht die erste wichtige Bekanntschaft seines Lebens; er verliebt sich. aber sie wird fortgerissen von ihm und langsam aber sicher fängt er an zu begreifen, daß er Teil dieses Experiments ist.

Mit den anderen, die er getroffen hat, versucht er dann auf Disc 2 mehr über seine Verfolger herauszufinden, bis im Abschlußtrack „The Narrow Margin“ das große Feuer kommt und alle vernichtet. Unser Held überlebt, aber er will zurück in die Welt die er kennt und das ist, warum es in den letzten Zeilen heißt, daß er allein sein will, daß er zurück will dahin, wo er sich wohl fühlen kann.

Das sind jetzt vielleicht ein paar Anhaltspunkte, mit denen du etwas anfangen kannst.“

 

Die Geschichte wird sehr viel klarer werden, wenn man die Live-Show dazu sieht, und IQ haben eine sehr aufwendige Show parallel entwickelt, durchgehend von Videoprojektionen begleitet und mit Sänger Peter Nicholls als Hauptdarsteller sehr dramatisch umgesetzt.

2 CD-Release-Shows hat es in England schon gegeben, und Augenzeugen berichteten von einer atemberaubenden Show, ein bißchen Richtung der Performance von „The lamb lies down on Broadway“ (von der ich persönlich jetzt nicht ganz so viel berichten kann...)

Nach der Mini-Tournee im November durch den Kontinent planen IQ im April ´98 eine große Tour durch Deutschland - etwas, das man sich definitv nicht entgehen lassen sollte!