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The Mission

Interview 2022

 

Die Gothic-Helden sind zurück: drei Jahre nach ihrem Ende hatten sie sich eigentlich nur für eine Clubtour zusammengefunden, doch es klappte so gut, dass sie es noch einmal probieren wollten. Und ihr neues Album,  "Aura" (SPV) ist der eindrucksvolle Beweis, dass die gebürtigen Briten nichts verlernt haben. Nun kommen sie auch nach Leipzig, zum diesjährigen Wave Gotik Treffen. Wir sprachen mit Sänger Wayne Hussey.

 

Das Album ist Ende letzten Jahres erschienen, was ist seit dem passiert?

Nun, wir waren erst mit HIM auf Tour, dann sind wir auf Solo-Tour gegangen, und die Reaktionen waren sehr gut bis jetzt. Ich meine, wenn jemand The Mission mag, ist es nicht schwer, dieses Album zu mögen.

Ja, wenn ich ehrlich bin, war ich überrascht, dass es so "typisch" The Mission ist...

nun ja, wenn man für eine Weile weg war, ist es doch eher logisch, dass man mit dem zurück kommt, was man am besten kann, d.h. sich auf seine Stärken besinnt. Und ich denke, es ist schon eine Weile her, dass wir ein "typisches" Mission Album gemacht haben.

Stimmt, die letzten 2, 3 Alben...

Ja, eigentlich alle drei Alben der Neunziger waren keine typischen Mission Alben, oder?

Naja, andererseits ist es ja auch nur natürlich, wenn man sich weiter entwickelt.

Klar ist es das. Die späten Achtziger und die frühen Neunziger waren für uns sehr wichtig, wir hatten sehr große Erfolge, und haben uns ein bisschen dem Zeitgeist angepasst, das ist natürlich. Aber gleichzeitig darf man nie vergessen, wo man herkommt, und wo die wirklichen Stärken liegen. Ich meine, wir bewegen uns doch in bestimmten Parametern. ich liebe alle Arten von Musik, aber als band haben die Fans ja auch eine gewissen Erwartungshaltung. Und ich meine, ok, das Album hat viele Elemente unserer Musik aus den Achtzigern, aber es klingt doch nicht veraltet. Es ist ein modernes Rock-Album!

Wo steht das Album für Dich?

Es ist vielleicht ein bisschen früh dafür, aber ich denke, es ist das erste wirklich einheitliche Album seit unserem Debüt. Auf allen anderen Alben gab es immer wieder Songs oder Stellen, mit denen man nicht zufrieden war, aber ich kann auf "Aura" keine solchen Stellen entdecken.

Du hast die Alben der Neunziger und den Status der Band bereits angesprochen - Euer letztes Album "Masque" konnte an diese Erfolge aber nicht ganz anknüpfen...

Obwohl ich das Album liebe, es hatte tolle Songs darauf, aber es hat keine Hitsingles. Aber es war das Album, was wir zu der Zeit machen mussten. Für uns selbst. Wenn die Fans, die uns sonst immer sehr loyal gegenüber waren, es nicht so mochten, ist das ok. Ich verteidige "Masque" noch heute. Wenn wir dieses Album nicht gemacht hätten, wären wir nicht da, wo wir jetzt sind.

1996 kam die Auflösung. Was waren die Gründe?

Wir hatten das Gefühl, dass wir alles erreicht hatten. Wir wussten nicht so richtig was noch passieren sollte oder wie es weiter gehen sollte. Ich hatte so eine lange Zeit nichts anderes gemacht, als The Mission, ich wusste ja gar nicht mehr, was ich sonst noch alles machen könnte.

Und was hast Du gemacht?

Ich bin nach Kalifornien gezogen, habe mir ein Studio gebaut und Remixe, andere Produktionen und solche Sachen gemacht. Aber plötzlich wurde aus dem Spaß richtige Arbeit! Ich meine, Musik war nie Arbeit für mich, ich hatte es immer genossen.

Also habt Ihr beschlossen, die Band doch weiter zu machen?

Als wir 1999 zusammen kamen, hatten wir überhaupt keine weit gesteckten Ziele. Wir wollten eine US-Tour machen und ein paar Shows in Europa, es war nur zum Spaß, nicht um ein neues Album zu promoten oder anzukündigen. Und wir hatten Spaß, und ich merkte, dass es das war, was mir die ganze Zeit gefehlt hatte. Die Band, das Touren, die Kameradschaft - also machten wir weiter.

