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Johannes Oerding

Interview 2015

Wilhelmshaven. Mit seinem neuen Album „Alles brennt“ ist er in der ersten Liga angekommen, scheint omnipräsent in den Medien und überrascht trotzdem allerorten mit Charme und Natürlichkeit. In weiser Voraussicht wurde für Samstag, 6. Juni die Stadthalle gebucht. Wir sprachen vorab mit dem Wahlhamburger.  

 

Vor zwei Jahren warst du schon einmal in Wilhelmshaven!

Ja, und wir hatten es in besonders guter Erinnerung, weil das Pumpwerk so schnell ausverkauft war. Deswegen steuern wir dieses Mal die Stadthalle an.

 

Obwohl es ja mittlerweile in allen Städten gut läuft, oder?

Es stimmt, es läuft echt immer besser – aber wir haben Wilhelmshaven trotzdem in sehr guter Erinnerung.

 

Du bist ja ohnehin sehr aktiv – dein 4. Studioalbum in 5 Jahren, zwischendurch noch ein Live-Album!

Du meinst, ich sollte mir mal eine Pause gönnen? Nein, eigentlich fühlen wir uns mit diesem Turnus ganz wohl. Alle zwei Jahre ein neues Album – das erste war ja 2009 nur eine Neuveröffentlichung. Das hatte die Plattenfirma vorgeschlagen, weil ich auch zwei neue Songs hatte, u.a. „Engel“, und der hat dieses Album ja nun extrem angeschoben. Wir stehen kurz vor Goldstatus.

 

Eine Zeit, in der Du eine – ausverkaufte! – Solotour spieltest, ohne überhaupt ein richtiges Album veröffentlicht zu haben. Ganz schön mutig!

Was heißt mutig, in der Planung vielleicht, aber es ist ja alles gut gegangen. Aber es gab auch immer wieder Momente, wo die ganze Sache ins Stocken kam, aber meiner Lieblingsbeschäftigung, auf der Bühne zu stehen, kann ich mittlerweile sehr erfolgreich nachgehen.

 

Seit wann wusstest Du denn, dass Du das so wolltest?
Hmm, ich glaube tief in mir drin wusste ich das immer. Ich mochte es, im Mittelpunkt zu stehen und zu zeigen, was ich kann. Allerdings hatte ich nie daran geglaubt, das zu meinem Beruf zu machen. Dass das klappen könnte, das wurde mir erst mit 17, 18 klar, als ich meinen ersten Künstlervertrag bekam.

 

Und ist es so, wie du gedacht hast?

Es ist besser, wirklich. Klar, früher dachte man so, da kommen Hollywood-mäßig die Studiobosse, überall hängen Goldene Schallplatten, so ist es natürlich nicht, aber ich hätte auch nie gedacht, dass es so langfristig sein kann. Da ist es mir auch lieber, dass es erst mal nur langsam losgeht, dass man erst einmal die richtigen Leute kennenlernt, die richtigen Kontakte knüpft, geduldig zu sein und fleißig weiterzumachen, damit man seine eigene Basis aufbaut, von der man weitermachen kann. Das heißt nämlich, selbst wenn das nächste Album floppt, dann kann ich immer noch in irgendwelchen Clubs spielen und habe was zu Essen im Kühlschrank.

 

Du sagst, du stehst am liebsten auf der Bühne?
Klar, dafür macht man das. Das war schon in den Schülerbands so. Raus, sich gegenseitig die Bälle zuschieben – das ist die Essenz dieses Berufes. Zumindest für Sänger und Songschreiber.

 

Und einen Höhepunkt hast Du letztes Jahr mit deinem Live-Album festgehalten?

Dieses Konzert im Stadtpark war auf JEDEN Fall bis dato eins der größten Highlights für mich, 5000 Leute, die nur für mich da waren, nachdem ich schon so oft da war und immer davon geträumt hatte, da überhaupt mal zu spielen!

