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Spock's Beard II:  Alan Morse und Nick D´Virgilio

Interview 2004

 

Das vielleicht mit der größten Spannung erwartete Progressivrock-Album des Jahres! Wie würde es weiter gehen ohne Neal Morse? Wie sollte man die Vorabmeldungen deuten, die von einem ´härteren, strafferen Sound´ sprachen? Seit dem 30. Juni können wir kollektiv aufatmen – rockiger ja, auch ein bisschen rauher vielleicht, aber trotzdem doch mit allen wichtigen S.B.-Trademarks – und vor allem mit einem brillantem, abwechslunsgreichem Sänger Nick D´Virgilio. Zu den Hintergründen hier ein Gespräch mit den beiden neuen ´Frontmen´, Neal´s Bruder Alan Morse und Nick.

 

Alan, das erste Album ohne Neal – wie war es für Dich?

Es hat Spaß gemacht! Es war gut!

 

Was war anders?

Neal war nicht da (lacht). Nein, ich denke, es ist ein bisschen anders geworden, als unsere früheren Sachen. Und Ich hatte einen wesentlich größeren kreativen Input. Wir alle hatten. Mehr als je, ich meine jeder von uns hat mindestens einen der Songs geschrieben.

 

War es logisch, dass die Musik sich geändert hat?

Es passierte einfach. Wir hatten Diskussionen darüber, und wir waren uns einig, dass wir in diese Richtung gehen. Um ehrlich zu sein, für mich war es keine bewusste Entscheidung, für mich klingt es gar nicht so anders. Das Album klingt eher wie die Demo-Mixe zu den bisherigen Alben – eben gitarrenorientierter. Nur wurde das in der Vergangenheit meist im Endmix reduziert – bzw. es kamen immer noch so viele Elemente dazu, dass die Gitarre weniger dominant und laut war.

 

Du meinst also, Deine Gitarre wurde früher zu sehr in den Hintergrund gedrängt.

Nein, ich jetzt nicht übertreiben, aber sie waren nicht ganz so laut, wie ich sie gerne gehabt hätte.

 

Ich denke, die neue Produktion ist sehr rockig.

Ja, ich würde sogar sagen, es ist vielleicht die Platte, die am besten klingt bisher. Rich (Mouser) hat einen tollen Job gemacht. Er war dieses Mal auch schon während der Aufnahmen dabei, also hatte er einen etwas größeren Einfluss als früher.

 

Und offensichtlich ist er auch eher der Gitarren-Typ.

Ja, er mag Gitarren (lacht). Er spielt auch selber Gitarre (lacht). Nein, der Sound ist einfach offener, es gibt weniger Lagen, die übereinander gelegt wurde, vor allem was die Keyboards betrifft.

 

Ich fragte mich gerade, was Ryo wohl dazu gesagt hat...

...ich habe nicht gehört, dass er sich beschwert hätte. Ich meine, es gibt ja trotzdem viele Keyboard-Parts...

 

...naja, und er hatte eh immer diese Rock´n´Roll-Attitüde.

Ja, das stimmt. Und außerdem spielt er nun alle Keyboard-Parts alleine, also worüber sollte er sich beschweren?

 

Wann habt Ihr Euch entschieden, weiterzumachen, wann habt Ihr angefangen, Songs für das neue Album zu schreiben?

Eigentlich sofort, als klar wurde, dass Neal seine Meinung nicht ändern würde. Aber ich habe eh schon immer geschrieben

 

Hast Du schon immer geschrieben?

Ja, aber es ist nicht viel davon auf Spock´s Alben gelandet (lacht)

 

Habt Ihr anfangs darüber nachgedacht, einen neuen Sänger zu holen?

Ja, nachgedacht haben wir darüber. Aber Nick sagte, er wolle das machen, er könnte sich das vorstellen. Und er hatte eh schon immer mitgesungen, er wusste also am ehesten, worum es ging. Und war er auch am ehesten der, den man mit Spock´s Beard identifizieren würde. Und ich bin froh, dass wir uns so entschieden haben, er ist exzellent! Spätestens, als wir anfingen, aufzunehmen, dachte ich nur noch, `Oh Mann, keine weiteren Fragen´.

 

Manchmal klingt er sogar wie Neal, würde ich sagen. Wie am Anfang von „Bottom Line“. Aber insgesamt singt er einfach unglaublich abwechslungsreich.

Ja, bisher kannten wir nur seine hohe Stimme, und ich dachte, sie hätten eine eher sehr unterschiedliche Stimme, aber jetzt wissen wir erst, welche Kapazitäten er hat! Die Songs sind fast so etwas wie ein „Nick´s Vocal Showcase“ geworden (lacht).

