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Steve Lukather: Ich bin da raus und es geht mir gut!

Interview 2012 - Ältere Interviews mit Lukather gibt es hier: 2008 - 2006 - 2002

Er ist einer der aktivsten Musiker des Rockbusiness. Steve Lukather ist auf weit über 1000 Alben zu hören, und dass er Toto verließ, als es nicht so richtig rund lief hat seinen Terminkalender nur marginal entschlackt. Dieser Zwist ist längst beigelegt, Toto sind (zumindest live) wieder aktiv, CDs macht er aber unter eigenem Namen: Sein neuestes Werk „Transition“ zeigt dabei einen in mancher Hinsicht geläuterten Künstler mit tollen Songs, die locker als Toto-Werk(e) durchgehen könnten. Wir sprachen mit dem Sänger und Gitarristen.

 

Hey man, kennen wir uns?

Nun, kennen wäre jetzt vielleicht übertrieben, wir haben ein paar Mal gesprochen. Und uns in Oldenburg getroffen, als Du 2005 mit El Grupo da warst.

Oh Mann, da war ich noch ein anderer Mensch!

 

lukather_liveJa, so scheint es – der Titel des neuen Albums „Transition“ geht schon in die Richtung: Du hast eine Veränderung durchgemacht.

Ja, das ist schon verrückt, aber man macht schon was durch, wenn man 36 Jahre auf der Straße ist. Und an einem Punkt bin ich gegen die Wand gelaufen. Ich hatte eine harte Zeit – emotional passierte eine Menge, eine Menge shit. Aber letzten Endes bin ich gut da rausgekommen, es geht mir gut. Zuletzt ist mein Leben auf youtube abgelaufen.

 

Auf youtube?
Ach, die Leute freuen sich doch, wenn es anderen schlecht geht, das lenkt sie wahrscheinlich von ihrem eigenen trostlosen Leben ab. Und jeder fällt mal die Treppe runter…

 

So lange es nicht so schlimm ist, wie bei David Hasselhoff…

Hahaha, right. Nein, so schlimm war es nicht, aber es waren schon ein paar dreckige Momente dabei.

 

Und gab es eine Initialzündung, daran etwas zu ändern?

Ich bin eines Tages aufgewacht und habe festgestellt, dass mein ganzes Leben Dreck ist und dass ich etwas ändern muss. Es gab Leute, mit denen ich einfach nicht mehr arbeiten wollte, Sachen, die ich einfach nicht mehr machen wollte. Das war ein Hangover zu viel. Und das erste, was sich ändern musste, waren die Gifte: Alkohol, Zigaretten, ich meine, ich hatte nicht mehr viel mit Drogen am Hut, aber der Rest war schon schlimm genug. Ich hab aufgeräumt. Dass dann noch meine Mutter starb, meine Ehe drauf ging, ein Freund starb, mittendrin noch mein Sohn geboren wurde, das war schon ganz schön viel auf einmal. Und es hat mich eine Zeit gekostet, aber ich bin da raus und es geht mir gut!

 

Ohne fremde Hilfe?
Ja, ich bin stark. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann schaff ich das auch. Ich hab genug von diesem Rock’n’Roll Lifestyle mitgemacht. Aber wenn man überleben will, muss man das irgendwann hinter sich lassen – und zurückkehren ins Leben.

 luke_2012

Du sagtest, Deine Ehe ist drauf gegangen – hast Du eine neue Muse gefunden?
Nein. Meine Arbeit, meine Familie, das macht mich glücklich. Und ich hatte letztes Jahr genug zu tun – G3, Ringo Starr, Toto in meiner alten High School Besetzung – alles cool!

 

Nun, ein Anzeichen dafür, dass es Dir gut geht ist das neue Album! Gratulation!

Oh danke, ich habe hart daran gearbeitet.

 

Was war Dein Ansatz?

Ich wollte ein neues Album machen, bin ins Studio gegangen mit meinem Produzenten CJ Vanston, und wir haben angefangen, Songs zu schreiben. Und die Reihenfolge, die man auf dem Album hört ist fast die Reihenfolge, in der die Songs entstanden sind. Ich habe einfach rausgelassen, was mich beschäftigte und hab mich mit dem Album wiedergewonnen. Das war, als wenn ich aus der Dunkelheit zurück ins Licht kommen würde, das war der Übergang (engl. „Transition“).

 

Musikalisch ist das Album entsprechend anders ausgefallen, als das letzte…

Ich hoffe es!

 

Der Sound des Album ist nicht neu für Dich, aber eben anders als zuletzt. Ich denke, es ist sehr Toto-ähnlich, oder?

Weiß ich nicht, meinst Du? Ich denke nicht in diesen Kategorien, klingt-wie-dies-oder-das. Ich hab einfach geschrieben, wonach mir war. Toto ist ein großer Teil meines Lebens!

 

Ich glaub auch nicht, dass jemand etwas dagegen haben könnte!

Ok, ich verstehe. Nein, Toto ist immer noch ein Teil von mir und wir gehen im Sommer auf Tournee um unserem alten Freund Mike Porcaro zu helfen, der diese schreckliche Seuche ALS (Lateralsklerose) hat. Und diese Band ist eben die alte Version mit Jospeh Williams, David Paich, Simon Phillips, Steve Porcaro – das sind die Freunde, mit denen ich als 15jähriger abgehangen habe. Das mache ich im Sommer. Und für dieses Album hatte ich eben wirklich Zeit, in Ruhe daran zu arbeiten, ohne Zeitplan, das war sehr ungewöhnlich für mich und es fühlte sich sehr gut an! Und so konnte ich eben auch viele Freunde mit einladen, um sich auf dem Album zu verewigen – Chad Smith, Phil Collen, Nathan East, Lenny Castro, Lee Sklar... wenn jemand fragte, hey, was machst Du gerade, sagte ich `arbeite an einem neuen Album. Komm vorbei!´ Und das haben sie gemacht.

