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Survivior

 Interview 1999

 

Oops, die gibt´s auch noch? Das war meine erste Reaktion auf diese Interviewanfrage. Kein Wunder eigentlich: ihr 99er Album “Empires” ist das erste seit exakt 10 Jahren. Also eine weitere Band, die mal wieder aus dem Altenteil zurückkehrt, um ein paar Mäuse zu machen? Ein paar überraschende Antworten für Ralf Koch im Gespräch mit Sänger Jimi Jamison und Drummer Klay Schroedel.

 

Zehn Jahre ist es her, seit dem ihr das letzte Album veröffentlicht habt – was habt ihr die ganze Zeit gemacht?

Jimi: Nun, eigentlich waren wir die ganze Zeit auf Tournee oder waren sonstwie irgendwie präsent. Also nicht die ganze Zeit über, aber immer ein paar Tage in der Woche haben wir gespielt – irgendwo in den Staaten, in Südamerika oder auch Japan. Wir waren sogar in Deutschland, kurz bevor wir ins Studio gingen.

Echt? Ihr wart die ganze Zeit zusammen?

Jimi: Ja, ein paar Mitglieder haben gewechselt, aber die Musik war immer die selbe. “The Song remains the same”.

Wann habt ihr euch dann entschieden, wieder ins Studio zu gehen?

Jimi: Wir waren vor ein paar Jahren auf einem kleinen Abstecher in Deutschland, und unser Promoter war so begeistert von uns, dass er sagte, wir müssen mal wieder eine Platte machen. Über ihn kamen wir dann mit USG Records zusammen, und dann ging alles von alleine. Eigentlich waren wir gar nicht auf der Suche nach einem neuen Deal, aber es passierte einfach.

Das klingt, als wenn es euch auch nicht weiter gestört hätte, wenn ihr keine neue Platte aufgenommen hättet... ich meine, war für euch dieser Teil der Story schon beendet? 10 Jahre lang durch die Welt tingeln mit dem alten Songs?

Jimi: Nee, es waren ja schon auch immer wieder neue dazugekommen. Aber es stimmt schon. Ich meine, “live” sind wir immer ganz gut angekommen, aber wir waren uns nicht so sicher, ob die Leute noch eine neue Platte hören wollten, immerhin scheint diese Art Musik im Radio ja tot. Aber dann haben wir auch durch den Erfolg auf der Bühne unser Selbstbewußtsein wiedergewonnen. Und sobald du dich mit so einem Gedanken auseinandersetzt, lässt er dich eh nicht mehr los.

Und die Songs, die in den Jahren entstanden sind, sind im Endeffekt auf dem Album gelandet?

Klay: Lange nicht alle. Manche sind auch ganz neu, viele sind einfach unter den Tisch gefallen. Es ist so eine Art “best-of” der letzten 10 Jahre, aufgefrischt mit einer ganzen Menge ganz neuen Songs. Aber alle sind im Prinzip unveröffentlicht – bis auf die erste Single “The Moment of Truth”, die ja schon eine Weile in Baywatch läuft.

Ich bin ehrlich gesagt kein Baywatch-Fan...

Jimi: ...Nein ich auch nicht, aber ich mag den Song... und die Mädels

... ja ich auch. Wann ist er entstanden? Und seit wann läuft er in der Serie?

Jimi: Die ursprüngliche Fassung wurde schon 1991 geschrieben und seit drei oder vier Jahren läuft er in der Serie. Der Lizenzvertrag wurde gerade wieder verlängert. Er war aber eigentlich nie ganz fertig, immer nur ein halber Song. Und für das Album haben wir ihn endlich fertiggestellt.

Und ihr könnt endlich sagen, wenn ihr den Song aus der Serie sucht, er ist auf diesem Album! Kauft das!

Jimi: Genau richtig. Ist ja die richtige Promotion.

Lasst uns über das neue Album reden. Warum der Titel?

Jimi: Der Song ist schon etwas älter. Und irgendwann kam uns die Idee, ihn zur Albumtitel-Grundlage zu machen, so mit den ganzen großen “Empires” der Jahrhunderte in den Sternen abgedruckt

Etwas schwer zu lesen in der CD-Covergröße... Warum der fade out am Ende von dem Song?

