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Spin Doctors: Am Mittwoch, 25. Januar 2012 live in der Fabrik, Hamburg.

Es ist schon eine Weile her, da galt diese Band zu den Erneuerern des Rock. Auf ihrem 1991er-Debüt „Pocket full of Kryptonite“ verbanden sie 70s-Rock mit Funk, Jazz und Grunge und konnten mit “Two Princes“ und „Jimmy Olsen's Blues“ zwei veritable Hits verbuchen. Leider folgte dieser Initialzündung vorerst nicht viel, weshalb die Band unverdientermaßen in der Versenkung verschwand. Mit der Wiederveröffentlichung des Debüts und einer Deutschland-Tournee wollen sie daran etwas ändern. Ralf Koch mit Gitarrist Eric Schenkman blickt im Gespräch zurück auf die letzten zwanzig Jahre.

 

Hallo Eric, schön, wieder von Euch zu hören!

Ja das stimmt wohl – es ist eine Ewigkeit her, dass wir in Deutschland waren. Ich glaube, 18 Jahre! Aber ich erinnere mich an München, Stuttgart, Hannover. Wir waren vier Jungs, und sobald wir „Kryptonite“ veröffentlicht hatten, ging die Band durch die Decke. Wir hatten eine Menge Erfolg überall.

 

Tja, und in den letzten Jahren habt Ihr Euch v.a. auf die USA konzentriert. Wie kam es zur Idee, das Debüt wiederzuveröffentlichen?

Es ist so, dass wir viel live spielen, und dass wir eine Menge Spaß auf der Bühne haben. Letzten Endes ist es aber so, dass wir immer wieder zurückkommen auf die drei, vier großen Hits, die wir hatten – und die alle auf diesem ersten Album waren. Das könnte fast eine Qual sein, ist es aber nicht, weil diese Songs einfach großartig sind. Aber so kamen wir auf die Idee. Die Idee für die Tour ist, dass wir alle Songs des Albums in ihrer Abfolge spielen – und das Tolle ist, dass „Two Princes“ einmal NICHT der letzte Song des Abends werden wird – weil es nicht der letzte Song des Albums ist. Stattdessen gibt es so viele andere, große Songs, die auf dem Album folgen, für die wir nun endlich die angemessene Zeit haben.

Es ist eine tolle Show.

 

Ihr hattet ja eigentlich kaum je die Chance, NICHT auf dieses Album zurück zu blicken, oder?

Wir hatten eine Zeit, nachdem wir 2005 unser letztes Album veröffentlicht haben, als wir eine Tournee gespielt haben, die wirklich anders war. Das Plattenlabel-Ding war gerade zugrunde gegangen und wir waren wirklich ziemlich frei in dem, was wir machten.

 

Und wenn Du sagst, ihr präsentiert das Album in seiner Abfolge – heißt dass, dass auch die Songs so klingen, wie im Studio? Ich meine, so wie die Spin Doctors klingen, könnte ich mir auch endlose Live-Jam-Sessions vorstellen.

Ja, das stimmt, das könnte es geben. Aber wir wissen, wo wir uns zurückhalten müssen. Ich meine, ein Song wie „Two Princes“ muss gar nicht groß verändert werden, um seine Magie zu entfalten. Und man muss auch vorsichtig sein, die Leute, die diese Hits hören wollen, nicht zu überfordern. Da gibt es andere Songs gegen Ende des Albums. Und verändern müssen wir zwangsläufig hier und da, weil wir nur vier Leute sind, und auf dem Album teilweise bis zu drei Gitarrenspuren zu hören sind.

 

Ich erinnere mich, die Hits „Jimmy Olsen’s Blues“ und „Two Princes“ in der Disko immer wieder gespielt zu haben, und weiß auch, dass sie irgendwo zwischen Lenny Kravitz und Black Crowes passten, aber ehrlich gesagt hatte ich rückblickend die Spin Doctors immer sehr viel mehr Pop- und Funk-orientiert gesehen.

Ja, ich weiß, was Du meinst. Der große Unterschied zwischen den drei genannten Bands ist in der Basslinie, glaube ich. Mark kommt vom Funk und er ist aus Queens, NY – und er spielt nicht nur so, er IST dieser Funk. Unser Sänger, Chris Barron, nennt das immer den Straight Up-Funk, und das ist der Unterschied. Dazu komme ich, ich komme vom Blues, ich liebe Saxofon und Jazz, ich improvisiere gerne. Und wenn Du uns live siehst, dann wirst du feststellen, dass du wirklich tanzen kannst. Die Songs tanzen selber. Aber wir haben keine Grenzen, wir können auch richtig rocken und manchmal tragen uns die Songs auch genau da hin. Ich denke, wir haben auch ein wenig dieses Jazz-Spirits in die Band übertragen können.