 

Habt Ihr schon mal alte Songs ausprobiert?

Nein bisher nicht, aber ich glaube nicht, dass das ein Problem wird.

 

Du meinst also, er wird auch keine Probleme haben, das den ganzen Abend und sogar eine ganze Tour durchzuhalten?

Nein, das macht mir auch keine Sorgen. Seine Stimme ist sehr stark.

 

Und auf Tour werdet Ihr also einen neuen Drummer nehmen?

Ja, so ist das geplant. Nick wird zwar bestimmt zwischendurch auch ans Schlagzeug gehen, aber in erster Linie wird er der Frontmann sein. 

 

Zwei der Songs auf dem neuen Album sind von Dir – „Onomatopeia“ und „East of Eden“.

Ja, und einer der Bonustracks auf dem Digipack. „Onomatopeia“ ist ein ziemlich straighter Rocksong geworden, abgesehen von der Bridge. Und „East of Eden, West of Memphis“, den wir zusammen geschrieben haben. Der basiert auf einem Riff, den ich schon vor längerer Zeit mal aufgenommen hatte. Ich glaube sogar vor „Snow“ schon. Und als ich mich so durch meine Ideen hörte, dachte ich, ´hey das ist doch etwas, was man weiter verfolgen sollte´. Das ist mein Lieblingstrack, einfach weil er so abwechslungsreich ist – und weil Ryo da sein vielleicht bestes Solo jemals aufgenommen hat.

 

East of Eden könnte fast eine Single sein!

Ja, wenn wir den progressiven Schwanz abschneiden. Wir sollten darüber nachdenken.

 

Wie viele Songs hattet Ihr, aus denen Ihr auswählen konntet?

Gar nicht so viele mehr, als wir jetzt im Endeffekt auf dem Album und der Bonus-Disc verewigt haben. Wir hatten nur die guten Ideen weiter bearbeitet, und im Endeffekt wollten wir das Album ja auch so schnell wie möglich veröffentlichen.

 

Auf der Bonus-Disc hört man Dich sogar singen!

Ja, mit Spock´s Beard ist das mein Debüt. I´m steppin out! (lacht)

 

Spielt Ihr den live?

Ich weiß es noch nicht, ich glaube eher nicht.

 

Was wollt Ihr überhaupt live spielen?

Natürlich viel von dem neuen Album, und natürlich eine Menge „Snow“, das gab´s ja bisher auch kaum live bisher. Und dann natürlich die Klassiker, vielleicht ein paar Specials. Ich denke, es könnte schon etwas anders werden.

 

 

Was hat sich geändert für Euch im Hinblick auf Eure Position in der Band?

Ich denke, es ist etwas ausgeglichener geworden. Neal war ja schon der Frontmann bisher.

 

Ich hatte mehrmals mit Neal über Veränderungen gesprochen, und er sagte immer, er könne nur machen, was aus ihm heraus kommt. Nun ist er weg, und ihr habt wirklich geschafft, den Spock´s Sound mit neuen Elementen zu erweitern. War Neal´s Abschied die Chance dafür?

Hmm, vielleicht. Ich meine, wir haben immer versucht, ein paar neue Elemente mit hineinzubringen, aber es gab immer Dinge, die Neal nicht so mochte, und die wir deswegen einfach nicht gemacht haben. Und solche Sachen haben wir jetzt vielleicht mehr gemacht.

 

So wie die rockigere Seite?

Nicht ganz so, ich denke das eher an die Sequenzer-Sachen.

 

Das wäre das andere, was ich gefragt hätte...

Ja, er mochte das nie so. Ich denke, er hätte den neuen Titeltrack nicht gemocht. Er ist mehr der Song-Typ, weniger der „Vibe-Typ“. Bei „Feel Euphoria“ hätte er gefragt, ´hey, wo ist der Song´?

 

Das war im Prinzip der einzige Song, von dem ich dachte, ob e nicht doch ein bisschen zu weit ginge...

Findest Du? Vielleicht ist es das, aber wir haben´s probiert! Am Anfang war das ein Instrumentalsong, und wir hatten ihn mehr oder weniger fertig, als Nick sagte, er hätte vielleicht doch einen Text dafür.

 

Und am Ende wurde er sogar das Titelstück!

Ja, irgendwie musste man das ja nennen, und von den Titeln war es der einzige, der gut für einen Titel war.

 

Er meint also nicht wirklich etwas für Dich? Ich meine man könnte eine Menge hinein interpretieren...

Nicht unbedingt. Hmm. Klingt doch cool. Tja, vielleicht haben wir diese Euphorie gefühlt.

