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Thorsten Wingenfelder: Spielen, warm bleiben und Spaß haben!

November 2020

Damit haben sie Ende Oktober ein Strahlen in so manches Gesicht gezaubert: Fury in the Slaughterhouse haben nach ihrer Auflösung 2008 und den erfolgreichen Reunion-Konzerten seit 2017 nun ihre offizielle Rückkehr angekündigt! Und das heißt im kommenden Frühjahr auch mit dem neuen Studio-Album "NOW". Die erste Studioplatte der Hannoveraner seit 13 Jahren. Bis es soweit ist, fließt noch eine Menge Wasser die Leine hinunter – und wird auch sonst noch eine Menge passieren. Die erste Single „Sometimes“ haben sie bereits vorgestellt, weitere Kostproben des neuen Albums sollen bis April noch folgen. Und die Bandmitglieder werden hier und da live auftreten. So wie Thorsten Wingenfelder. Der wollte im ersten Novemberwochenende für zwei Auftritte in die Vareler „Scheune“ kommen… In freudiger Erwartung dieser Gelegenheit, den Gitarristen, Sänger und Songschreiber – und überhaupt endlich mal wieder ein Live-Konzert – sehen zu können, führte Ralf Koch dieses Interview. 

Das war mal eine Meldung! Ganz ehrlich, meine Reaktion war: Nichts anderes macht Sinn. Oder?

Thorsten Wingenfelder: Naja, Sinn macht nur, was Spaß macht – und wir haben gesehen, dass wir mit Fury gerade ganz viel Spaß haben. Das fing mit den Konzerten an, daraus wurden immer mehr und dann fragte uns die Plattenfirma, ob wir nicht über ein neues Album nachdenken wollten. Und das haben wir, und das funktionierte so gut, dass wir einfach weitergemacht haben: Tour de Fury über jeden Bergpass. Wir hatten eigentlich auch ganz andere Dinge geplant. Aber dann kam uns Corona dazwischen – und wir haben uns gesagt, dann lass uns das Beste draus machen und die Zeit sinnvoll nutzen. Und jetzt stehen wir kurz vor dem Ende eines Albums, von dem wir selber noch nicht genau wissen, wie es am Ende klingen wird.

Was gab es denn aus dem Weg zu räumen?

TW: Naja, wir hatten 2008 Fury auf Eis gelegt und sind ganz andere Wege gegangen und haben erst knapp zehn Jahre später gemerkt, dass wir doch noch eine Menge Spaß miteinander haben können. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätten wir das auch schnell wieder beendet, denn das wäre es nicht wert gewesen. Es war schon krass die letzten 4-5 Fury-Jahre, das war schon psychisch mehr, als mancher verkraften konnte, und eine Fortsetzung davon hätte keiner von uns mehr haben müssen. Da verzichten wir lieber auf die Möglichkeit, mit der Musik Geld zu verdienen. Aber die neue Single zeigt, glaube ich, dass wir auch wieder ganz frisch klingen. Aber ganz ehrlich: Dahinter steckt kein Plan. Wir hatten mal eine Idee, aber dann kam Corona und jetzt weiß ja ohnehin keiner mehr, was morgen ist. Ey Alter, das geht mir so auf den S… - aber wir können es nicht ändern.

Es gab von deinem Bruder Kai ein paar Statements, dass das neue Album etwas rockiger ausgefallen ist…

TW: Sei mir nicht böse, aber das interessiert mich gar nicht. Natürlich haben wir mit Vincent Sorg (u.a. Donots, Die Toten Hosen) einen Produzenten, der aus der Gitarrenecke  kommt, und natürlich sind da ein paar Songs, die auch ordentlich nach vorne gehen, aber letztlich ist Rock`n`Roll doch eine Lebensphilosophie und der muss doch nicht bedeuten, dass ich musikalisch Backsteine durch die Gegend werfen. Wer Gitarren liebt, wird auch bei Wingenfelder seine Songs finden – und natürlich auch bei Fury, aber ganz klar: wir sind schon ´ne Pop-Band was die Hooks und die Kompositionen angeht.

Wer schreibt eigentlich wieviel? Bei Wingenfelder hat ja z.B. auch Norman Keil Songs beigesteuert.

TW: Norman war ja auch Bandmitglied und wir schreiben immer gerne auch mit den Leuten, mit denen wir zusammen arbeiten. Aber bei Fury sind wir sechs Songwriter in der Band, da sind wir gut besetzt. Da kommt auch immer mal Hilfe von außen, aber die Songs sind da schon von uns selber.

Und dann schreibt ihr die sogar zusammen?

TW: Ja, wir nehmen die Demos als Grundlage und arbeiten die zusammen um und aus, arbeiten daran arbeiten wir dann teilweise zuhause auch weiter, aber das ist schon immer ein Bandprozess.

Verrätst du, was ihr eigentlich geplant hattet?

TW: Das ist gar nicht so geheim, wir wollten viel live spielen, wir wollten auf ne Cruise gehen, wollten ein Album machen, wollten zum Album noch kleinere Schweinereien anbieten und hatten auch einen Plan für eine ganz große Geschichte, aber das ist so alles nicht mehr spruchreif. Manches davon lässt sich vielleicht verschieben, aber wer weiß, was in Zukunft überhaupt  noch möglich sein, ob wir überhaupt noch jemals Stadionkonzerte erleben werden können. Von daher lohnt es sich nicht große Pläne zu machen, wir leben im Hier und jetzt – und das wollten wir auch mit dem Albumtitel „Now“ ausdrücken.

Und deine Solokonzerte sind dafür da, um überhaupt mal rauszukommen, oder auch um solche Clubs zu retten?

TW: Die Scheune werde ich damit nicht retten können, und mich rette ich damit auch nicht, da müsste ich schon 10 Konzerte im Monat spielen, um da etwas reißen zu wollen. Aber dafür hab ich gar keine Zeit. Also ist das, um zu spielen, um warm zu bleiben – und sie machen Spaß!

Wie viele solcher Konzerte hast du denn schon gespielt?
TW: Drei! Die meisten sind abgesagt worden, sowohl was meine Solokonzerte angeht, als auch die Fury-Konzerte, ich habe momentan keine großen Hoffnungen, dass daraus viel wird. Es scheint jetzt ja schon 2021 genauso katastrophal zu werden wie 2020.

Und woraus besteht das Programm?

TW: Aus meinen beiden Soloalben, aus Wingenfelder-Songs und ein paar Fury-Sachen und hier und ein paar Schmankerln, zu denen ich eine Geschichte habe. Das wird viel Storytelling und eine Reise durch die letzten 30 Jahre.

Entscheidet sich das Programm dabei auch spontan?

TW: Im Bezug auf einzelne Songs, ja, wenn ich merke, dass ich zu viel rede oder zu wenig, dann kann ich auch was ändern. Aber ich habe einen Pool von Songs, aus dem ich auswähle und Fury Songs sind natürlich auch nur die, bei denen ich singe, und auch Wingenfelder-Songs lassen sich nicht alle auf eine Akustikgitarre reduzieren. Das macht Spaß und ist auch eine Sache, die schult. Da bin ich Frontmann, da bin ich Geschichtenerzähler, da bin ich alleine, das ist ganz etwas anderes, als bei Wingenfelder oder Fury, und das mache ich sehr gerne. Aber letztlich habe ich leider auch gar keine Zeit, das viel öfter zu machen.