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Russ Ballard

Interview 2007 

Seine ersten Erfolge feierte Russ Ballard mit der Band Argent in den frühen Siebzigern, seit 1975 veröffentlicht er Alben unter eigenem Namen. Noch viel erfolgreicher als seine Solokarriere und die neun bislang veröffentlichten Solo-Alben waren allerdings die Songs, die sich seit 30 Jahren in den Hitlisten tummeln, und von denen nicht selten unbekannt ist, dass sie aus seiner Feder stammen. "God Gave Rock’n’Roll To You", "So You Win Again", "Since You Been Gone", "You Can Do Magic" – nicht wenige seiner Songs wurden Welthits. Was ein Grund dafür sein mag, weshalb er sich mit seinen eigenen Alben so viel Zeit lässt: "Book of Love" erschien nach einer Pause von 11 Jahren! Ralf Koch im Gespräch mit dem Engländer.

Es gab mal so etwas wie eine Solokarriere von Dir – würdest Du das immer noch so nennen? 

Es ist schon verrückt, ich arbeite eigentlich jeden Tag im Studio. Tatsache ist, dass ich dieses Album schon vor sieben Jahren machen wollte. Ich wollte es als eine Art Konzeptalbum wie eine Reise durch emotionales Wachstum machen, durch das wir als Menschen alle mit der zeit gehen. Und in jedem Song wollte ich ein essentielles Statement dazu machen, das zu meinem Leben passt genauso wie zum Leben des einzelnen Hörers. Und um die passenden Themen zu finden, habe ich jede Menge Bücher gelesen, mich viel mit der menschlichen Psyche befasst – und letzten Endes auch einfach mein Leben genossen!

 

Und nebenbei gab es ja auch noch Produktionen für andere Leute, oder?

Ja, auch, aber gar nicht mal so viel. Aber wie gesagt, ich arbeite jeden Tag im Studio, spiele Klavier oder Keyboards, schreibe Songs – das ist wie Meditation für mich. Und so staple ich Songs über Songs, die noch nie jemand gehört hat. Viele sind fertig, manche landen auch schon in einem frühen Stadium in der Ecke. Für mich ist es jedes Mal wieder eine wundervolle Erfahrung, etwas in einer neuen Art zu sagen – und wenn mir das gelingt, dann hatte ich einen guten Tag.

 

Es hat also einfach so lange gedauert, bis Du genügend Songs hattest, mit denen du voll zufrieden warst?

Sozusagen. Aber wie gesagt, ich habe viele verschiedene andere Sachen gemacht. Ich schreibe auch viel mit meinem Sohn – er ist auch Produzent, er hat z.B. die Top-10-Single für die Popstars Monrose geschrieben. Außerdem hab ich gerade einen Song für Craig David geschrieben, hab ein paar Songs mit Gary Barlowe gemacht. Ich habe so viele Vorlieben, ich liebe R'n'B, auch wenn ich für mich selbst eher im Rock bleibe. Aber ich habe auch gerade einen neuen Künstler, namens Brin Christopher, der sieht aus wie Elvis und klingt wie Otis Redding, ein unglaublicher Kerl. Er ist erst 19 und wir schreiben gerade ein Album zusammen. Und es ist gut, in verschiedenen Stilen zu schreiben und mit verschiedenen Leuten zu arbeiten.

 

Nun, auf Deinem Album "Book of Love" gibt es ja auch nicht nur Rock – das enthält ja durchaus auch einige Pop-Elemente, oder?

Das stimmt, ja. Aber ich denke, die Texte sind sehr erwachsen. Aber die Musik ist schon sehr eingängig – aber das ist die Art, wie ich schreibe, ein Song braucht eine Hookline.

 

Kannst Du das Konzept des Albums noch einmal weiter ausführen?

Die Idee ist, dass ich beobachte, wie wir durch's Leben gehen. Ich meine, wir sind so intelligent beim Erfinden von neuen Sachen und Technologien. Aber wenn es um das Zusammenleben von zwei Menschen geht, sind wir so antiquiert wie vor 3000 Jahren. Wir töten uns mit den verschiedensten Waffen. Und ich habe eine Menge Bücher gelesen über die Zersplitterung der Seele, warum wir so stammeszugehörig handeln, meine Religion, deine Religion, mein System gegen dein System, mein Land gegen dein Land. Ich denke, Lehrer müssen so etwas schon mit Kindern in der Schule behandeln. Es müsste mehr Philosophie gelehrt werden und wie wir miteinander umgehen sollten.

 

Wobei die Frage wäre, wann Kinder für so etwas aufnahmefähig wären.

