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Interview Arjen Anthony Lucassen / Star One (2010)
Er hält sich weiter alle
Möglichkeiten. Und bleibt vielschichtig. Nachdem er im letzten Jahr mit Guilt
Machine ein neues, eher melodisches Projekt ins Leben gerufen hat, gibt es nach
acht Jahren Sendepause seines Star One Projektes nun eine Fortsetzung seines
Debüts von 2002. Mit den gleichen Sängern - Russell Allen (Symphony X), Damian
Wilson (Threshold),
Floor Jansen (ex-After Forever) und Dan Swanö (Nightingale, ex-Edge Of Sanity)
– und mit einer thematischen Leitlinie: Jeder Song basiert auf einem anderen
Sci-Fi Film und erzählt seine eigene Geschichte.
Der Komponist,
Gitarrist und Keyboarder erzählte Ralf Koch noch ein bisschen mehr über das
Album.
Es kommt mir fast so
vor, als wenn es ungewöhnlich lange her ist, dass wir zuletzt von Dir gehört
haben
Ist das so? Mein letztes Album mit Guilt Machine ist doch
letztes Jahr erst veröffentlicht worden. Ich bin überrascht, dass die Leute
meiner noch nicht müde sind!
Es ist also nicht so, dass Du zu viele Projekte gleichzeitig
hast?
Oh nein, ich kann mich eh immer nur auf ein Projekt zurzeit
konzentrieren.
Oder dass sich Deine Prioritäten verschoben
hätten… desillusioniert vom Musikbusiness…
Der Tag, an dem ich aufhöre, kreativ zu sein, ist der tag,
an dem ich aufhöre zu atmen! (lacht)
Nun, jetzt gibt es also ein neues Album! Wann
wurde für dich klar, dass es Star One sind, für die Du Songs schreibst?
Das Guilt Machine Album war sehr tiefschürfend und
atmosphärisch, deswegen hatte ich Lust, die Gitarre wieder einzustöpseln und
ein straighteres Metal-Album zu schreiben. Also: Im Prinzip von Anfang an!
Also hast Du auch gleich danach damit
angefangen?
Ja, der gesamte Prozess (Schreiben, Recording, Mix) hat
ungefähr ein Jahr gedauert.
Und die ganzen Gäste auf dem Album – waren die alle
verfügbar, wie Du sie brauchtest?
Glücklicherweise ja. Sie sind alle längst Freunde geworden
und waren sofort bereit, was zu machen – auch wenn manche von ihnen noch so
beschäftigt waren mit ihren Bands und Projekten.
Wenn Du das Ergebnis mit dem ersten Album
vergleichst – was hat sich geändert?
Das neue Album ist dunkler und mehr “down-to-earth” als das
erste. Und ich glaube, es klingt viel besser, v.a. die Gitarrensounds. Die
Arbeit mit den anderen Musikern lief auch viel flüssiger ab, weil wir uns alle
besser kennen.
Die Songs sind – wie auf dem Debüt – alle
relativ heavy. Musstest Du beim Songwriting Deine melodische Seite extra
unterdrücken – oder hast Du die anderen Songs zur Seite gelegt?
Bei Star One basieren alle Stücke auf Gitarrenriffs. Bei
anderen Projekten ist das anders, da kommen sie von Melodiefolgen, Melodien
oder bestimmten Klängen. Ein Star One Album zu schreiben und aufzunehmen ist
viel einfacher. Aber wenn ich ein Star One Album schreibe, weiß ich das, und dann
konzentriere ich mich auch allein darauf. Alles, was ich an Ideen in dem Moment
nicht gebrauchen kann, lösche ich.
Seit dem Debüt sind 8 Jahre vergangen – eine
Ewigkeit im Musikbusiness. Was hat sich für Dich in diesen 8 Jahren musikalisch
geändert?
Für mich hat sich nicht viel geändert. Ich liebe noch immer
dieselbe Musik, die ich auch schon als Kind geliebt habe. Mein Geschmack war ja
schon immer sehr weit gefächert – von Progmetal über Folk und Singer/Songwriter
und Electronica bis zum Psychedelic usw. Ich nenne Ayreon immer mein
Mutterschiff, denn es beinhaltet all diese Stile. Und manchmal konzentriere ich
mich eben auf einen einzelnen dieser Stile, wie eben die Metalseite mit Star
One oder die atmosphärische Seite mit Guilt Machine.