 

Schreibst Du deine Songs alleine?
Zu 90%, ja. Auf der neuen Platte habe ich einige Songs mit Freunden und Künstlerkollegen zusammen geschrieben – eine Sache, die ich erst jetzt neu für mich entdeckt habe. Sich zu treffen, zusammen zu setzen und gemeinsam etwas entwerfen. Auch so „Feature“-Geschichten, das ist noch eher neu für mich, aber macht mir gerade unheimlich viel Spaß.

 

Und wer darf die dann zuerst hören?
Ich hab so 2, 3 Leute, dazu gehört natürlich meine Freundin Ina, die auch sehr offen und kritisch sind, und dann hab ich noch so ein paar Leute, die nicht unbedingt vom Fach kommen, was auch sehr produktiv sein kann. Das ist so die erste Rutsche von Leuten, die mich kritisieren dürfen, dann bin ich erst Mal zwei Tage beleidigt, um dann festzustellen, eigentlich haben sie Recht gehabt und dann kommt meist noch etwas viel besseres heraus, wenn ich auf die Menschen höre, die dann sagen, komm, hier, da musst du nochmal ran.

 

Wie viel Persönliches ist denn in deinen Songs? Auf dem neuen Album z.B. „Zweites Gesicht“, ist das dann auch FÜR Ina geschrieben?

Ja, das ist schon so mit das Persönlichste, was ich geschrieben habe, aber trotzdem ist es nicht so, dass ich mir sage, für den oder den muss ich jetzt aber mal einen Song schreiben. Gerade bei dem Lied war es so, dass wir zu dritt zusammen saßen, ein paar Akkorde spielten und mir diese Idee kam. Da hatte ich innerhalb von 10 Minuten den Text und das ist wirklich sehr selten, dass ich einen Text so schnell und von a-z schreiben kann. Und danach hab ich mir nur einfach einen Beat geben lassen und was mir dann dazu spontan einfiel ist genau das, was wir jetzt auf Platte hören. Die Melodie ist mir also quasi beim Einsingen eingefallen und da merkte ich sehr schnell, dass das ein sehr besonderer Song für mich wird.

 

Auf deiner Hompage hab ich gelesen, dass du neuerdings erst die Texte schreibst und dann die Musik – und das war nicht immer so?
Nein, und das hängst damit zusammen, dass mir die Texte einfach viel wichtiger geworden sind – und ich gemerkt habe, das muss auch so sein mit deutschen Texten, weil jedes Wort da sitzen muss. Ich gebe zu, beim ersten Album war das noch nicht so, da wollte ich erstmal ne Farbe kreieren. Da hat man auch mal Wörter mit reingepackt, nur um eine Zeile und einen Reim voll zu kriegen. Das würde mir heute nicht mehr passieren. Man wächst ja auch als Texter. Heute würde ich einen Song dann eher weglegen für ein nächstes Album, als den auf die Schnelle fertigzumachen.

 

Was wahrscheinlich die wichtigste Veränderung bei Dir ist, oder? Ich meine, auch das neue Album ist eine tolle Sammlung von schönen Songs, aber im Endeffekt hätte jeder Song so auch auf einem der letzten Alben sein können, oder?

Joah, das könnte man so sagen. Das Debüt war vielleicht noch anders, das war sehr spontan und auch komplett live eingespielt, auf den anderen Alben hab ich hier und da mal experimentiert mit Beats und Elektronik, aber von der Komposition her bin ich mir doch sehr treu geblieben, das stimmt. Das sind klassische Popmuster mit klaren Arrangements – momentan kann ich auch noch gar nicht anders. Vielleicht kommt das ja noch, wenn mir diese Art mal zu langweilig werden sollte.

 

Deine Herausforderung ist also…

Das perfekte Gefühl zu treffen, oder überhaupt ein Gefühl darzustellen, das mit Akkorden und Musik irgendetwas auslösen kann. Das ist doch, was ein Song braucht, auch wenn ich die anderer Leute höre. Wenn ich merke, oh Mann, der hat gerade mein Lied geschrieben, der schreibt ja über mich, oder ja, den Akkord hätte ich auch genommen – dann ist das ein guter Popsong, ganz egal ob er schnell oder ruhig lang oder kurz ist.

