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Wizards of Ooze

Wie? Ihr kennt die Wizards of Ooze nicht? Die kleinen Schlammzauberer, die sich einfach alle Musikstile vornehmen, sie auf ihre eigene Art und Weise interpretieren und das Endergebnis auf einer in jeder Hinsicht bunten CD zusammenwürfeln? Macht nichts, es ist ja nie zu spät! Kürzlich erschien die dritte CD der Belgier, „Almost...Bikini“, und es ist, als würde Jamiroquai auf Acid(-Jazz) sein, den Weg zurücksuchen, und dabei bei einer Menge anderer Spielarten der Retro- und Populärmusik vorbeischauen. Ziemlich verworren? Genau richtig! Sprechen wir also mal mit einem der beiden Masterminds hinter den Wizards, Wim Tops aus Antwerpen.

 

Du bist ja einer der beiden Hauptkomponisten der Band, inwieweit sind die Wizards eine Band, inwieweit nur zwei Songwriter und ihre vier Mitmusiker?

Wim: Es ist schon 100% eine Band, aber in jeder Band hat man verschiedene Leute, die mehr schreiben, als die anderen – in diesem Fall Peter und ich, aber jeder hat einen „kreativen Input“. Peter und ich kommen mit den meisten Ideen für die Stücke und sind für die Aufnahme und die Produktion der Alben verantwortlich, und dadurch werden wir so etwas wie die „Bosse“ der Band. Wir kontrollieren die Situation, aber es kommen auch Songideen von anderen Mitgliedern – und bei der Frage, ob ein Stück auf dem Album landet oder nicht macht es keinen Unterschied, von wem die Idee war. Aber die meisten Stücke kommen eben von Peter und mir. Der Input der anderen Mitglieder ist dann allerdings, wie der Song wird, welchen Groove er bekommt usw.

Ihr macht also alles selber? Produktion, Aufnahme, ...

Wim: Ja, wir haben unser eigenes Studio hier und basteln unsere Songs zusammen.

Produziert ihr auch andere Bands?

Wim: Ja, manchmal, wenn wir Geld brauchen. Aber es sind noch keine großen Namen dabeigewesen.

Naja, so viele „große“ Namen, sprich, dass wir sie in Deutschland kennen würden, gibt es ja auch in Belgien nicht, oder?

Wim: Nun, immerhin gibt es eine riesige Musikszene hier in Antwerpen, und in Deutschland davon bekannt sind ja zumindest dEUS oder K´s Choice.

Gibt es zumindest eine gute Clubszene, in der sich die vielen Bands austoben können?

Wim: Leider stirbt sie gerade ein bisschen... aber ich denke, das ist überall so. Es gibt nur noch Techno und Dance-Musik, da hat Live-Musik immer weniger zu sagen. Und die Bezahlung wird dementsprechend auch immer weniger.

Themenwechsel: Es gab ein Projekt vor den Wizards of Ooze – kannst Du mir dazu etwas sagen?

Wim: Ja, vor den Wizards haten wir die „Vibes Ahead Allstars“ oder auch „Vibes Ahead Allinace“. Das war ein bisschen wie die Wizards, aber in einer anderen Form. Wir hatten zwei Rapper, einen Scratcher, einen weiteren Saxophonspieler und so. Das war eine Art Vorgänger der Wizards. Wir hatten ein paar Maxis, und mussten uns dann aus juristischen Gründen umbenennen.

Wie? Gab es etwa eine weitere Band mit diesem abgefahrenen Namen?

Wim: Nein, es gab eine Gruppe von Leuten, die hießen „Vibes Ahead“, und sie organisierten große Acid-Jazz-Funk-Partys. Und anfangs passten wir da gut rein, wir spielten auf den Partys, und standen ja  als Band noch ganz am Anfang. Aber als wir dann als Band größer wurden, wollten wir uns auch namentlich von den „Vibes Ahead“ distanzieren.

Eure zweite EP „Big Mama“ erschien dann schon unter dem neuen Namen?

Wim: Ja, die zweite EP und dann die zwei CDs „The Dipster“ und „Bambee“ – und jetzt eben „Almost...Bikini“.

Ihr habt offensichtlich eine Vorliebe für schräge Namen... warum zum Beispiel der Bandname?

Wim: Er hat keine besondere Bedeutung. Peter hatte diese Idee, und wir dachten, warum nicht.

Wenn Du Eure Musik beschreiben müsstest, was würdest Du sagen?

Wim: Das geht eigentlich gar nicht. Das ist eigentlich, was jeder fragt, aber das kann ich nicht beantworten. Ich weiß es nicht! Aber ich würde sagen, dass „Almost...Bikini“ es unser poppigstes Album bisher ist. Ich meine, jedes Album war bisher sehr unterschiedlich. Das erste war noch „Funky-Acid-Jazz“ wie aus unseren Anfangstagen, das zweite war ziemlich „freaky“, so psychedelischer Rock, würde ich sagen, naja und dieses Album ist eben eher Pop – mit wesentlich mehr „Songs“.

Wie kam es zu diesen Veränderungen?

Wim: Spontan. Wir tun, was uns gerade einfällt. An dem einen Tag fühlt man sich eher nach Disco, am anderen Tag nach Hardrock.

