Ralf-Koch.de§ Doors Down Setlist Bremen

Rock-, Pop- und Szene-News und mehr....

  • Startseite
  • Friebo
  • Radio Jade
  • Oldenburg 1
  • Neue CDs
  • Interviews
  • Zur Person
  • Links





Zurück zur Übersicht

 

Manfred Mann

 

Interview 2006

 

Seit den frühen 60iger Jahren mixt er erfolgreich Musikstile. Zahllose großartige Songs sind mit seinem  Namen verbunden. Wenn Statistiken ausreichen würden, um den Status eines Musikers zu bestimmen, wäre schon alleine mit der Auflistung von Manfreds 22 UK Chart-Singles alles gesagt. Manfred Mann ist im Prinzip immer präsent. Ständig kann man von einem neuen Auftritt von ihm lesen – nur mit Studioveröffentlichungen macht er sich rar. Sein aktuelles Album: „2006“, auf dem er einige Experimente eingeht. Teile des Album entstanden z.B. ohne vorherigen Proben, bei den Aufnahmen handelt es sich also um ungeprobt eingespielte Erstaufnahmen. Ein anderes Experiment: Die Zusammenarbeit mit dem deutschen Rapper Thomas D. (Die Fantastischen Vier). Und darüber hinaus sind längst nicht alle Titel des Albums das, was man allgemein als „Song“ bezeichnen würde....

 

Ein interessanter Ansatz – keine Proben, „First Take“-Aufnahmen, es hat so lange gedauert, bis endlich ein neues Album von Dir erscheint, wie passt das mit diesem Ansatz zusammen?

Es war eine Idee, die ich hatte, und es hat auch sehr viel Spaß gemacht. Ich hatte die Songs vorher geschrieben, hatte Basic Tracks am Computer aufgenommen, damit die Musiker eine Grundlage hatten, und habe sie im Endeffekt spielen lassen, was sie wollten. Wir haben dann mehrere Durchgänge gemacht, aber in den meisten Fällen waren wirklich die ersten Takes die besten. Und ich wollte das ganze Album in dieser Art machen, aber im Nachhinein fand ich nicht alle Songs gut genug, um ein Album daraus zu machen. Also habe ich mich wieder hingesetzt und habe neue Songs gemacht. Und was Zeit betrifft... nun, schon die Aufnahmen für diese erste Session hat unendlich lange gedauert. Zunächst mussten die Songs vorbereitet werden, und später die ganzen Aufnahmen durchgehört und abgemischt werden. Und es ist bei mir ja nicht unbedingt so, dass ich stetig an einem Album arbeite. Hauptsächlich spiele ich, bin auf Tournee, mache andere Sachen und nur zwischendurch nehme ich mir Zeit für neue Songs. Schön ist auch, wenn man sich auf andere Leute verlässt. Dann spricht man sich ab, bittet jemanden, etwas fertig zu stellen, während man auf Tour ist, nur um zurück zu kommen und zu sehen, dass gar nichts passiert ist. That´s life!

 

Das heißt, Du hast immer mal wieder Songs aufgenommen, bis Du meintest, dass Du genug Songs für ein Album hast?

Im Prinzip wohl. Das Album ist über einen Zeitraum von 6 Jahren entstanden. Einfach, weil ich immer wieder erst nach den Aufnahmen gemerkt habe, dass die Songs einfach nicht gut genug sind, um sie auf ein Album zu packen.

 

Überraschend am neuen Album ist z.B. die Zusammenarbeit mit Thomas D (Fanta 4) – wie lief sie technisch ab? Habt Ihr Euch getroffen?

Ja, ich habe ihn besucht. Ich wusste genau, was ich für „Independent Woman“ von ihm wollte, aber dann habe ich mir überlegt, warum lasse ich ihn nicht einfach machen, was er denkt? Und das war genau, was im Endeffekt passiert ist. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit.

