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Live zu erleben
sind Amplifier am
Mi 25.05.2011 in
Groningen, NL im VERA
am Fr 10.06.2011
in Hamburg im Knust
sowie am Sa
6.8.2011 in 48361 Beelen beim Festival „Krach Am Bach“ mit Blackmail, Long
Distance Calling, Wallace Vanborn uva. -
Review der CD „Octopus“ Album des Monats in der
„Blizzard” Friday Night Shock Show bei Radio Jade
Hallo Sal, es ist
eine Weile her…
Ja, das stimmt wohl. Könnte der Welt langsamste Karriere
werden… (lacht)
Nun, dafür gibt es
noch andere Aspiranten, aber – was ist passiert? Offensichtlich habt ihr schon
mal kein Label mehr.
Doch! Wir haben unser eigenes Label, ein anderes brauchen
wir gar nicht. Wir bringen einfach unsere Platten selber raus, wir passen eh
nicht in die normale Musikindustrie.
Sagt einer, der
ein bisschen Pech hatte mit Labels in der Vergangenheit…
Ja, jedes Mal. Aber das ist ok. Wir haben dran
gearbeitet, das hat ein bisschen Zeit gekostet, aber wir sind sicher, dass das
der bessere Weg für uns ist.
Die Frage ist, ob
ihr „groß“ genug seid, um damit zurecht zu kommen, sprich, ob genug Leute
wissen, dass es ein neues Album von euch gibt.
Ja, wir haben viele Leute, die sich dafür interessieren.
Eine kleine Karriere haben wir ja schon hinter uns, eine gewisse Fanbasis auch,
so dass es gerade genug sein dürfte, damit wir zurecht kommen. Hoffe ich. Alles
was ich machen kann, ist das Album zu promoten so gut wir können. Und im
Endeffekt werden wir das Album mit denen zelebrieren, die es entdeckt haben,
und über die Zeit werden weitere dazu kommen. Und alles, was wir verdienen,
können wir direkt reinvestieren in die Band.
Also das Geld, was
ihr mit Platten und Konzerten verdient. Habt ihr noch andere Einnahmequellen?
Nein, nur die Band (lacht).
Wovon habt ihr die
letzten vier Jahre ge-/überlebt?
Ich weiß es nicht, wir haben es geschafft! CDs, T-Shirts
und so…
In England ward
ihr also die ganze Zeitz aktiv? Denn hier in Deutschland habt ihr euch ja recht
rar gemacht…
Nein, in England haben wir durchaus gespielt. Aber obwohl
es durchaus viele Fans hier in Deutschland gibt, mit denen wir auch in e-mail
Kontakt stehen, war es für uns nicht so einfach, rüber zu kommen. Diese Fans
haben unsere Platten gekauft, aber ehrlich gesagt fehlte uns auch die Zeit für
große Tourneen. Es hat uns allen Ernstes vier Jahre gekostet, um „The Octopus“
zu machen. Full time. Es ist ein großes Unternehmen! Allein das Schreiben hat
18 Monate gekostet, d.h. wir haben eineinhalb Jahre nichts anderes gemacht, als
Musik zu spielen, bevor wir überhaupt angefangen haben, aufzunehmen. Es war
anders, als mit allen anderen Alben zuvor.
Das heißt?
Wir haben es live aufgenommen – in drei verschiedenen
Sessions über drei Jahre verteilt. Wir haben keine Overdubs gemacht, sondern
haben die besten Takes von jedem Song genommen. Zwischendurch mussten wir en
bisschen Geld verdienen, dann bin ich noch Vater einer Tochter geworden. Ja, es
waren die vier produktivsten Jahre unseres Lebens.
Die
produktivsten?! Wir reden von EINEM Album… Live aufgenommen… es gibt Bands, die
machen das in einer Woche!
Es sind zwei Alben – und über zwei Stunden Musik. Und was
andere machen, interessiert mich gar nicht. Und es gab eine EP zwischendurch.
Es sind also zwei
Alben – oder ein Doppelalbum?
Es gibt doch ein verbindendes Element. Man kann auch
sagen, es sind zwei Seiten desselben Albums, mit unterschiedlichen Songs,
zweimal aufgenommen. Wir hatten keinen Masterplan, aber so ist es geworden. Wir
haben einfach angefangen, zu jammen – und das ist, was dabei herausgekommen
ist. Wir hatten niemanden, der uns gesagt hat, es müsste so oder so klingen,
ihr braucht eine Radiosingle, etc.
War das, was euer
Label euch gesagt hat?
Das ist, was alle Labels sagen, so arbeiten Labels.
Labels brauchen maximal mögliche Publicity, gerade für Bands, die noch vor dem
großen Durchbruch stehen. Aber wir sind keine Band, die so arbeiten kann.
Was meinst du mit
zwei Seiten desselben Albums, zweimal aufgenommen?
Wenn ich Part 1 & 2 höre, ist es für mich wie ein
Film, den man aus zwei verschiedenen Perspektiven aufgenommen hat.
Mit welcher
Verbindung? Ich meine, die Songs sind ja schon mal unterschiedlich…
Sie sind ähnlich aufgebaut, sie haben ruhige Momente an
der gleichen Stelle, sie beginnen beide mit zwei Songs, die das Album einleiten
und zwei, die es abschließen.
Ihr hattet vorher
zwei Alben – wobei das zweite etwas rockiger ausgefallen ist, als das erste –
wprdest du mir da zustimmen?
