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Tom Lüneburger
Interview 2013
Marx. Der
Berliner Sänger, Gitarrist und Songwriter machte sich zunächst mit MyBalloon
einen Namen, bevor er deren Ende für einen Neuanfang nutzte: 2010 erschien sein
erstes Soloalbum „Good Intentions“, zwei Jahre später das aktuelle Werk „Lights“,
das ihn jetzt bereits seit über einem Jahr auf der Straße hält. Vor seinem
Konzert am Samstag, 9. März im Tunis sprachen wir mit ihm.
Deine Tour scheint
gar kein Ende mehr zu nehmen…
Das ist in der Tat
ungewöhnlich, aber die Kreise werden immer größer, es kommen immer mehr Leute
dazu. Und das ist ja auch schön, wenn man auch nach einem Jahr noch mit einer
frischen Platte durch die Gegend tourt.
Fühlt sich die
noch „frisch“ an?
Total. Momentan bin ich mit meinem besten Musikerkumpel Stoffel am Piano zusammen unterwegs, vorher waren wir
auch schon als Trio oder auch nur ich solo unterwegs, und wir arbeiten ständig
daran, die Songs zu verändern, so dass die Leute merken, da passiert was, und
auch für uns fühlt es sich so immer wieder neu an. Dazu werden die Geschichten
immer anders, so bleibt es immer spannend für alle.
Im letzten Jahr
wurde es ja auch etwas größer…
Mit Silbermond, ja, das waren schon krasse 4 Wochen. Das
Publikum war total offen, ich habe sehr schönes Feedback bekommen und alles
fühlte sich an wie eine Klassenfahrt, echt schön.
Mit
Silbermond-Sängerin Steffi verbindet dich u.a. deine Single „We are one“, die
ihr auch auf der Bühne gesungen habt – eine Single, die dir eine neue Dimension
von Erfolg verschafft hat, oder?
Wie alles an meiner Arbeit war ja auch diese Single
autobiografisch, wie eine Band große Träume hat und dann doch auf die Fresse
fliegt – und auch wenn Steffi das nicht durchmachen musste, kann sie das
nachvollziehen, weil sie sich hochgearbeitet hat. Und sie an der Seite zu
haben, hat natürlich Aufmerksamkeit generiert.
Reizt es da nicht,
mit etwas Ähnlichem nachzulegen?
Ja klar. Nach dieser Tour geh ich wieder ins Studio für
die neue Platte – mal sehen, was mir da einfällt, um eine solche Breitenwirkung
zu erzielen… (lacht).
Was ist denn bei
MyBalloon schiefgelaufen – ihr wart doch auf dem besten Weg!
Ja, wir haben 10 Jahre wie die Irren zusammen Musik
gemacht, und irgendwie waren wir an einem Punkt, an dem wir verschiedene
falsche Entscheidungen getroffen hatten, falsches Management, eine Platte, die
fast fertig war, eine Tour, die nicht richtig gelaufen ist, mehrere Angebote,
aber kein richtig gutes… also haben wir eine Pause eingelegt – und plötzlich
waren alle Strukturen futsch, und wir als Band nie mehr zusammen gekommen. Das passiert
auch ganz ohne Streit!
Musikalisch ist
das heute eine ganz andere Baustelle. War das jetzt damals juveniler Übermut
und heute seriöse Abgeklärtheit, oder wie siehst Du deine Vergangenheit heute?
Ich wollte immer Rockmusik machen, und wenn man jung ist,
ist das natürlich auch etwas lauter du wilder, aber heute ist das viel näher
dran am Publikum, viel intensiver, da achte ich auf ganz andere Sachen und
bekomme auch vom Publikum ganz andere Sachen mit. Vielleicht hat das auch etwas
mit Alter zu tun, aber ich glaube nicht zwangsläufig.
Allerdings
erreicht man damit, wenn man nicht gerade Neil Young oder Bob Dylan heißt, auch
nicht das große Publikum, oder?
Der große Chartbreaker wird man damit nicht, das muss man
sich schon bewusst machen, aber es geht ja nur das, woran du 100%ig glaubst.
Wenn das nicht so ist, kann man nach 2 Wochen Schlafmangel und schlechtem Essen
und schlechten Hotels auch schnell den Mut verlieren – das passiert mir mit
dieser Sache niemals. Du ich bin ja auch nicht nur leise. Man kann auch mit der
Akustischen laut werden und sich auf der Bühne bewegen… da muss man nicht nur
der traurige Junge auf dem Barhocker sein! Ich mag es, Geschichten zu erzählen,
und das funktioniert alles ganz gut. (rk)