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Tea Party / Jeff Martin

Interview 2000

Von wo rufst Du an?

Aus Toronto, ich bin wieder hierher gezogen. Wir haben eine Weile in L.A. gewohnt, aber eigentlich mag ich Kanada lieber.

In Kanada seid Ihr auch am bekanntesten, oder?

Ja, Kanada und Australien. Wir haben damals, am Anfang der Band dort viel gespielt und seit dem haben wir eine große Fangemeinde da, ungefähr wie bei uns. Und nun wollen wir das gleiche in Deutschland schaffen!

Damit hätte ich eigentlich keine Probleme. Aber warum hat es hier bisher noch nicht so geklappt?

Wir haben kaum in Deutschland gespielt. Vor fünf Jahren waren wir das letzte Mal da, und dann jetzt im Januar mit Queensryche. Damals haben wir Clubs von 1000-1500 Leuten ausverkauft, und nun bedurfte es einer kleinen „Re-Introduction“. Wir haben unser Management gewechselt und es gab ein paar politische Kleinigkeiten mit der Plattenfirma, und deshalb mussten wir das erst einmal wieder auf die Reihe kriegen. Aber das haben wir geschafft, und die Reaktionen auf unsere Tour im Januar war unglaublich. Wir haben bessere Kritiken gekriegt, als Queensryche...

Was ja auch nicht so superschwer war (leider)! Aber das war Euer Vorteil.

Nun, wir haben so gespielt wie immer, und obwohl das Zielpublikum nicht unbedingt anwesend war, haben wir ganz gut abgeschnitten.

Wer ist Euer Zielpublikum, wo seht Ihr Euch?

Ich nenne das immer eine „modern-day Led Zeppellin-Show“. Unser Publikum hier in Amerika ist jünger, eher „trendy“.

„Tryptych“ wurde bereits letzten Sommer veröffentlicht, nun gibt es eine Wiederveröffentlichung mit Bonusmaterial – warum?

Ich glaube, EMI wussten nicht, wo sie uns hinstecken sollten, wie sie uns promoten sollten. Und als sie uns dann im Januar gesehen haben und die begeisterten Reaktionen gehört haben, wollten sie uns eine zweite Chance geben. Zugegeben ist das nicht der normale Weg, ich meine, ich habe auch noch nie etwas vergleichbares gehört, aber wenn sie meinen, dann soll mir das nur recht sein!

Ihr habt das gleiche Management wie Rush, Queensryche und Van Halen – wie kriegen die das alles auf die Reihe?

Nun, das sind eine Menge Leute. Die haben vor gut 25 Jahren mit Rush angefangen und gehören mittlerweile zu den etabliertesten des Rock-Business. Und wir haben den Vorteil, dass wir die einzige junge Band bei ihnen sind, und so können wir nur von ihren Erfahrungen und ihren Kontakten profitieren.

Aber ist das nicht ein bisschen vergleichbar mit der EMI Sache?

Warum?

Nun, EMI sind auch eine große Firma und ihr nur eine von vielen Bands. Sie wussten nicht, was sie mit Euich machen sollten, und deshalb ist Euer Album etwas unter gegangen...

Das war nur das Problem bis sie uns endlich live gesehen haben, jetzt wissen sie ja was sie an uns haben.

Aber das hätten die Kollegen von EMI/Kanada ja schon berichten können...

Man kann e-mails und Faxe schicken wie man will, erst wenn man´s selber gesehen hat, kann man e srichtig beurteilen. Und es ist ein Unterschied, etwas zu machen, weil man es tun muss oder weil man es unbedingt tun will. Und das ist die jetzige Situation bei EMI/Deutschland. Wir werden sehen, was der Sommer bringen kann.

Zum Re-Release: es enthält 8 Bonus-Tracks. Kannst Du etwas dazu sagen?

Es gibt verschiedene Sachen. „The River“, „Save me“ und „Sister Awake“ sind ältere Sachen, die wir für eine Akkustik-Tour 1997 neu arrangiert haben. Wir benutzen ja sowieso recht exotische Instrumente, und für diese Tour haben wir ältere Stücken mit den Instrumenten aus aller Welt umgebastelt, deren Musik diese Stücke ursprünglich beeinflusst hatten. Z.B. “The River“, im Original ein Rocksong, wurde inspiriert durch persische klassische Musik, also haben wir auf der Tour eine „Tar“ benutzt, die ich im Irak gefunden habe. Diese Sachen wurden dann nie veröffentlicht, aber ich habe sie immer behalten, weil ich wusste, dass Tea Party-Fans sie lieben würden. Dann gibt´s „Pschopomp“, das stammt von einem Video-Konzert. Außerdem noch einen Remix von „Temptation“. Den hat sich ein Freund von mir, Rhy Fulber (Ex-Frontline Assembly, Produzent u.a. von Fear Factory..) vorgenommen, und er hat ziemlich gute Arbeit geleistet. „A Woman like you“ ist ein altes keltisches Liebeslied, das ich mit ein paar Freunden und mit einigen wirklich exotischen Instrumenten aufgenommen habe, „Life Line“ ist von den „Tryptych“-Sessions, ist aber irgendwie nicht mit auf dem Album gelandet und „Waiting for a Sign“ ist einfach nur ein großartiges Liebeslied.

