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UFO

Phil Mogg Interview 2011

Vor gut fünf Jahren reformierten sie die alte Raumschiffbesatzung mit Sänger Phil Mogg, Bassist Pete Way und Gitarrist Michael Schenker. Nach fünfzehn Jahren getrennter Wege schrieben sie gemeinsam ein Album und starteten eine Tournee – die aber durch den Ausstieg Schenkers jäh unterbrochen wurde. „Unter solchen Umständen wollte er nie wieder mit UFO eine Bühne betreten“, sagte der Hannoveraner Ex-Scorpion, Das war´s dann wohl möchte man meinen. Doch weit gefehlt: Für 2000 gibt´s eine weitere Reunion. Gibt es Grenzen? Kennt Phil Mogg keinen Stolz? Oder geht es ihm dann doch nur um den schnöden Mammon? Ersparen wir uns die Antwort und machen einen auf vergesslich. Oder stimmt es am Ende wirklich? Der Zahn der Zeit nagt an uns allen!

 

Ihr habt ein neues Album. Das letzte Album „Walk on Water“ liegt 5 Jahre zurück, dazwischen gab´s ein Album unter „Mogg/Way“ – kannst Du diese drei in Beziehung zueinander setzen?

„Walk on Water“ war das erste Album seit 15 Jahren das wir wieder mit Michael Schenker gemacht haben, das war also schon ein bisschen wie ein Debüt nach so langer Zeit. Und es war nicht ganz einfach, das Album zu machen. Danach machten wir „Chocolate Box“, weil Michael wieder ausstieg, oder wie das auch immer war, ich weiß nicht mehr genau, und nun haben wir „Covenant“ als Quartett gemacht, und das ist für mich wirklich das Album, dass die alte UFO-Ära mit der heutigen Zeit verbindet.

Warum war das „Walk on Water“-Album schwierig – klingt ja nicht gerade nach einer langersehnten Reunion...

Ach ich weiß auch nicht, wir mussten und erst einmal wieder aneinander gewöhnen, die Art, wie wir zusammen Songs schreiben, das alles war ein bisschen anstrengend. Das ist uns bei „Covenant“ wesentlich einfacher gefallen.

Michael hat UFO-Reunion während der Tournee abgebrochen – kannst Du noch einmal erzählen, was passiert ist?

Es war die zweite Nacht im „Sun Plaza“ in Tokyo und nach dem 4. Song sagte er einfach, er hat keine Lust mehr und ging von der Bühne.

Einfach so? Warum?

Er sagte etwas von Management-Problemen, aber es war schon ein etwas merkwürdiger Platz für so ein Entscheidung. Naja, das war eben das Ende, was schon ein kleines Disaster war. Aber vor zwei Jahren, als sich die Sachen ein bisschen beruhigt hatten, haben wir uns wieder getroffen. Wir waren bei den Arbeiten an „Chocolate Box“ bei Mike Varny in San Francisco während er auch gerade eins mit Michael machte. Und er sagte, es wäre so toll, wenn wir wieder ein Album zusammen machen würden. Und ich schätze, er hat das selbe zu Michael gesagt. Und schließlich haben wir gesagt, dass wir das ausprobieren sollten. Und „Covenant“ ist dabei herausgekommen.

Und nach all dem sagst Du, es war sogar einfacher, das neue Album zu machen?

Ja, viel einfacher.

Aber ist das nicht etwas seltsam, überhaupt wieder mit ihm zusammen zu arbeiten, nach der Geschichte...

Nun, offensichtlich hatte Michael echtes Interesse daran. Und Mike Varny hat es uns wirklich einfach gemacht.

Aber ist es nicht so, dass Michael Euch ein bisschen verarscht hat?...

Ach, das kann man so nicht sagen. Sieh, wir haben 5 Wochen in Europa getourt inklusive Russland im Winter – und da waren einige echt harte Gigs dazwischen. Und Japan stand am Ende davon, und das waren richtige Luxus-Gigs danach. Und wenn jemand ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt seinen Abschied erklärt, dann muss da schon wirklich etwas richtig falsch gelaufen sein.

Habt Ihr darüber nie gesprochen?

Da ist nichts, worüber man sprechen müsste. Das ist Geschichte nun, und warum soll man das noch lange totreden?

Nun, dann bist Du offensichtlich sehr versöhnlich...

Nein, eher sehr vergesslich.

Musikalischen Unterschiede zwischen Mogg/Way und UFO?

Die liegen eher in der UFO-Geschichte begründet. Wir drei, Michael, Pete und ich und anfangs noch Andy Parker begündeten einen bestimmten Sound, einen bestimmten Stil zu schreiben usw. während es bei Mogg/Way ein bisschen anders ist, da kann es auch schon mal in eine andere Richtung gehen, da haben wir einen anderen Gitarristen und deshalb auch einen anderen Gitarrensound. Ja, ich glaube, Michaels Gitarrensound ist sehr distinkiv für UFO. Wenn er spielt und ich singe, das ist einfach UFO.

Also hat das auch gefehlt, als Michael nicht dabei war?

Ja. Ich meine, die Songs waren trotzdem gut, als Paul Chapman dazu kam, die Alben waren gut, aber sie waren nicht so sehr „typisch UFO“.

Den Sound einer Gitarre kann man doch adaptieren, oder? Ist Michaels Spiel so einmalig?

Ja, findest Du nicht? Es ist sein Stil, sein Sound. Das ist eben so.

Inwieweit hat sich dann die Musik von UFO über die Jahre verändert?

Hat sie nicht eigentlich.

Das neue Album wäre also auch vor zwanzig Jahren möglich gewesen?

Nein. Der Stil und die Art zu Schreiben hat sich nicht geändert, aber die Produktion – und die Songs sind besser geworden. Aber die Formel ist die selbe.

