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Mob Rules: Da wird eine Menge los sein!

2009

Wilhelmshaven. „Radical Peace“ heißt das neueste Werk der Wilhelmshavener Mob Rules – ihr sechstes in zehn Jahren, mit dem sie einmal mehr ihre Wandlungs- und Steigerungsfähigkeit unter Beweis stellen. Nächsten Freitag wird im Pumpwerk gefeiert – Gitarrist Matthias Mineur sagt uns wie.

 

Matthias, das sechste Album in zehn Jahren – hättest Du daran vor zehn Jahre geglaubt?

Nicht im Entferntesten! Das ist auch was mir an der ganzen Sache am meisten Freude bereitet. Als wir 1999 das Debüt veröffentlicht haben, ist keiner davon ausgegangen, dass es länger gehen könnte als 1, 2 Alben – ganz einfach weil keiner absehen konnte, ob wir als Band zusammen bleiben würden oder ob wir überhaupt auf Interesse oder Gegenliebe stoßen würden.

 

Das Gegenteil ist offensichtlich der Fall – nicht ohne Grund hat Euer neues Album drei jahre gedauert!

Das stimmt, normalerweise sind wir schneller und haben die Alben in 1½ bis 2 Jahres-Rhythmen veröffentlicht. Aber dieses Mal sind wir so viel getourt – in Amerika, Spanien, England in ganz Europa - deswegen hat es einfach auch länger gedauert, bis wir anfangen konnten.

 

Als Quartett gestartet, davon sind dreiviertel noch dabei, mittlerweile seid Ihr zu sechst, macht das das Arbeiten schwerer?

Ja und nein. Da wir eine demokratische Band sind, heißt das natürlich, dass wir uns mittlerweile zu sechst um Ideen kloppen, das macht es schwerer, aber gleichzeitig profitieren wir natürlich auf den Ideen aller sechs, stecken uns gegenseitig an und haben dadurch auch alle etwas davon, das macht es wiederum einfacher.

 

Mit Eurem ersten Gitarristen Sven habt Ihr auch einen zweiten Frontmann bekommen, oder?

Nicht nur das, auch einen sehr fähigen Musiker, der auch gerade beim neuen Album seinen Stempel mit aufdrückt.

 

Das sind neue Einflüsse, die sich gerade im punkto Abwechslungsreichtum bemerkbar machen, oder?

Ja, Sven ist einerseits sehr vielseitig, aber er ist auch ein Progressive Metal Fan, das merkt man einfach, und viele Riffs und Harmoniefolgen, mit denen er ankommt, sind im weitesten Sinne Dream Theater- und Queensryche-beeinflusst. Und wir sind immer froh über neue Einflüsse, und deswegen setzen wir das natürlich auch gerne um.

 

Das Album heißt „Radical Peace“ – kannst Du den Titel kurz erklären?

Es gibt verschiedene Anspielungen auf politische, historische Ereignisse, das haben wir schon immer so gemacht. Wir beobachten sehr genau, was vor sich geht. Und was wir beobachtet haben, ist, dass obwohl alle Welt nach Frieden schreit, sich immer mehr Radikalismus breit macht und die halbe Welt im Krieg ist. Diesen Widerspruch haben wir in einigen der Texten reflektiert: Alles wünscht sich sehnlichst Frieden, aber was passiert ist, dass sich dieser Kulturenclash immer schlimmer ausbreitet.

 

Das zentrale Stück des Albums ist „The Oswald File“ – wie kamt Ihr auf John F Kennedy?

Einerseits war dieses Thema ein sehr entscheidendes in der amerikanischen Geschichte, damals zeichnete sich eine große Wende in der politischen Einstellung der USA ab, mit seiner Ermordung veränderte sich die Politik wieder zum schlechteren, wie ich finde, andererseits wurde Barrack Obama ja bereits immer wieder mit Kennedy verglichen und seiner Präsidentschaft ein ähnliches Potential zugeschrieben. Das führte dazu, dass wir uns gesagt haben, dass wir uns dieses Themas annehmen sollten.

 

Wobei ihr dabei eine durchaus ungewöhnliche Perspektive gewählt habt!

Wir erzählen die Geschichte aus Sicht von Lee Harvey Oswald und lassen ja auch ein bisschen offen, ob er der Attentäter war – das ist ja bis heute nicht sicher geklärt. Seine Frau Jackie spricht von mehr als drei Schüssen, und es ist relativ sicher, dass von mehr als einer Seite geschossen wurde.

 

Eines der amerikanischen Mythen. Da gibt es ja mehrere… z.B. auch ob sie 1969 wirklich auf dem Mond gelandet sind.

Ja, da gibt es ja verschiedene Theorien. Das wäre natürlich auch noch ein schönes Thema, das wir uns vornehmen könnten, danke für den Tipp!

 

Realitätsnahe Geschichten erzählen war schon immer ein Thema bei Mob Rules – wonach wählt ihr die Themen aus?

Themen findet man immer, da braucht man nur abends die Nachrichten anzuschalten. Die Frage ist dann nur noch, was davon musikalisch ansprechend umgesetzt werden kann. Und da beeinflusst meistens die Musik den Text, manchmal auch der Text die Musik, wie bei diesem Song der Fall.

 

Bei „The Oswald File“ stand der Text erst, eine Erfahrung, die Du nicht unbedingt wieder machen möchtest, habe ich gehört.

Also wenn wir vorher gewusst hätten, was das für eine Mehrarbeit bedeutet, hätten wir’s so nicht gemacht. Wir hatten die Geschichte und zum großen Teil auch den Text fertig, und wir wollten wie in einer Art Hörspiel die Musik dazu machen. Ich weiß nicht, wie viele verschiedene Versionen es gibt, wie viele Ideen verworfen wurden, wie oft wir dieses Projekt verflucht haben („es macht keinen Sinn“), bis wir endlich einen Entwurf hatten, bei der wir uns vorstellen konnten, dass es funktioniert. Wir wollten ja auch keinen Song, bei dem der durchschnittliche Hörer nach fünf Minuten weiterskippt, sprich, es sollte spannend bleiben bis zum Schluss. Heute bin ich froh und stolz, dass wir es gemacht haben, aber wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich auf diese Arbeitsweise wahrscheinlich eher verzichtet.

 

Am 27. November feiert Ihr 15-jähriges Jubiläum – und natürlich CD Release Party im Pumpwerk, was ist geplant?

Es wird in erster Linie darum gehen, das neue Album vorzustellen, aber es wird auch einen kleinen Rückblick geben, bei dem u.a. bei einem Teil auch die Urbesetzung der Band auf der Bühne stehen wird: Da wird also auf jeden Fall eine Menge los sein – nicht nur auf der Bühne.

 

Mit diesem Album habt Ihr euch also musikalisch wieder etwas erweitert, gibt es darüber hinaus schon Pläne oder Träume, was Ihr Euch noch vornehmen könntet – außer der nachgestellten Mondlandung in Nevada, meine ich jetzt.

Ja, es gibt immer noch Sachen, die man noch weiter machen kann und die man gerne einmal umsetzen würde. Fast jede Band träumt davon, einmal mit einem klassischen Orchester zu arbeiten oder wenigsten mit einem echte Streicherensemble – aber das ist immer auch eine Geldfrage und Zeitfrage.