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Blind Ego: Kalle Wallner zu seinem neuen Soloalbum

Interview 2016. Ein weiteres Interview von 2007 findet ihr hier!

Seine Band RPWL  macht schon eine ganze Weile in Sachen Pink Floyd, da ist offensichtlich Platz und Zeit für kreative Soloaktivitäten. Nach „Mirror“ und „Numb“ veröffentlicht Kalle Wallner sein drittes Soloalbum „Liquid“. Mit freundlicher Unterstützung einiger prominenter Freunde präsentiert er hier ein neues Album, was sich in vielerlei Hinsicht vom Sound seiner Stammband unterscheidet – aber sonst würde es ja auch keinen Sinn machen. Rald Koch erkundigte sich bei dem Münchener nach der Entstehungsgeschichte des Albums.

 

„Soloalbum“: Heißt das, dass du alle Songs alleine geschrieben hast?

Genau das heißt es. Ursprünglich kam ich überhaupt nur deshalb auf die Idee, ein Solo-Projekt zu starten, weil ich so viele Songs geschrieben hatte, die entweder keinen Platz mehr auf den RPWL-Alben fanden oder auch zu hart für RPWL und Yogi als Sänger waren. Es ist natürlich etwas anderes, Songs innerhalb einer Band oder auch mit anderen Akteuren zu schreiben oder alles selbst zu machen. Aber genau daran liegt ja auch die Herausforderung und der Spaß: hundertprozentige Selbstverwirklichung ohne Kompromisse. Ein komplett anderes Arbeiten, aber auch sehr erfüllend und zeitraubend. Nicht nur die Musik, sondern auch die Texte stammen von mir, auch wenn ich letztendlich mit Dominik Aigner einen sehr guten Co-Author hatte, der mir half, die Texte nicht nur zu verbessern, sondern der auch noch ein bisschen was beigesteuert hat.

Mittlerweile scheint es ja auch schon normal zu sein, dass ihr Soloalben vö, nachdem nicht nur Chris sondern auch Yogi jetzt solo in Erscheinung getreten ist (nicht dass er sich da genötigt fühlte...)

Naja, wir schreiben eben alle viele Songs. Wobei Chris sicher mehr Zeit hat, sich auf seine eigenen Songs zu konzentrieren, seit wir uns 2010 getrennt haben. Yogi hat auch schon wieder einiges fertig. Mal sehen ob es da auch bald mal zu einem zweiten Album kommt.

 

Wann kamen bei „Liquid“ die anderen Akteure dazu?

Das war ja bei jedem Album anders. Ich erinnere mich, dass ich mich z.B. mit John Jowitt bei einem Eclipsed Festival darüber unterhalten hatte, bei dem wir – ich glaube es war 2006 – mit RPWL bzw. IQ gespielt hatten. Ich erzählte ihm, was ich vorhatte und er meinte, ich solle mich unbedingt melden, wenn ich soweit wäre, denn er wolle unbedingt Bass spielen. Was dann auch genau so auf dem Album MIRROR geschah. Er hatte mir damals auch den Kontakt zu Paul Wrightson hergestellt. John Mitchell kannte ich ja bereits persönlich.
Bei LIQUID war das ganze etwas anders. Weil ich die Songs so lange mit mir sozusagen herumtrug, hatte ich letztendlich eine ziemlich genaue Vorstellung, wie das Album klingen sollte. Unter diesen Gesichtspunkten lud ich die für mich passenden Musiker ein. Michael Schwager war natürlich gesetzt. Er ist sozusagen die einzige Konstante und hat mich in all den Jahren immer wieder motiviert, weiterzumachen und ein neues Album zu schreiben. Die Bassisten waren auch ziemlich klar. Sebastian Harnack von SYLVAN war ja auch schon bei NUMB on board, Ralf Schwager von SUBSIGNAL kenne ich schon seit vielen Jahren und Heiko Jung fragte ich, um meinen Instrumental-Song sozusagen zu „verkrassen“. Da hat er ja genug Erfahrung mit PANZERBALLETT.

Da hast Du natürlich über die Arbeit bei Farmland auch beste Gelegenheiten, den Musikern auf die Finger zu schauen - und zu sehen, ob sie zu dir passen könnten, oder?