Ja. Und die Alben sind im Endeffekt der beste Beweis
dafür, warum wir keine Label-Band sind. Plötzlich sollten wir ganz schnell ein
zweites Album abliefern – und wie du schon ganz richtig bemerkt hast, sind wir
nun einmal nicht besonders schnell. Und wir mussten „Insider“ innerhalb von ein
paar Wochen schreiben und aufnehmen. Als ich die Songs eingesungen habe, musste
ich die Texte ablesen… ich liebe das Album, ich finde es hat wirklich tolle
Songs, und ich mag auch diese schnellere Variante von Amplifier. Aber die Art,
wie wir es gemacht haben, war nicht mein Ding. Deshalb war auch klar, dass
„Octopus“ so lange brauchen würde – einfach weil wir den Kontrast zu „Insider“
brauchten. Das nächste Album wird nicht so lange brauchen.
Also ein wunderbares
Beispiel für den Satz „Man hat sein ganzes Leben, um sein Debütalbum
aufzunehmen und nur Monate für sein zweites Album“. „Octopus“ hat jetzt wieder
sehr lange gedauert – geht es deshalb zurück zu dem „echten“ Amplifier – zu dem
was ihr musikalisch – auf dem Debütalbum ward?
Ja, ich denke, so kann man das sagen. Für uns gab es nur
die beiden Alternativen: Entweder lösen wir uns auf oder wir gehen zurück zu
dem, womit wir angefangen haben. Zusammen in einem Raum und spielen. Und
deshalb passten wir auch zu keiner Plattenfirma mehr, denn die könnten damit
nicht leben. Und deshalb ist dieses Album wirklich Amplifier.
Was macht einen
Song zu einem Amplifier Song?
Normalerweise ist es so, dass wir vor uns hin jammen. Und
wenn wir RICHTIG viel Glück haben, kommt dabei ein Song heraus. Aber das ist
selten. Wahrscheinlicher ist, dass man Tage, Wochen oder auch Monate später
sich die ganzen Bits n Pieces anhört, sich die Perlen rauspickt und diese
weiterdenkt. Das ist dann mein Part. Und beim nächsten Spielen kann man das
dann weiterentwickeln. Und nach ein paar Wochen beginnt sich das zu entwickeln.
Wie ein Embryo. Und das erste, was mir dazu einfallen muss, ist ein Name, erst
dann kann sich daraus ein Song entwickeln.
Ok, ich beginne zu
verstehen, warum es so lange dauert…
Der Name ist essentiell! Er sagt dir alles darüber, was
der Song werden kann und was er am Ende ist.
Was ist also „The
Octopus“?
Es gibt einen Begleittext… ok, eine Zusammenfassung. Der
Text versucht, einen kleinen Einblick zu geben in unsere Existenz. Und „The
Octopus“ ist eine Art Netzwerk, eine Art Gehirn, ein System, und jeder der „The
Octopus“? kennt, ist Teil von ihm. Aber ich fürchte, du musst den Text lesen,
um ihn wirklich zu verstehen. Er ist lang, aber eigentlich nicht so schwer…
Klingt ein
bisschen nach einem Drehbuch… ist da was geplant?
Von mir aus… könnte man machen. Aber ich fürchte, dafür
fehlt die spannende Geschichte.
Gab es eigentlich
Offerten von Labels?
Ja, aber sie boten uns keine Zukunft an. Sie wollten das fertige Album für 10,
20.000 Euro, aber wer würde das schon machen? Wir müssen davon leben!
Und was kommt
jetzt für uns? Jede Steckdose zum Spielen suchen?
Oh, wir werden erste einmal warten und den Leuten Zeit
geben, das Album zu verarbeiten. Und frühestens im Sommer werden wir beginnen,
ein paar Konzerte zu spielen. Alles andere wäre Wahnsinn. Früher sind wir immer
getourt, sobald das Album erschienen ist, niemand hatte Zeit, eine Beziehung zu
dem Album aufzubauen. Und es macht wirklich einen Unterschied, wenn du auf der
Bühne stehst, und die Leute lieben das Album. Wer hat etwas davon, wenn kein
Mensch versteht, was du da vorne spielst, weil das Album gerade erst
rausgekommen ist. Wir werden bestimmt zwei, drei Jahre zu diesem Album touren,
und unsere Show entwickeln. Das ist eine weitere Sache, warum wir kein Label
wollen, wir möchten uns nicht an „den üblichen Weg“ halten müssen. Und ich
fürchte, es wird sich nicht rechnen, an jeder Steckdose zu spielen, da muss man
auch an die Energie denken, die man hineinsteckt. Es gibt so viel mehr, als
Live-Spielen. Das ganze Drumherum muss organisiert werden, die Kontakte zu den
Fans müssen aufrechterhalten werden. Allein die Interviews und das e-mail
Schreiben ist so zeitaufwändig. Und wer sagt denn, dass man mehr Fans erreicht,
wenn man in jedem Dorf spielt? Je mehr man spielt, desto weniger ist eine Show
wert.
Habt ihr das neue
Material schon live ausprobiert?
Wir haben immer mal Shows gespielt und wir haben jeden
Song 2, 3 Mal gespielt, bevor wir ihn aufgenommen haben. Aber wir haben das
Album an sich noch nicht gespielt.
Ich muss sagen,
dass ich einige Bands erst über ihre Konzerte für mich entdeckt habe. Warum ist
es so wichtig, dass das Album erst einmal eine Zeit lang „sacken“ muss, bevor
ihr live spielt?
Weil wir es so für uns entschieden haben. Das Album
braucht Zeit, um es richtig zu entdecken und wir wollen den Hörern diese Zeit
geben.
Das haben wir so
gelernt als Musikfans. Aber ich weiß nicht, ob die heutigen Musikgewohnheiten
noch so sind…
Das wird sich zeigen müssen. Ich habe keine Ahnung, aber
momentan bin ich noch der Überzeugung, dass wir Recht behalten werden.
Na dann, viel
Glück!