 

Wenn ich allerdings heute das Album höre, scheint dieser Unterschied gar nicht mehr so frappierend.

Ja, das war, was ich eigentlich sagen wollte. Es hängt von der Perspektive ab. Die Spin Doctors kamen nach Living Colour und der New Yorker Punkrock-Bewegung – und dieser Sound hat die Spin Doctors beeinflusst. Heute ist Funk-beeinflusster Rock nichts Ungewöhnliches mehr, aber wir sprechen hier von 1991 – da gab es davon noch nicht viel, da gab es vieles in der Musik noch nicht. Heute hört man das anders, da kann man sich auch auf andere Sachen in der Musik konzentrieren. Deswegen nimmt man dieses Album heute ganz anders wahr. Als ich das Album zum ersten Mal wieder gehört habe, war ich ehrlich gesagt überrascht, wie gut der Sound ist! (lacht)

 

Alle großen Hits, für die ihr bekannt seid, sind auf diesem ersten Album. Was ist danach passiert? Wo war die Inspiration hin?

Musik ist nichts für’s Geschäftliche. In unserem Fall war es so, dass wir wirklich viel Material hatten, bevor wir einen Plattendeal bekamen, wir hatten ein paar Tapes gemacht, das wir bei unseren Gigs verkauften, und dann kam das Debütalbum, die Band wurde blitzartig sehr bekannt, und Sony wollte sofort ein zweites Album. Und damit ist die Band nicht klargekommen. Wir waren noch beschäftigt, mit dem ersten Album zu touren, und die Bosse wollten Nachschub. Um den hatten wir uns nicht gekümmert.

Kurz danach hab ich die Band verlassen, dann verlor Chris seine Stimme und die Band zerbrach. 2001 wollte es das Schicksal, dass UNSER alter Live-Club geschlossen wurde und wir ein Abschiedskonzert spielen sollten. Wir kamen wieder zusammen – und die Chemie stimmte sofort wieder. 2005 haben wir ein das Album „Nice Talking to Me“ veröffentlicht, und ich glaube, das kommt dem am nächsten, was wir als zweites Album hätten veröffentlichen sollen. „Turn it upside down“ war nicht schlecht, aber so wie es war, kam es zu früh heraus. Aber das ist ein weiterer Grund dafür, dass wir „Kryptonite“ noch einmal zelebrieren wollen, weil wir kein „One-Hit-Wonder“ sind. Wir möchten an die Band erinnern und dann mit einem weiteren Album nachlegen. Ich hoffe, man lässt uns. Wir sitzen auf einem Stapel neuer Songs.

 

Das Album kommt mit einer Bonus Disk mit den frühen Demos der Band.

Ja, sie zeichnen den Weg der Band nach. Ich meine, die frühen Songs sind größtenteils in meiner Wohnung in New York entstanden, und diese Songs sind über das Leben in New York. Sie beschreiben den Spirit, den diese Band damals hatte. Es macht Spaß, sie zu hören, auch für mich.

 

Könnt ihr vom Airplay der ersten Hits noch leben?

Es hat eine Menge eingespielt, das stimmt. Keiner von uns lebt in einem Schloss, aber wir müssen auch nicht hungern. Und das will schon was heißen, schließlich ist es heute nicht so einfach, im Musikbusiness zu überleben – v.a. nicht mit seiner eigenen Musik. Wir sind alle in unseren Seitenprojekten, ich habe meine Band in Toronto, wo ich jetzt lebe, Chris hat seine Soloalben, daneben spielen wir noch in ein paar anderen Bands – es ist nicht einfach. Aber ich möchte mich gar nicht beklagen.

 

Ich habe in Wiki gesehen, dass Ivan Neville eine Zeit in der Band war?

Ja, das war, als ich nicht drin war, und bevor Chris seine Stimme verlor. Da kannst Du mal sehen, wo diese Band stand… (lacht), so berühmte Leute haben da mitgespielt. Aber Ivan war schon der bekannteste.

 

Er hatte mal ein tolles Soloalbum „If my Ancestors could see me now“.

Oh Man, ich liebe Ivan, er hatte ein paar tolle Soloalben. Ich habe Ivan Jahre später in L.A. getroffen, als wir da gespielt haben, und er da war.