Das heißt, beim Split 1996 war niemals eine Rückkehr geplant?

Nein, das war das Ende. Eigentlich...

Aber sie kommen ja doch alle wieder, oder?

The Mission waren so ein großer Teil von mir für eine so lange Zeit. Herrliche Zeiten, harte Zeiten, fantastische Erinnerungen, und die verschwinden nicht. Und als wir wieder zusammen kamen, merkten wir, das wir gut waren mit dem was wir machten. Man spielt die alten Songs, und man kommt wieder rein in diesen Vibe.

Inwieweit hat sich die Aufnahme-Situation zum neuen Album hin geändert?

Wir hatten Zeit! Keine Plattenfirma, die uns im Nacken saß, keinen Veröffentlichungstermin, den es einzuhalten galt, wir konnten in aller Ruhe an neuen Songs schreiben. Viele Songs sind beim Jammen entstanden, was relativ ungewöhnlich für uns ist. Es war sehr entspannt, und deshalb hat es im Endeffekt auch so lange gedauert. Ich weiß nicht, ob wir es noch einmal so machen, aber für dieses Album klappte es sehr gut.

Erreicht Ihr die alten Fans, oder sind auch neue dazu gekommen?

Ja, ich denke, dabei hat uns die Tour mit HIM geholfen. Ich denke, da haben uns viele junge Leute erst kennen gelernt. Ich meine, wir stammen noch aus der ersten Generation von Gothic-Rock Bands, mittlerweile gibt es die 2. oder 3. Generation.

Kanntet Ihr HIM, bevor Ihr mit ihnen auf Tour wart?

Nicht besonders gut. Aber es hat Spaß gemacht.

Ich meine, wenn Du schon von Generationen sprichst, gehören HIM doch wohl zu den Bands, die von Euch beeinflusst sind.

Weiß ich nicht genau. Sie haben schon eine etwas andere Art. Aber Ville Valo und ich sind durchaus auf einem ähnlichen textlichen Level.

Auf welchem textlichen Level sind die Songs des neuen Albums?

Naja, es sind Songs über Liebe, Sex, Verlangen. Songs über mein Leben, denke ich.

Sind die Songs autobiographisch?

Normalerweise ja. Manchmal auch nicht, man kann das nicht immer so fest machen.

Der Song "Happy" ist ja eigentlich relativ ungewöhnlich für das Gothic-Genre, oder?

Es war einer der Songs, die ziemlich schnell gingen. Wir spielten ihn ein, und der Techniker fragte mich, was soll ich drauf schreiben? Und ich sagte, er klingt wie ein fröhlicher Song, also schreib einfach "Happy". Und daraus entwickelte sich auch der Text dazu. Und ich sage Dir eins: dieses Album ist kein depressives Album. The Mission haben immer positive Songs gemacht, und es ist mir eigentlich egal, ob das zum Gothic-Genre passt, oder nicht. Ich halte von dieser Art von Schubladendenken eh nicht viel. Gleichzeitig muss ich natürlich sagen, die Gothic-Fans sind die loyalsten Fans für uns, und ich werde natürlich einen Teufel tun, und die Hand beißen, die mich füttert. Aber ich denke, wir sind eine Band, die macht, was sie will, und die gut ist in dem was sie macht. That´s it.

Eine letzte Frage: was kommt als nächstes?

Ich habe aufgehört, lange im Voraus zu planen. Bis zum Sommer stehen noch jede Menge Konzerte und Festivals auf dem Programm, aber was danach kommen wird, ich weiß es nicht!

Kein neues Album?

Nun, offensichtlich macht es mir Spaß, Songs zu schreiben, aber ob das zu einem neuen Mission Album führen wird, wer weiß? Wir sind als Band an einem Punkt angelangt, an dem wir locker 2, 3 Jahre Pause machen könnten, und dann immer mal ein neues Album veröffentlichen könnten. Ich weiß nur, dass ich keinesfalls in die übliche Mühle aus Platten, Touren, Label-Stress etc. zurück möchte. Da waren wir schon, und ich bin sehr zufrieden mit der Situation in der wir jetzt sind.