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Journey

Journey - Keyboarder Jonathan Cain

 Interview 2005 

Nun hat es also doch wieder vier Jahre gedauert, bis die AOR-Legende schlechthin ihr neues  Album „Generations“ in die Läden bringen. Neues Album, neues Label, neuer Ansatz, neue Euphorie? Vielleicht hat es schon zu viele Rückschläge im vergangenen Jahrzehnt gegeben, als dass Keyboarder Jonathan Cain die Sache anders als nüchtern betrachten könnte. Vor allem das unrühmliche Ende ihres Originalsängers Steve Perry war es wohl, was das Flaggschiff Journey ins Schlingern gebracht hat – gewollt oder nicht. Nichtsdestotrotz bleiben die Jungs offen für alles – wie das folgende Gespräch beweist.

 

Hey, sorry dass es ein wenig länger gedauert hat, ich wusste nicht unter welchem „Alias“-Namen Du im Hotel eingetragen bist...

Oh, da hat wohl jemand geschlafen – und diese Leute an der Rezeption haben selten den vollen Durchblick. Ja, in der Regel checken wir unter falschem Namen ein, sonst haben wir ständig Leute, die uns auf den Füßen stehen (lacht).

 

Es hat – mal wieder! – etwas länger gedauert, bis wir ein neues Album von Euch hören dürfen.

Nun, wir waren immer beschäftigt mit anderen Dingen. Aber schließlich haben wir uns entschieden, ein Album für die Fans zu machen, aber da wir eh keinen Deal hatten, hatten wir auch keinen Grund, ein Album zu machen. Und immerhin hatten wir den Fans zuletzt 15 Songs auf „Arrival“ gegeben, da dachte wir, das hält eine Weile. Also haben wir uns hauptsächlich auf´s touren konzentriert, und darauf, dass die neuen Songs so Journey wie möglich würden.

 

Ihr hattet keinen Deal – hat Sony Euch fallen lassen?

Nein, wir haben den Vertrag auslaufen lassen. Es hatte keinen Sinn mehr, sie kannten uns gar nicht mehr, erzählten uns, was sie für uns alles machen würden, was wir aber irgendwie nicht sehen konnten. Sie verkaufen lieber unsere alten Sachen wieder und wieder, die haben sie umsonst, also warum sollten sie für die neuen Sachen Geld ausgeben? Es gab also einen kleinen Interessenkonflikt.

 

Die „Red 13“ EP war also eine Art Test für die neue Plattenfirma?

Nein, wir hatten einen schlechten Nachgeschmack von dieser Sony-Sache, und diese EP war dazu da, dass wir uns selber sagten, ´hey, wir können trotzdem immer noch Spaß als Band haben und müssen nicht alles so ernst nehmen´, also gingen wir einfach ins Studio, nahmen ein paar Songs auf und die Chemie war einfach da. Wir haben uns damit einfach nur selbst motiviert (lacht).

 

Trotzdem hat ist auch das schon eine Weile her...

Wir waren ehrlich gesagt gar nicht so scharf darauf, eine neue Platte zu machen. Wozu die ganze Arbeit, wenn sie eh nur im Internet geklaut wird?

 

Hmm, kann man was dagegen machen? Wird das mit dem neuen Album anders sein?

Wohl nicht. Aber die Songs waren da, und die Fans fragten immer und immer wieder. Die Grundidee hinter diesem Album war, sie für die Fans zu machen. Eigentlich wollten wir gar keine offizielle Veröffentlichung, wir wollten sie nur auf unseren Konzerten verkaufen. Wozu auch, die Nachricht würde sich eh verbreiten, das Radio würde uns weiterhin nicht spielen, die spielen höchstens unsere alten Sachen. Radio ist so streng formatiert heutzutage...

 

Klingt ein wenig frustiert!

Nein, das ist die Wahrheit. Wir sind ´Classic Rock´, und es gibt zu viele Dinge, die gegen uns sprechen. Zu allererst einmal haben wir unseren alten Sänger nicht mehr; wir waren 8 Jahre mehr oder weniger raus; wir haben gesagt, wir gehen auf Tour und unser Lead-Sänger hat uns hängen lassen; wir kamen zurück mit einem neuen Sänger und es gab eine große Oper darum usw., usw. Tatsache ist, wir sind eine geile Band und machen geile Musik, also warum sollten wir uns darum kümmern, was die anderen sagen? Wir haben unser Schicksal in der Hand, wir sind erfolgreich wie wir sind, können leben von den Tourneen, die wir machen, und wir sind sehr dankbar dafür. Alles andere können wir nicht ändern.

 

Das heißt, wir werden Euch wohl in Europa nicht mehr sehen?

Nun, Frontiers hat die Chance, uns zu promoten, und wir werden sehen, wie es läuft. Es hieß bereits, es gäbe ein Interesse an der Band, das es lange Zeit nicht gegeben hätte, wenn das wahr ist, und genügend Promoter bereit sind, uns spielen zu lassen, kommen wir gerne. Ich habe nichts gegen plusminusnull-Geschäfte, aber ich habe keine Lust haufenweise Geld zu verlieren bei der Sache.

