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The Allman Brothers
Diese Band hat
Musikgeschichte geschrieben – und 9 Jahre nach ihrem letzten Lebenszeichen in
Form eines Studioalbums beweisen sie erneut, warum: „Hittin´ the Note“ ist ein
klasse Rockalbum, das die Traditionen der Band in die Jetztzeit transportiert.
Nach Querelen in den Neunzigern ist auch Gitarrist und Sänger Warren Haynes
wieder zurück gekehrt, und mit ihm der alten Esprit. Einer der beiden
Namensgeber, Sänger und Keyboarder Greg Allman (sein Bruder Duane starb 1971
bei einem Motorradunfall) mit Hintergrundinformationen zum neuen Album.
Das erste Studio Album seit einer langen Zeit – war eine so lange Pause geplant?
Nein, geplant war das nicht, aber wir hatten einen wesentlichen Line-Up Wechsel in der Band. Das Songwriting war etwas ins Stocken geraten, aber nun, da diese dunkle Wolke sich verzogen hat sozusagen, und die Energie und der alte Esprit wieder da sind, können wir endlich wieder sagen, „We´re hittin´ the note“.
Ihr habt allerdings immer live gespielt, oder?
Ja das stimmt, aber die Chemie in der Band stimmte irgendwie nicht. Es hätte sogar leicht dazu kommen können, dass die Allman Brothers sich auflösen.
Also war Warrens Rückkehr essentiell für den Fortbestand der Band?
Hmm,... ja... (lacht), so könnte man es fast sagen. Zumindest jemand wie er. Allerdings gibt es nicht viele wie ihn, also sollte ich Dir wohl Recht geben. Ich sag Dir was, ich bin so froh, dass er wieder da ist. Und er ist genauso froh. Er gehört einfach in die Band.
Trotzdem machst Du eine lange Pause – also wäre es nicht wirklich das, was Du gesagt hättest?
Nein, wie gesagt, es hätte auch jemand wie er sein können. Aber wir haben keinen anderen gefunden. Und es macht schon den meisten Sinn, weil er schon in der Band war, und weiß, worauf es uns ankommt. Und: er ist ein Songschreiber, ich bin ein Songschreiber, und wir sind wirklich gut zusammen. Die Sachen, die wir für das neue Album geschrieben haben, hatten wir in ungefähr anderthalb Wochen zusammen.
So schnell! Na, das nenne ich mal die richtige Chemie!
Ja, absolut, es war fast, als wenn wir nur darauf gewartet hätten, endlich wieder zusammen arbeiten zu können. Wir schrieben die Songs und testeten sie live, bevor wir sie aufnahmen. Das ist immer der beste Weg, denn wenn man erst einmal im Studio ist, fällt es schwerer etwas zu ändern, weil man in einer angespannten Situation ist. Aber live spielt man die Songs einige Male und merkt, wo etwas hakt, wie etwas am besten zusammen fließt usw.
Deswegen hat es auch so lange gedauert, seit Warren zur Band zurück gekehrt ist, bis ihr endlich ein neues Album angegangen seid?
Ja, auch. Aber wir sind ja auch nicht mehr die jüngsten. Wir überstürzen die Dinge nicht mehr. Wir wollten erstmal die gute Chemie in der Band ausnutzen, um zusammen zu spielen, einfach zusammen zu sein. Man muss in der richtigen Stimmung sein, um Songs schreiben zu können.
Waren die Aufnahmen anders als bei früheren Alben?
Nein, es lief perfekt. Ich sag Dir etwas: wir haben zwei ´first takes´ auf dem Album – „Instrumental Illness“, z.B. ist einer davon. Wir haben die Instrumente eingestöpselt, gespielt, und die Aufnahme saß. Das gibt es nicht in vielen Bands. Ich erinnere mich an das Stück „High Falls“ vom „Win, Lose or Draw“ Album (1975) _ DA HABEN WIR MAL ÜBER &= Takes aufgenommen – am Ende haben wir den dritten genommen (lacht).
Würdest Du sagen, dass sich musikalisch etwas verändert hat?
Es ist kein anderer Stil, als der, den wir mit Warren schon früher hatten. Es gab mal eine Zeit, ohne ihn, als wir vielleicht manche Sachen anders gemacht haben, aber seit Warren zurück ist, ist auch das Feeling in der Band fast wieder wie früher.
Allerdings hattet Ihr in der Vergangenheit mehr Jazz-Anteile in Eurem Sound, oder?
Ja, wir hatten immer Jazz-Elemente in der Musik. Ich meine, das ist, was wir alle gemeinsam hatten. Ich komme aus der Rhythm´n´Blues Ecke, wie auch mein Bruder, Butch kommt aus der Rock´n´Roll und Country-Musik – das ist vielleicht, was wir nicht mit drin haben, Country Musik.
Dafür bräuchtet Ihr wohl ´ne Pedal Steel Gitarre...
Oh Gott, bloß nicht! Ich wurde in Nashville geboren, mehr brauche ich von dem Ding nicht mehr. Ich habe nie Country Musik gemocht.
In der langen Geschichte der Allman Brothers gab es nur eine längere Pause: in den 80ern.
