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Bobby Kimball / Toto Interview
Er war der Mann, der Toto mit seiner Stimme bereicherte
und zu dem machte, was sie noch heute sind. Hits wie “Africa”, “Rosanna” oder “Hold
the Line” zählen seit zwanzig Jahren zum Pflichtrepertoire ihrer Konzerte und
sind die Nummer Eins Hits, die man mit den Amerikanern verbindet. Trotzdem war
auf einmal Schluss. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere trennte man sich vom
Leadsänger , veröffentlichte mehr oder weniger erfolgreich drei weitere
Studioalben, bevor man ihn wieder zu sich ins Boot holte. Ein grandioses neues
Studioalbum (“Mindfields”), eine umjubelte Welttournee und ein neues Livealbum
(“Livefields”) belegen, was Toto fast 15 Jahre lang gefehlt hat. Obendrein
veröffentlichte Bobby Kimball gerade sein zweites Soloalbum “All I ever
needed”, also offensichtlich der richtige “Zeitpunkt”, sich den guten Mann mal
vorzuknöpfen!
Worüber möchtest Du denn eigentlich lieber sprechen, dein
Soloalbum oder die Rückkehr zu Toto?
Das ist mir gleich. Beides sind extrem glückliche Tatsachen
für mich. Aber die Rückkehr zu Toto ist ja schon ein gutes Jahr her, das
Soloalbum ist brandneu, also warum fangen wir nicht damit an?
Mich überrascht es, dass Du gerade von der Toto-Tournee
kommst, und trotzdem Zeit hattest, ´nebenbei´ Dein Soloalbum fertig zu stellen!
Ich hatte das Album bereits fertig aufgenommen, als sie mich
fragten, ob ich wieder mitmachen möchte. Dann habe ich es erst einmal
zurückgestellt, weil ich es nicht zeitgleich mit einem Toto-Album
veröffentlichen wollte. Dadurch hatte
ich die Chance, das ganze Album ein Jahr später noch einmal durchzugehen, und
alle Sachen, die mich störten, noch zu ändern. Und so kann ich sagen, das ich
wirklich absolut zufrieden bin, mit dem Resultat.
Manch anderer Musiker würde sich wünschen, diese
Zwischenpause einlegen zu können, bevor sie ein Album veröffentlichen...
Ja, meistens stehen irgendwelche Plattenfirmen dahinter, die
darauf drängen, dass das Album endlich rauskommt. Ich meine, es geht einem doch
immer so, dass man im Nachhinein noch Sachen findet, die man besser hätte
ändern sollen. Nun wurde es aber auch Zeit, das Album zu veröffentlichen, weil
ich bereits am Nachfolger arbeite...
Es gibt schon Pläne für ein drittes Album?
Ja, ich bin schon mittendrin. Aber der größte Unterschied
damit wird sein, dass ich versuchen werde, eine Band zusammenzustellen, mit der
ich das dynamisch einspielen kann, nicht mit Sessionmusikern wie beim letzten
Mal.
Haben die Texte von “All I ever needed” etwas
autobiografisches?
Ein paar, vielleicht. Aber nicht unbedingt alles.
Und ist die Musik von Dir?
Ja, ich habe sie zusammen mit ein paar Freunden geschrieben.
Hast Du Favoriten?
Ich mag “My Kinda Lover” und “Two Souls”, bei denen ich mit
Mickey Thomas von Starship singe, er ist einer meiner Lieblingssänger – und ein
sehr guter Freund. Aber ich denke, mein Lieblingsstück ist “Kristine”.
War ja wieder klar – einer dieser Titel mit Mädchennamen,
die es auch auf fast jedem Toto-Album zu hören gibt...
Wirklich? Oh ja, das ist mir eigentlich noch nie
aufgefallen, aber jetzt wo Du´s sagst... “Melanie”, “Rosanna”, nein, das ist
eigentlich nicht unbedingt absichtlich. Und es hat auch nichts damit zu tun,
dass es dieser Song ist, der mich am meisten berührt.
Wird es auch eine Solo-Tour geben?
Ja, wir wollen im April ein paar Auftritte hier in Europa
machen, aber auch dafür gibt es noch nichts genaueres. Wir sind gerade bei den
Verhandlungen. Ich werde zwei neue Sänger mitbringen. Ich habe ein Management-Unternehmen
und diese beiden Jungs werden ganz sicher noch ganz groß heraus kommen! Travis
Thibodaux und Pat Register – diese zwei Namen kannst Du Dir jetzt schon merken.
Sie haben noch nichts aufgenommen, aber sie haben´s wirklich drauf. Ich werde
sie auf meiner Tournee vorstellen, und Du wirst sehen, was ich meine.
Im Booklet Deiner CD sieht man Dich auch Piano spielen,
spielst Du auch bei Konzerten?
Ja, bei meinen Solo-Gigs. Aber nicht mit Toto. Da haben wir
zwei gute Leute – David (Paich) und John Jesso, der die Keyboards programmiert,
und während den Gigs neben der Bühne noch begleitet. Er spielt genauso auch bei
Van Halen, neben der Bühne.
Ach! Ich hatte mich bei denen schon immer gefragt, ob das
live gespielt, oder vom Tape kommt...
Ja, er steht rechts von der Bühne. Ich weiß eigentlich auch
nicht, warum er nicht mit auf der Bühne steht – also auch bei uns, meine ich.
