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Marillion

Interview mit Steve Hogarth 2007

Der Eine fährt zur exklusiven Pre-Listening Party über den Dächern Kölns, der Andere lässt sich am nächsten Tag am Telefon erzählen wie´s war – und wie die Songs sind. Gut, den Teil will ich hier mal kurz fassen – schon Mitte April könnt Ihr es selbst hören, aber was Sänger Steve Hogarth sonst noch zum neuen Album "Somewhere Else" und zu den einzelnen Songs zu erzählen hatte, soll Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten werden.

 

Die Snippets der CD (6 Songs in 3:38 min) geben etwas wenig Einblick in das Album, also müsstest Du mir ein paar mehr zum Album erzählen.

Wir haben angefangen mit dem Jams und dem Schreiben Anfang 2006, mit den Aufnahmen im Juli.

 

Seit Marbles ist ja nun auch schon eine ganze Weile vergangen…

Ja, da magst Du Recht haben. Mir kommt es selten so vor, ich denke immer, das letzte Album ist doch noch ganz neu. Bis man mit der Tour fertig ist, ist locker ein Jahr vergangen, und ann kommt man wieder zusammen und spricht über ein neues Album… und plötzlich sagen alle, es wird schon wieder höchste Zeit.

 

War es denn nach der letzten Tour, dass Ihr Euch an das Album gemacht habt?

Ja eigentlich schon. Eigentlich wollten wir nämlich eine EP raus bringen. Wir wollten mit Mike Hunter einen neuen Mann als Produzenten ausprobieren, du das haben wir im Herbst 2005 gemacht, haben ein paar Songs aufgenommen, aber uns dann doch gegen die EP-Idee und uns doch für ein ganzes Album entschieden. Damit sind wir ins neue Jahr gegangen und dann noch einmal von vorne angefangen. In der Zwischenzeit hatte ich un- oder glücklicherweise, ich weiß es nicht, meine Ehe an die Wand gefahren, als wir also wieder zusammenkamen, hatte ich eine Menge, über das ich schreiben konnte. Anfang 2006 hab ich eigentlich wirklich "Somewhere Else" verbracht, weg von meiner Familie und den Kindern und abwechselnd in den Häusern der anderen Bandmitgliedern. Ich hatte ein Leben im Chaos und aus Koffern, aber ich hab´s wieder auf die Reihe gekriegt. Ich hab eine neue Freundin, ein neues Zuhause und ich bin wieder glücklich, aber vieles auf dem Album reflektiert dieses Chaos. Daneben gibt es ein paar Ansätze zur geopolitischen Lage der Welt -  „The Last Century For Man“ sagt´s schon im Titel, ich glaube kaum, dass es Menschen noch weitere 900 Jahre geben wird; „A Voice From The Past“ kam aus meinen Bemühungen zur ´make poverty history´ Kampagne.

 

Die Band ist also Deiner Ehe in die Quere gekommen?

Ja, auch, aber wir haben uns gleichzeitig auch auseinander gelebt.

 

Und „The Last Century For Man“ ist die zweite Ansatz von "Season´s End"?

Nein, es geht eher um Habgier und Geopolitik als um die Umwelt. Es geht um die Rolle Amerikas in der Welt genauso wie die Chinas und seines Bevölkerungswachstums im Verhältnis der Weltressourcen.

 

Ich muss noch einmal auf die EP zurückkommen: Was war die Idee dahinter?

Wir wollten 4 Songs veröffentlichen – um die Zusammenarbeit mit MikeHunter auszuprobieren und um mal wieder einen Top 5-Hit zu haben. Das hätte schon geklappt mit den Fans, die wir weltweit haben du die die gekauft hätten. Aber dann haben wir uns gesagt, was ist heutzutage ein Top5-Hit überhaupt wert? Ins Radio würden wir trotzdem nicht unbedingt kommen, und der einzige Sinn eines Hits wäre ein Album, was man danach hätte verkaufen können – aber das hatten wir ja eben nicht fertig.

 

Aber die Idee schien Euch reizvoll…

Genau, aber je länger wir darüber nachdachten, desto blöder wurde sie. Also wollten wir lieber ein richtiges, erwachsenes Album machen.

 

Musikalisch ist jedes Eurer Alben eine Reaktion auf seinen Vorgänger – inwieweit trifft das auf "Somewhere Else" zu?

Der Sound ist weniger gestapelt als auf "Marbles", direkter, es klingt mehr wie eine Band in einem Raum, weniger Effekte, weniger Glanz und auch die Stimme ist trockener. Aber nicht so rauh wie "Radiation", eher erwachsen, intelligenter. Aber eben nicht so produziert wie "Marbles".

Und was die Songs betrifft, da gibt es ein sehr breites Spektrum – mal wie eine Wall of Sound, wie im Opener, mit psychedelischer Gitarre bis ein Jazzbreak das ganze komplett woanders hinführt. Musikalisch passend betitelt „The Other Half“, aber eigentlich ist es ein Song über meine neue Freundin und wie ich eine andere Hälfte eines Ganzen bin.

Die erste Single "See it like a Baby", mit der Aussage, dass wir vieles zu ernst nehmen, wir verlieren den unschuldigen Blick, also sollten wir mal wieder anfangen zu leben! Zu genießen, was wir machen.

"Thankyou Whoever You Are" ist ein Liebeslied – eigentlich an alle, die ich kenne, die Fans, Freunde. Danke an alle, dass ich das Glück hatte, Euch zu treffen.

"Most Toys" ist unser kürzester Song, unter drei Minuten! Und damit wohl näher an PIL als an unseren alten Freunden Genesis.

"Somewhere Else" ist wie gesagt eine Reflektion darüber, wo ich war, als meine Ehe kaputt ging, und momentan mein Lieblingslied, textlich wie musikalisch. Wir sind alle sehr stolz auf dieses Lied, es zeigt wirklich, was wir können.

"A Voice From The Past" wurde geschrieben um eine kleine Pianomelodie und hat ein Orchesterarrangement, das drumherherum gebaut wurde. Mike Hunter hat neben unserer Platte an seinem Musikabschluss an der Uni gearbeitet, und ich glaube, er hat uns auch als Versuchskaninchen benutzt… (lacht).

"The Wound" startet als Stadio-Rocksong und wechselt langsam in einen sehr unheimlichen, sonderbaren Song, also ein weiterer Song, der zwei komplett verschiedene Seiten hat – aber ich will gar nicht erst versuchen, zu beschreiben, wie er sich anhört.

Aber um auf die Frage zurück zu kommen – ich glaube nicht, dass die neuen Songs klanglich auf das Marbles Album gepasst hätten. Insofern ist es schon "Somewhere Else" als "Marbles".

 

Ihr habt Eure Veröffentlichungspolitik wieder geändert – keine Vorauszahlung, weniger Special Edition für die Fans.

Ganz einfach: Wir brauchten die Vorkasse nicht. Und nur aus dem Grund haben wir die Fans damals in die Gewissenskrise getrieben (lacht). Natürlich waren die Packages, die wir daraufhin zurückgegeben haben, auch gut, aber trotzdem wollen wir die Fans nicht überfordern.

 

Etwas ganz anderes: Das neue Gazpacho Album erscheint auch bei Racket Records – signt Ihr nun auch andere Bands?

Nur befreundete und irgendwie mit uns Verbindung stehenden Bands. Bands, z.B., die uns supported haben, oder die eine andere Verbindung haben. Richard Barbieri, John Wesley, z.B.

 

Gibt es wieder den Plan für einen "Local Support" auf der nächsten Tour?

Wir haben uns noch nicht entschieden – ich denke, es wird Zeit.