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Jupiter Jones

Bremen. Was macht man, wenn plötzlich alles anders ist? Wenn aus dem kleinen, rebellischen Indie-Rock-Projekt über Nacht eine der angesagtesten Deutschen Radio-Rock-Bands wird? Kann man das ignorieren? Will man überhaupt noch zurück zum alten, früher dominierenden Sound? Antwort: Das Naheliegendste – ab in den Kommerz? Oder das Rebellische? Jetzt erst recht (rocken)? Oder wie der Albumtitel vorschlägt: „Das Gegenteil von allem“? Sich neu definieren? Wohl kaum. Im Anbetracht dieser möglichen Gedankenspiele kann man, glaube ich, konstatieren, dass sich Jupiter Jones vergleichsweise wenig geändert haben. Sie rocken munter drauflos, hier und da etwas gemäßigter, aber durchaus auch mal kräftiger und kommen sogar fast ohne Ballade aus! Also in erster Linie das Gegenteil von allen, bzw. den meisten möglichen negativen Erwartungen. Glückwunsch! Vor ihrem Konzert am Freitag, 7. März im Pier 2 sprachen wir mit Sascha Eigner, Gitarrist und Manager der Band.

 

Wie demokratisch seid ihr als Band eigentlich?

Prinzipiell total basisdemokratisch, letzten Endes werden alle Entscheidungen zusammen gefällt. Aber als Manager der Band bereite ich viele Dinge vor, ich denke mir meistens Sachen aus, von denen ich denke, dass sie vernünftig sind und die ich den Jungs dann vorstelle. Dann diskutieren wir drüber und letzten Endes entscheiden wir zusammen. Wir sind halt eine Vierkopfband, in der wir Jeder gleiches Stimmrecht haben. Der Vorteil der Vorbereitungen und des Vordenkens ist ja, dass es viel schneller geht, darüber zu entscheiden.

 

Wie schwierig war denn das neue Album?

Das war am Anfang schon ein bisschen schwierig. Wir hatten zwei Jahre keinen Song mehr geschrieben, und da musste man schon erstmal wieder reinkommen. Bei mir ist es so, dass ich meist alleine zuhause starte, und in diesem Fall war das nach der langen „Night of the Proms“ Tour und unseren Jubiläumsshows, die auch sehr viel Vorbereitung gekostet haben. Also habe ich im Januar hingesetzt und einfach losgelegt – leere Seite, leere Festplatte, goldene Schallplatte und den Echo über dem Schreibtisch…

 

…was schon mal ein schwere Gewicht sein kann, was da lastet!

Man darf sich davon nicht beeindrucken lassen, aber ja, es war anfangs schwierig. Man macht sich viel zu viel Gedanken, aber letztendlich läuft es darauf hinaus, dass wir vier tolle Alben gemacht haben, und auch beim vierten habe ich nichts groß anders gemacht. Also mache ich einfach das, was ich immer gemacht habe… und nachdem das angekommen war, ich Vertrauen in mich selbst gefasst habe, ich meinen Trott wiedergefunden habe, dann lief es auch.

 

Anders war ja, dass ihr zu einem sehr frühen Stadium ins Studiogegangen seid!

Ja, uns ist im Proberaum die Decke auf den Kopf gefallen, wir waren etwas unproduktiv, unser Produzent war dann auch ein paar Tage dabei und wir haben gemerkt, dass wir auf der Stelle treten. Deshalb haben wir entscheiden, dass wir einen Ortswechsel vornehmen und direkt ins Studio gehen – relativ unvorbereitet. Dadurch waren wir sehr lange im Studio – zehn Wochen am Stück, was schon eher ungewöhnlich ist, ganz abgesehen von den Kosten. Aber letztendlich hat es sich gelohnt, meine ich, weil wir dadurch unheimlich viele Details und Facetten reingebracht haben, die man auch hören kann.

 

Habt ihr euch damit auch selbst unter Druck gesetzt?
Nein, es war eher ein Zeichen es Um- und Aufbruchs, im Studio sind wir deutlich einen Schritt schneller vorangekommen.

 

„Live your Heart, never follow“ steht auf dem Unterarm eures Sängers Nicholas – ein Bandmotto?

Das haben wir nie so explizit erklärt, aber es ist ein sehr guter Satz, hinter dem wir alle stehen, von daher trifft das schon auch die Kernaussage der Band. Aber das ist auch aus der Bandgeschichte heraus entstanden und in uns gewachsen, weil wir lange Jahre im Untergrund vor uns hingerockt haben.

 

Die Frage ist ja, wie unbeeinflusst kann man bleiben von dem Erfolg eines Albums, wie leicht ist es, da auf seinem eigenen Weg zu bleiben?

Das geht, indem man das macht, für das man stehen kann – und zwar alle vier, die wir dahinter stehen können und sagen, ja, das ist geil, ganz egal ob jemand auf facebook schreibt, warum macht ihr so einen Scheiß. Wenn wir damit leben können, dann können wir alles machen, da laufen wir gar keine Gefahr, dass wir uns verbiegen. Wir haben einige schräge Angebote bekommen in den letzten zwei Jahren und die Plattenfirma hätte uns gerne vor 3 Millionen Fernsehzuschauern gesehen, aber wenn das nicht zu uns passt, dann machen wir das auch nicht. Deswegen passt das Motto auch zu uns.