Wenn wir schon gerade bei den Konzerten sind, Ihr habt
gerade Eure Tournee abgeschlossen, oder?
Ja und nein. Ich meine, wir haben bis letzte Woche in
Amerika gespielt, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die Tour noch ein
bisschen weitergeht. Etwas genaueres kann ich aber noch nicht sagen, weil noch
nichts genaues feststeht. Aber wir hatten das Gefühl, dass wir in einigen
Länder durchaus noch ein paar Gigs dran hängen können
Andererseits wart Ihr ja auch schon eine ganze Weile
unterwegs.
Ja, seit Februar ´99, allerdings mit sporadischen Pausen.
Wie würdest Du deine “Rückkehr” beurteilen, wie waren die
Reaktionen?
Ich würde sagen, sie war erfolgreich, die meisten Auftritte
waren ausverkauft, und ich habe einige völlig fanatische Fans kennengelernt,
die waren wirklich unglaublich. Sie sind uns um die halbe Welt gefolgt, um
unsere Auftritte zu sehen. Es war eine tolle Tournee bisher. Wir hatten super
Konzerte, haben tolle Songs gespielt – unsere aktuelle Version von “Gorgy
Porgy” ist so viel besser als die Originalversion – wir haben nach einiger Zeit
immer weit über 2 ½ Stunden gespielt.
Über 2 ½ Stunden?? Da haben die, die nicht dabei waren,
ja richtig was verpasst...
Ja, denke ich auch. Und wir hatten Sound und Licht von Pink
Floyd, also es war wirklich alles perfekt!
Unglaublich. Aber ihr bringt das alles noch einmal mit,
wenn ihr wiederkommt?
Ja, sicher! Du musst das sehen! Das Abschlusskonzert in
Japan wurde gefilmt mit 22 Kameras, ich glaube, sie wollen es als Video oder
DVD veröffentlichen. Teile davon sind bereits auf der Bonus-Disc des aktuellen
“Livefields”-Albums...
Kannst Du uns ein bisschen über Deinen Ausstieg bei Toto
erzählen, und was Du in der Zwischenzeit gemacht hast?
Es ist fast 15 Jahre her mittlerweile, und es hat sich eine
Menge geändert bei uns allen, glaube ich. Das wichtigste, was ich zuerst zu
erledigen hatte, nach meinem Rauswurf, war, mein Leben zu ändern. Es waren am
Ende eine Menge Drogen und so ein Mist im Spiel, das hat eine Menge kaputt
gemacht. Ich habe danach viel korrigiert, und ich liebe mein Leben jetzt. Es
macht Spaß, morgens aufzuwachen, und sich gut zu fühlen!
Rauswurf? Sie haben Dich gefeuert damals?
Ja, frag mich nicht wieso, danach musst Du die anderen
fragen, vielleicht können sie Dir das besser erklären. Wir hatten gerade von 9
Nominierungen 7 Grammys abgeräumt und dann haben sie mich rausgeschmissen.
Ich glaube, es lag an mir – oder besser noch an den Dingen,
die ich mir so reingeschmissen habe. Wir waren alle jünger und ein bisschen
´crazy´. Aber was immer die Gründe waren, sie sind vergessen.
Warst Du in der Zwischenzeit musikalisch aktiv?
Ich habe mit Frank Farian an Far Corporation gearbeitet. Wir
haben zwei CDs gemacht, bei denen Robin McAuley und ich – und noch ein paar
andere Sänger gesungen haben. Und dann habe ich noch mit einem anderen Typen
hier in Deutschland an zwei Alben gearbeitet, aber dessen Namen werde ich nicht
verraten, weil ich für ihn keine Werbung machen möchte. Er ist ein absoluter
Abzocker und sollte nicht weiter erwähnt werden. Naja, und schließlich hatte
ich die Chance, mit “Rise up” mein erstes Solo-Album zu veröffentlichen, aber das war noch nicht
wirklich ich. Vielleicht ein wenig zu hart, noch nicht so ausgereift wie “All I
ever needed”.
Und wie kam es letztendlich zum Wiedereinstieg bei Toto?
Ich stand mit Steve (Lukather) im Kontakt per e-mail, und
wir sprachen über die Veröffentlichung des “XX”-Albums, und er fragte mich, ob
ich Lust hätte, ein paar Promo-Gigs zu absolvieren. Und diese Auftritte waren
sehr gut, und so fragten sie mich, ob ich auch beim nächsten Album –
“Mindfields” – mitzumachen. Und der Rest ist die logische Fortsetzung.
Wo wir anfangs schon von zufriedenstellenden Alben
gesprochen haben... fandst Du “XX” besonders geglückt? Mir erschien es eher wie
eine zusammengetakelte Sammlung angestaubter Demo-Aufnahmen...
Du könntest den Kern nicht besser getroffen haben. Wir
hatten nun einmal diese uralten Aufnahmen, so wie “Tale of a Man”, ich glaube,
das war der erste Song, den ich je mit Toto eingesungen habe. Das waren Stücke
aus den 70ern, für viele sicherlich ziemlich indiskutabel. Aber im Endeffekt
bin ich froh, dass dieses Album uns als Band wieder zusammengebracht hat. Ich
meine, ich habe diese Band immer geliebt, und es ist toll, dass es
wieder so gut läuft.
Ralf Koch