Natürlich! Aber viele der Musiker kenne ich sogar besser von Live-Konzerten oder von anderen Alben als von einer gemeinsamen Arbeit im Studio. Ich habe eben sehr darauf geachtet, dass die besonderen Fähigkeiten der einzelnen Musikern zu den einzelnen Songs passen. Aber durch die viele Studio Arbeit in unseren Farm-Studios hat man natürlich auch ein sehr gutes Gespür dafür und natürlich auch jede Menge Erfahrung.

 

Mit Arno Menses von SUBSIGNAL hast Du dieses Mal einen Sänger, der extrem gut zu der Platte passt!

Mit den Sängern war es schwieriger, aber für mich stand fest, dass Arno unbedingt einige Songs singen sollte. Arno kenne ich seit der Produktion der SUBSIGNAL-Platte TOUCHSTONES und bin extrem begeistert von seiner Stimme! Für einige Songs suchte ich nach einem richtigen Metal-/Rock-Sänger. Erik Ez Blomkvist aus Schweden wurde mir von Michael Schwager empfohlen und Erik hat seine Sache großartig gemacht! Für den letzten Song hatte ich relativ früh Aaron Brooks von SIMEON SOUL CHARGER quasi „im Ohr“.
Die Herangehensweise war eigentlich für alle gleich, ich hatte schon sehr konkrete Demos vorproduziert und sozusagen ein „Gerüst“ vorgegeben. Im Studio während der Aufnahmen gab es aber natürlich noch viel Raum für Input und Interpretationen der einzelnen Musiker, den ich auch gerne angenommen habe. Letztendlich war es mit allen eine extrem fruchtbare Zusammenarbeit und das Ergebnis steht für sich. Ich möchte an dieser Stelle auch keinen dieser ganzen Reihe an exzellenten Musikern hervorheben. Sie alle waren großartig und haben meine Vorstellung noch weit übertroffen. Ich bin extrem glücklich mit diesem Album!

7 Jahre seit dem letzten Soloalbum – also ist das doch eher ein Projekt, in dem es darum geht, „andere Songideen“ (als rpwl) zu sammeln & in die Tat umzusetzen? Keine Zweitkarriere ;-)

Die Frage hab ich mir so eigentlich nie gestellt. Die Idee war tatsächlich, die eigenen und persönlichen Songs zu verwirklichen. Die 7 Jahre Pause haben ja auch daraus resultiert, dass wir sowohl mit RPWL als auch mit unserem 2010 gegründeten Label Gentle Art Of Music extrem fleißig waren und sehr viele Alben veröffentlicht haben. Auch getourt sind wir viel mit RPWL. In dieser Zeit hat mir leider oft die Muse gefehlt, sich einfach einmal 2-3 Wochen zurückzuziehen und in Ruhe an meinem BLIND EGO Album zu schreiben und zu arbeiten. Aber ich habe fest vor, für das nächste Album nicht ganz so lange zu brauchen.

Das ist, was du brauchst, um in den Groove für ein neues Soloalbum zu kommen? Also entstehen die Songs nicht so „nebenbei“?

 

Die Songs-Ideen oder einzelne Riffs entstehen durchaus eher „nebenbei“. Allerdings ist der zweite Schritt dann das Arrangieren und zu Ende komponieren. Das geschieht nicht immer sofort, sondern oft sogar mit ordentlicher Zeitverschiebung. 

 

War das 2009 noch anders geplant, als „Numb“ so (relativ) schnell nach dem Debüt erschien? Oder gefielen dir die Reaktionen auf „Mirror“ 2007 nicht?

Ganz im Gegenteil: 2007 war ich vom Erfolg und der Tour des ersten Albums MIRROR extrem motiviert und hab mich gleich wieder ins Komponieren gestürzt. Aber bei einem ersten Album kann man natürlich auf viele Idee zurückgreifen, die man jahrelang gehortet hat, während das nächste in sehr kurzer Zeit entstehen muss und man quasi wieder bei Null anfängt. Das macht natürlich einen Unterschied. NUMB klingt für mich deshalb wesentlich kompakter und zusammen passender, MIRROR dafür vielseitiger. Komponieren hat natürlich immer sehr viel mit der momentanen Lebenssituation zu tun, deshalb ist NUMB sicher auch aggressiver und härter ausgefallen. Das Schreiben und Ideen kann man nicht wirklich vorhersehen oder auch erzwingen. Ich für meinen Teil muss mich dazu treiben lassen, damit die Ideen gewissermaßen an die Oberfläche kommen.

Inwieweit sind denn in deinen Augen die Songideen so anders als für rpwl?

