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Johannes Strate

 Interview 2011 - Interviews mit Revolverheld gibt es HIER. 

„Die Zeichen stehen auf Sturm“ – der Titel könnte etwas in die Irre führen, denn das erste Soloalbum des Revolverheld-Sängers ist alles andere als stürmisch. Eher ruhig, akustisch und mit verschiedenen instrumentellen Spielereien versehen, stellt es vor allem die Stimme des Frontmannes in den Mittelpunkt. Hier spricht er über die Beweggründe für den Soloausflug. 

 
War dieses Album nötig, um deinen Frieden mit dir zu machen – um mal deinen Album-Opener zu zitieren?

Der Song ist zwar geschrieben aus der Perspektive eines alten Mannes geschrieben ist, der zurückschaut auf sein Leben und feststellt, dass es ganz ok gelaufen ist, aber, ja, ich mache mit diesem Album natürlich auch meinen Frieden. Aber den hatte ich vorher auch schon.

 

Es ist ja immer die Frage – wozu ein Soloalbum?

Bei mir ist der Grund, dass ich sehr viel verschiedene Musik höre – und auch schreibe, und mit Revolverheld sind es eben eher die lauten Klänge und verzerrten Gitarren, und die waren ja auch sehr gefragt, als die Band so abging in den letzten Jahren. Deswegen hab ich in der Richtung auch viel geschrieben in den letzten Jahren, aber nebenbei gab es parallel auch immer ruhige Songs – und die passten weder textlich noch musikalisch zu Revolverheld.

 

Viele sagen ja auch, wie ein Song letztendlich klingt, ist nur eine Frage der Umsetzung, also des Arrangements. Warum also hätten diese Songs keine Revolverheld-Songs sein können?

Ich glaube, sie sind textlich etwas verkopfter, etwas mehr um die Ecke gedacht, bei Revolverheld geht es doch eher gerade heraus. Und musikalisch passte zu diesen Songs eben auch die leise Umsetzung, teilweise mit Bläsern – das ist alles sehr anders. Bei Revolverheld gehen wir in den Proberaum mit einer Idee, schrauben daran herum und jeder bringt sich ein, und am Ende gehen 5 Jungs aus dem Proberaum und sagen „Yes, wir haben einen geilen Song geschrieben!“ Ich war bei diesen kleinen, persönlichen Geschichten einfach nicht bereit, die in diese Banddemokratie zu werfen.

 

Die Songs sind also noch mehr von dir?

Ja, es sind auf jeden Fall meine kleinen, persönlichen Geschichten. Die hab ich nicht alle selber so erlebt, aber ich habe eine persönliche Beziehung dazu.

 

Ist das jetzt das Soloexperiment oder der Anfang vom Ende?

Nee (lacht), das ist jetzt das Soloexperiment. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass das weitergeht. Nach dem Winter wollen wir neue Songs mit der Band schreiben, dann kommt irgendwann ein Album, aber ich will nicht ausschließen, dass es ein zweites Soloalbum gibt.

 

Und die Songs des Soloalbums sind jetzt ein Best-of deiner Solosongs, oder sind die in einer bestimmten Phase entstanden?
Das ist in der Tat ein Best-of, der älteste Song ist rund 7 Jahre alt.

 

Wie siehst du denn die Entwicklung mit Revolverheld eigentlich – von der „Generation Rock“ zur NDR2-Dauerrotation mit der letzten Single.

Man wird ja auch älter… (lacht). Über den Song „Generation Rock“ kann ich heute natürlich auch schmunzeln, das war unsere Vergangenheit, ist Teil meiner Geschichte, aber es stimmt natürlich, das letzte Album hat natürlich damit nicht mehr so viel zu tun. Aber ich meine auch, dass man Texte nicht allzu wichtig nehmen sollte. „Generation Rock“ war natürlich mit einem Augenzwinkern – auch damals schon. Es ging ja auch nicht darum, dass wir die neue Genration Rock waren, das wäre wohl etwas vermessen. Das war einfach nur der Aufruf, aufzustehen, seinen Arsch hochzukriegen und etwas zu unternehmen – statt immer nur zu meckern. Das können nämlich sehr viele sehr gut… Und der Song hat das eben auch auf eine andere Art erzählt, als z.B. „Spinner“ vom letzten Album.

