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Interview Mai 2018. Ein älteres Interview mit den Brandos findest du hier!
Ribs
& Blues Festival : https://www.ribsenblues.nl/
Raalte. Nur rund zwei Stunden
südlich, ein paar Längengrade dann nach links: 50 km von der deutschen Grenze
entfernt findet das größte (Gratis-) Bluesfestival der Niederlande statt. Auch
die 22. Auflage an diesem Pfingstwochenende (20. – 21. Mai) glänzt wieder mit
internationaler Besetzung. Nach dem kostenpflichtigen ersten Tag am Samstag,
19. Mai mit Mothers Finest, Status Quo und Earth Wind & Fire startet der
Sonntag mit den Briten The Brew und endet mit den Brandos – mit 11 weiteren
Bands dazwischen. Und auch der Montag sorgt mit u.a. Ten Years After und sieben
weiteren Acts für eine Menge Kurzweil.
The
Brandos, die zuletzt auf „Los Brandos“ ihren Sound mit spanischen Elementen
erweitert haben, sind gerade dabei, ihren Backkatalog wiederzuveröffentlichen;
Bandchef Dave Kincaid gab uns dazu ein paar aktuelle Einblicke.
Warum gab es Probleme
mit der Verfügbarkeit eurer alten Alben
Unser Vertrag mit SPV lief Ende der 90er aus und sie hatten den
gesamten Backkatalog. Damals passierten bei uns ohnehin ein paar persönliche
Dinge und wir waren eine Weile nicht sehr aktiv was das Musikmachen und Touren
betraf. Nun haben wir ein paar Alben bei Blue Rose Records
draußen und wir sind wieder da. Also machte es für uns Sinn, die alten Alben
auch wieder zugänglich zu machen.
Alle?
Ja, ich glaube schon.
Hätte man die Chance
nicht gleich nutzen könne, ein paar Dinge zu ändern oder hinzuzufügen?
Ich weiß, dass das eine
übliche Marketingpraxis ist, aber wir hatten nicht das Gefühl, dass das nötig
gewesen wäre. Diese Alben sind ein Zeitdokument der Band zu ihrer Zeit – warum
also etwas ändern? Ich bin sehr froh, dass sie wiederveröffentlicht werden,
besonders für die neuen Fans. Allerdings geht es mir in erster Linie um neue
Musik und die Zukunft der Band. Wir haben gerade zwei neue Videos auf unserer
YouTubeSeite veröffentlicht. Du siehst, wir tun also unser bestes, die Band ins
21. Jahrhundert zu bringen.
Du erwähntest gerade
die Unterbrechung… das waren fast 10 Jahre Pause!
Ja, das Leben ist uns
in die Quere gekommen. Ich habe einen jungen Sohn jetzt und jeder kann dir
erzählen, dass das alles ändert. Und es gab noch ein paar andere Dinge die uns
dazwischen gekommen sind und mich davon abgehalten haben, weiterzukommen. Aber
wir sind zurück und das war ein weiter Weg!
Ihr habt eine große
Fanbasis in Deutschland – von einem Durchbruch kann man allerdings kaum
sprechen. Was fehlte?
Die offensichtliche
Antwort ist: Ein Hit! Das Glück der Iren war diesbezüglich leider nicht mit
uns. Aber glücklicherweise ist es möglich, auch ohne das in diesem Business zu
überleben – und wir können machen, was wir machen. Gibt es etwas Besseres?
In den USA seid ihr
nicht so erfolgreich, oder?
Leider nein. Nur unser erstes Album wurde hier veröffentlicht
und ich könnte dir eine lange Geschichte erzählen darüber, wie schrecklich das
Musikbusiness sein kann – nicht nur für uns; für viele Künstler. Andererseits
ist das erste Album damals ganz gut angekommen und es gibt eine Menge Leute,
die sich an uns erinnern. Und jetzt in Zeiten des Internet, werden unsere
anderen Alben hier auch erhältlich sein.
Grundlage dafür ist
jawohl das Touren – und das plant ihr ja schon fleißig!
Yep, dieses Jahr wird
eine Menge los sein. Wir haben das Ribs & Blues Festival in Raalte, am 20.
Mai – das wird nur eine Show, aber eine Menge Spaß. Und die Tour beginnt dann
Mitte September mit Skandinavien, Deutschland, Holland und Belgien.
Euer letztes Album
überraschte mit spanischen Elementen – wie kam es dazu?
Es ist Teil dessen, was
ich immer versucht habe: Der Versuch, die Dinge interessant zu halten für mich
und die Fans. Ich habe in Mexiko gelebt, als ich jung war und ich spreche die
Sprache immer noch ganz gut. Ich habe gute Freunde dort und sie haben mich seit
Jahren gefragt, warum ich nicht mal etwas in Spanisch schreibe. Also dachte
ich, warum nicht? Der Sound einer Sprache kann eine ganz eigene Stimmung und
Atmosphäre erzeugen und ich fand das eine interessante Wendung. Im Booklet sind
die Texte ja dann ins Englische übersetzt.
Außerdem war das Album
sehr poetisch – was auch neu war.
Du bist nicht der
erste, der das sagt und ich freue mich darüber! Es war keine bewusste
Entscheidung… ich glaube, es gibt Momente im Leben, an denen sich Änderungen
bemerkbar machen. Vielleicht wird man durch mehr Lebenserfahrung
philosophischer, vielleiht auch poetischer.
Ihr werdet oft in eine
Ecke zwischen R.E.M., Blues und Southern Rock gesteckt – passt das oder waren
die neuen Elemente auf dem neuen Album auch der Versuch, davon wegzukommen?
Diese Southern Rock Verbindung
habe ich nie nachvollziehen können. Bands wie Lynyrd Skynyrd und so waren nie
so meins. Bei dieser
Beschreibung hat mir immer die britische Komponente gefehlt. Einmal
habe ich die Beschreibung “Creedence meets The Who” gelesen, das fand ich am
passendsten. Diese Americana Sache ist da, ja, aber für mich waren auch Pete
Townshend und The Who immer ein sehr großer Einfluss.
Letztes
Jahr wart ihr schon mit eurem neuen Album hier – mit großem Erfolg!
Ich bin so glücklich,
dass uns das europäische Publikum so herzlich aufnimmt und uns offensichtlich
niemals zu vergessen oder zu verlassen scheint. Hier in den Staaten wird man
schon nach 6 Wochen vergessen.
Und
werdet ihr im Herbst schon wieder neues Material haben?
Kein neues Album, die Tour dreht sich dann mehr um die
Wiederveröffentlichungen. Aber ich hoffe, zumindest ein paar neue Songs zum
Ausprobieren zu haben.
Wir
sprachen schon über das Blues Festival in Holland – inwieweit passt ihr auf ein
Blues Festival?
Nun, ehrlich gesagt habe ich nicht das Gefühl, dass viele der Bands
reine Bluesbands sind. Aber ganz abgesehen davon: Natürlich
hat der Blues einen großen Einfluss auf mein Gitarrenspiel – sowohl direkt als
auch indirekt. Ich bin aufgewachsen mit den großen Rock und Blues Helden, Jimi
Page, John Fogerty, Carlos Santana, Jimi Hendrix, die waren alle im Blues zuhause
und haben ihren Rock in die Welt hinaus getragen. Und das ist, wie ich meine
Musik verstehe – und das funktioniert im Blues Club wie auf einer Festival
Bühne.