Nun, Hardrock gibt´s ja auf dem neuen Album nicht gerade...

Wim: Nee, auf dem neuen nicht, aber auf dem Vorgänger. Mir fällt gerade ein, den häufigsten Begriff, den ich zu unserer Musik gehört habe, ist „Eclectic Rock“, was auch immer das heißen mag, jedenfalls ein Gemisch aus unterschiedlichsten Stilen.

Euer Album klingt, als ob ihr unheimlich viele genommen habt, und dann habt ihr schließlich nur die ausgewählt, die absolut anders waren als alle anderen... so unterschiedlich sind sie alle. Wieviele Songs hattet ihr zur Auswahl?

Wim: Nee, waren gar nicht so viele. 15 oder so. Die waren schon unterschiedlich genug. Für zwei hatten wir keinen Text mehr, und für den dritten hatten wir keine Zeit mehr, ihn aufzunehmen. Normalerweise nehmen wir schon alle Songs, die wir haben.

Wen glaubt Ihr, mit dieser Stilvielfalt erreichen zu können?

Wim: Gute Frage. Es wird wahrscheinlich schwierig werden, aber was ist die Alternative? Ich meine, wir spielen die Musik, die aus uns herauskommt. Was würde es bringen, dass wir uns in ein bestimmtes Schema pressen? Es gibt keine Plattenfirma, die hinter uns steht, und uns irgendetwas vorschreibt, also können wir machen, was wir wollen. Und hoffen, dass es jemandem gefällt. Ich meine, hier in Belgien, Frankreich und in Holland sind wir Kult! Ich meine, das reicht noch nicht, um davon leben zu können, aber wir haben unseren Spaß!

Wenn ich mir Euer Cover und das Booklet so anschaue, werde ich das Gefühl nicht los, dass Ihr die Musik nicht besonders ernst nehmt...

Wim: Das stimmt. Ich meine, wir nehmen die Band ernst, ich meine, immerhin ist die es Musik, die wir machen wollen, hinter der wir stehen. Aber wir kommen uns als Musiker jetzt deswegen nicht wichtig vor, nehmen die Sache also von dem Standpunkt aus nicht eben bierernst. Für uns ist es Spaß. Wir schreiben keine „golden classics“, Musik muss man nicht immer als Kunst ansehen, es ist einfach das was wir machen.

Im Booklet ist ja zumindest ein Bild von Euch... viel Infos stehen aber nicht dabei – um nicht zu sagen gar keine. Wer macht bei Euch was?

Wim: Ich singe, spiele ein bisschen Gitarre und die Keyboards, Peter singt und spielt Gitarre und Hammondorgel, Luk spielt Bass, Bruno die Drums, Hugo spielt Saxophon und Flöte und Carlo spielt Posaune und Muscheln.

Muscheln?

Wim: Ja, Muscheln.

„Er spielt Muscheln“, was heißt das? Klappert er damit oder baut er Sandburgen?

Wim: Nein, er bläst darauf

Blasen, aha! Nun, warum nicht? Wie wichtig sind Dir die Texte? Wovon handeln sie?

Wim: Nun, 90% der Texte sind über gar nichts. Nur Herumkasperei. Spaß haben mit Wortspielen. Und 3 Songs haben zumindest einen Hintergrund. Ich schreibe Texte auch ziemlich schnell – in 10-15 Minuten.

Welche drei Songs sind es, die...

Wim: ...eine Art Bedeutung haben? „Paperback“, „Five Below“ und „The Lizard“. „Paperback“ ist entstanden, als ich ziemlich ´down´ war. „Five Below“ enstand in der selben Phase... und „The Lizard“ ist der dritte Song aus dieser Depression!

Ist ja unglaublich aufregend! Worüber sind sie?

Wim: Ich war mit einer Frau zusammen, hatte eine Menge Träume usw, aber die Frau wurde irgendwie immer abgedrehter. Es ging nicht mehr, und so konnte ich all meine Träume in diese braune „Paperbag“ stopfen. Aber glücklicherweise ist das Vergangenheit – wie man auf „Bustin´ Loose“ hören kann. Das habe ich geschrieben, als ich mit meiner neuen Freundin zusammengekommen bin. Ich war ziemlich gut drauf.

Und diese Frau ist noch aktuell?

Wim: Ja, sie ist die Frau meines Lebens. Ich bin mir sicher, es wird noch ein paar kleine Wizards geben!

 

Nun, bevor wir jetzt zu sehr in private Details abdriften beenden wir dieses Interview. Allerdings nicht ohne Euch den Tip zu geben, in dieses Album hereinzuhören, wenn ihr auf richtig abgefahrene Pop-Sounds steht. Die Jungs sind gut drauf, und sie machen aus der Musik, was sich viele Musiker zu Herzen nehmen sollten: sie bannen ihre Spielfreude auf CD und haben Spaß. Nicht mehr, nicht weniger. Ach ja, noch eine Mitteilung, die Wim, allerdings in vollem Ernst, unbedingt noch loswerden wollte:
„Wählt nicht die Rechten!“ Er war etwas besorgt über den Ausgang der Wahlen in den vergangenen Monaten.... Wie wahr, wie wahr! In dem Sinne,

Ralf Koch