 

In den Staaten spielt ihr also durchgehend?

Ja, immer wieder. Wenn Neal nicht gerade wieder unterwegs ist mit seinen Sachen wie Soul Sirkus.... Tatsache ist, dass wir das Album größtenteils ohne ihn aufgenommen haben, er hat seine Sachen in einer Woche eingespielt. Er war ja immer in Europa.

 

Er fängt also an, sich auf andere Sachen zu konzentrieren – auf Kosten von Journey?

Sieht so aus, das stimmt. Aber er hat seine Sachen laufen, was will man machen? Und wir haben sogar ein neues Album fertig.

 

Aber die Chemie in der Band stimmt immer noch?

Ja, die Chemie ist gut! (lacht).

 

Mit „Arrival“ habt Ihr Steve Augeri als Perry-Ersatz vorgestellt, nun scheint es, als wenn ihr gleich mehrere Steve Perrys in der Band hättet. Wie kamt ihr auf die Idee, dass Ihr alle singt auf dem Album – Deen sogar auf 2 Stücken?

Du wüsstest es, wenn Du uns in letzter Zeit mal live gesehen hättest. Wir hatten nach Wegen gesucht, die Live-Shows in die Länge zu ziehen, ohne Steve zu überfordern, also haben wir teilweise die Vocals übernommen. Und das Publikum liebt das- auch weil wir auf diese Weise 3 Stunden spielen (lacht). Und wenn man The Who sieht, da haben auch John Entwistle und Pete Townshend gesungen. Und Deen hat bei den Soundchecks oft Steve Part übernommen, und dabei war klar zu sehen, dass er es wirklich drauf hat. Warum sollte man den Fans nicht zeigen, was noch so in der Band steckt. Und jetzt, wo uns Sony nicht mehr in unsere Platten reinquatschen kann, dachten wir, dass wir das auch auf dem Album machen könnten.

 

Was sagt Steve dazu?

Er hat nichts dagegen, das ändert nichts an seiner Stellung in der Band. Warum sollte man nicht alle Waffen, die man in der Band hat, benutzen? Im Endeffekt ist es ein Gewinn für alle.

 

Du erwähntest bereits, dass Ihr keine „Endkontrolle“ bei der Plattenfirma mehr hattet, wie zuletzt bei Sony – das neue Album beweist ja auch, dass Ihr es trotzdem schafft, ein homogen hochwertiges Album zu veröffentlichen.

Ja, wir hatten lediglich Kevin Elson, unseren Produzenten, der als `Inside Outsider´ entschieden hat, welche Songs wir nehmen. Kevin hat auch schon „Frontiers“ und „Escape“ produziert.

 

Was sagt der Titel des Albums?

Wir haben mittlerweile 3 Generationen von Fans, die zu unseren Shows kommen, Leute unseren Alters, ihre Kinder und sogar deren Kinder – und das ist einfach cool. Und das drückt „Generations“ aus.

 

Ich frage mich, ob eine Band wie 3 Doors Down nicht einfach eine moderne Variante von Journey ist.

Stimmt, sie sind eine davon (lacht). Es gibt da ein paar mehr Bands in der Richtung...

 

Aber sie sind nicht groß anders, warum sind sie so viel erfolgreicher?

Sie sind jünger (lacht). Nein, sie schreiben gute Platten! Sie haben Seele, singen gut, sie sind kreativ, ihre Songs sind gut geschrieben – und sie jaulen nicht rum die ganze Zeit. Und entsprechend dem jugendlichen Element haben sie eine gewisse Aggressivität in ihrer Musik, das ist, was die Leute brauchen.

 

Habt Ihr nie daran gedacht, Eurem Sound einen moderneren Anstrich zu geben?

Nein, wir sind Journey, und man kann nicht machen, was man nicht ist. Du könntest Neal nicht sagen, dass er etwas spielen sollte, was nicht natürlicherweise von ihm kommt. Wir haben unsere Fans wegen dem Sound, den wir machen, wenn sie etwas anderes hören wollen, kaufen sie 3 Doors Down Platten. Und wir entwickeln uns auf unsere Art weiter. Der Opener „Faith...“ hat eine nette Veränderung unseres Sounds – und ist immer noch Journey. Oder „Out of Harms Way“, ein sehr heftiger Song sowohl musikalisch als auch textlich, wo wir uns mit den Soldaten im Mittleren Osten beschäftigen, die einen schweren Stand haben und sich trotzdem irgendwie in das Leben in der Gesellschaft wieder einfügen müssen. Oder „A Better Life“ mit Deen am Gesang – ist das ein Journey-Song? Absolut, auch mit den etwas anderen Rhythmen und dem etwas anderen, durchaus modernerem Soundansatz.