Neu sind die Growls…
nicht ganz. Ich hatte auch schon Growls auf meinen Ayreon
Alben.
…ein Element, das
v.a. in der Progszene gerne zu Diskussionen führt. Ich habe immer das Gefühl,
dass gerade die Traditionalisten damit sehr wenig anfangen können…(und ich muss
ja zugeben, dass ich sie als Stilelement akzeptiere – aber auch immer noch
nicht besonders mag)
Ich würde mir auch kein komplettes Growls-Album anhören
wollen, dafür bin ich auch zu sehr Traditionalist. Aber ich liebe sie als
Effekt. Es gibt ja auch nur ein paar Zeilen Growls auf dem Album – und ich
finde sie sehr effektiv eingesetzt.
Das Album erscheint in einer Special-Edition
mit einer Bonus CD. Inwieweit passen diese Songs in das Star One-, bzw.
Album-Konzept?
Das Konzept ist das gleiche – die Stücke basieren auf
dystopischen (das Ggt. von utopischen, Anm. d.Red.) und post-apokalyptischen
Filmen, alles Filme, die mich schon mein Leben lang bewegen. Und im Gegensatz
zum ersten Star One-Album, auf dem alle Songs im Weltraum spielten, finden die
meisten neuen Songs hier auf der Erde statt. Aber diese vier Songs sind anders
arrangiert und fühlen sich anders an, sind etwas weniger hart und
bombastischer. Und v.a. haben sie eben andere Sänger. Das eigentliche Album
arbeitet ja mit denselben Sängern wie das Debüt und auf der Bonus CD habe ich
mit anderen Sängern experimentiert. Aber ich liebe diese Songs genauso,
deswegen bestehe ich auch darauf, dass es CD2 ist – und keine Bonus CD!
Mike Andersson (Cloudscape, Full Force, Silent
Memorial), Tony Martin (ex-Black Sabbath), Rodney Blaze - wie passen die denn
da rein?
Ich wollte gerne mit diesen Sängern arbeiten – und diese 4
Songs gaben mir die Chance dazu. Deswegen habe ich die Chance ergriffen, und
sie quasi als Fortsetzung des Albums mit hinzugenommen.
Und diese Songs wird es nur auf der 2. CD und
als Teil des Box-Sets geben?
Die zweite CD wird ja immer erhältlich sein. Allerdings wird
sie, wenn die Limited Edition des Mediabooks ausverkauft ist, als Digipack
veröffentlicht. Für mich ist das Album ein Doppelalbum – deswegen halte ich
auch nichts von der 1-CD-Jewelcase Version.
Gibt es eigentlich neue Pläne für Ayreon?
Nein, momentan noch nicht.
Und für Ambeon? Guilt Machine? Oder arbeitest
Du schon wieder an einem neuen Projekt?
Ich denke, ich werde als nächstes endlich mein Soloalbum
aufnehmen, das ich mir seit 10 Jahren verspreche. Es wird allerdings kein
Metal-Album – und ich ändere laufend meine Meinung, was die musikalische
Richtung dafür angeht… (lacht)
Wäre nicht eigentlich das Konzept des neuen Star
One Albums eine mögliche Fortsetzung für Ayreon gewesen?
Nein, ich möchte Ayreon – weder textlich noch konzeptuell um
Filme herumspinnen. Für Ayreon schreibe ich meine eigenen Geschichten.
Star One war die Band, die Dich endlich zurück
auf die Bühne gebracht hat… gibt es da auch beim neuen Album Pläne?
Hmm, es wäre eine Möglichkeit. Aber wir haben derzeit noch
nichts geplant. Du weißt ja, was ich vom touren halte – es ist teuer,
zeitaufwändig – du sehr schwierig diese 10 Musiker noch einmal für Proben und
Tour zu bekommen, weil sie ja alle ihre eigenen Bands und Projekte haben.
Wahrscheinlich hat das zweite Album deswegen so
lange gedauert – weil Du genau das Touren umgehen wolltest und dazu keine Lust
mehr hattest…
Haha, ich hab so noch nicht drüber nachgedacht aber wer
weiß? Im Unterbewusstsein? Vielleicht war es das…