 

Das Duett „Rosalinde“ ist mit?

Meinem Papa. Der hat schon seit den 60ern Musik gemacht, früher viel Jazz in Kneipen, und auch Chansons, und ich bin damit aufgewachsen. Und seit 1966 ist er im Sommer immer auf Spiekeroog, anfangs hat er in einer kleinen Kneipe gespielt und am Strand geschlafen, heute ist er „der Dünensänger“, d.h. er leitet Touristen zum Singen an. Und diesen Song gibt es schon seit den 70er Jahren, geschrieben von einem Musikerpaar aus Worpswede, und es war immer mein Traum, den mal aufzunehmen. Und das fand ich jetzt ganz passend – auch mit meinem Vater den Song im Wohnzimmer aufzunehmen, und meine Mama singt im Hintergrund, das war sehr schön.  Faszinierend dabei war für mich, zu sehen, wie ähnlich unsere Stimmen sind.

 

Und wer ist „Anna“?

Darüber spreche ich nicht.

 

Aber es gibt sie?

Ja, darüber spreche ich ja nicht. Nee, damit hab ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht, deswegen lasse ich das jetzt lieber. Der Song muss für sich selbst sprechen.

 

Warum ist die Soloerfahrung so wichtig? Man hat die ganze Arbeit alleine, muss die Schelte ganz alleine einstecken…

Ich kann da nur für mich selber sprechen, aber ich wollte die Erfahrung einfach mal alleine machen. Abgesehen davon, dass mir die Songs eben zu persönlich waren für den Bandkontext. Wie fühlt es sich an, mal alles selbst zu machen.

 

Ist das auch ein „Ego-Ding“, zu sehen, wie viel von dem Erfolg, den man mit der Band hat, von einem selbst komm? Ich meine, so als Sänger…

Das Ego-Ding weniger bezogen auf den Erfolg, als vielmehr, zu sehen, was dabei herauskommt, wenn man das alleine macht. Das ist das Spannende, und das Experiment auch. Das war mein persönliches Interesse, das zu sehen. Das Ego-Erfolgs-Ding sollte ja bei allen Sängern befriedigt sein.

 

Ja, aber es ist ja immer nur ein Fünftel des Gesamterfolges…

Das stimmt, ja, aber man muss ja auch ehrlich sein, der Sänger steht ja immer am meisten im Mittelpunkt. Wer da nicht befriedigt ist, dem ist dann auch nicht mehr zu helfen.

 

Die wird aber nur in dem einen Song beschrieben, oder gibt es denn noch andere Songs über Anna?

Jetzt durch die Hintertür? Ich meine, da spreche ich ja nicht drüber.

 

Klar. Aber du kannst ja über andere Songs sprechen, die auch über Anna sind…

Nee, ich hab ja schon gesagt, dass nicht alle Songs autobiografisch sind und manche Songs ja auch mehrere Personen zusammenfassen. Z.B. „Es tut mir weh dich so zu sehen“ ist…

 

…nicht über Anna?

Nein, es ist keine Frau direkt angesprochen.

 

OK, dann hab ich auch keine weiteren Frage mehr.

Lacht.

 

Doch: Zu den Konzerten: Erstmal gibt es Dich am 23.11. in Jever mit den Wingenfelders!

Ja, klasse. Ich war früher totaler Fury Fan und dann rufen die Jungs an und fragen ob ich mit will. Das passte natürlich super. Und ich find das total spannend, was die da machen. Da freu ich mich schon drauf.

 

Und danach geht’s auf Solotour – u.a. in Bremen am 4. Dezember im Modernes.

Ja, mit Band, mein Freund Philip Steinke, mein Produzent, der an allen Instrumenten einfach alles kann, die Sau. Und Dennis von den Fotos, einer meiner ältesten Freunde, mit dem hab ich in meiner ersten (Schul-)=Band gespielt. Er kommt aus Osterholz-Scharmbeck, ich aus Worpswede. Am Schlagzeug sitzt Marco Möller, der war u.a. bei Asher Lane und am Bass ist Rodriguez aus Berlin.