Klay: Es gab so viele Wiederholungen von dem Refrain und steigerte sich erst zu spät zu diesem Finale – also haben wir etwas in der Mitte herausgeschnitten. Und das auf diese Weise zu tun, erschien uns eigentlich ganz witzig.

Zusätzlich ist “Empires” auch der Song mit dem Duett – ein absoluter Höhepunkt, warum nur ein einmaliges Experiment?

Jimi: Ja, das haben wir zum ersten Mal gemacht.

Super. Wer ist Lisa Frazier?

Klay: Sie hat schon für viele Leute gesungen – George Michael, und viele andere, und ich hatte schon vorher mit ihr gearbeitet und liebe ihre Stimme. Also schlug ich vor, mal ein Duett auszuprobieren – und bei Empires bot sich das am meisten an. Und Jimi fand´s auch gut, also ist es mit drauf.

Am Ende habt ihr noch zwei Live Versionen mit drauf gepackt – ein zusätzliches Kaufargument, oder eine Gedächtnisstütze dafür, was Survivor bekannt gemacht hat?

Jimi: Nein, ich bin mittlerweile der Meinung, dass jede Band verpflichtet wedren sollte, ein paar Live-Tracks mit auf ihre CDs zu pressen, damit jeder hören kann, wie sich die Band wirklich anhört. Ich meine, das ist ehrlich. Es gibt nämlich so viele Bands, die es einfach nicht wert sind, live zu sehen.

Glaubt ihr, dass die Live-Aufnahmen an die Qualität der Studioaufnahmen herankommen?

Jimi: Studioaufnahmen sind immer besser, aber bei den Live-Sachen kommt es ja auf das Feeling, auf die Interaktion zwischen Band und Publikum an.

Nun, ihr habt in den letzten Jahren ja viel Erfahrung sammeln können – was können wir also von euren Konzerten erwarten? Ihr spielt 10 Gigs in Deutschland – ja verdammt viel, oder?

Klay: Wir haben eine deutsche Plattenfirma, Deutschland ist der erste Ort, wo die CD veröffentlicht wird, und außerdem ist es der zweitbeste Markt für uns (nach USA, aber noch vor Japan! Anm. d. Red.). Ja, und wir werden euch die Socken heiß spielen!

Jimi: Ja, wir werden guten Rock bringen, und ein paar nackte Frauen, und... nein, wir werden keine bombastischen Shows machen. Viel Licht, ein bisschen Rauch und jede Menge “good feelings”. Das worauf es eben ankommt, ich meine, wir sind nicht Motley Crue, die nur mit Gummipuppen und Explosionen Wirkung erreichen können. Survivor haben das nicht nötig!

Und spielt ihr überall so viele Gigs?

Jimi: Ja, so nach und nach. Wir haben schon ein paar Angebote für eine Millenium-Show. Vielleicht mit Starship zusammen.

Die gibt´s auch noch? Also jetzt nicht Jefferson Starship, oder?

Jimi: Neenee, Starship sind viel besser als diese Alt-Rocker Jefferson Starship. Wir haben in der Vergangenheit schon öfter mit Starship gespielt.

Apropos andere Bands – es gab da noch zwei weitere Namen, die mit Dir, Jimi, in Verbindung gebracht wurden: Deep Purple wollten Dich als Sänger. Was ist passiert?

Jimi: Ja, das war eigentlich ein Traum, der wahr wurde. Ich meine, eigentlich habe ich nie wirklich daran gedacht, dass das mal passieren würde, aber ich war schon immer Deep Purple Fan, habe schon immer ihre Songs gespielt, und jetzt sollte ich plötzlich ihr Sänger werden! Wir spielten ein paar Wochen zusammen, habe sogar einen Song zusammen geschrieben als mein italienisches Plattenlabel dazwischenfunkte, und meinte, dieses Deep Purple-Ding wäre vorbei. Sie hätten gerade meine Solo-Scheibe zu vermarkten, und ich sollte mich gefälligst darauf konzentrieren. Das war schon verdammt hart! Ich habe versucht, sie zu überzeugen, aber sie machten seltsame Drohungen und Andeutungen, also hab ich´s lieber gelassen.