 

Wenn Du sagst die ersten Songs waren nicht gut genug: Was macht einen Song denn einen guten Song für Dich?

Ich muss ihn hören, und etwas daran muss mich gefangen nehmen. Ich schreibe ja nicht sehr viele Songs, auch wenn ich für dieses Album ein paar geschrieben habe, aber normalerweise schreibe ich nicht viel, ich arrangiere ja eher. Darum kann ich Dir wohl sagen, ob ich einen Song gut finde, wenn ich ihn höre, aber ich habe keine Ahnung, was mir am wichtigsten ist.

 

Der größte Teil Deines Erfolges kommt ja durch das Aufnehmen von Songs anderer Künstler- gibt es auf dem neuen Album Titel, in denen Du das Zeug zum Klassiker siehst?

Bei diesem Album ist es ja ein bisschen anders, weil ich viele Sachen auch selbst geschrieben habe. Und es ist nicht einfach, einen richtig guten Song zu finden, den noch nicht sehr viele Leute kennen. Denn das war ja immer das Geheimnis meines Erfolges. Meine größten Hits waren ja gar keine Hits, bevor ich sie bearbeitet habe. Sonst könnte ich ja auch „Candle in the Wind“ oder „Smoke on the Water“ covern.

 

Also bist Du dieses Mal über keine großen Songs gestolpert?

Das ist eben nicht so einfach. Aber ich denke, einige der neuen Sachen sind große Songs: „Demons And Dragons“ z.B. ist ein toller Song´. Nur sein Autor ist nicht so bekannt.

 

Ihr wart Ende letzten Jahres auf Tournee - habt Ihr die Songs schon live ausprobiert?

Ein paar, ja, aber ich sehe Tourneen nicht als Werbemittel für neue Platten. Wir spielen Konzerte, und Platten sind eine andere Geschichte.

 

Aber ist nicht jedes Konzert auch eine Werbung für eine Platte?

Das mag sein, aber das ist nicht mein Ziel. Ich spiele Konzerte, um den Leuten eine gute Zeit zu geben. Und dafür bin ich bekannt, und dafür erinnern sich die Leute daran. Es geht um Unterhaltung.

 

Wo steht dieses Album für Dich?

Ich habe viele erfolgreiche Alben gemacht. Und es gibt nur sehr wenige Alben, die ich selber auflege. Eins davon ist „Plains Music“ von 1991, ein Instrumentalalbum. Und von den – wie ich es nenne – Rockalben, die ich gemacht habe, ist das neue Album ebenfalls eins, das ich wirklich mag. Ich sage nicht, dass es superklasse ist, oder dass es erfolgreich sein wird, aber dies ist ein Album, das ich selber hören mag. Es hat einen tollen Groove, viele verschiedene Elemente wie Klassik, Pop, ein paar abgedrehte Sachen – es macht Spaß zu hören. Und ich denke auch, dass es wahrscheinlich das letzte Album dieser Art ist, das ich gemacht habe.

 

Wirklich?! Das heißt für die Zukunft?

Ich möchte wieder Instrumentalmusik machen. Prinzipiell denke ich nicht, dass dieses Album meine beste Seite repräsentiert. Ich bin kein Songwriter, ich bin Keyboarder. Und ich bin auch ungern abhängig von Sängern. Wenn der nämlich versagt, kannst Du den ganzen Song vergessen.

 

Wer, denkst Du, soll das Album kaufen? Ich meine, Du spielst fantastische Live-Shows, Du hast ein bestimmtes Publikum, das zu Deinen Shows kommt, aber sind das die potentiellen Käufer dieser Platte?

Ich denke, ja. Menschen sind nicht eindimensional. Und mein Publikum besteht ganz bestimmt nicht nur aus einer Art Mensch. Ich denke, erwachsene Hörer, die gerne Musik hören, und sich mit Musik beschäftigen, werden dieses Album mögen. Aber ehrlich gesagt, das ist nicht die Frage, die ich mir stelle, wenn ich ein Album mache.