Das war wirklich eine verrückte Zeit, diese 80er. Es gab keine Rock-Radiostationen mehr, nur noch Drum-Computer, Disco, und all dieser Schnick Schnack in der Musik. Keiner wollte uns mehr hören, also machten wir eine Pause. Butch ging wieder zur Schule, ich machte solo weiter, aber es war alles nicht das wahre. Ich meine, es lief, aber es war einfach kein Vergleich mit der Zeit in der Band.
Und als Ihr Euch wieder zusammen tatet, kamen die alten Fans zurück?
Absolut, und sie brachten die jungen Fans mit (lacht). Und es sah erst sehr gut aus, aber Mitte der 90er, schlitterten wir in ganz neue Probleme. Drogen, Krach in der Band, das war die Zeit, als wir die Geschichte fast ganz aufgegeben hätten. „The High Cost of low Living“ vom neuen Album ist über diese Zeit. Aber ich bin so froh, dass wir uns zusammen gerissen haben. Wenn ich heute die vielen jungen Fans im Publikum sehe, dann weiß ich, dass es das wert war. Es ist so faszinierend für mich, in die Augen dieser Generationen-übergreifenden Zuschauer zu sehen. Seitdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass früher oder später jeder einmal auf echte, handgemachte Musik kommt. Lass die Kleinen hören, was sie wollen, irgendwann sehen sie, dass der Klang einer Gitarre echter ist, als der von Computern.
Apropos Computer - Ihr habt eine fantastische Produktion auf dem neuen Album! Und tolle Stereo Effekte.
Ja, das ist unser Tribut an Veränderungen. Wir haben versucht, moderne Technologie für unsere Art von Musik zu nutzen, und dabei sind ein paar wirklich tolle Ergebnisse herausgekommen. Ja, ich glaube, dies ist eine der besten Aufnahmen, die wir gemacht haben – so gut wie damals, als mein Bruder noch dabei war.
Außerdem gibt es nicht nur ein gehöriges Maß an Abwechslung auf dem Album sondern auch ein erstaunlich hohes Qualitäts
Mit „Woman across the River“ habt Ihr auch einen Coversong auf dem Album.
Ja, irgendwann haben wir damit angefangen, einen Blues-Klassiker auf jedes Album zu packen. Früher sagten wir immer, wenn ein Song nicht von uns ist, nehmen wir ihn auch nicht auf, aber das ist Quatsch, weiß Du. Es gibt soo viele gute Songs, wir haben ein Jahrhundert voller Klassiker, aus denen wir auswählen können. Also warum nicht? Wenn Du einen Grammy kriegst, kriegst Du ihn ja für die Performance, da fragt auch keiner, wer den Song geschrieben hat... (lacht)
Ihr habt ja sogar mal einen Grammy gewonnen!
Ja! Und wir waren vier Mal nominiert.
Und? Gibt es einen potentiellen Grammy-Gewinner auf dem neuen Album?
Wer weiß schon, wie ein Lied sein muss, um einen Grammy zu gewinnen, heutzutage.
Was ist denn Für dich am wichtigsten für einen guten Song?
Der Vibe muss stimmen. Oder der Beat, der dich packt. Das ist, was mir am wichtigsten ist. Ein Song muss dich packen können. So wie „Living for the City“ von Stevie Wonder, man, der Song hat mich von Anfang an umgehauen. Der hat einfach etwas. Und das braucht ein guter Song.
Und wie wichtig sind Texte für Dich?
Sehr wichtig! Auch wenn ich mich immer mit der ersten Zeile schwer tue. Wenn die sitzt, dann klappt auch der Rest des Textes.
Gibt es einen Lieblingssong auf dem neuen Album?
Ich glaube, „Old before my Time“ ist mein Lieblingsstück. Und der Text ist sogar auch gut (lacht).
Plant Ihr zu touren, ich meine auch außerhalb Amerikas?
Nun, unsere Plattenfirma kommt aus England, also hoffe ich, dass wir nach Europa kommen werden. Aber ich denke, das wird erst im nächsten Jahr werden. Ich meine in über 30 Jahren waren wir erst zwei Mal in Europa, das ist definitiv zu wenig. Aber es ist nicht immer einfach.
Wieviel von Eurem Set ist improvisiert, wenn Ihr live spielt?
Es gibt in den meisten Songs bestimmte Eckpfeiler, um die herum man jammen kann. Das muss nicht immer sein, und es ist ganz bestimmt nicht jeden Abend das gleiche, aber es wird viel improvisiert. Man kann nicht 30 Jahre lang die selben Songs gleich spielen, dann endet man wohl am ehesten in der Gummizelle.
Wir sind keine Jam-Band, die einfach nur dahin spielt, um des jammens Willen, ich nenne ungerne Namen, aber Grateful Dead können es manchmal schon übertreiben... (lacht). Nein, wir sind keine Jam-Band, aber wir sind bestimmt eine Band, die auch mal gerne jammt. Aber es ist wichtig, dass man zur Hookline eines Songs zurück findet.
Okay, letzte Frage: wo bist Du in 10 Jahren?
Uuh, wer weiß? Ich hoffe ich spiele noch – Les Paul spielt Montags immer in New York. Ich meine, er ist Mitte 80, aber er spielt immer noch fast jeden Montag in einem Club, wenn er sich danach fühlt. Das wär auch etwas für mich. Spielen, wann ich will, nicht wenn irgendwelche Tourneepläne es von mir verlangen.