Die Solo-CD war vor 10 Jahren, also ist diese Geschichte ja schon länger her. Die mit dem anderen Namen, auch? Journey wollten Dich!

Jimi: Das war erst kürzlich. Ich stand mit der Band in Kontakt, aber ich glaube nicht, dass irgend jemand Steve Perry ersetzen könnte. Ich meine, was wäre der Wert davon? Journey waren eine der fantastischsten Bands der Erde, und das soll mit einem anderen Sänger weitergeführt werden? Das sollte nicht versucht werden. Dafür hatten Journey einfach zu viele markante Hits.

Was ist mit Steve passiert?

Jimi: Ich weiß auch nicht, er ist etwas schwierig. Er hat aufgehört Drogen zu nehmen oder Alkohol zu trinken – und er wollte mit niemandem mehr zusammen sein, der irgend so etwas tut. Er ist sehr introvertiert, und ich glaube, er will nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten.

Und was machen Journey?

Jimi: Sie haben einen neuen Sänger, aber ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern Ich glaube auch nicht, dass es was wird mit ihm.

Schnitt! Genug von den anderen Bands, lasst uns zu Survivor zurückkehren... Das Musikbusiness hat sich ziemlich gewandelt in den 90ern – was hat sich für Survivor verändert?

Jimi: Alle schienen auf diesem Dance-Trip zu sein, und so ist es für uns immer um so überraschender, dass wirklich noch so viele an Survivor interessiert sind. Trotzdem glaube ich, dass wir auf diesem Album neue Dinge ausprobiert haben, Dinge, die Survivor bisher noch nicht gemacht haben. Und das ist unser Sound für die 90er.

Klay: Deswegen ist das Album auch so bunt geworden. Wir haben viele verschiedene Songs, nicht nur Balladen und Rock-Songs. Wir haben herumexperimentiert mit Streichern, mit Flamenco-Gitarren und all so etwas.

Obwohl das ja immer noch 100% Survivor ist. Habt ihr mal daran gedacht, modernere Sounds miteinzubeziehen?

Jimi: Was denn, Grunge? Das hassen wir!

Klay: Ich hatte einen kleinen Loop in “November Rain”, was ich eigentlich cool fand, aber sie haben mich überzeugt, das es das nicht war.

Jimi: Nee, das war´s nicht. Ich meine, wir wollten uns schon weiterentwickeln, aber so weit wollten wir dann doch nicht gehen. Loops und Samples können effektvoll eingesetzt werden, aber ...

Klay: weißt Du, wenn man 10 Jahre kein Album gemacht hat, dann sollte man auch nicht zu weit gehen, wenn man noch etwas von den alten Fans haben will. Man muss schon ein bisschen seine Identität wahren.

Jimi: Wir halten uns die Möglichkeit offen. Nach der Welttournee werden wir eine weitere CD machen, die vielleicht den Sound noch etwas weiter verzweigen wird, wer weiß.

Ihr plant jetzt schon die nächste CD? Habt ihr noch so viele Songs über, oder woher diese Gewissheit?

Jimi: Wir haben noch so viele Songs, die nie über ein Demo-Stadium hinausgegangen sind, aber wir werden trotzdem auch neue Songs schreiben, weil wir immer denken, wir können´s noch besser.

Sorgt ihr euch um Verkaufszahlen und Chartnotierungen?

Jimi: Klar, wer tut das nicht?

Klay: Ja, tun wir, aber das heißt noch lange nicht, dass wir unsere Musik danach ausrichten würden. Wir veröffentlichen, was wir für richtig halten, die Songs, die wir gut finden. Wenn die kein anderer gut findet – Pech gehabt. Aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass es viele Musiker gibt, die nicht gerne einen Haufen CDs verkaufen, also muß man schon auch ein bisschen darauf kucken.