 

Und Dein Sohn ist auch wieder dabei.

Ja, er ist ein sehr guter Musiker, wir haben einen Song zusammen geschrieben und er ist immer wieder eine Inspirationsquelle. er ist sehr talentiert.

 luke_12

Du sagtest, das Album ist über Deine Situation in den letzten zwei Jahren und dokumentiert Deinen Übergang zurück ins Leben. Spiegelt sich das in den Texten und in der Musik wider?

Ich schreibe über mein Leben, meine Welt, ja. Ich bin 55, ich bin auf der Straße seit ich ein Teenager bin, ich hab alles gesehen im Rock’n’Roll Business, das du dir vorstellen kannst, ich hatte ein interessantes Leben als Sessionmusiker, ich habe auf über 2000 Alben gespielt in jeder Musikrichtung und mit all meinen großen Helden – darüber schreibe ich Songs. Und ich habe gerade angefangen, ein Buch darüber zu schreiben. Ich habe meine ganzen Terminkalender seit 1977rausgeholt… das wird schwer, das alles unterzubringen, also werde ich mich wohl auf die Highlights reduzieren müssen (lacht).

 

Ich hatte bei diesem „Transition“-Ding zunächst an ein „midlife-crisis“-Ding gedacht… aber wenn ich das jetzt so höre, klingt das ja schon nach Lebensrückschau!

Hahaha… ich bin nie groß genug geworden, um eine midlife crisis zu haben. Und nun bin ich schon zu alt, um eine midlife crisis zu haben. Nein, ich brauchte keine Veränderung, musste nicht meine Frau verlassen, um mich selbst zu finden. Ich musste mein Leben verändern, um mein Leben zu retten! Ich blicke zurück, um in meinem neuen Leben alles besser zu machen. Es geht mir besser, ich spiele besser, ich singe besser – wenn ich zwei Jahre alte Fotos sehe, denke ich sehe einen Krebskranken. Man muss den Tag leben und das Beste draus machen, man weiß nie, wie lange man noch hat.

 

Und das Leben zu genießen hält dich nicht davon ab, auf so vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen?

Nein, das ist das Leben für mich. Ich bin letztes Jahr mit G3 mit Joe Satriani und Steve Vai getourt und danach mit Ringo, was gibt es größeres? Dazu die Tour mit Toto und meine Solotour, dazwischen habe ich immer an meinem Album gearbeitet – zugegeben war das ein volles Jahr, aber ich glaube, das nächste wird noch voller. Aber das ist gut. Ich arbeite gut unter Druck, ich hasse es, nichts zu tun zu haben, ich bin schnell gelangweilt.

 

Das heißt für nächste Jahr?

Ich werde mit im Februar mit Ringo touren, danach zwei Monate mit meinem Soloalbum, wenn ich zurückkomme, gehen die Proben mit Toto los, dann touren wir von Mai bis Oktober und dann geht meine Solotour weiter.

 

Mai bis Oktober mit Toto?
Ja, es ist die 35-Jahre-Jubiläumstour. I’m a busy guy.

 

Ich erinnere mich, dass wir sprachen, als Du Toto verlassen hast…

…2007, 2008

Du sagtes, du würdest niemals wieder diese Songs spielen…

Ja, ich weiß. Und in der Konstellation, in der es die Band damals gab, war das auch meine feste Absicht. Da waren ein paar negative Schwingungen, die meine Seele aufgefressen haben. Es gab Leute in der Band, die mit dem Original-Line-up eigentlich nichts zu tun hatten und die jetzt aus gutem Grund nicht mehr dabei sind.

 

Du fühlst Dich also wieder wohl, diese Songs zu spielen?
Ja, weil ich im Sommer abhänge mit meinen alten Freunden, die Massen spielen verrückt, wir helfen unserem  Freund, es macht Spaß und es ist nichts Falsches dran. Solange ich mich nicht verbiegen muss und es sich nicht falsch anfühlt für mich, kann ich das nur genießen. Von diesen Leuten werd ich nie genug haben.

 

Gibt es sogar Chancen auf ein neues Toto-Album?

Wir verhandeln gerade und sind da auch etwas ins Stocken geraten. Das ist ein Zeit- und ein Kostenproblem. Ich sage jetzt nicht „nie“, aber momentan gibt es keine wirklichen Pläne dafür. Da müssten eine Menge rechtliche Fragen geklärt werden.

 

Anders gefragt: Ist Dein neues Album nicht ein exzellenter Toto-Ersatz, bzw. könnte man dies nicht fast ein Toto-Album nennen?
Nicht im Entferntesten, ich weiß nicht wie das gehen sollte. Kein Paich, kein Porcaro, und damit klingen die Songs schon komplett anders. Ich gehe da dann auch ganz anders an die Songs heran. Natürlich ist es die Gitarre und meine Stimme gibt es bei Toto auch, aber ich sehe da sonst keine Parallelen. Natürlich gibt es Momente, die Toto-mäßig sind, aber du bist der Erste, der das so sieht.

Ich schreib auch nicht fürs Regal – das sind meine Songs, die mich widerspiegeln, ich leg da nichts zurück, weil es evtl. für ein eventuelles Toto-Album passen könnte.