 

Ganz oberflächlich betrachtet, wie schätzt du die Veränderung des neuen Albums denn ein?

Es ist sicherlich ein bisschen poppiger geworden, obwohl wir ja auch ein paar Rocksongs mit drauf haben. Aber was mich betrifft, hat sich mein Musikgeschmack in den letzten 10 Jahren auch gewandelt – also ich höre mittlerweile ganz andere Bands. Und nach dem, was wir bislang besprochen haben, scheint das dem Rest der Band ja auch so zu gehen. Gleichzeitig ist das Album auch sehr viel detailreicher geworden, komplexer, verspielter, wir sind auch als Band gewachsen.

 

Und warum „Das Gegenteil von allem“?

Das war Nicholas Idee, mit der er ins Studio kam. Wir fanden das spontan gut, weil das durchaus auf uns zutrifft. Wir sind das ja musikalisch. Wir machen nicht nur Rock, nicht nur Pop, nicht nur Akustik, wir sind das Gegenteil. Wenn man uns fragt, wie wir uns definieren, wissen wir eigentlich nie eine gute Antwort darauf – und „wir sind das alles“ klingt doof, also sind wir: Das Gegenteil von allem!

 

Ihr habt drei Platten auf eigenem Label veröffentlicht, habt dann einen Vertrag unterschrieben – viele Bands machen das genau anders herum. Ist das eine Zukunftsoption für euch?

Das Ding ist, dass es auf dem Professionalitätslevel, auf dem wir uns mittlerweile bewegen, machen möchte, ist das ein unheimlicher Kostenapparat. Das ist ohne Label wesentlich schwieriger – von den Kontakten, die das Ding am Laufen halten, ganz abgesehen. Das ist auch ein riesiges finanzielles Risiko – und mittlerweile besteht die Band ja auch nicht mehr nur aus uns vieren, sondern wir reisen mit einem Tross von 15 Leuten, für die wir auch eine gewisse Verantwortung tragen. Dazu kommt, dass wir nach dem dritten Album auch schon alles beliehen hatten, was wir auftreiben konnten – und uns niemand mehr einen Kredit gewährt hätte. Also hatten wir gar keine Wahl mehr. Und jetzt können wir uns auf das konzentrieren, was wir am besten können – und für alles andere gibt es die richtigen Leute.

 

Seid ihr da, wo ihr immer hinwolltet?

Mein Traum war schon, von der Musik leben zu können, von daher ja: Wir sind da! Keine Ahnung, ob das jetzt noch viel größer werden muss. Dagegen wehrt sich natürlich niemand, aber wichtiger wäre mit, auf diesem Niveau noch ein paar Jahre weitermachen zu können. es ist furchtbar anstrengend, aber ich stehe jeden Morgen auf und freue mich, dass ich das machen kann.

 

Das Abhängen mit den Fans nach dem Auftritt dürfte etwas schwieriger geworden sein…

Aber wir machen es immer noch. Nicht sofort, wir kommen erst einmal etwas runter, trinken was, und viele sind dann natürlich auch schon gegangen, weil sie nicht damit rechnen, dass die Band rauskommt, aber dann gehen wir schon noch raus und reden mit den Fans. Das ist Tradition!

 

„Rennen + Stolpern“ ist ja auch eine Art autobiografischer Song, oder?
Absolut, ja! Der Song handelt zwar von einer Beziehung, aber vor allem unsere Anfänge als band waren ein einziges rennen und Stolpern. Was wir da für Verträge unterschrieben haben, da biegen sich im Nachhinein die Zehennägel nach oben. Also so etwas ist immer erst ein Stolpern und dann ein Rennen.

 

Nach dem, was in den letzten zwei Jahren passiert ist: Gibt es besondere Highlights?

Seit der Aufzeichnung von Inas Nacht 2010 waren die zwei Jahren ein einziges Highlight,… (lacht), aber Sachen wie eine Tournee mit Konzerten vor 2500 Fans, der Echo, 400.000 verkaufte Singles von einem einzigen Song, Festivals vor 80.000 Menschen, das sind schon Sachen, die alles toppen, was man sich überhaupt in der Lage ist, vorzustellen. Das ist schon geil!

 

Die erste Tournee habt ihr schon hinter euch – und habt ein wenig Feedback bekommen zum neuen Album. Ist das Publikum ein anderes geworden?

Zum neuen Album nicht mehr so, das hat sich v.a. zum letzten Album ja sehr stark verändert. Vor allem vergrößert! (Lacht) Früher war das ein reines Indie-Publikum, das ist jetzt erweitert um viele jüngere und auch sehr viel ältere Fans. Aber das ist toll!

 

 

Am 7. März sind Jupiter Jones im Pier 2 in Bremen!