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Labelportrait Galileo Music (2007) 

Nur Veröffentlichungen, die notwendig sind!

Daniel Dinkel und Florian von Hoyer bringen uns in der spanisch-deutschen Gemeinschaftsproduktion Galileo Music Communication Weltmusik näher

 

Das Schicksal kann fürwahr wundersame Ereignisse parat halten: Als Daniel Dinkel 1999 nach seinem Studium der Musikpädagogik nach Madrid (aus-)zog um bei einer Plattenfirma Erfahrungen zu sammeln, landete er im Vertrieb von Sonifolk, seit 20 Jahren eine der führenden Plattenfirmen im Bereich spanischer Folklore. Als sein langjähriger Freund Florian von Hoyer kurz darauf auf Grund der Wirtschaftskrise seine neue Heimat Argentinien wieder gen Europa verlassen wollte, konnte Daniel auch ihn bei Sonifolk unterbringen. "Womit wir als zwei Deutsche eine spanische Traditionsfirma vertraten – mit dem Ergebnis, dass wir einiges anders gemacht haben und einige Dinge umgekrempelt haben. Vor allem aber haben wir auch neuen Strömungen eine Plattform gegeben", so Dinkel genauso amüsiert wie begeistert. Und offensichtlich machten die beiden einen guten Job, denn als sich ein Jahr später die Chefin der Firma zur Ruhe setzen wollte, sollten sie die kompletten und über Jahre aufgebauten Vertriebsstrukturen unter eigenem Namen weiterführen.

Keine schlechten Voraussetzungen für den Start eines eigenen Unternehmens. "Da wir in der Calle Galileo wohnten nannten wir die neue Firma einfach Galileo Music Communication. Ich wollte dann wieder zurück nach Deutschland und habe 2002 angefangen Label und Vertrieb in Deutschland aufzubauen", so Dinkel. "Am Anfang habe ich lediglich mit den Folklore CDs von Sonifolk angefangen und nach und nach kamen immer mehr spanische Label hinzu." Womit er Musik nach Deutschland importierte, die so quasi nicht existent war, für den es aber durchaus einen Markt gab. "Am Anfang hatte ich ja noch gedacht, dass die Kunden z.B. in Deutschland lebende Spanier sein könnten, musste aber schnell erkennen, das die´s am wenigsten sind! Da gibt es offensichtlich heimatverbundenere Völker als die Spanier", so Dinkel zwinkernd. "Aber es gibt schon sehr gute Sachen aus Spanien, die vor allem auch ganz anders waren, als das was man hier so kannte, weshalb ich mir sehr schnell einen guten  Ruf als "der Spanien-Experte" bei Händlern und Presse verdient habe." Und in Folge dessen es Dinkel nicht schwer fiel, den Namen Galileo MC in Deutschland zu etablieren und den deutschen Standort auch über seine bessere verfügbare Infrastruktur für weltweiten Export sogar größer und stärker zu machen, als den spanischen Sitz.

Eine Tatsache, die mittlerweile auch für das Label gilt! Denn nachdem zunächst Bands für das eigene Label nur in Spanien rekrutiert wurden, brachte auch Dinkel schon bald Gruppen ein: "Das erste wichtige Signing waren Tango Crash im Jahre 2003, eigentlich eine argentinische Band, die aber in Deutschland und in der Schweiz lebt, und die hier sehr erfolgreich sind." Neueste Hoffnungen liegen derweil auf den neuen Alben von Dotschy Reinhardt und Miguel Iven sowie Estampie: "Das wird definitiv auch noch eine größere Sache", freut sich Dinkel. Nur um im nächsten Moment klar zu stellen, dass er aus Prinzip schon nicht interessiert ist an einer möglichst großen Anzahl an Veröffentlichungen, sondern vor allem an qualitativ hochwertigen Produkten und an einer engen Verbindung zu den Künstlern. Ursprünglich vom Rock kommend hat Dinkel die Weltmusik über den Jazz gefunden, so dass diese Musikform zwar immer noch eine starke Kraft auf ihn ausübt, er für das Label aber vor allem die Herausforderung sucht: "Uns geht es auch darum, neue Sachen zu finden. Uns interessieren die Mischungen, wie von Tango Crash (Tango & Jazz), Dotschy Reinhardt mit Gypsie-Jazz in Romanes, als der Sprache der Sinti gesungen, aber wir haben auch Sachen, die gar nicht viel mit Jazz zu tun haben." Neben den spanisch-basierten Veröffentlichungen ist Galileo mittlerweile auch der Vertrieb für die Alben von King Crimson – eine Verbindung, die ebenfalls noch aus Sonifolk-Zeiten herrührt – so wie Dinkel sich auch in Zukunft keinem Projekt verwehren möchte: "Grundsätzlich bin ich ja ziemlich offen, für alle Sachen, die gut sind, und die anders sind: Wir hatten ja auch durchaus schon spannende Rock-Acts wie Mesa oder Kristeen Young, die jetzt im Dezember mit Morrissey auf Tour war, oder – sehr erfolgreich – David Sylvians "9 Horses"-Projekt."

Hauptsache sie fallen nicht durch das gemeinsame Geschmacksraster von Daniel Dinkel und Florian von Hoyer – denn Entscheidungen werden immer noch zu zweit und für das Wohl des gemeinsamen Labels getroffen. Und das bislang mit Erfolg. "Und", wie Dinkel sorgenfrei ergänzt, "ich bin froh sagen zu können, dass ich unser Musikprogramm zu 100% vertreten kann. Es ist für uns selbstverständlich, dass wir nur Sachen herausbringen, die notwendig sind. Wer soll denn diese ganzen, diese unglaublich vielen Veröffentlichungen heutzutage noch hören? Ich kann das ja nur für meinen Bereich beurteilen, aber dafür nehme ich das auch in Anspruch, und da fühle ich mich auch verantwortlich, den Handel vor Sachen zu verschonen, die nicht mal ich gut finde."