Wird es also in dieser Besetzung weiter gehen?

Ach das ist gar nicht so einfach zu sagen. Man macht eine Platte, und dann wird man schon wieder in diese Mühle hineingetrieben, man macht die Tour, dann wieder die nächste Platte – ich weiß nicht genau, ob das bei uns jetzt wieder so wird.

Fällt Dir diese „Mühle“ schwerer?

Nein, ich glaube nicht, weil wir uns eigentlich immer sehr viel Zeit dazwischen lassen. Also überarbeiten wir uns auch nicht gerade.

Seid Ihr mit Mogg/Way auf Tour gegangen?

Nein, das Album entstand zwischen dem letzten UFO-Album und der dazugehörigen Tour, deswegen ergab es sich irgendwie nicht.

Also ist Mogg/Way eher ein Projekt?

Ja, so lange keine Top Ten Hits plötzlich dabei herauskommen...

...glaubst Du daran?

Woran?

An einen Top Ten Hit.

Mit Mogg/Way?

Oder auch mit UFO.

Ja, natürlich! Das wäre doch großartig, oder?

Mit welchem Stück? Gibt es eine Single?

Keine Ahnung, ehrlich gesagt.

Welches Stück würdest Du nehmen?

Frag mich doch nicht solche Sachen! Ich weiß nicht, „Unraveled“ oder „Love is forever“ vielleicht.

Naja, ich denke mal, UFO ist doch eher eine „Album-Band“, oder?

Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo der Unterschied zwischen einer Single und einem Album ist, und was eine Hitsingle ausmacht. Damals, als auch alle sagten, wir wären eine „Album-Band“, schrieben wir „Lights Out“ und hatten plötzlich ein Top 20-Album und eine Top 20-Single, und das war nicht, weil wir eine Album- oder Single-Band waren, sondern weil wir viel gespielt haben und das gemacht haben, was wir wollten und damit einfach jede Menge Scheiben verkauft haben.                                             

Ist das auch der Grund, warum Ihr heute noch live spielt?

Live spielen ist nicht ganz einfach. Es scheint immer das logischste zu sein, ein neues Album auf der Bühne vorzustellen. Tourneen können auch sehr reizvoll sein, also scheinen diese beiden Sachen immer zusammen zu hängen.

Klingt nicht, als wenn Du besonders begeistert wärest von der Idee...

Pete liebt es, live zu spielen. Aber ich bin nicht mehr so wild darauf. Das spielen ist toll, auf der Bühne zu stehen und dieses Feeling zu spüren, das ist einmalig. Aber die 22 Stunden zwischen den Auftritten werden im Alter einfach immer anstrengender und langweiliger. Michael liebt das Bandleben auf Tour auch nicht gerade. Er reist dann meistens alleine, weil er das ganze HickHack um seine Person nicht mag. Ein Album einzuspielen ist viel einfacher. Du gehst ins Studio, spielst deinen Part ein, fertig.

Das heißt, Ihr wart nicht zusammen im Studio?

Wir hatten jeder Ideen, die wir mitgebracht haben, und dann haben wir uns die Sachen angehört, und die besten Ideen zu Songs gemacht. Und dann habe ich meine Vocals aufgenommen, und das war´s.

Die Texte kommen von Dir, oder? Wie wichtig sind die dir?

Es ist das Salz in der Suppe für die Songs – ich meine, was wären UFO-Songs ohne meinen Gesang – aber besonders wichtig sind die Texte nicht. Das sind eigentlich Allerweltsthemen. Ich möchte mich da auch nicht so festlegen. Bei manchen kann ich eigentlich gar nicht sagen, worüber sie sind.

Und der Albumtitel – hat der eine besondere Bedeutung?

Tja, das steht wohl für die Band. Es gibt UFO so lange, wir sind auseinander gegangen, wir sind wieder zusammen gekommen, das ist wie eine Art Schwur, der uns verbindet. Und mal sehen, was dierses Mal dabei herauskommt.

Was ist eigentlich mit Eurem alten Keyboarder Paul Raymonn?

Nach dieser Japan-Geschichte mit Michael bekamen wir ein Fax von ihm, dass er auf dieses Theater keine Lust hätte und nicht in weitere Projekte oder Dramen mit uns involviert sein wollte. Aber wir wollten sowieso wieder als Quartett zusammen kommen.

Also eigentlich die Reaktion, die ich schon am eheseten von Euch beiden erwartet hätte...

...hmmm...

Aber ihr hattet keine Verwendung für ein Keyboard?

Ach weißt Du, es ist ja so oft so, dass man in die Songs an irgendwelchen Stellen ein Keyboardsolo hineinpackt, weil man eben einen Keyboard-Player hat – aber das muss ja nicht unbedingt sein, oder?

Für wen macht Ihr heute Musik?

In erster Linie für uns selbst.

Nun immerhin habt Ihr euch auf Drängen von Mike Varny wieder zusammen getan...

...ja, denn wenn wir zusammen sind, dann schreiben wir gute Sachen. Und dann macht das Spaß. Varny hat nur den Vorschlag gemacht. Also eigentlich machen wir es für uns. Und ich hoffe, dass wir uns ein paar Freunde damit machen.

Ihr seid jetzt gut 30 Jahre dabei, gibt es noch Sachen, die Du unbedingt noch erreichen möchtest?

Nein.

Habt Ihr alles erreicht?

Nein, ich habe alles weitere aufgegeben. (Und dann muss er sogar selber lachen!) Ich hänge jetzt eigentlich nur noch herum, bis die Glocken läuten.

Und so lange wird es UFO geben?

(Lacht schon wieder!) Ich weiß es nicht. Dafür müsste ich wohl meine Kristallkugel hervorkramen.