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Revolverheld

Interview 2007

Ihr Weg begann im Vorprogramm von Silbermond 2005, nur ein Jahr später standen sie selbst mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum in den Top-10. Ihr Wilhelmshavener Auftritt 2006 war so schnell ausverkauft, dass die Veranstalter zum ersten Mal in der Geschichte des Pumpwerks ein Zusatzkonzert anberaumten – das dann ebenfalls ausverkauft war. Dementsprechend groß waren die Erwartungen, als die Hamburger ihr zweites Album präsentierten – was der Band aber keine großen Probleme bereitete, wie uns Gitarrist Kris (Kristoffer Hünecke) erzählte. Insgesamt sowohl gemäßigter als auch abwechslungsreicher ausgefallen als das Debüt sollte es die Erfolge der Band problemlos fortsetzen können.  

 

Glückwunsch zum zweiten Album – für viele Bands ist es nach so einem großen Erfolg durchaus ein Problem, einen adäquaten Nachfolger zu präsentieren. Hattet Ihr da keine Hemmungen?

Das haben wir uns selber auch gefragt, aber eigentlich: Nein. Wir haben im Prinzip die ganze Zeit über Songs geschrieben, und hatten dadurch wahnsinnig viel Material. Als also die Plattenfirma sagte, sie wollte mal ein paar Demos hören, haben wir uns selber durch das Material gehört und haben festgestellt, dass der Stil richtig war und dass es sogar eine Weiterentwicklung gab – immerhin war ja auch für uns eine Menge passiert, das sollte man ja auch durchaus hören. Also hatten wir im Endeffekt gar keinen großen Druck.

 

Ihr hättet also jederzeit ein Album angehen können, und die Plattenfirma hat einen Termin gesetzt?

Im Prinzip schon. Wir waren ja lange auf Tournee, und sie kamen, sobald es etwas ruhiger geworden war, und schlug vor, dass wir im Januar ins Studio gehen sollten. Daraufhin haben wir uns angehört, was wir so haben, und haben dann gesagt: Ja, kein Problem.

 

Du hast schon eine Weiterentwicklung erwähnt – wie würdest Du die beschreiben?

Es war nun nicht so, dass wir uns überlegt haben, dass wir unbedingt etwas anders machen wollten. Wir waren natürlich sehr glücklich darüber, wie unser erstes Album gelaufen ist, haben aber dadurch auch gelernt und uns entwickelt. Und das schlägt sich auch im Songwriting nieder, in den Themen, über die wir schreiben, ganz einfach, weil wir so unglaublich viel erlebt haben, über das wir schreiben konnten. Und dieses „Rock“-Thema, das ja noch so ein roter Faden auf dem Debüt war, war in dem Moment auch kein Thema mehr für uns. Wir wollten die Texte lieber noch etwas intensiver machen, den Fans noch etwas näher kommen können.

 

Und musikalisch?

Wir haben versucht, mehr auf die Songs einzugehen. Beim Debüt haben wir v.a. versucht, einen Sound zu finden, der für Revolverheld steht, beim neuen Album haben wir eher gekuckt, was passt zu den Songs am besten. Und da ist ein „Längst verloren“ auch einfach sehr poppig geworden, mit fetten Streichern, einfach weil wir den Song so fühlten. „Patient“ schríe dagegen eher nach einer sehr harten Umsetzung. Die Veränderung hier ist also ebenfalls weniger bewusst als durch die Liebe zum Detail so gekommen; und einfach durch die größere Bandbreite.

