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Interview 1999
Skandinavien ist mittlerweile bekannt für guten Prog – doch
leider reicht das nicht bis Finnland herauf, meint Tommy Eriksson, Sänger und
Mastermind hinter Ageness. “Prog aus Finnland halten viele für einen Witz”,
sagt er. Allerdings wäre eher diese Äusserung ein Witz, denn spätestens mit
ihrem dritten Album “Imageness” haben
die Finnen ihre Daseinsberechtigung unterstrichen. Definitiv eine der besseren
Scheiben des letzten Jahres, und Grund genug, sich in Uden mit
Eriksson zu unterhalten.
“Imageness” ist Euer drittes Album – eine dritte
Steigerung Deiner Meinung nach?
Ja, definitiv – findest Du nicht?
Doch, ich wollte nur hören was Du dazu sagst. Irgendwie
muß man ja ein Interview beginnen...
Ok, trotzdem eine Korrektur: wir hatten unser erstes Album
1983 noch unter dem Namen SCARAB, also ist “Imageness” eigentlich unser 4.
Album. Aber es bleibt eine Steigerung. Es ist agressiver, erwachsener; ich
denke, das Songwriting ist wesentlich besser als auf “Rituals”.
Die Vorgänger waren auch straighter – auf dem neuen Album
erinnert lediglich “Chain Reaction” an ältere Tage, der Rest ist wesentlich
“progressiver”...
Ja, ich habe die Songs diesmal versucht, so zu schreiben,
dass sie so werden, wie ich sie am liebsten hätte – was in der Vergangenheit
leider nicht immer so war. Ich habe mir also gedacht, was für einen Song würde
ich jetzt am liebsten hören – und dann habe ich ihn geschrieben. Früher hatte
ich Ideen, und habe versucht, diese Ideen für die Leute umzusetzen, die den
Song spielen würden. Deshalb wurden sie “einfacher”. Ich war dann selber ein
bißchen überrascht, als ich feststellte, dass meine Jungs gar keine Probleme
mit dem komplexen Material für die neue Platte hatten.
Waren die Songs quasi fertig, als die anderen die Songs
“vorgesetzt” bekamen?
Ja. Ich habe ein Studio zuhause und hatte fertige Demos.
Also ist ihr Input zu den Songs eher limitiert...
Ja, sie spielen ihren Part. Sie hatten aber Einfluss auf die
Arrangements der Songs – welcher Part nach welchem kommt, oder so. Sie machen
Vorschläge, und ich denke in Ruhe darüber nach. Das wird dann schon auch mal
geändert. Z.B. die Version von “Metamorphosis”, die wir hier gespielt haben,
war ganz anders als auf der CD. Der ganze Song wurde editiert und umarrangiert
– Mittel der neuen Technik – und plötzlich klingt er noch viel besser. Wenn wir
mehr Zeit für die CD gehabt hätten, wären vielleicht auch noch bei anderen
Songs andere Arrangements herausgekommen.
Der Song “Sequels” klingt stellenweise verdammt nach
Genesis...
Ja, fast zu sehr. Ich hätte im Nachhinein fast lieber ein
paar Parts gestrichen, weil´s zu Genesis-lastig war, aber die Jungs fanden es
gut so. Und es ist auch ok. “Fuck” was andere Leute denken, der Song ist toll!
Ich tendiere immer dazu, selber zu viel zu analysieren, was ich mache. Das war
auch eine weitere Änderung zum neuen Album – ich habe eigentlich nur Ideen
verwendet, die nicht “nur mal eben so” kamen, sondern, die mich selbst noch
überraschen konnten. “Oh Mann. das kommt wirklich von mir”, usw.. Das ist ein
tolles Feeling, und in der Richtung möchte ich weitermachen. Das heißt, 2 neue
Songs habe ich schon, und sie sind auch richtig gut! Die anderen in der Band,
und auch ein guter Freund, dem ich die Sachen vorgespielt habe, sagen, “das ist
es; das ist mehr Ageness, alles vorige.”
Bekannte von mir versuchen mir immer Tips zu geben, wie man
Ageness noch größer machen könnte, in welche Richtung ich gehen sollte. Aber
das will ich gar nicht. Ich will nicht alle Prog-Klischees zusammenpacken und
das Standard-Album des Jahres machen. Ich bin viel glücklicher mit dem, was ich
machen möchte – und wenn´s anderen gefällt: schön! Vielleicht klappt´s ja auch
so!