Ralf-Koch.de§ Doors Down Setlist Bremen

Rock-, Pop- und Szene-News und mehr....

  • Startseite
  • Friebo
  • Radio Jade
  • Oldenburg 1
  • Neue CDs
  • Interviews
  • Zur Person
  • Links





Zurück zur Übersicht

Ray Wilson

 Interview 2007

Nachdem er sich in den letzten Jahren vor allem als Singer/Songwriter beliebt gemacht hatte, rief er 2006 auch die Alternative-Rocker Stiltskin wieder ins Leben, mit denen er 1994 den Hit "Inside" aufgenommen hatte – der Start für das "Big Business" für den Schotten! Auf seiner aktuellen Live-CD präsentiert er seine Songs auch dementsprechend rockig – und zeigt sich erneut gekonnt wandlungsfähig. Und er bleibt abwechslungsreich: Nach seinem Akustik-Support für die Europa-Daten für die ex-Cranberries-Sängerin Dolores O’Riordan Anfang Juni und noch vor den nächsten Daten mit Stiltskin im Herbst spielt er auch weiter mit seiner "alten" Band. Und hat von übertriebener Genesis-Huldigung erst einmal die Schnauze voll. Ralf Koch im Gespräch mit dem sympathischen Schotten.

 

Wie war die Rückkehr zum Rock mit Stiltskin für Dich?

Großartig, wir werden weiter machen. Mit dieser Variante habe ich die Möglichkeit, eine weitere Facette von mir auszuleben. Ich toure so viel, damit bleibt es für alle immer spannend. Und es gibt so viele Songs, die in manchen Arrangements gar nicht gehen, also kann ich wunderbar beides parallel machen. Die nächste Stiltskin Tour ist für nächsten Herbst geplant.

 

War das Publikum das gleiche?

Mit Stiltskin war es vielleicht ein bisschen jünger, mehr Frauen auch. Obwohl das generell auf mein Publikum zutrifft. Ich meine, anfangs kamen viele meiner Fans aus dem Genesis-Lager, mittlerweile gibt es viel mehr Leute, die auch meine anderen Seiten kennen. Ein Problem der letzten Tour war, dass das Album noch zu neu war, deswegen macht es auch Sinn, damit noch weiter zu touren. Es wird noch ein bisschen Zeit kosten, diese Sache weiter auszubauen.

 

Du liebst es eh, die Arrangements Deiner Songs zu ändern, oder? Ich meine, das neue Live-Album enthält ein paar exzellente Beispiele, wie unterschiedlich Deine Songs klingen können.

Ja, das habe ich schon immer gemacht. Es hängt es eben von der Bandkonstellation ab. Wenn ich alleine spiele, werden die Sachen auf's akustische reduziert, wenn ich mit Stiltskin spiele, gibt es eben die Rock-Versionen der Songs.

 

Und dazu gibt’s noch weiterhin die Band-Situation?

Die 'Ray Wilson & Band'-Shows stehen zwischen den Akustikshows und den Rockshows und sind ein Querschnitt aus allen meinen Stationen – das beinhaltet Akustiksongs, Cut-Songs, meine Solosachen, Stiltskin ein bisschen Genesis. Durch diese Abwechslung bleibt es interessant für mich – und für alle.

 

Du bist ja sehr viel live unterwegs.

Eben. Das ist der einzige Weg, Geld zu verdienen. Die Realität ist doch, dass man von CD oder DVD-Verkäufen nicht mehr leben kann – zumindest auf dem Level, auf dem ich das mache. Ich bin so froh, dass die Live-Situation so gut ist. Wenn die so schlecht wäre, wie die CD-Seite, könnte man als Musiker kaum noch überleben. Das Gekd, das ich da verdiene, investiere ich in meine Plattenfirma und in die Produktion neuer Alben etc. Das ist meine Arbeitsweise, und die ist ehrlich. Ich habe keine EMI oder Virgin hinter mir, die 80% der Einnahmen abzweigen und dann eines Tages entscheiden, Dich fallen zu lassen, weil sie lieber eine jüngere, coolere Band supporten wollen. Das hatte ich, und das brauch ich nicht mehr.

 

Das bringt mich zu Deiner jüngsten Äußerung, dass Du es bedauerst, Sänger bei Genesis geworden zu sein.

Ja, aus genau diesen Gründen. Es war der Horror, sie haben mich am Ende wie Dreck behandelt.

 

Aber es hat Deinen Namen bekannt gemacht!

Ja, es hat viel positive Werbung gebracht – aber auch genauso viel schlechte. Ich meine, Genesis ist ein großer Name – aber sie sind auch nicht besonders cool. Die Genesis-Sache hat mich ja völlig aus meiner Bahn geworfen. Ich war musikalisch an einem bestimmten Punkt – und habe dann meinen Kopf über mein Herz gestellt. Wenn man gefragt wird, ob man Sänger bei Genesis werden will, ist es schwer, nein zu sagen. Man denkt, wow, das wird gut sein für mein Profil und meine Zukunft, finanziell ist es auch nicht schlecht – das waren meine Gründe. Die richtigen Gründe wären gewesen, meinem Herz zu folgen, und das zu machen, woran ich gearbeitet habe. Ich musste eine Entscheidung treffen – links oder rechts. Links gab es einen Klumpen Gold, rechts hätte es Frieden und Glück gegeben (lacht). Man weiß nicht, was rechts sonst noch gekommen wäre, und ich will mich auch nicht beklagen, die Arbeit mit Mike und Tony war eine unglaubliche Erfahrung und die beiden sind auch nette Jungs. Aber das Ende war grausam. Als sie entschieden, nicht weiter machen zu wollen, war ich absolut verloren.

 

Trotzdem hättest Du gerne als Support der aktuellen Genesis-Tour fungiert?

Meine Idee war, ein paar "Calling All Statons" Songs zu spielen, die sie ja eh nicht spielen, daneben noch ein paar eigene Songs, alles rein akustisch als Ergänzung zu ihrer großen Produktion. Das habe ich nicht als Bedrohung für die angesehen, sondern einfach als netten Kontrast für die Genesis-Fans. Aber sie waren nicht meiner Meinung.

 

Sehr schade. Wirst Du Dir eine der Shows ansehen?

Nein, das wäre mir zu umständlich. Ich will da auch keine Szene. Ich müsste hinter die Bühne, die Jungs begrüßen, und das wäre schon irgendwie komisch. Sie sollen ihr Ding machen, Spaß haben, einen Haufen Kohle verdienen, und ich mache mein Ding.