 

Alan, ich muss das jetzt fragen: was macht Neal?

Er arbeitet an seinem Soloalbum.

 

Wirklich? Warum kann er das und nicht bei Spock´s Beard sein?

Ich habe keine Ahnung, frag mich nicht. Das musst Du ihn fragen. Ist schon ein bisschen seltsam.

 

Aus heutiger Sicht: hättest Du lieber, dass er zurück kommt?

Well, jetzt im Moment eher nicht. Aber ich will nicht sagen, dass es nicht passieren könnte. Ich weiß nicht, vielleicht könnte es passieren.

 

Ich meine a auch nicht, ob das passieren könnte, sondern ob Du das wolltest!

Hmm. Im Moment müsste ich das nicht haben. Wir wollen erst einmal sehen, was wir ohne ihn erreichen können. Denn wer kann schon sagen, ob es jemals wieder anders werden wird. Momentan gibt es keine solche Pläne.

 

Wie geht´s seiner Tochter?

Gut. Wunderbar.

 

Ich meine sie war ja ein Auslöser für Neal, oder?

Vielleicht. Ich weiß nicht, ob das wirklich so war.

 

Ich will Ihr das ja jetzt nicht in die Stube schieben

Klar, die Yoko Ono für Spock´s Beard (lacht). I´m kidding, I´m kidding! Es war seine Entscheidung, er wollte mehr bei seiner Familie sein.

 

 

Teil II: 

Nick D´Virgilio war zum Zeitpunkt unseres Gesprächs gerade an der Ostküste auf Tour mit Fates Warning - in dem unglaublichen Package mit Dream Theater und Queensryche! Nick, wie kamen sie auf Dich?

Der Drummer hatte familiäre Probleme, und irgendjemand gab Irgendjemandem meine Nummer, also helfe ich aus.

 

Wer ist Headliner?

Queensryche und Dream Theater wechseln sich ab, Fates sind der Opener.

 

Haben Fates Warning denn ein neues Album?

Nein.

 

Aber Ihr habt ein neues Album! Und was für ein großartiges dazu! Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich etwas Angst hatte, bevor ich es zum ersten Mal hörte... was ist anders für Dich?

Oh, a whole hell of a lot! Ich bin jetzt halber Bandleader zusammen mit Alan, ich singe, ich schreibe Songs, es bedeutet definitiv eine Menge mehr Arbeit. Aber es ist ok für mich.

 

Wie war es, zum ersten Mal ohne Neal aufzunehmen?

Ein bisschen seltsam erst, aber wir haben´s ziemlich schnell hingekriegt. Es dauerte erst einmal ein bisschen, bis wir im richtigen Vibe waren, bis wir einen neuen Weg gefudnen hatten. Neal hatte ein bestimmte Art zu arbeiten, da mussten wir uns erst einmal umgewöhnen.

 

War es logisch, dass sich der Stil ein bisschen ändert?

Ich glaube schon. Natürlich wollten wir schon prinzipiell weiter laufen lassen, was wir in all den Jahren erreicht hatten. Aber ich hatte Lust, die Sache etwas rockiger zu machen, weil es das ist, was ich momentan gerne mag. Aber natürlich sollte es keine allzu große Veränderung werden. Ich glaube, wir haben einen guten Mittelweg gefunden.

 

Ist das der Stil, den Ihr wolltet, oder ist das ein erster Schritt irgendwo hin?

Ich weiß nicht, wo es uns hinführt, aber wir sind 100%ig zufrieden mit dem was es jetzt ist. Es hat einfach Spaß gemacht.

 

War Neals Weggang nötig, um diese Änderung zu ermöglichen?

Absolut! Ich habe seit Jahren versucht, mehr für die Band zu schreiben, habe Songideen eingebracht, aber dann kam Neal wieder mit einem Riesenhaufen neuer Ideen, und im Endeffekt haben wir doch die verwendet, weil die einfach zu gut waren.

 

Neal hat die meisten Songs eingebracht – wie sehr war es also sein Baby?

Lustig, dass Du das fragst, da war gerade eine solche Diskussion im Internet. S.B. waren immer definitiv eine Band, wir alle 5 haben alle dazu beigetragen, wie es am Ende geklungen hat. Es war egal, von wem die Musik kam. Al, Neal und ich haben diese Band gegründet, Neal war nur einfach der Hauptsongwriter. So sehe ich das zumindest, es mag andere Meinungen geben.

 

War es ein Schock, als Neal seinen Abschied verkündete.