Oh, da darf man Kinder nicht unterschätzen. Kinder lernen am meisten durch Abkucken.

 

Eben, also was soll da theoretischer Unterricht?

Nun, es ist seit Generationen verpasst worden, also müssen wir irgendwo anfangen, wieder eine Ordnung rein zu bringen. Wir müssen lernen, uns selbst zu kontrollieren, unser Gehirn zu benutzen, anstatt uns von falschen Dingen leiten zu lassen. Wir müssen einen neuen weg finden. Was wir machen, klappt einfach nicht, seit 3000 Jahre haben wir ständig irgendwelche Kriege – wie lange soll das weiter gehen?

Naja, jedenfalls ist dieses Album über spirituelles Wachstum und wie Mann und Frau besser zusammen leben können.

 

Und dieses Konzept war so wichtig für Dich, dass es so lange gedauert hat, darüber zu schreiben?

Nein, wie gesagt, es war mehr als das. Ich habe mein Leben als Musiker 'on the road' in rage gestellt, habe mich entschieden, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Aber es ging mir auch um die musikalische Seite. Ich hätte 10 Alben in dieser Zeit veröffentlichen können, aber ich wollte etwas sagen. Etwas aussagen. Es ging mir nicht darum, einfach ein Album zu veröffentlichen. Daneben hatte ich noch mit ein paar privaten Problemen zu kämpfen, was meine eigene Beziehung zu meiner Frau betrifft.

 

Nun gehst du auf Tour, wirfst Dich also zurück ins Leben auf der Straße – wird die nächste Pause dann wieder so lang?

Das Prinzip ändert sich nicht. Ich könnte nächstes Jahr ein nächstes Album veröffentlichen, aber ich glaube, darum geht es mir nicht. Ich würde auch gerne ein Blues-Album veröffentlichen. Und ein Piano-Album.

 

Die Tour musste im Februar abgesagt werden, was war passiert?

Ich hatte eine Entzündung in der Hand, die ich erst auskurieren musste. Ich konnte keine Gitarre spielen – aber ich konnte es wieder auskurieren.

 

Deine erfolgreichsten Songs waren die, die Du nur geschrieben hast, die aber im Endeffekt von anderen Künstlern veröffentlicht wurden. In wieweit benutzt man dann seine besten Ideen für sein eigenes Album – oder nur die zweitbesten? Denn immerhin ist ja auch nicht gerade hilfreich, wenn ein Song schon von Dir selbst veröffentlicht ist, oder?

Ich würde sagen, 99% der Songs, die ich geschrieben habe, habe ich für mich selbst geschrieben. Und viele davon habe ich auch zunächst selbst veröffentlicht, bevor sie von anderen Bands zu Hits wurden. "Since you've been gone" wurde dann ja auch erst von Head East aufgenommen, bevor es ein Hit für Rainbow wurde. Sogar "So you win again" hatte ich für mich geschrieben, als die Plattenfirma mir riet, das lieber an eine schwarze Band abzugeben. Ich wollte eigentlich ein R'n'B Album machen, aber CBS sagte mir, es würde nicht zu mir passen, das wäre ein Hit für eine schwarze band. Naja, Hot Chocolate haben das Beste draus gemacht.

 

Würdest Du einen Hit auf Deinem Album haben wollen?

Ich mache mir keine Gedanken darüber – Musik von Leuten meines Alters wird nicht im Radio gespielt. Aber ich würde mich freuen, wenn mehr Leute von dem Album erfahren. Einfach, weil ich denke, dass das Album gut ist, und dass die Leute die Chance bekommen sollten, sich darüber eine Meinung zu bilden.

 

Eine weitere, sehr erfolgreiche Zeit in Deiner Karriere war die Zeit mit Argent. In Zeiten allgemeiner Reunions… wie steht es da bei Dir?

Ich habe vor ein paar Jahren eine Show in England mit ihnen zusammen gespielt für einen guten Zweck. Und bei einer weiteren Tour habe ich auch mal ihren erkrankten Gitarristen ersetzt. Wir haben da keine große Reunion-Sache draus gemacht, es war einfach eine Menge Spaß, aber das muss jetzt nicht ständig sein.

 

Außerdem gibt es das Projekt RD Crusaders

Ja, das ist eine Band die Roger Daltrey u.a. mit Robert Plant, Greg Lake ins Leben gerufen hat gespielt um Geld für wohltätige Zwecke einzuspielen – mit fünf Shows haben wir drei Millionen Pfund eingenommen! Und es werden noch ein paar weitere folgen.