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Silbermond

Interview 2012

Erfolg von der Pike auf: In den letzten acht Jahren haben es die Vier aus Bautzen geschafft, sich in die Spitzengruppe der deutschen Bands  hochzuarbeiten. Ganz ohne Geschenke und Schützenhilfe, einfach nur mit ihrer Musik. Ihr aktuelles Album „Himmel auf“  konnte diesen Erfolgsweg weiter fortsetzen, zur Tour setzen sie jetzt noch einen drauf: Auf „Live in Dresden“, aufgenommen vor 11.000 Zuschauern beim Jubiläumskonzert auf den Elbwiesen dokumentieren sie ihre Live-Qualitäten in Doppel-CD-Länge auf erfrischend natürliche Weise. Am kommenden Dienstag kommen sie in die ÖVB-Arena. Vorher erzählten uns Sängerin Stefanie Kloß und Schlagzeuger Andreas Nowak, was dazugehört(e), um dem Erfolg den Weg zu bahnen.

Euer letztes Studioalbum ist ein rundum gelungenes Albumpaket, oder?

Steffi: Das hören wir natürlich immer gerne, jetzt wo wir uns eineinhalb Jahre eingeigelt hatten und dann rauskommt und sehen möchte, ob es gefällt, was man so abgeliefert hat.

 

Ist prinzipiell das neueste Album das Beste?
Andreas: Ja, das klingt natürlich immer nach Albumpromotion, aber das neueste Album ist einfach das, an dem man emotional am meisten hängt, das am ehesten den aktuellen Band-Zeitgeist widerspiegelt. In zehn Jahren können wir das vielleicht objektiver sagen, welches Album das Beste ist.

 

Das Album beginnt mit „Unter der Oberfläche“ – ist das zugleich auch das Albummotto?

Steffi: Man kann das nicht unbedingt verallgemeinern, aber es ist schon absichtlich so, dass das der erste Song ist, weil wir die Hörer gerne dazu aufrufen möchten, sich das Album etwas genauer anzuhören, weil es ja schon ein paar Songs gibt, die ein bisschen mehr in die Tiefe geht – sowohl musikalisch als auch textlich. Dieses Album ist eben nicht nur vordergründig und zum Feiern. Ich glaube, dass wir mit diesem Album dem Kern von Silbermond einen erheblichen Schritt näher gekommen sind.

 

Ihr habt also das Gefühl, dass das mehr ist, als auf euren bisherigen Alben?

Andreas: Bei der dritten Platte hatten wir mehr Probleme, das so zu gestalten, wie wir das wollten. Bei dem neuen Album haben wir uns mehr Zeit gelassen, haben gute Texte auch noch einmal hinterfragt und deshalb hat für uns – subjektiv – das Album schon  mehr Tiefe.

 

Ihr habt gesagt, ihr wolltet neue Wege gehen – warum war es euch so wichtig, dass das vierte Album neue Pfade beschreitet?

Steffi: Ich weiß es nicht, ob das so bewusst war. Wir haben uns nicht unbedingt gesagt, dass jetzt alles anders werden muss. Aber wir haben uns hingesetzt und geschaut, wie wir drauf sind, worüber wir uns gerade Gedanken machen. Und die Herausforderung war, das so einzufangen. Und im Kern sind die Songs auch ähnlich entstanden wie früher, aber irgendwann sagt man sich auch, dass wir eine bestimmte Melodiefolge nicht schon wieder wollen, dass wir nicht schon wieder mit dieser Akustikgitarre beginnen möchten, einfach auch, um es spannend für uns selbst zu halten. Und dann beginnt man automatisch, sich nach Alternativen umzusehen, die Suche nach neuen Wegen, neuen Beats, nach dem „hey, ich möchte mich selbst zu überraschen“ und dann Spaß daran zu haben, 3 Stunden den Sound eines Klettverschlusses zu basteln, oder in der Damentoilette den Schlagzeughall so aufzufangen, dass es nach großem Raum klingt. Ich find es toll, dass man immer noch diese Neugier in sich hat, und in der Musik auch neue Facetten zu entdecken.