Total. Ich wusste gar nicht, worüber er redet. Ich dachte, er sei verrückt. Nach all den Jahren. Aber dann haben wir darüber geredet, und es war ziemlich schnell klar, dass wir weitermachen wollten. Also fing ich an, neue Songs zu schreiben, Alan fing an, und als klar war, dass es so bleiben würde, haben wir die Chance am Schopf gepackt.

 

Habt Ihr eigentlich andere Sänger ausprobiert?

Nein, um ehrlich zu sein, ich wollte singen. Von Anfang an. Ich musste die anderen erst ein bisschen überzeugen, aber ich war mir sicher, dass es das war, was ich wollte. Schon immer eigentlich. Es war eigentlich nur eine natürlich Entwicklung für mich.

 

Hast Du Gesangsunterricht genommen?

Nein, ich singe, seit ich ein kleines Kind bin. Ich habe auch schon mal Gesangsunterricht genommen, aber ich glaube, ich meine Stimme reift, je älter ich werde.

 

Ja, aber nicht einmal auf Deinem Soloalbum warst Du so vielseitig!

Nein, ich weiß. Vielleicht fehlte mir einfach die Gelegenheit. Und dann bin ich da rein gewachsen. Ich habe mehr versucht, wie ein Rocksänger zu singen, habe viele andere Sänger studiert – Chris Cornell, David Sylvian, Dio, Zeppelin, all so was.

 

David Sylvian – was für ein Rocksänger...

Ja, ich weiß, aber er hat einfach den Vibe!

 

Sind Singles geplant?

Ich hoffe es. Erst einmal muss der Ball ins Rollen kommen. Der erste Teil von „East of Eden“ wäre gut, oder „Shining Star“ vielleicht, auch wenn das mehr eine normale Pop-Rockballade ist. Aber wir versuchen, so viel wie möglich mit diesem Album zu erreichen.

 

Schade eigentlich, dass „Snow“ durch Neals Ausstieg so untergegangen ist!

Ich weiß, es ist eine Schande. Ich hatte so große Pläne mit „Snow“, also ist es sehr schade, dass wir nicht dazu gekommen sind, da mehr draus zu machen. Aber so ist das Leben, was hätten wir machen sollen? Aber „Snow“ wird einen großen Teil unserer Live-Shows ausmachen, denke ich. Soweit ich dazu komme, versuche ich schon, mir ein paar Gedanken zu den Shows zu machen. Im Oktober geht´s in Europa los!

 

Nochmal zurück zu Neal: warst Du enttäuscht über seine Entscheidung?

Ja. Absolut. Sicher.

 

Mittlerweile bist Du der Frontmann – würdest Du wollen, dass er zurück kommt?

Ooh Jesus! Nein. Das bezweifle ich. Es hat sich viel geändert. Ich meine, man kann nicht wirklich nein sagen, aber im Moment? Nein. Ich habe so viel Zeit und Mühe darauf verwendet, um das jetzt zurück zu ändern. Niemand kann sagen, wie es in der Zukunft wird, aber momentan müssen wir erst einmal sehen, wie weit wir es so schaffen. Aber wir werden sehen, was passiert, passiert, ich bin immer offen für neue Dinge.

 

Warum kann Neal an seinem Soloalbum arbeiten, und nicht bei Spock´s Beard singen?

Ich habe mir die selbe Frage so oft gestellt, aber ich weiß es nicht. Ich habe aufgehört, mir darüber Gedanken zu machen. Das Leben geht weiter, dies ist mein Fokus jetzt.

 

Hast Du einen Lieblings-Track auf dem neuen Album?

Ich weiß es nicht. Es sind viele. Ich mag „The Bottom Line“ sehr, „Carry on“, „A Guy named Sid“. Und „Feel Euphoria“, da ist einfach so viel Energie drin. Und so viel Spaß, wir haben noch nie so etwas gemacht. Ich liebe, dass es so verrückt ist. Das wird live der Hammer werden: ich schließe meine Augen und dresche auf die Fälle ein und wir werden immer schneller - der Song hat Befreiungsqualitäten für mich.

 

Das wird also einer der Songs, in denen Du wieder Drums spielst?

Ja, den lasse ich mir nicht nehmen.

 

Erstaunlicherweise habe ich etwas von Plänen für weitere Akustik-Gigs gelesen – wie werden die aussehen, und werden wir hier auch in den Genuss kommen?

Von mir aus gerne! Wir touren Europa im Oktober, in den Staaten im November, und dann werden wir ungefähr im Februar noch einmal nach Europa kommen. Und dazwischen wäre die Möglichkeit, ein paar Shows bei Euch zu geben. Nur ich alleine. Mal sehen, ob das klappt!