 

Ist dies eigentlich ein Album MIT – oder Featuring The Earth Band?

Das ist etwas komplizierter. Sie sind auf den meisten Songs. Aber das waren sie auch auf den „Earthband-Alben“. Die Antwort ist etwas unlogisch. Tatsache ist, dass einige der Stücke nicht unbedingt das widerspiegeln, was gemeinhin für die Earthband steht. Also dachte ich, ich nenne es einfach Manfred Mann, dann kann sich niemand beschweren.

 

Du bist regelmäßig in Deutschland, v.a. für "Wochenend-Tourneen". Wie sehr verändert sich Dein Set?

Nicht viel. Und da ist es egal ob ich nur am Wochenende komme, oder ob ich eine Tour mache, wir haben seit Jahren nicht mehr viel geändert. Aber wir spielen jede Nacht anders! Kuck Dir Status Quo an, die haben in den letzten 20 Jahren auch nichts geändert. Und was soll ich machen? „Blinded by the Light“ rauslassen? Oder „Davy´s on the Road again“? Es gibt zu viele Sachen, die gut laufen. It works, it´s good and it rocks! Und ich würde keinen neuen Song neu hinzunehmen, wenn er nicht besser ist, als das was wir haben.

 

Das ist also Dein Ansatz, ein Konzert nicht als Werbung für eine Platte zu sehen?

Richtig. Und wahrscheinlich hast Du Recht, das zu kritisieren, aber wir sind vielleicht zu faul. Wir sind nur ein Haufen Musiker, keine Genies. Keiner scheint das zu verstehen. Wir haben eine Show, mit der wir den Leuten eine gute Zeit geben, und deshalb sehen wir keinen Grund, daran etwas zu ändern. Wir haben neulich „Mars“ vom neuen Album ausprobiert. Und es war der schwächste Song. Es war der eine Titel, der nicht gut war, also fliegt er wieder raus. Und Tatsache ist doch, es gibt so viele „wichtige“ Songs – selbst wenn wir einige Songs drum herum ändern, das woran man sich hinterher erinnern wird, sind diese Titel – abgesehen von den Fans, die uns oft sehen, die freuen sich über jeden neuen Song. Was für mich wichtig ist, ist, dass wir die Songs jeden Abend frisch und lebendig wiedergeben – und das beinhaltet kleine Änderungen im Detail. Aber genug davon – nächste Frage!

 

Dein Tourmanager alberte vor dem Interview herum , dass ich ja wohl keine schwierigen Fragen stellen würde. Magst Du keine Interviews?

Doch, ich habe keine Probleme damit. Ich habe auch keine Probleme mit unangenehmen Fragen. Denkst Du nicht, dass Du schon zu alt bist oder Du bist kein richtiger Künstler – das macht mir keine Probleme. Ich mag nur nicht, wenn Fragen keinen Sinn ergeben.

 

Wo bist Du in 10 Jahren?

Oh, ich hoffe, ich lebe noch!

 

Gibt es eine Entscheidung, die Du bereust?

Hmm. Es gab so viele kleine Dinge. Vielleicht hätten wir Huey Lewis nicht ablehnen sollen, als Chris Thompson uns mal verlassen hatte. Aber er war nicht gut, als er vorsang. Konnte „Blinded“ und „Davy´s“ nicht singen – und das waren eben essentielle Songs. Später wurde er weltberühmt, also war es vielleicht für ihn auch eine positive Entscheidung von mir.

 

Gibt es etwas, was Du am meisten vermisst?

Bessere Backstage-Bedingungen.

 

Es gab größere Zeiten für Dich, oder?

Nein, das war nicht, was ich sagen wollte. Da hast Du mich missverstanden, ich genieße meine derzeitige Toursituation durchaus. Aber die Umkleideräume könnten einfach manchmal besser sein.