 

Du bist ja in erster Linie für Deine Balladen bekannt geworden - wie schwer ist es denn, sich NICHT allein darauf zu verlassen?

Ich glaube, man darf sich da nicht aus der Ruhe bringen lassen. Auf einem Album sind immer verschiedene Arten von Songs und Geschwindigkeiten drauf.

 

So wie „Nie wieder Alkohol“… hast du da irgendwelche schlechten Erfahrungen?
Ja, kann man schon sagen. Alkohol ist keine Lösung, aber Alkohol ist doch oft Schuld. Ich mache ja auf Platten gern mal ein Thema, über das man schmunzeln kann, und die Situationen, die da beschrieben werden, sind ja doch menschlich und alltäglich. Vielleicht nicht für jeden, aber ich komm da schon manchmal rein.

 

Wow, ok. Da gehen wir jetzt mal nicht weiter drauf ein.

Besser isses (lacht).

 

„Heimat“ ist für dich…

Auch eine schöne Geschichte! Der sollte erst Hamburg heißen. Dann fiel mir aber auf, weil ich am Wochenende in meine alte Heimat, an den Niederrhein in NRW gefahren bin mit Familie, Fußball und alten Freunden, dass ich doch mehr als nur eine Heimat habe – und dann kannst Du den Song auch nicht Hamburg nennen. Und das passt noch viel besser, weil der Song jetzt eigentlich noch eine dritte Ebene bekommt, was gar nicht geplant war. Man könnte jetzt ja auch meinen, man singt über eine Person – und das find ich ganz schön! Der Move kam eher unerwartet… aber manchmal darf man ja auch ein bisschen Glück haben.

 

Setzt du dich explizit hin zum Songschreiben?

Nee, ich schreibe immer und überall und wenn mi eine Idee kommt, muss die sofort festgehalten werden. Auch mitten in der Nacht. Ins Telefon, in den Laptop, was immer auch gerade verfügbar ist. Und manchmal kann es auch sein, dass ich sofort weiterschreibe, weil ich gar nicht anders kann, oder aber ich lasse es erstmal liegen und alle paar Wochen kucke ich mir die Riesendatei „Wortideen und Zeilen“ dann wieder an, schmeiße einiges raus wo man dann denkt, mein Gott, warst Du da betrunken oder aber man denkte „Ja, das ist ein guter Satz, damit sollte ich mich al befassen“.

 

Also auch einzelne Wörter und Zeilen?

Ja. „Turbulenzen“ z.B., das hatte ich schon lange auf der Liste, weil ich das Wort mag, irgendwann mal im Flugzeug aufgeschrieben, mal sehen was passiert. Und irgendwann kam mir die Idee, diese Unruhe im Leben analog zu einem turbulenten Flug zu setzen – weil ja das alles meist irgendwann vorbei ist.

 

Du bist sehr aktiv im Internet…

Zumindest wenn es um meine Musik geht. Privates muss ich jetzt nicht unbedingt posten, aber ich lasse die Menschen gerne teilhaben. Das ist ja das Schöne am Internet. Dieser direkte Kontakt ist doch toll. Aber ich wette, wenn das Album erst einmal draußen ist, wird es immer wieder Neuigkeiten und Posts geben.

 

Und mit dem Direktlink erreicht man dich persönlich? Beantwortest Du das alles selber?

Also zumindest kriege ich mit, was da kommt. Es gibt jetzt niemanden, der das für mich beantwortet. Klar, manches geht direkt an die Plattenfirma, weil es um irgendwelche Informationen um Daten und Orte geht, aber vieles beantworte ich wirklich selbst, bzw. delegiere ich selbst.

 

Das kann aber auch viel werden…

Ja, ist es auch. Aber es wollen ja gar nicht alle eine Antwort, sondern nur schreiben, was sie gut finden. Aber natürlich kommen auch Anfragen, ob ich auf ihrer Hochzeit spielen kann und da muss man natürlich irgendwann eine Regelung finden. Aber prinzipiell werden alle Anfragen irgendwie beantwortet.