Na dann habt Ihr ja mächtig Glück, dass ihr diese Raritäten auf dieser Bonus-CD veröffentlichen könnt!

Ja, exakt. Ansonsten hätten die Sachen wohl herumgelegen, bis wir irgend so eine „Rarities&B-Sides-CD“ veröffentlicht hätten Und es wird diese Bonus-CD nur in Deutschland geben, ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie sehr die Fans aus aller Welt scharf auf sie sein werden...

Ihr habt bisher vier Alben veröffentlicht die alle sehr unterschiedlich sind, wie kam es dazu?

Bands sollten sich weiterentwickeln – manche tun´s nicht, aber... – wir hatten immer volle Kontrolle über das, was wir machen. Obwohl wir bei einem Major unter Vertrag stehen, lassen sie uns alle Freiheiten. Ich produziere und mixe die Alben selbst, und so kann uns keiner reinreden und versuchen, uns zu formen. Das macht eine Menge aus. Deshalb konnten wir immer ausprobieren, unsere Visionen ausleben, und werden uns das auch immer vorbehalten.

Ist das nicht nicht ein bisschen schwierig für das Publikum?

Nein, ich glaube, dass wir ein sehr intelligentes, offenes Publikum haben

ähem...

nein, wirklich! Es überrascht mich immer wieder, was ich vom Publikum so an Feedback kriege. Und wenn Du durch die Leute gehst, dann siehst Du T-Shirts von Radiohead, Tool, Tori Amos, Led Zeppellin – es gibt alle Arten von Leuten.

Und was ist die Zukunft von Tea Party – gibt es schon Pläne?

Wir haben ein paar neue Sachen geschrieben, aber jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf die Europa-Tournee. Wir wollen wirklich versuchen, einen Kontakt zu den Fans dort aufzubauen. Und das nächste Album – ich würde sagen, es ist ein Mittelding aus „Transmission“ und „Tryptych“ – eher härter also.

Du hattest die exotischen Instrumente schon erwähnt - woher nehmt ihr Eure Inspirationen für die Songs?

Ein starker Einfluss kommt aus der Musik aus dem mittleren Osten, ich liebe arabische und indische Musik, Ländern wie Persien, Aserbaidschan...

...warst Du da schon?

ja, in vielen Ländern. Und viele Einflüsse kommen auch von den 80er Jahre Bands wie Joy Division, Cockteau Twins, Nick Cave, Leonard Cohen genauso wie Classic Rock wie Jimi Hendrix, Frank Zappa, David Bowie oder Jimmy Paige, Jeff Beck – eine Menge verschiedener Sachen. Ich mag es nicht, wenn Platten über mehr als drei Stücke gleich klingen, dann verliere ich schnell das Interesse. Für mich muss ständig etwas neues passieren.

Was ist dein Ziel beim Musikmachen?

Nu, erst einmal möchte ich mich ausdrücken, meine Dämonen und Engel aufzeigen. Darüber hinaus möchte ich Menschen provozieren. Ich will keine Popmusik machen, ich möchte, dass die Leute zuhören und nachdenken. Ich will die Leute angenehm aufrütteln.

Was waren die Highlights mit Tea Party?

Oh, es gab so viele. Wir sind mit Highlights gesegnet. Aber mit Page & Plant zu spielen und sie als Freund ezu gewinnen, war sicher etwas besonderes. In Sydney vor 25,000 und hier in Toronto vor 45,000Leuten zu spielen, war auch nicht schlecht.

Gab´s auch besonders schlechte Momente?

Ich habe einen Freund wegen Drogen verloren, während wir auf Tour waren, das war ziemlich schlimm.

Ja, die alten Drogenprobleme auf Tour... kommt man überhaupt ohne aus? Was macht Ihr gegen den Tourstress?

Nun, wir spielen sehr hart auf der Bühne, und wenn die Show vorbei ist, spielen wir manchmal auch sehr hart. Aber so lange uns das unserer Karriere nicht im Weg steht, ist das ok, und bisher hat es das nicht. (lacht) Wir haben den Ruf, eine Mange Spaß haben zu können, aber solange wir damit niemanden belästigen und solange wir wissen, wo die Grenze ist – immerhin hatten wir diese schlimme Erfahrung, die ich gerade meinte – ist das vertretbar.

Im Juni spielt ihr auf den größten Festivals genauso wie in kleinen Clubs – was ist dir lieber?

Kann ich gar nicht sagen, man muss diese zwei sehr unterschiedlichen Arten von Gigs nur unterschiedlich angehen, dann kann man aus beiden das beste machen. Ich liebe es aufzutreten und ich liebe es, die Leute von Tea Party zu überzeugen.

Ist das nicht einfacher in Club-Gigs?

Nein, nicht wirklich. Wenn du uns auf Festivals siehst, wirst du mir zustimmen können. Es wird einfach groß!