 

Das besondere an Silbermond sind für mich vor allem diese Twist-Momente,  wie in „Ja“ oder die Rockelemente wie in „Waffen“ – ist das auch für Euch der Selbstbeweis, dass ihr nicht nur Popmusik schreiben könnt?

Andreas: Das können wir selber so gar nicht sagen, das ist ja ohnehin auch subjektiv, wie das aufgefasst wird. Aber wir spielen gerne mit diesen Gegensätzen, wir lieben sowohl die rockigen als auch die emotionalen Momente und die Spielerei zwischen diesen beiden Momenten.

 

Inwieweit entspricht diese Band denn noch dem Ideal von Band, das ihr im Kopf hattet, als ihr sie gegründet habt?

Steffi: Zu hundert Prozent! Wir haben nie etwas gegen unsere Prinzipien gemacht und immer gesagt, wir machen das nur so lange, wie wir dazu Spaß haben. Und gerade dieses neue Album hat uns so viel Spaß gemacht wie schon lange nicht mehr. Auch die Texte fielen uns leichter, weil wir uns der Herausforderung gestellt haben und ganz zwanglos daran gegangen sind. Natürlich lernt man von platte zu Platte neu, macht auch Fehler und entscheidet sich vielleicht auch nicht immer optimal, aber dazu sind Fehler ja auch da, dass man daraus lernt.

 

Was hat sich subjektiv für Euch geändert auf dem Weg vom Clubact zum Stadionact?

Andreas: Schwierige Frage. Natürlich ändern sich viele Dinge, man hat eine ganz andere Verantwortung und viel mehr um die Ohren, aber was gleich geblieben ist: Wir sind jetzt gerade im Proberaum und proben die Songs – und das ist eine total schöne Situation für uns – immer noch – und wir können das auch immer noch genießen. Das ist keine Arbeit für uns, das ist, was wir machen wollen – und so lange das so ist, beliebt für uns das Grundprinzip dasselbe.

 

Viele Bands scheitern auf Dauer ja durch die Nähe untereinander – welche Freiräume lasst ihr euch?

Andreas: Ich glaube, das Längste, dass wir uns mal nicht gesehen haben in den letzten 14 Jahren, waren zweieinhalb Wochen. Klingt vielleicht komisch, aber wir sind einfach freundschaftlich verbunden. Und auch bei der Albumproduktion, die wirklich sehr intensiv und mit 12 Stunden im Studio verbunden waren, sind wir danach noch manchmal zusammen weggegangen – einfach weil es uns wichtig war, noch über dies und das zu sprechen. Und ich glaube, wir merken es, wenn es einem nicht so gut tut, und jemand mal Abstand braucht. Und wir wären auch die letzten, die dann nicht sofort die Notbremse ziehen würden – dieses Gespür sollte man als Band haben, und sollte jeder in einem Team füreinander haben.

 

Steffi – du hattest ein sehr gelungenes Duett mit Tom Lüneburger für sein letztes Album, das für Tom sicherlich auch einen neuen Popularitätsschub bedeutet hat – gab es auch Pläne für eine Fortsetzung auf Eurem Album?

Steffi: Wir haben schon mal drüber nachgedacht. Tom ist sogar im Hintergrund auf unserem Album drauf! Auf mehreren Stücken, u.a. auch „Himmel auf“. Aber bislang war es immer so, dass entweder unsere Zeitpläne nicht so wirklich kompatibel waren, oder sich kein Song angeboten hätte. Für uns war Tom – und seine Band Myballoon – ja ein großes Vorbild, aber bislang hat es sich nicht ergeben. Aber prinzipiell sind wir dafür durchaus offen.

 

Das Album ist als Ganzes relativ durchgestylt, wie gesagt eben ein „rundum gelungenes Albumpaket“ – denkt ihr noch in Albumdimensionen? Viele Fans tun das nicht mehr, oder?

Andreas: Wir auf jeden Fall, ja. Wir hatten ja auch mehr als 14 Lieder – und dann macht man sich auch Gedanken über die Dramaturgie und über die Songliste des Albums. Uns geht es darum, ein Album zu schaffen, das man vom ersten bis zum letzten Song durchhören kann.