Der Grundsound ist wesentlich härter, die Keyboards haben keinerlei Dominanz und natürlich sind andere Sänger vielleicht die offensichtlichsten Unterschiede. Aber das fällt wahrscheinlich jemanden von außen leichter zu beurteilen als mir. Ich  betrachte all das als mein Eigenes und ich könnte auch nicht sagen, dass ich das eine lieber habe als das andere. BLIND EGO ist halt definitiv näher an mir dran.

Es dauert eigentlich bis Song #5, „Never Escape The Storm“, dass man sich erinnert, dass es sich hier um ein Soloalbum eines (RPWL, bzw. ehemaligen Pink Floyd-Coverband-)Gitarristen handelt… - was dann ja auch schon wieder ein sehr überraschender Ansatz ist!

Naja, ich würde schon behaupten, dass ich einen gewissen Wiedererkennungswert habe. Der Song „Never Escape The Storm“ ist eben aber auch ein etwas ruhigerer, mit Ausnahme des Chors, der wieder sehr rockig wird. Wie gesagt, ich denke da nicht wirklich bewusst darüber nach. Ich lasse die Musik einfach fließen und mich darin treiben. Da kommt eben mal das eine, mal das andere heraus. Persönlich mag ich auch ganz viele verschieden Musik-Stilistiken und höre auch ganz viel unterschiedliches Zeug. Nachdem ich mich aber als einen Album-Hörer bezeichnen möchte, ist mir auch eine gewisse Vielfalt und Abwechslung wichtig: so wie ich mir auch beim Lesen eines Buch wünsche, dass die einzelnen Kapitel abwechslungsreich sind und es sich dennoch ein roter Faden durchzieht.

Die Tour ist gemeinsam mit Subsignal geplant – weil es terminlich gerade passte? Oder ist Arno dann auch der Sänger für alle Songs?

Es passt gerade. SUBSIGNAL wollten mit ihrem aktuellen Album nochmal touren und da hat es sich idealerweise so ergeben. Arno wird allerdings nicht der BLIND EGO Live-Sänger sein, auch wenn der Gedanke aufgrund der gemeinsamen Tour natürlich nahe liegt. Allerdings hatte mir Arno schon bei den Aufnahmen zu verstehen gegeben, dass er für eine BLIND EGO Tour nicht zu Verfügung stehen würde. Das spielte während der Produktion für mich auch keine Rolle, da ich mir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht sicher war, ob ich überhaupt touren wollte. Sobald jedoch die ersten Konzerte geplant wurden, musste ich mich nach einem Live-Sänger umsehen, da auch die andern beiden Sänger Erik und Aaron nicht zur Verfügung standen. Glücklicherweise habe ich mit dem amerikanisch stämmigen Münchner Sänger Scott Balaban einen hervorragenden Sänger gefunden der die komplette Palette abdecken kann. Dass nun Arno mit SUBSIGNAL auf der derselben Tour ist, ist ja eher ein lustiger Zufall. Aber vielleicht kann ich ihn ja überzeugen, dass er wenigstens einen Song mit uns performt. ;)

Scott! Von Amon Ra! J Die haben sich ja auch nach 17 Jahren wieder zurückgemeldet. Singt der eigentlich auch noch woanders?

Scott hat sich da etwa rar gemacht. In einigen lokalen Projekten in München ist er allerdings immer mal wieder zu hören. 

 

Jetzt seid ihr nochmal mit RPWL unterwegs – ihr könnt die Pink Floyd-Sache einfach nicht lassen, oder?

Aufgrund des großen Erfolges unserer letztjährigen Tour, auf dem wir PINK FLOYD’s erstes Konzept-Album „The Man And The Journey“ aufgeführt haben, touren wir nun im Herbst nochmal damit, jedoch eher im Schwerpunkt Frankreich und Benelux. Und ja, wir haben im Gepäck ein brandneues Package aus Live-DVD und –CD, welches wir im Februar in Holland mitgeschnitten haben. Toll, dass wir dies festhalten konnten. Im zweiten Teil dieser „History“-Tour spielen wir diesmal einen Querschnitt aus der kompletten RPWL-Geschichte. Auch alte Songs gibt es dabei zu hören.
Nach dieser Tour ist aber dann erst mal Schluss mit Pink Floyd. Wir veröffentlichen Anfang 2017 unseren Konzertfilm „A NEW DAWN“, den wir letzten Oktober in Freising aufgenommen haben, danach machen wir und dann ans neue RPWL-Album.