 

Sind Songs wie „Längst verloren“ oder „Bis in die Ewigkeit“ nicht auch aus kommerziellen Gesichtspunkten entstanden? Immerhin wärt Ihr ohne Eure Hitsingles heute kaum da, wo ihr seid…

Du hast schon recht, es ist schon klar, dass der Erfolg einer Band v.a. über’s Radio funktioniert. Und dass Radios sich mit harten Gitarren eher schwer tun. Natürlich bedenkt man das bei der Single-Auswahl, und ich würde auch lügen, wenn ich sagen würde, uns wäre das egal. Aber das ist nicht unbedingt etwas, was man beim Schreiben im Kopf hat, sondern eher wenn man die Songs hat und kuckt, was man hinterher damit macht. Aber unsere zweite Single ist z.B. „Du explodierst“, also definitiv einer der härteren Songs. Aber er war uns vom Thema wichtig – inspiriert vom Film „Falling Down“ (Michael Douglas) übrigens. 

 

Apropos Texte: Das Album beginnt schon ungewohnt kritisch mit „Gegen die Zeit“ – ist das auch der Versuch, gleich ein Statement zu setzen? „Wir sind erwachsener geworden“?

Hmm, das Statement als solches hatten wir jetzt nicht unbedingt im Kopf, aber durchaus etwas, um uns auch Luft zu machen, uns frei zu machen von der ganzen Kritik, die wir uns mit dem ersten Album so oft anhören mussten, weil die Leute dachten, wir wären eine Casting-Band und wir würden unsere Songs nicht selber schreiben. Da kann man eine Weile drüber lachen, aber wenn man das 1 Million Mal hört, nervt es irgendwann, und mit dem Song wollten wir uns von diesem Frust befreien.

 

Ist ein bisschen so eine zweite Fassung von „Generation Rock“

Ja, genau, die 2007er Variante. Und auch ein guter Anschlusstrack, um das Buch neu aufzuschlagen.

 

Du hattest „wahnsinnig viel Material“ erwähnt – wie viele Songs hattet ihr denn, aus denen Ihr auswählen konntet?

Das kann man schlecht zählen, weil die auch nicht unbedingt alle fertig waren. Man sammelt Refrains, Riffs, Strophen, eben Material, aus denen noch jede Menge Songs wachsen könnten. Und insofern ist ein Album auch immer nur eine Momentaufnahme.

 

Und mit der Auswahl, wie Ihr sie jetzt getroffen habt meint Ihr noch die Welt verändern zu können, wie ihr in der ersten Single versprecht?

Wir als Band wollten die Welt ja nie verändern. Der Song handelt ja eher von einem einzelnen Typen, der seine Welt verändern will. Andererseits, wenn das ganz viele Typen denken, kann das auch schnell zu einer Welle von Zahnrädern werden, und wer weiß, vielleicht verändert sich ja doch was. Und das ist vielleicht eher der Anstoß, den wir geben wollen. Letzten Endes hat sich unsere Welt ja schon verändert, wer von uns hätte vor drei Jahren schon gedacht, dass wir ein zweites Album aufnehmen würden und von der Musik leben könnten.

 

Trotzdem hatte Euer erstes Album ja schon eine große Authentizität, während das neue sehr viel mehr Mainstream ist. Und während Ihr mit dem ersten Album ja schon eine Menge möglich gemacht habt, was Rock – z.B. auch im Radio – angeht, ist eben die Frage, inwieweit das neue Album – mit seiner Masse an hitkompatiblen Songs – da noch was verändern kann….

Uns ging es schon immer in erster Linie um Songs und und den Versuch, möglichst gute Songs zu schreiben. Ob die oder was davon wirklich kommerziell oder massenkompatibel ist, ist ja auch Geschmackssache, und wenn wir da den Geschmack von vielen treffen, fein, danke, da haben wir Glück gehabt. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir uns deswegen verkaufen würden.

 

Das Album scheint auf jeden Fall gut einzuschlagen und der Tourplan ist schon wieder voll…

Ja, das war bislang unser Konzept und das hat in den letzten zwei Jahren gut geklappt und daran wollen wir momentan auch lieber nichts ändern. Uns ist durchaus bewusst, dass wir die Fans nur auf Tour wirklich treffen können, uns darauf sind wir auch einfach total heiß!